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Wien | Albertina: Lisette Model Einflussreiche Fotografin aus Wien | 2025/26

Lisette Model, Bars, Singer at Cafe Metropole, Detail, 1940, Vintage Print (ALBERTINA, Wien © The Lisette Model Foundation)

Lisette Model, Bars, Singer at Cafe Metropole, Detail, 1940, Vintage Print (ALBERTINA, Wien © The Lisette Model Foundation)

Die einer Wiener Familie mit jüdischen Wurzeln entstammende Lisette Model (1901-1983) gilt als eine der international einflussreichsten Fotografinnen. Verfolgt Lisette Model zunächst eine musikalische Ausbildung, findet sie erst in Frankreich, wo sie ab Mitte der 1920er Jahre lebt, zur Fotografie: Die Autodidaktin nimmt 1934 ihre entlarvende Porträtserie von reichen Müßiggängern in Nizza auf, die im aufgeheizten politischen Klima der Zeit als beißende Gesellschaftskritik für Furore sorgt.

Lisette Model 2025/26 in Wien

Die Ausstellung in der Albertina ist die bisher umfangreichste Präsentation der Künstlerin in Österreich und vereint ihre wichtigsten Werkgruppen zwischen 1933 und 1957. Neben ikonischen Fotos, wie „Coney Island Bather“ oder „Cafe Metropole“, sind auch unbekanntere und noch nie zuvor gezeigte Arbeiten zu sehen.

Nachdem Lisette Model 1938 nach New York emigrierte, konnte sie sich in der vibrierenden Kunstszene als freiberufliche Fotografin für stilbildende Magazine, wie „Harper’s Bazaar“, rasch einen Namen machen. Sie fotografierte die vielfältigen und gegensätzlichen Facetten urbanen Lebens: Model zeigte in schonungslosen Aufnahmen die arme Bevölkerung im Stadtteil der Lower Eastside, in konfrontativen Porträts die Upper Class bei ihren Vergnügungen und in dynamischen Serien das vibrierende Nachtleben in Bars und Jazzclubs. In den späten 1940er und 1950er Jahren entstanden umfangreiche Werkgruppen außerhalb New Yorks. Die Fotos von der Westküste der USA oder von Venezuela charakterisiert eine melancholische und düstere Stimmung, ohne dass Model dabei den scharfen Blick auf gesellschaftliche Verhältnisse verliert. Aufgrund politischer Repressalien während der McCarthy-Ära startete Model ihre zweite, enorm einflussreiche Karriere als Lehrende.

Nach jahrzehntelangen Bemühungen publizierte der renommierte Verlag Aperture 1979 ihre erste Monografie. Die Ausstellung Lisette Model präsentiert erstmals den Originalentwurf dieser Publikation, die heute ein Klassiker unter den Fotobüchern ist.

Quelle: Albertina

Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.