Einprägsame, große Figuren, poppige Farben und ein moralischer Inhalt – so lassen sie nahezu alle Poster von Keith Haring (1958–1990) beschreiben. Der in den 1980er Jahren in New York arbeitende Künstler fand in legendären Subway Drawings seinen charakteristischen Stil und eine öffentlich zugängliche Kommunikationsfläche. Die mit weißer Kreide auf schwarzem Papier gezeichneten Geschichten changieren zwischen Pop- und Hochkultur, zwischen Plakat-Design, Comics, Graffiti und Streetart. Ort seiner Kunst ist nicht die Galerie, sondern die unterirdischen Wege; Publikum nicht eine wohlhabende Elite, sondern die breite Masse. Komplexe Themen verstand er so aufzubereiten, dass sie scheinbar einfach zu verstehen sind.
Deutschland / Hamburg: Museum für Kunst und Gewerbe
31.5. – 5.11.2017
Keith Haring gestaltete sein erstes Plakat im Jahr 1982. Vier Plakaten im Jahr `82 folgten neun `83, danach zehn bis zwanzig jedes weitere Jahr.1 Interessant ist auch die Themenwahl Harings. Von seinen rund 100 Postern bewerben allein 23 verschiedenste gesellschaftspolitische Themen, 26 widmen sich kulturellen Anlässen, nur 19 entwarf Haring für seine Ausstellungen. Als einer der Ersten thematisierte er Aids und erfand für die Krankheit Motive, die noch heute verwendet werden. Menschrechte, Toleranz, bessere Bildungschancen für Kinder aus ärmeren Schichten und Aufklärung über die Krankheit Aids, Liebe und Sex, Gewalt und Tod sind die wichtigsten Themenkreise in Harings Postern. Er entwickelte Kürzel für Hunde und Engel, für Gut und Böse. Das „radiant child“, das strahlende, krabbelnde Baby, stand für den Künstler selbst.
Haring entwickelte für seine Plakate keinen neuen Stil, sondern nutzte jene einprägsame visuelle Sprache, die er Mitte des Jahres 1982 entwickelt hatte: Er definierte mit einem schwarzen Rahmen das Bildfeld. Dann reduzierte er alles auf eine bewegliche, kräftige Umrisslinie, Bewegungslinien verdeutlichen Dynamik und Strahlen geben eine Art innerer Energie wieder. Im Vergleich zu seinen Gemälden sind die Motive einfacher gestaltet, weshalb sie sich sehr einfach interpretieren lassen. Besondere Direktheit setzte Keith Haring ein, wenn es sich an Kinder richtete.
Keith Haring entwarf die Plakate mit schwarzem Marker oder Pinsel auf einem angemessen großen Bogen Papier. Dazu kamen Angaben zu den Farben. Die Drucker setzten dann seine gezeichneten Ideen in Offsetlithografien um.
„Keith Haring. Posters“ vereint über 100 Plakate aus der Sammlung des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG). Zahlreiche kleinere Objekte und Marketing-Produkte, die Haring in seinem New Yorker Pop Shop verkaufen ließ, ergänzen die Schau. Der Hamburger Sammler Claus von der Osten schenkte dieses weltweit einzigartig volständige Konvolut an das MKG.
Kuratiert von Jürgen Döring