0

Paris | Grande Halle de La Villette: Jean Tinguely 2022 erste große Einzelausstellung seit 35 Jahren

Jean Tinguely

Jean Tinguely

„Jean Tinguely. Le mouvement, le geste, le bruit“ ist die erste Retrospektive zum Werk des Künstlers in Paris, seitdem ihn das Centre Pompidou 1988 geehrt hat. Die großangelegte Ausstellung ermöglicht mit filmischem Archivmaterial, den Hauptwerken Tinguelys in der Fertigung, im Betrieb und oft auch in der Zerstörung nahezukommen. Die Grande Halle de Villette mit einer Fläche von 2.000 m² ist der ideale Raum für die Präsentation dieser Werke. Der dem Publikum angebotene Rundgang wird sowohl chronologisch als auch thematisch angelegt und stützt sich dabei stark auf drei große Ideen Tinguelys: Bewegung, Musikalität und die performative Dimension seines Werkes.

Bewegung, Geste, Lärm

Klang und Bewegung sind schon in frühen Werken des „Heimwerker“-Künstlers präsent. Neben ihrer plastischen und konzeptionellen Innovationskraft schließen seine Méta-mécaniques (1954/55) und Machines à dessiner [Zeichenmaschinen] (ab 1959) den Experimenten der Musique conrète der 1950er Jahre in Frankreich an. Darauf folgen animierte Kompositionen, die „lächerliche“ und schlagkräftige Geräusche produzieren, die den ganzen Raum füllen.

Ziel der Ausstellung ist, eine außergewöhnliche Anzahl an motorisierten Werken in Bewegung zu zeigen. Die Serien der „Radios“ und „Baluba“, zum Beispiel, versammeln Fundstücke, beschädigt, mit Metallschrott, die ausbrechen, explodieren, lebendige und strahlende Klänge und Geräusche freisetzen. Im Gegensatz dazu entdeckte er mit seinen Skulpturen der Mitte der 1960er Jahre die Zerstörung: Man betrachtet in stillem Licht ihre langsame und gleichmäßige Mechanik.

Mit der Zeit wuchsen Tinguelys multidimensionale Skulpturen ins Monumentale. Einige entwickelte er als echte Bauten, die man von innen durchwandern konnte, wie „Le Crocrodrome“, das 1977 zur Eröffnung des Centre Pompidou installiert wurde, oder das kollektive Werk „Le Cyclop“, dessen Aufbau über ein Jahrzehnt dauerte.

 

Künstler und Feminist

Jean Tinguely zählt auch zu den Erfindern der Performance Kunst, die er auf monumentalem Maßstab (Hommage an New York, MoMA) und sogar in der Größe einer Landschaft (Ende der Welt, in den amerikanischen Wüsten) übertrug. Der Schweizer war zudem einer der ersten männlichen Künstler, der sich offen als Feminist bezeichnete und gerne erklärte, dass seine Gefährtin Niki de Saint Phalle „besser als er“ wäre. Ein Kapitel mit dem Titel „Macho-feministischer Tinguely“ wird diese unbekannte Seite des Künstlers und seiner Schriften erforschen.

Das Werk von Tinguely ist verspielt, lebendig und vielgestaltig und richtet sich an alle. Zusätzlich zu den Skulpturen, Assemblagen und Videos, ermöglichen spezielle interaktive Geräte allen Besucher*innen, die verschiedenen Facetten seiner Arbeit zu erproben oder zu entdecken. Die Ausstellung „Jean Tinguely. Le mouvement, le geste, le bruit“ lädt ein, in sein „Spiel“ einzutreten – ob musikalisch oder auf der Zerstörung von Fundstücken – seine Leistung zu erleben.

Kuratiert von den Kunsthistorikerinnen Camille Morineau und Lucia Pesapane, die 2015 für die Retrospektive Niki de Saint Phalle im Grand Palais gearbeitet haben.
Die Ausstellung wird von der Réunion des musées nationaux – Grand Palais et l’Etablissement public du Parc et de la Grande Halle de La Villette gemeinsam verantwortet und mit außergewöhnlicher Beteiligung vom Museum Tinguely, Basel, unterstützt.
Quelle: RMN, Paris

Aktuelle Ausstellungen

15. Januar 2025
Suzanne Valadon, Der blaue Raum, Detail, 1923, Öl-Lw, 90 x 116 cm (Centre Georges Pompidou, Paris)

Paris | Centre Pompidou: Suzanne Valadon Rebellische Malerin der Moderne | 2025

Diese Pariser Ausstellung unterstreicht 2025 den Umfang, den Reichtum und die Komplexität ihres Werks in fünf thematischen Abschnitten: Lernen durch Beobachtung, Familienporträts, „Ich male Menschen, um sie kennen zu lernen“, „Die wahre Theorie ist die Natur, die sie vorschreibt“, „Der Akt: ein weiblicher Blick“.
31. Dezember 2024
Vincent van Gogh, Schwertlilien, 10.–15. Mai 1889, Öl auf Leinwand, 71 x 93 cm (J. Paul Getty Museum, Los Angeles)

Los Angeles | Getty Centre: Van Goghs Schwertlilien in neuem Licht Verblasste Farben im UV-Licht | 2024

Vincent van Goghs „Schwertlilien“ (1889) wird im Herbst 2024 aus der Perspektive der modernen Konservierungswissenschaft analysiert. Die Ausstellung zeigt, wie das Licht- und Farbverständnis des Künstlers seine Malpraxis beeinflusste.
26. Dezember 2024
Yayoi Kusama, Infinity Mirrored Room – My Heart is Filled to the Brim with Sparkling Light, 2024 © YAYOI KUSAMA Foto Sean Fennessy

Melbourne | National Gallery of Victoria: Yayoi Kusama Größte Werkschau in Australien mit zehn Infinity Mirror Rooms | 2024/25

Die Retrospektive der Künstlerin umfasst fast 200 Werke. Mit Gemälden, Skulpturen, Collagen, Mode, Filmen und Installationen zeigt die Ausstellung die erstaunliche Bandbreite von Kusamas multidisziplinärem Schaffen. Zehn „Infinity Mirror Rooms“ - ein Maßstab für Kusama-Ausstellungen - ermöglichen das Eintauchen in ihre Kunst. Erstmals zu sehen ist „Infinity Mirrored Room - My Heart is Filled to the Brim with Sparkling Light“ (2024).
15. Dezember 2024
Edvard Munch, Auge in Auge, Detail, 1899–1900, Öl auf Leinwand, 136 × 110 cm (Foto: courtesy Munch Museum, Oslo)

Helsinki | Ateneum Art Museum: Gothic Modern From Darkness to Light. Moderne Kunst und Gotik | 2024/25

Eleganz & Totentanz: Wie gotische Meisterwerke die Entwicklung der Modernen Kunst beeinflussten: von Munch zu Kollwitz, Grünewald zu Dix, von Dürer zu Schjerfbeck.
13. Dezember 2024
Rineke Dijkstra, Kolobrzeg, Poland, July 26, 1992, Detail, 1992, C-Print, 35 x 28 cm © Rineke Dijkstra

Frankfurt | Städel Museum: Rineke Dijkstra Beach Portraits | 2024/25

Das Städel Museum präsentiert in einer Einzelausstellung insgesamt 25 Arbeiten, davon 21 Bilder aus der Beach-Portraits-Serie, mit der Dijkstra international bekannt wurde.
12. Dezember 2024
Franz Gertsch, Irène, 1980 (Olbricht Collection © Franz Gertsch)

Hamburg | Deichtorhallen: Franz Gertsch Geheimnisvoller Realismus im Großformat | 2024/25

Retrospektive zeigt Franz Gertschs geheimnisvollen Realismus im Großformat: ausgewählte Werke wichtige Stationen & wiederkehrende Themen.