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Los Angeles | Getty Centre: Van Goghs Schwertlilien in neuem Licht Verblasste Farben im UV-Licht | 2024

Vincent van Gogh, Schwertlilien, 10.–15. Mai 1889, Öl auf Leinwand, 71 x 93 cm (J. Paul Getty Museum, Los Angeles)

Vincent van Gogh, Schwertlilien, 10.–15. Mai 1889, Öl auf Leinwand, 71 x 93 cm (J. Paul Getty Museum, Los Angeles)

Vincent van Goghs „Schwertlilien“ (1889, J. Paul Getty Museum, Los Angeles), eines von Gettys beliebtesten Gemälden, wird im Herbst 2024 aus der Perspektive der modernen Konservierungswissenschaft analysiert. Die Ausstellung zeigt, wie das Licht- und Farbverständnis des Künstlers seine Malpraxis beeinflusste. Restaurator:innen und Kunstwissenschaftler:innen nutzten UV-Licht (= Schwarzlicht), um Materialien und Arbeitsmethoden des niederländischen Künstlers aufzudecken. Vorausschickend kann man bereits sagen, dass das langjährige Präsentieren des Gemäldes im Sonnenlicht einige der Farben der „Schwertlilien“ unwiderruflich verändert hat. Ein so berühmtes Gemälde erscheint unter UV-Licht daher plötzlich ganz neu.

Vincent van Gogh „Irise“

„Wie gut hat er die exquisite Natur der Blumen verstanden!“

Diese begeisterten Worte stammen vom ersten Besitzer des Gemäldes „Schwertlilien“ oder „Irise“, dem französischen Kunstkritiker Octave Mirbeau, einer der ersten Förderer Vincent van Goghs. Bis heute erfreut sich das Werk großer Beliebtheit, scheint es doch stellvertretend für die schwierigen Lebensumstände zu stehen, in denen sich der kranke Maler befand (→ Vincent van Gogh: Biografie).

 

 

Im Mai 1889 entschied sich Vincent van Gogh nach Selbstverstümmelung, Krankenhausaufenthalt und fehlender Unterstützung aus der Bevölkerung von Arles für die freiwillige Einweisung in eine Heil- und Pflegeanstalt in Saint-Rémy-de-Provence. Im Schutz der Mauern, allen voran im Anstaltsgarten, aber auch in der Umgebung von Saint-Rémy schuf van Gogh im Jahr vor seinem Tod fast 130 Gemälde.1

Gleich in der ersten Woche seines Aufenthalts, also zwischen dem 10. und 15. Mai 1889, malte er die „Schwertlilien“ nach der Natur im Garten der Anstalt.2 Die heute beschnittene Komposition von 74.3 × 94.3 cm Größe wurde wahrscheinlich von japanischen Holzschnitten beeinflusst. In weiten Bereichen des Bildes unterteilte van Gogh das Motiv mit lebhaften Farben. Seine Ränder werden von den monumentalen Schwertlilien überwuchert. Unter den blau-violetten Blüten findet sich eine weiße Lilie, die häufig mit der Selbstwahrnehmung des Künstlers in Verbindung gebracht wird: So fühlte sich Vincent van Gogh als Einzelgänger und Außenseiter, was in der anderen Farbigkeit der Blüte wiedergespiegelt wird.

Jede von Van Goghs Schwertlilien ist einzigartig. Er studierte sorgfältig ihre Bewegungen und Formen, um eine Vielzahl von geschwungenen Silhouetten zu schaffen, die von gewellten, gewundenen und gekräuselten Linien begrenzt werden.

Es sind keine Zeichnungen zu diesem Gemälde bekannt; der Maler selbst betrachtete es als Studie. Jedoch erkannte van Goghs Bruder Theo schnell die Qualität des Blumenbildes und reichte es im September 1889 beim „Salon des Indépendants“ ein, von wo er Vincent schrieb:

„[Es] fällt dem Auge schon von weitem auf. Es ist eine schöne Studie voller Luft und Leben.“

Quelle: Getty Museum

 

Bilder

  • Vincent van Gogh, Schwertlilien, Saint-Rémy 1889, Öl auf Leinwand, 74.3 × 94.3 cm (ohne Rahmen), 94.9 × 114.9 × 11.4 cm (gerahmt) (The J. Paul Getty Museum, Los Angeles, 90.PA.20)
  1. In Arles hatte Vincent van Gogh nicht weniger als 180 Bilder gemalt. Siehe: Nienke Denekamp, Renè van Blerk, Teio Meedendorp, Der große Van Gogh Atlas, München 2017, S. 149.
  2. Genauer. Vincent van Gogh arbeitete bereits am zweiten Tag seines Aufenthalts an zwei Bildern gleichzeitig, den „Irisen [Schwertlilien]“ und „Fliederbusch“ (Eremitage, St. Petersburg). Das zweite Bild zeigt einen großen Fliederstrauch und an seiner rechten Seite die Schwertlilien aus Los Angeles. Ebenda, S. 153.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.