Mailand | Palazzo Reale: Anselm Kiefer. Die Alchemistinnen

Anselm Kiefer, Sophie Brahe, Detail, 2025 (Foto: Nina Slavcheva © Anselm Kiefer)
Der deutsche Künstler Anselm Kiefer präsentiert mit „Die Alchemistinnen“ eine spektakuläre ortsspezifische Installation im Palazzo Reale in Mailand. Die von Kunsthistorikerin Gabriella Belli kuratierte Ausstellung versammelt 38 monumentale Werke, die speziell für die geschichtsträchtige Sala delle Cariatidi entstanden sind.
Anselm Kiefer. Le alchemiste
[Anselm Kiefer. Die Alchemistinnen]
Italien | Mailand: Palazzo Reale, Sala delle Cariatidi
7.2. – 27.9.2026
Anselm Kiefer. Die Alchemistinnen in Mailand (2026)
Die von den Bombenschäden des Jahres 1943 gezeichnete Sala delle Cariatidi bietet eine dramatische Kulisse für Kiefers kraftvolle Bildwelten. Der Saal, im dem 1953 Picassos „Guernica“ ausgestellt war (→ Picasso: Guernica), wird im Frühjahr und Sommer 2026 erneut zum Schauplatz künstlerischer Auseinandersetzung mit Geschichte und Erinnerung.
2025/26 widmet sich Kiefer den vergessenen Alchemistinnen seit der Renaissace. Er entwirft in seinen monumentalen, mit chemischen Prozessen eng verbundenen Werken einen Pantheon weiblicher Kreativität und Forscherdrangs, den man dem deutschen Künstler bisher nicht zugetraut hätte!
Vergessene Alchemistinnen
Im Zentrum von Kiefers Werk stehen vergessene Alchemistinnen – Wissenschaftlerinnen, die maßgeblich zur Entwicklung des modernen Denkens beitrugen, aber von der bisherigen Geschichtsschreibung übersehen wurden. Frauen, die sich zwischen Mittelalter und Renaissance alchemistischen und medizinischen Experimenten widmeten, stehen im Zentrum von Kiefers Interesse. Diese häufig vergessenen Frauen nahmen in ihrer Forschung Methoden und Intuitionen vorweg, die in die moderne Wissenschaft einflossen. Zu ihnen gehörten Caterina Sforza, Tochter des Mailänder Herzogs Galeazzo Maria Sforza, Isabella Cortese (gest. 1561), Maria la Giudea [Maria, die Jüdin] (1.–3. Jhdt.), Marie Meurdrac (vor 1613–um 1680), Rebecca Vaughan (gest. 1658), Mary Anne Atwood (1817–13.4.1910) und Anne Marie Ziegler (um 1545–7.2.1575). Kiefer gibt diesen Alchemistinnen Gesicht und Materie zurück, indem er ein alternatives weibliches Pantheon zur Geschichtsschreibung aufbaut.
Die Verbindung zur Stadt Mailand zu Caterina Sforza (1463–28.5.1509 Florenz) ist besonders eng. Caterina war uneheliche Tochter des Mailänder Herzogs Galeazzo Maria Sforza (reg. 1466–1476), wurde im herzoglichen Palast erzogen und lebte ihre prägenden Jahre in der lombardischen Metropole. Ihr seltenes Manuskript „Gli Esperimenti“ (vor 1500, in einer Abschrift von Lucantonio Cuppano erhalten, 1525, Privatsammlung) dokumentiert 454 Rezepte für Medikamente, Kosmetika und alchemistische Formeln – ein Zeugnis weiblichen Forscherdrangs in der Renaissance.1
Mit seiner charakteristischen materiellen und symbolträchtigen Malweise lässt Kiefer die Alchemistinnen als gespenstische Erscheinungen aus seinen Leinwänden auftauchen. Er verwendet Schichten aus Öl, Acryl, Emulsion, Schellack, Stroh, Blei und anderen Materialien, um Figuren zu schaffen, die zwischen Mythos, Wissenschaft, Magie und Philosophie changieren.
Kuratiert von Gabriella Belli.
- Anselm Kiefer, Sophie Brahe, 2025 (Foto: Nina Slavcheva © Anselm Kiefer)
Anselm Kiefer. Le alchemiste: Ausstellungskatalog
Gabriella Belli (Hg.)
mit Beiträgen von Natacha Fabbri, Gabriele Guercio und Lawrence Principe, die die Beziehung zwischen Kunst, Alchemie und dem Weiblichen in Kiefers Poetik näher beleuchten.
Marsilio Arte
Bilder
- Anselm Kiefer, Sophie Brahe, 2025 (Foto: Nina Slavcheva © Anselm Kiefer)






