Ferdinand Georg Waldmüller

Wer war Ferdinand Georg Waldmüller?

Ferdinand Georg Waldmüller (Wien 15.1.1793–23.8.1865 Hinterbrühl bei Mödling) war ein österreichischer Malern der Romantik und des Biedermeier (→ Ist das Biedermeier?). Er gehört zu den populärsten Künstlern aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Wiener studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien Malerei und wurde ab 1819 als Porträtist bekannt. Ab 1830 wandte er sich auch der Landschaftsmalerei zu, wobei das zunehmend beliebte Salzkammergut aber auch der Wiener Prater die Motive für Waldmüllers realistische Naturschilderungen bot. Auf Reisen nach Italien (ab 1825, 1844) und Paris (1830) beschäftigte er sich mit sowohl dem südlichen Licht und antiken Ruinen (z.B. 1844 auf Sizilien) wie der Avantgarde der Malerei.

Das etwa 1.200 Gemälde umfassende Werk von Ferdinand Georg Waldmüller ist aber auch für seine Genrebilder berühmt: Hierin zelebrierte er das bürgerliche wie rurale Familienbild und die volkstümliche Religiosität der bäuerlichen Bevölkerung. In Waldmüllers Bildern allerdings nur Idyllen zu sehen, wäre zu kurz gegriffen. Detaillierte Analysen zeigen, wie sehr Waldmüller auch Gesellschaftskritik in seine „bäuerlichen Historien“ einzubauen verstand.

Kindheit

Ferdinand Georg Waldmüller wurde am 15. Jänner 1793 in der Alservorstadt in Wien geboren. Seine Mutter Elisabeth (–1849). Er wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf und besuchte die Schule der Piaristen.

1806 starb der Vater Waldmüllers, der den Wunsch äußerte, Maler zu werden.

Ausbildung

Waldmüller trat 1807 in die Wiener Akademie der bildenden Künste ein, wo er den Unterricht bei Hubert Maurer und Johann Baptist Lampi bis 1813 unregelmäßig besuchte. Er verdiente seinen Lebensunterhalt u. a. durch das Kolorieren von Kupferstichen und malte Miniaturporträts in Aquarell. Waldmüller lebte u. a. in Agram (heute: Zagreb) im Haus des Grafen Gyulay. Er unternahm auch erste Versuche in der Ölmalerei.

1818 nahm Waldmüller Unterricht in Öl- und Landschaftsmalerei bei Johann Nepomuk Schödlberger (1779–1853). Er kopierte Gemälde in der kaiserlichen Gemäldegalerie.

Familie

Waldmüller lernte die Sängerin Katharina Weidner aus Wien kennen, die er 1814 heiratete. Das Paar lebte in Baden bei Wien, Brünn (heute: Brno) und Prag. Ferdinand Georg Waldmüller verdiente Geld als Kulissenmaler. Ein Jahr nach der Eheschließung kam die Tochter Aloisia zur Welt, 1817 der Sohn Ferdinand und 1819 die Tochter Katharina Amalia. Katharina Waldmüller wurde 1817 an der Wiener Hofoper engagiert. Der Erfolg seiner Gattin war für Waldmüller nicht zu ertragen; die Ehe wurde 1822 geschieden. Auch wenn sich das Paar 1833 aussöhnte, trennte es sich kurz darauf endgültig. Die zweite Ehe wurde 1834 geschieden.

1851, ein Jahr nach dem Tod von Katharina Waldmüller, heiratete der Künstler die 25-jährige Anna Bayer.

Werke

Ferdinand Georg Waldmüller begann sich 1818/19 einen Namen als Porträtmaler zu machen. So beteiligte er sich mit sechs Porträts an der Wiener Akademie-Ausstellung in St. Anna (1822). Im Auftrag des Verlags Breitkopf & Härtel schuf Waldmüller 1823 ein Porträt von Ludwig van Beethoven (zerstört im Zweiten Weltkrieg). Wenige Jahre später sollte er Kaiser Franz I. porträtieren (1827), wodurch Ferdinand Georg Waldmüller zunehmend in Kontakt mit Adelskreisen kam.

Ab 1830 begannen Landschaften einen breiteren Raum in Waldmüllers Schaffen einzunehmen. Seine Landschaftsmotive fand Waldmüller im Salzkammergut und im Wiener Prater. Mitte der 1830er Jahre Waldmüller zählte er zu den angesehensten Malern Wiens. Waldmüller war als Porträt-, Landschafts- und Genremaler erfolgreich und wurde 1835 zum akademischen Rat ernannt.

Der Geschmack des Publikums wandelte sich in den 1850er Jahren grundlegend. Ferdinand Georg Waldmüller stellte im Modesalon seiner Ehefrau Anna Bayer aus und befand sich in großen finanziellen Schwierigkeiten. Um diesen zu entgehen, nahm er an der Weltausstellung in Paris von 1855 teil. Darauf folgte eine Ausstellung im Buckingham Palace in London (1856), wo Waldmüllers Bilder weit unter Preis verkauft wurden.

Beteiligung an der „Zweiten Allgemeinen Deutschen und Historischen Kunst-Ausstellung“ (1861) in Köln. Waldmüller erhielt den preußischen Roten Adler-Orden III. Klasse. Im Folgejahr stellte der Maler auf der „Internationalen Kunstausstellung“ (1862) in London aus.

 

Reisen

Um sich fortzubilden unternahm Ferdinand Georg Waldmüller mehrere Italienreisen; die erste führte ihn 1825 nach und 1844 nach Sizilien.

Bereits im Jahr 1830 führte Waldmüller eine Reise nach Paris.

 

Waldmüller und die Wiener Akademie

Im Jahr 1829 wurde Ferdinand Georg Waldmüller zum ersten Kustos der Gemäldegalerie der Wiener Akademie der bildenden Künste ernannt.

Gemeinsam mit Joseph von Führich erstellte Waldmüller 1836 einen Katalog der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste.

Waldmüller unterbreitete der Akademie Reformvorschläge, die er 1846 drucken ließ. Es kam zum Eklat. Der Kurator der Akademie Fürst Metternich nahm Waldmüller in Schutz. Der Maler verlor jedoch aufgrund seiner Kritik 1850 das Akademieatelier.

1857 forderte Waldmüller schlussendlich die Abschaffung der Akademie. Er wurde vom Dienst suspendiert und bei halben Bezügen pensioniert. Erst 1864 wurde Waldmüllers Pension auf die Höhe des letzten Gehalts angehoben.

Auszeichnungen

  • 1861: Waldmüller erhielt den preußischen Roten Adler-Orden III. Klasse.
  • 1863: Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens

Tod

Am 23. August 1865 starb Ferdinand Georg Waldmüller im Alter von 72 Jahren in der Hinterbrühl bei Mödling. Er wurde am Matzleinsdorfer Friedhof von Wieden bestattet.

1922 bettete man Ferdinand Georg Waldmüller auf den Zentralfriedhof um. 1923 wurde der Friedhof zum Waldmüllerpark umgestaltet und die schönsten Grabsteine in einem Eck des Areal zusammengestellt.

1913 wurde das Waldmüller-Denkmal von Josef Engelhart im Wiener Rathauspark aufgestellt.

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