Schweinfurt | Museum Georg Schäfer: Carl Piepho. Renoir. Bonnard. Matisse

Carl Piepho, Der Brief - Sommermorgen, 1909 (© Museum Georg Schäfer, Schweinfurt)
Angesichts seiner künstlerischen Stellung innerhalb der Sezessionsbewegungen und der Begeisterung, die er mit seinen stimmungsreichen Bildern auslöste, ist es verwunderlich, dass Carl Piephos Werk heute nahezu vergessen ist. Im Herbst/Winter 2026/2027 widmet das Museum Georg Schäfer dem süddeutschen Maler eine kompakte Ausstellung mit 40 Gemälden aus seinem Nachlass und 50 Gemälden deutscher und französischer Maler und Malerinnen des Impressionismus.
Renoir. Bonnard. Matisse. Carl Piepho und der Impressionismus nach 1900
Deutschland | Schweinfurt: Museum Georg Schäfer
11.10.2026 – 10.02.2027
Wer war Carl Piepho?
Der 1869 in Frankfurt am Main geborene und in Stuttgart aufgewachsene Maler Carl Piepho ließ sich 1895 in München nieder, nachdem er seine akademische Ausbildung mit Stationen in Stuttgart (1888–1890), Karlsruhe (1890–1894) und Paris (1894–1895) abgeschlossen hatte. Er trat der Münchner Sezession bei und feierte nach seinem erfolgreichen Start im Jahr 1897 auf der „2. Internationalen Gemäldeausstellung“ mit dem Werk „Abendstille“ bald auch im Ausland einen Erfolg nach dem anderen. Im Jahr 1899 wurde seine Malerei in einer spanischen Zeitung als „Harmonie in der Beziehung von Mensch und Natur“ charakterisiert. 1903 gewann er eine Goldmedaille in Wien. Piepho war mit Wassily Kandinsky in der Münchner Gruppe „Phalanx“ aktiv, unternahm Freilichtstudien in Dachau und schloss sich dort der Künstlerkolonie an. Er nahm regelmäßig an Ausstellungen teil und wurde 1918 als einer der Repräsentanten der Münchner Impressionistenschule genannt. 1919 erkrankte er und starb am 23. Mai 1920 in einer Münchner Nervenheilanstalt.
Piephos Œuvre beschränkt sich nicht auf spätimpressionistische Strömungen, sondern variiert die Formensprache und Themenwelt der deutschen Sezessionsbewegung sowie der jungen französischen Kunst, die den Impressionismus nach 1900 bereits abgelehnt hatte. Auffallend ist die Konzentration seiner figurativen Werke auf eine Bildwelt, die – wie bei seinem Tiroler Kollegen Leo Putz (1869–1940) – neben der Stimmungsdarstellung seiner überwiegend weiblichen Modelle auch deren Eleganz und Erotik betont. Allerdings eröffnet Piepho eine andere Sicht als Putz: Als Betrachter scheint man mit ungewohnter Intimität in die Zweierbeziehung zwischen Maler und Modell einzutauchen.
Auch die Natur beobachtet er mit einem atmosphärischen und spätromantischen Blick. Seine Stimmungslandschaften, die von der Kunstkritik europaweit gelobt wurden, folgen in den künstlerischen Mitteln zugleich süddeutschen und französischen Strömungen. Die ruhigen, objektbezogenen Interieurs, die zwischen Objekt-Stillleben und privater Wohnatmosphäre stehen, zeugen von seiner Kenntnis aktueller Werke seiner in Paris arbeitenden Zeitgenossen Henri Matisse (1869–1954) und Pierre Bonnard (1867–1947).
Carl Piepho und der Impressionismus nach 1900 im Museum Georg Schäfer
Dank zahlreicher Leihgaben aus Museen und Privatsammlungen stellt die Ausstellung Werke des früh verstorbenen Piephos in eine Reihe mit Arbeiten deutscher Künstler wie Max Slevogt und Max Liebermann, die noch dem Impressionismus folgten (→ Impressionismus in Deutschland), sowie mit denen der jüngeren französischen Avantgarde. Die reichen Bestände der Sammlung Georg Schäfer zur deutschen Kunst bilden den Ansatz für diese Impulsausstellung, die noch keine Aufarbeitung des gesamten Œuvres des vergessenen Malers darstellt.
Zu sehen sind über 40 Gemälde aus dem Nachlass des Münchner Künstlers sowie 50 Gemälde deutscher und französischer Maler und Malerinnen. Einige Zeichnungen von Carl Piepho ergänzen die Auswahl.
Kuratiert von Wolf Eiermann.
Bilder
- Carl Piepho, Der Brief - Sommermorgen, 1909 (© Museum Georg Schäfer, Schweinfurt)
