Die deutsche Dadaistin Hannah Höch ist eine der zentralen Protagonistinnen der Kunst der 1920er Jahre. Sie gilt als eine der Erfinder:innen der Collage bzw. der Fotomontage. Mit Ironie und Scharfsinn, und „bewaffnet“ mit Leim und Schere rückte sie die Macht der Bilder in den Fokus der Kunst (→ Hannah Höch: Biografie).
Schweiz | Bern:
Zentrum Paul Klee
10.11.2023 – 25.2.2024
Als eine der ersten Künstler:innen überhaupt machte Höch die mediale Welt und die Macht der Bilder zum Gegenstand ihrer Kunst. Ihre Werke komponierte sie aus Ausschnitten von Zeitungen und Zeitschriften – eine Technik, die sie ab 1918 entwickelte und der sie bis an ihr Lebensende treu blieb.
Als einzige Frau zählte sie zum Kreis der Berliner Dadaisten. Im Geiste des Neubeginns und des rasanten technologischen Fortschritts nach dem Ersten Weltkrieg „montierten“ diese Künstler:innen Werke aus den Bruchstücken der Massenkultur. Ihre Bilder bezeichneten sie dementsprechend nicht als Collagen, sondern als „Montagen“. Höchs frühe Fotomontagen im Geiste des Dadaismus reflektieren mit viel Ironie gesellschaftliche oder politische Themen wie die Macht der Massenmedien, das Verhältnis von Mensch und Maschine und Geschlechterrollen. Meist bleiben ihre Werke – trotz ihres erzählerischen Charakters – rätselhaft und widersprüchlich und entziehen sich einer eindeutigen Interpretation oder gar Auflösung.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wandte sich Höch vermehrt dem Surrealismus zu und stellte die Natur ins Zentrum ihres Schaffens. Abstrakte, gegenständliche und figurative Motive fliessen in diesen Arbeiten zu traumartigen Landschaften zusammen. Der Garten ihres Hauses, in dem sie den Zweiten Weltkrieg in „innerer Emigration“ überlebte, wurde zu einer ihrer wichtigsten Inspirationsquellen.
Die Ausstellung geht Hannah Höchs Auseinandersetzung mit der modernen visuellen Kultur nach, insbesondere ihrer Faszination für Film und Fotografie. Es entfaltet sich ein facettenreiches Panorama der Avantgarde: Anhand von rund 60 Fotomontagen von ihr sowie zahlreichen Filmen, Kunstwerken und Dokumenten aus ihrem Umfeld – von Kurt Schwitters und László Moholy-Nagy bis Man Ray und Max Ernst, Hans Richter und Viking Eggeling, Jan Cornelis Mol, Alexander Dowschenko und Dziga Vertov – wird sichtbar, wie Höch die Fotomontage im Spannungsfeld der Zwischenkriegszeit entwickelte und perfektionierte.
Kuratiert von Martin Waldmeier mit Assistenz von Kai-Inga Dost.
Eine Ausstellung des Zentrum Paul Klee, Bern in Kooperation mit Belvedere, Wien.
Schnitt und Montage wiederum prägten auch den Film als damals junges Medium, das Hannah Höchs Schaffen immens beeinflusste: Sie verstand Montagen als statische Filme. Dieses reich illustrierte und kundig kommentierte Buch geht erstmals Höchs Faszination für den Film und die Bildkultur des modernen Industriezeitalters nach und zeigt, wie sich die Montage im Spannungsfeld von künstlerischem Experiment, kommerzieller Verwertung und politischer Vereinnahmung entwickelte.