„Feministische Avantgarde“ – die Rebellion der Künstlerinnen der 1970er Jahre gegen das patriarchale System (auch der Kunst) – anhand von über 300 Werken der SAMMLUNG VERBUND dargestellt. Den internationalen Aufbruch feministischer Künstlerinnen taufte Gabriele Schor, Sammlungsleiterin des Verbund, als „Avantgarde“. Im Zug der Bürgerrechts-, Antikkriegs- und 1968er-Bewegung eilten sie einer neuen, utopischen (?) Gesellschaft entgegen, wurden von vielen missverstanden, waren kämpferisch – all das schwingt bei diesem Begriff aus dem Militärjargon mit. Die Geschichte der Kunst der 70er Jahre aus weiblicher Perspektive erzählt, findet man irgendwo so konzise versammelt wie in der Wiener Unternehmenssammlung. Seit Jahrzehnten schon sammelt Schor Werke von Künstlerinnen, die mit ihrer Ausstellungs- und Publikationstätigkeit einer breiten Öffentlichkeit teils verstärkt aber auch teils erstmals vorgestellt wurden.
Österreich / Wien: mumok
6.5. – 3.9.2017
Deutschland / Karlsruhe: ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie
18.11.2017 – 1.4.20181
„Natürlich ist Kunst geschlechtslos, aber Künstlerinnen und Künstler sind es nicht.“ (Lucy R. Lippard, 1973)
Einmal mehr bestätigt sich die These, dass der vielbeschworene „Tod der Malerei“ von Künstlerinnen der 1960er und 1970er Jahre genutzt wurde, um in den Medien Aktionskunst und Performance, Fotografie, Film und Video neue Felder zu besetzen. Wenn es auch noch Jahre dauerte, bis Fotografie überhaupt flächendeckend als Kunst anerkannt wurde, so ermöglichten diese Medien den Künstlerinnen, sich gänzlich unabhängig von der Tradition zu positionieren. Zeitgenössische Diskurse, wie Körper-Politik, Geschlechterrollen etc. ließen sich in den neuen Medien tagesaktueller verhandeln. Indem einige Künstlerinnen sich selbst nackt inszenierten, verbanden sie sichtbar Privates mit Öffentlichem bzw. Persönliches mit Politischem.
Vier Themenbereiche stellten weibliche Kreative besonders ins Zentrum ihrer Kunstproduktion:
Auch wenn sich viele der Künstlerinnen nicht kannten, so zeigt sich Gabriele Schor auch heute noch verwundert, so wählten sie doch ähnliche Strategien, um auf Unterdrückung, Entwürdigung und Einschränkung auf ein Rollenbild hinzuweisen und dagegen aufzubegehren. In Akten der Selbstermächtigung erprobten sie neue Masken, nutzen ihre nackten Körper, um auf die Verbindung von sozialem und biologischem Geschlecht hinzuweisen oder ironisierten das vermeintlich glückliche Heim.
Kuratorinnen: Gabriele Schor (Direktorin, SAMMLUNG VERBUND) mit Eva Badura- Triska (Kuratorin mumok)
Zur Geschichte feministischer Kunst in Wien siehe: Die 70er Jahre: Expansion der Wiener Kunst
Renate Bertlmann (*1943) | Francesca Woodman (1958–1981) | Judy Chicago (* 1939) → Judy Chicago, Red Flag, 1971 | Frida Kahlo. Face to Face | Helena Almeida (* 1934) | Eleanor Antin (* 1935) | Anneke Barger (* 1939) | Lynda Benglis (*1941) | Judith Bernstein (* 1942) | Teresa Burga (* 1935) | Marcella Campagnano (* 1941) | Linda Christanell (* 1939) | Lili Dujourie (* 1941) | Mary Beth Edelson (* 1933) | Renate Eisenegger (* 1949) | VALIE EXPORT (* 1940) | Esther Ferrer (* 1937) | Lynn Hershman Leeson (* 1941) | Alexis Hunter (1948–2014) | Sanja Iveković (* 1949) | Birgit Jürgenssen (1949–2003) | Kirsten Justesen (* 1943) | Ketty La Rocca (1938– 1976) | Leslie Labowitz (* 1946) | Katalin Ladik (* 1942) | Brigitte Lang (* 1953) | Cindy Sherman (* 1954) | Suzanne Lacy (* 1945) | Suzy Lake (* 1947) | Karin Mack (* 1940) | Ana Mendieta (1948–1985) | Rita Myers (* 1947) | Lorraine O’Grady (* 1934) | ORLAN (* 1947) | Gina Pane (1939–1990) | Letítia Parente (1930–1991) | Ewa Partum (* 1945) | Friederike Pezold (* 1945) | Margot Pilz (* 1936) | Ulrike Rosenbach (* 1943) | Martha Rosler (* 1943) | Suzanne Santoro (* 1946), Carolee Schneemann (* 1939) | Lydia Schouten (* 1955) | Penny Slinger (*1947) | Annegret Soltau (* 1946) | Hannah Wilke (* 1940–1993) | Martha Wilson (* 1947) | Nil Yalter (* 1938)