Gertrud Arndt: dt. Bauhaus-Künstlerin & Fotografin | ARTinWORDS fancy win casino jaya9 casino mega casino online karika casino live casino online mega cricket world casino bj live casino mcw live casino casino world casino live baji live casino 777bd casino mag casino mega casino apk online casino glory casino glory casino bangladesh login glory casino profile j9 casino glory casino apps moree glory casino casino games

Gertrud Arndt

Wer war Gertrud Arndt?

Gertrud Arndt (Ratibor 20.9.1903–10.7.2000 Darmstadt) war eine deutsche Bauhau-Schülerin und Fotografin des Neuen Sehen (→ Neues Sehen). Ihr zwischen 1926 und 1932 entwickeltes fotografisches Werk wurde erst in den späten 1970er Jahren wiederentdeckt. Mit den 43 Selbstporträts, die sie als „Maskenportraits“ (1929/30) betitelte, schuf die Künstlerin eine spannende Serie inszenierter Fotografie.

Kindheit

Gertrud Arndt wurde am 20. September 1903 als Gertrud Hantschk in Ratibor (ehemals Oberschlesien) geboren. Ihr Vater war Werkmeister in der Lederindustrie, sie war das jüngste von vier Kindern.

Ausbildung

Seit 1916 lebte die Familie in Erfurt, wo Gertrud von 1919 bis 1922 eine Lehre in Karl Meinhardts Architekturbüro machte und begann, für die Firma zu fotografieren. Meinhardt war mit Walter Gropius befreundet. Gertrud besuchte die Kunstgewerbeschule in Erfurt mit dem Berufswunsch Architektin. Dort belegte sie Kurse in Schreiben, Zeichnen und Kunstgeschichte.

 

Bauhaus

Im Wintersemester 1923 wurde Gertrud für den Vorkurs am Bauhaus Weimar aufgenommen, wo sie von Paul Klee, Wassily Kandinsky und László Moholy-Nagy unterrichtet wurde. Ihren Ausbildungswunsch Architektin konnte sie am Bauhaus nicht realisieren. Den Architekturzeichenkurs bei Adolf Meyer brach sie schnell ab, vielleicht aus dem Gefühl der Unzulänglichkeit, das dadurch entstand, dass sie fast die einzige Frau war, die an diesem traditionell männlichen Bildungszweig teilnahm. Walter Gropius setzte sich zwar offiziell für die Gleichstellung von Frauen und Männern am Bauhaus ein, allerdings befürchtete er eine zu hohe Zahl (!) von Studentinnen (bei der Eröffnung des Bauhauses waren es mehr als ein Drittel der Studierenden). Seiner Ansicht nach würde dies dem Ruf der Schule schaden.

Gertrud Hantschk erhielt stattdessen einen Ausbildungsplatz in der Werkstatt für Weberei am Bauhaus. Dort studierte sie bei Georg Muche und Gunta Stölzl. Gertrud Arndt war allerdings sehr klein, und die Arbeit am riesigen Webstuhl war für sie schwer und mühsam, da ihre Füße kaum die Pedale erreichten. Sie entwarf karierte und gestreifte Stoffe in satten Farben, gewebte und geknotete Teppichdesigns, oft mit winzigen Quadraten. Nach drei Jahren Ausbildung machte Gertrud am 4. März 1927 die Gesellenprüfung vor der Webereiinnung in Glauchau.

„Ich wollte nie weben. Es war gar nicht mein Ziel. Nein, gar nicht. Diese ganzen Fäden, das mochte ich gar nicht.“1 (Gertrud Arndt)

Ein Knüpfteppich nach ihrem Entwurf (1923) wurde vom Hamburger Reeder Eberhard Thost beim Bauhaus bestellt. Der „Teppich 2“ aus blauen und gelben Quadraten war passend zum Mobiliar gestaltet worden und betonte den kubischen Charakter des Büros. Dieser Teppich lag zeitweise in Walter Gropius’ Direktorenzimmer in Weimar und konnte nach den Vorlagen später nachgewebt werden. Nach Abschluss ihrer Ausbildung ging Gertrud der Textilarbeit nicht mehr nach.

Werke

Im November 1927 heiratete Gertrud den Bauhausabsolventen Alfred Arndt und zog zu ihm nach Probstzella (Thüringen), wo er als Architekt am Bau des Hauses des Volkes beteiligt war. Das Paar hatten zwei Kinder, Alexandra (*1931) und Hugo (*1937), um die sich Gertrud Arndt kümmern musste; ihr eigener Berufstraum erfüllte sich nicht.

Als Alfred Arndt 1929 vom Bauhausdirektor Hannes Meyer ans Bauhaus berufen wurde, kehrten die Arndts zurück an das Dessauer Bauhaus und zogen in eines der Meisterhäuser in der Burgkühnauer Allee. Alfred Arndt wurde Leiter der Ausbauwerkstatt, in der Metallwerkstatt, Tischlerei und Wandmalerei vereinigt waren.

 

Fotografien

Neben ihrer Ausbildung zur Weberin verbesserte Gertrud am Bauhaus autodidaktisch ihre fotografischen Techniken. Wieder am Bauhaus nutzte Gertrud Arndt das Badezimmer auch als Dunkelkammer. Das Ehepaar war mit Gunta Stölzl befreundet. Walter Peterhans baute in dieser Zeit den systematischen Unterricht in der Fotografie am Bauhaus auf, Arndt nahm daran nicht teil, da sie die dort vermittelten technischen Aspekte bereits beherrschte.

Aus den Jahren 1926 bis 1932 existiert eine umfangreiche Sammlung von Amateurfotos, die Gertrude Arndt zuhause selbst entwickelt hat. Arndt fotografierte sich selbst und ihre Freund:innen, darunter Otti Berger, in verschiedenen Stilen, Kostümen und Umgebungen. 1929/30 schuf Arndt eine Serie von 43 Selbstporträts, die sie als „Maskenportraits“ betitelte, und die heute den Ruhm der Künstlerin begründen. Obwohl Arndt sich damals weigerte, ihren Fotografien eine tiefere künstlerische Bedeutung zuzuschreiben, waren sie einfallsreich und provokativ. Durch ihre Kostüme schuf Arndt spielerische Neuinterpretationen weiblicher Tropen wie der Witwe, der Prominenten und eines kleinen Mädchens. Arndts fotografischer Stil selbst war ebenfalls einzigartig und widersetzte sich den üblichen Aspekten der modernen Fotografie, die oft extreme Winkel, konstruktivistische Spiegelungen oder geometrische Vereinfachungen beinhalteten. Stattdessen werden die Betrachtenden direkt mit Arndt konfrontiert.

„Mich interessiert einfach das Gesicht, was macht man aus einem Gesicht? Da braucht man nur die Augen weit aufzumachen und schon ist man jemand anderes. Ist das nicht so?“2 (Gertrude Arndt in einem Interview mit Sabina Leßmann)

Gertrude Arndts fotografische Arbeiten wurden erst 1979 mit einer Ausstellung im Museum Folkwang durch Ute Eskildsen für die Bauhausforschung entdeckt. 2022 wurden ihre Werke auf der 59. Biennale di Venezia gezeigt. Seither werden Arndts Fotografie mit der ihrer Zeitgenossen Marta Astfalck-Vietz und Claude Cahun verglichen. Heute gilt Arndt als Pionierin des weiblichen Selbstporträts, ihr Werk greift der inszenierten Fotografie von Cindy Sherman und Sophie Calle voraus.

 

Wieder Hausfrau und Mutter

Nach der politisch motivierten Schließung des Bauhaus 1932 arbeitete Alfred Arndt wieder in Probstzella, Gertrud Arndt kümmerte sich um die Familie. 1948 flüchtete die Familie aus der Sowjetzone nach Westdeutschland und siedelte sich in Darmstadt an.

Tod

Gertrud Arndt starb am 10. Juli 2000 in Darmstadt.

  1. Zit. n. Radikal! Künstlerinnen*und Moderne 1910–1950, hg. v. Stella Rollig, Stephanie Auer, Andrea Jahn und Kathrin Elvers Švamberk (Ausst.-Kat. Museum Arnhem, 7.9.2024–5.1.2025; Saarlandmuseum – Moderne Galerie, Saarbrücken, 8.2.–18.5.2025; Belvedere, Wien, 17.6.–12.10.2025), S. 196.
  2. Zitiert nach Ulrike Müller, Bauhaus Women: Art, Handicraft, Design. Paris 2009, S. 57–61.