Lygia Clark: Brasilianische Künstlerin des Neoconcretismo | ARTinWORDS betvisa casino glory casino apk download old version live casino crazy time rajabaji casino mega casino world app download glory casino game r777 casino six6s casino mga casino glory casino crazy time glory casino online login mega casino cricket casino kriya casino online casino pana 365 casino mostplay casino mcw mega casino marvel casino glory casino download apk casino login

Lygia Clark

Wer war Lygia Clark?

Lygia Clark (Belo Horizonte 23.10.1920–25.4.1988 Rio de Janeiro) war eine brasilianische Malerin, Bildhauerin und Installationskünstlerin der Abstrakten Kunst (→ Abstrakte Kunst), eine zentrale Figur des brasilianischen Neoconcretismo, des Neokonkretismus (1959–1961). Sie wurde oft mit den brasilianischen konstruktivistischen Bewegungen der Mitte des 20. Jahrhunderts und der Tropicalia-Bewegung in Verbindung gebracht.

Clark ist eine Pionierin der brasilianischen interaktiven Kunst. Ihre frühen formalen Experimente und ihr wachsendes Interesse an der Philosophie der Erfahrung und dem therapeutischen Potenzial der Kunst führte ab 1960 zu einer allmählichen Schließung der Kluft zwischen Werk und Betrachter:innen. Clarks Arbeit beschäftigte sich mit der Beziehung zwischen Innen und Außen und letztendlich zwischen Selbst und Welt.

Kindheit & Ehe

Lygia Clark wurde am 23. Oktober 1920 als Lygia Pimentel Lins in Belo Horizonte, Minas Gerais, in eine aristokratische Familie geboren. Sie heiratete mit 18 Jahren den wohlhabenden Bauingenieur Aluízio Clark Riberio und zog nach Rio de Janeiro (1938). Zwischen 1941 und 1945 bekam sie 3 Kinder und entschied sich 1947, Künstlerin zu werden. 

Ausbildung

Lygia Clark nahm mit 27 Jahren in Rio de Janeiro beim brasilianischen Landschaftsarchitekten Roberto Burle Marx (1909–1994) und Zélia Salgado (1904–2009) ein Malereistudium auf. Lygia Clark ging von 1950 bis 1951 nach Paris, um bei Fernand Léger (1881–1955), Árpád Szenes (1897–1985) und Isaac Dobrinsky (1891–1973) ihre Kenntnisse zu vertiefen.

Werke

1953 wurde sie eines der Gründungsmitglieder der Künstlergruppe „Frente“ in Rio de Janeiro. Vier Jahre später, 1957, nahm Clark an der ersten Nationalen Ausstellung für Konkrete Kunst in Rio de Janeiro teil.

Lygia Clark war gemeinsam mit Hélio Oiticica ein bekanntes Gründungsmitglied jener brasilianischen Künstlergruppe, die den Neoconcretismo (1959–1961) entwickelte. Die Künstlerin gehörte 1959 zu den Unterzeichner:innen des „manifesto neoconcreto [Neokonkretes Manifest]“. Darin riefen die Künstler:innen dazu auf, abstrakte Kunst subjektiver und weniger rational und idealistisch zu gestalten. Die Neokonkretist:innen glaubten, dass Kunst eine Frage der Erfahrung des Subjekts in realer Zeit und Raum sei, doch im Gegensatz zu den Künstler:innen des Minimalismus in den USA (→ Minimal Art | Minimalismus), die ähnliche Interessen hatten, setzten Clark und der Neoconcretismo „realen Raum“ mit Lebendigkeit und Organischem gleich. In ihren Schriften wünscht sich Clark, dass ein Kunstwerk weder als „Maschine“ noch als „Objekt“ betrachtet werden solle, sondern vielmehr als ein „Beinahe-Körper“, der nur durch die Beteiligung des Betrachters oder der Betrachterin vervollständigt werden könne.

Die erste gemeinsame Ausstellung fand im März 1959 in Rio de Janeiro statt. Die teilnehmenden Künstler:innen waren Amilcar de Castro, Ferreira Gullar, Franz Weissman, Lygia Clark, Lygia Pape, Reynaldo Jardim, und Theon Spanudis. Clark war befreundet mit dem marxistischen Kunstkritiker Mário Pedrosa (1900–1981).

 

Malerei und Bildhauerei

Die erste Phase ihrer künstlerischen Tätigkeit widmete Lygia Clark der Malerei und Bildhauerei. Clark’s frühe Werke sind unbunte monochrome Malereien in Schwarz, Weiß und Grau. Spätere geometrische Abstraktionen sind häufig auch farbig.

Clarks frühe Arbeiten sind vom Konstruktivismus und anderen Formen der europäischen geometrischen Abstraktion beeinflusst, darunter auch von den Arbeiten Max Bills, der Anfang der 1950er Jahre Direktor der Hochschule für Gestaltung Ulm in Deutschland war. Dennoch wandte sie sich bald vom distanzierten Rationalismus vieler abstrakter Kunstwerke ab. Clarks frühe Arbeiten spiegelten ihr Interesse an der Psychoanalyse wider, darunter die Forschungen von Sigmund Freud. Sie stützte sich auf die Schriften des französischen Philosophen Maurice Merleau-Ponty, dessen Phänomenologie mit der Verflechtung von Subjekt und Objekt übereinstimmte, die sie in ihren bahnbrechenden Arbeiten der 1960er Jahre suchte.

 

Bichos – Kreaturen – Ungeziefer (1959–1963)

Die ungefähr siebzig Werke der Serie „Bichos“ bestehen aus handlichen, beweglichen Aluminiumscheiben, Dreiecken, Quadraten oder Kreissegmenten aus rostfreiem Stahl, Aluminium oder sind vergoldet. Verbunden sind die einzelnen Elemente durch Scharniere, wodurch diese aufklappbaren Objekte viele Formen annehmen können. Sie sind dazu gedacht, vom Betrachter:innen bzw. Teilnehmer:innen beliebig umgestaltet zu werden. Mit der Serie „Bichos“ fordert Clark die Rezipient:innen heraus, schöpferisch tätig zu werden.

 

Caminhando [Gehend] (ab 1963)

Ab 1963, mit dem Werk „Caminhando [Gehend]“, orientierte sich Lygia Clark künstlerisch neu und begann zunächst interaktive Objekte und später interaktive Installationen zu entwickeln. Ihre „Objeto Sensoriais“ versteht sie als „lebende Organismen“, die Form und Sinn erhalten, wenn der Körper des Betrachters mit ihnen in Beziehung tritt.

Die außergewöhnliche Bedeutung von Lygia Clarks späten Werken liegt darin, dass sie die Einschränkung der Betrachtung von Kunst auf das Sehen überwindet und um Hören, Fühlen, Riechen, Tasten, sowie die Einbeziehung körperlicher Erfahrung durch verschiedene Körperhaltungen erweitert. Auch die Erfahrung einer Zeitspanne bezieht sie in ihre interaktiven Konzeptionen mit ein. So wird ihre Kunst zu einem subjektiven Erlebnis innerhalb der Anordnung eines Kontextes. Zum Ausdruck bringt sie diesen Anspruch unter anderem dadurch, dass sie ihre Kunstwerke „Angebote“ und die Betrachter „Teilnehmer:innen“ nennt.

 

Vorschläge

1964 begann Lygia Clark, „Vorschläge“ zu entwickeln, die jeder mit alltäglichen Materialien wie Papier, Plastiktüten und Gummibändern umsetzen konnte.

Clarks Werke nach 1963 sind nur durch Teilnehmer:innen sinnlich erfahrbar, die sie manipulieren. Kunstmuseen, in denen das Anfassen von Kunstwerken traditionell nicht zugelassen ist, haben ihre Türen nicht immer für diese Art von experimentellem Werk geöffnet, so dass eine Zeitlang kaum neue Werke von Clark in musealen Ausstellungen vertreten waren. Posthum werden die späten Installationen der Künstlerin Lygia Clark, einem breiten Kunstpublikum zugänglich gemacht.

 

Nostalgie des Körpers (ab 1964)

1964 begann Clark ihre Serie „Nostalgie des Körpers“ mit der Absicht, die Produktion von Kunstobjekten aufzugeben und Kunst zu schaffen, die in den Sinnen verwurzelt ist. Die Werke der „Nostalgie des Körpers“ basierten auf den individuellen Erfahrungen der Teilnehmer:innen, die direkt in ihren Körpern stattfanden. Diese Stücke thematisierten die gleichzeitige Existenz von Gegensätzen im selben Raum: innerlich und äußerlich, metaphorisch und wörtlich, männlich und weiblich.

 

Sorbonne

Nach dem Putsch 1964, auf den die Militärdiktatur folgte, ging Clark ins Exil und lebte von 1968 bis 1976 in Paris. Dort war sie von 1972 bis 1976 Professorin an der Sorbonne, UFR d'Arts Plastiques et Sciences de l'Art de l'Université de Paris 1. Diese neugegründete Schule zeichnete sich durch ihr offenes, experimentelles Modell im Gegensatz zum eher traditionellen Format der Acádemie des Beaux Arts aus. Während dieser Zeit erforschte Clark durch ihre Kunst auch die Idee der Sinneswahrnehmung. Ihre Kunst wurde zu einem multisensorischen Erlebnis, bei dem der Betrachter zum aktiven Teilnehmer wurde.

 

 

Diálogo de mãos – Dialog der Hände (1966)

In ihrer Arbeit „Diálogo de mãos [Dialog der Hände]“ aus dem Jahr 1966, einer Zusammenarbeit mit Hélio Oiticica, waren die Hände zweier Teilnehmenden mit einem dehnbaren Möbiusband zusammengebunden, und die Bewegungen der beiden Körper erzeugten eine Kaskade von Reizen und verkörperten Reaktionen.

Ebenfalls im Jahr 1966 schuf Clark „Pedra e ar [Stein und Luft]“, einen Kieselstein, der auf einer kleinen, mit Luft gefüllten Plastiktüte thront. Der Druck der Hände der Betrachter:innen ließ den Kieselstein tanzen.

Nach 1966 behauptete Clark, keine Kunst mehr zu machen. Zwischen 1979 und 1988 wandte sich Clark der Kunsttherapie zu und verwendete ihre Objekte in interaktiven Sitzungen mit Patient:innen. In diesen ganzheitlicheren Arbeiten waren Einflüsse ihrer Erfahrungen mit psychotischen und neurotischen Patient:innen zu erkennen. Wie viele Intellektuelle der 1950er und 60er Jahre befand sich Clark selbst in Therapie, und die Thesen, die sie entwickelte, erforschten die Grenze zwischen Kunst, Therapie und Leben.

 

Máscaras Sensoriais - Sensuelle Masken (1967)

Diese Serie von Werkstücken besteht aus farbigen Hauben bzw. Masken, in die Samen, Kräuter eingenäht sind, aber auch Hindernisse, die das Sehen beeinträchtigen, oder Elemente, die Geräusche produzieren.

 

A casa é o corpo – Das Haus ist der Körper (1968)

Das Haus ist der Körper ist eine begehbare Installation von Lygia Clark. „Durch einen Vorhang aus schwarzen, fest gespannten Gummibändern gelangt man in eine dunkle Kammer. Der Boden fühlt sich weich an. Man hat das Gefühl, dass er zu Wackeln beginnt. Durch einen zweiten Vorhang aus Gummibändern geht es weiter. Nun läuft man durch Luftballons. Danach ein Plastikzelt. Ein Gebläse geht an und nach einiger Zeit wieder aus. Sich duckend, kriechend führt der Weg in die nächste dunkle Kammer. Hier sind es kleine Plastikbälle, die auf dem Boden ausgebreitet sind. Durch einen letzten Vorhang, diesmal aus bunten Baumwollschnüren, tritt man hinaus – und sieht sich selbst, in einem verzerrten Spiegel.“

 

Baba Antropofágica – Kannibalistischer Speichel (1973)

„Baba Antropofágica“ ist eine interaktive, von Lygia Clark konzipierte Performance, bei der Akteure aus ihren Mündern (wie Spinnen aus ihrem Körper) eingespeicheltes, farbiges Garn herausziehen und eine am Boden liegenden Person damit in einen dichten Kokon hüllen, den sie später gemeinsam wieder entfernen.

1977 kehrte Clark nach Rio de Janeiro, Brasilien, zurück.

Ausstellungen

  • 1968: Biennale di Venezia, Venedig
  • 1999: The Experimental Exercise of Freedom, Museum of Contemporary Art, Los Angeles
  • 1997: documenta X, Kassel
  • 1997: Lygia Clark, Fundació Tàpies Major, Barcelona (auf Tournee: Musée d’art contemporain de Marseille; Museu Serralves, Porto; Palais des Beaux-Arts de Bruxelles und dem Museu Imperial, Rio de Janeiro)
  • 2005: Musée des Beaux-Arts de Nantes, Nantes
  • 2007: WACK! Art and the Feminist Revolution, Museum of Contemporary Art, Los Angeles, Los Angeles
  • 2008: The Art of Participation: 1950 to Now, San Francisco Museum of Modern Art, San Francisco
  • 2013: Brasiliana (Lygia Clark, Dias & Riedweg, Cildo Meireles, Maria Nepomuceno, Ernesto Neto, Hélio Oiticica/Neville D’Almeida, Henrique Oliveira, Tunga), Schirn Kunsthalle Frankfurt, Frankfurt am Main
  • 2014: Organic Places, Henry Moore Institute, Leeds
  • 2014: The Abandonment of Art, Museum of Modern Art, New York, Kuratiert von Connie Butler und Luis Pérez-Oramas
  • 2023: Inside other Spaces, Haus der Kunst, München
  • 2024: Whitschapel Gallery, London
  • 2025: Nationalgalerie Berlin; Kunsthaus Zürich

Auszeichnungen und Ehrungen

  • 1958: Guggenheim International Award
  • 1960: Guggenheim International Award
  • 2015: Anlässlich ihres 95. Geburtstages am 23. Oktober 2015 wurde Clark mit einem Google Doodle geehrt.

Tod

Lygia Clark starb am 25. April 1988 in Rio de Janeiro an einem Herzinfarkt.

Literatur zu Lygia Clark

  • Lygia Clark. The Abandonment of Art, hg. v. Sergio Bessa, Cornelia Butler, Luis Pérez-Oramas (Ausst.-Kat. The Museum of Modern Art, New York, NY, 10.5.–24.8.2014) New York 2014.
  • Das Verlangen nach Form, O Desejo da Forma: Neoconcretismo und zeitgenössische brasilianische Kunst (Ausst.-Kat. Akademie der Künste, Berlin, 3.9.–7.11.2010) Berlin 2010.
  • Lygia Clark, hg. v. Manuel J. Borja-Villel (Ausst.-Kat. Fundació Antoni Tàpies, Barcelona, 21.10.1997–21.12.1997; Fundação de Serralves, Porto, 30.4.–28.6.1998; MAC, Marseille, 16.1.–12.4.1998; Société des Expositions du Palais des Beaux-Arts, Brüssel, 24.7.–27.9.1998) Barcelona 1998.

Beiträge zu Lygia Clark

7. September 2024
Lygia Clark, Revista Manchete und Bicho, 1960–1984 . Courtesy Associação Cultural O mundo de Lygia Clark; AlisonJacques, London © O Mundo de Lygia Clark-Associação Cultural, Rio de Janeiro; Foto: Michael Brzezinski

London | Whitechapel Gallery: Lygia Clark The I and The You | 2024

„The I and the You“ umfasst Gemälde, Arbeiten auf Papier, eine Auswahl von Clarks berühmten „Bichos“ sowie andere bahnbrechende partizipatorische Werke und zeigt, wie Clarks frühe formale Experimente und sein wachsendes Interesse an der Philosophie der Erfahrung und dem therapeutischen Potenzial der Kunst zu einer allmählichen Schließung der Kluft zwischen Werk und Betrachter:innen führten.
18. August 2024
Lygia Clark, Bicho Caranguejo Linear, 1959

Zürich | Kunsthaus: Lygia Clark Retrospektive | 2025/26

Das Kunsthaus Zürich zeigt die brasilianischen Künstlerin Lygia Clark erstmals in der Schweiz.
17. August 2024
Lygia Clark

Berlin | Neue Nationalgalerie: Lygia Clark Kunst als partizipatives, sinnliches, mitunter heilendes Erlebnis | 2025

Mit ihrem Ansatz, Kunst als partizipatives, sinnliches, mitunter heilendes Erlebnis zu begreifen, wurde Lygia Clark (1920–1988) zu einer der wegweisenden Künstlerinnen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Deshalb sind die Besucher:innen eingeladen mit den ausgestellten Kunstwerken zu interagieren, an Workshops, Gruppenperformances und Clarks „Therapiesitzungen“ teilzunehmen.
14. Juli 2024
Ljubow Popowa, Suprematistische Komposition, um 1916, Öl auf Leinwand, 35,5 x 31 cm (Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen)

Ludwigshafen | Wilhelm-Hack-Museum: Pionierinnen der geometrischen Abstraktion Wir werden bis zur Sonne gehen | 2024/25

Künstlerinnen prägten die Entwicklung einer geometrisch-abstrakten Formensprache maßgeblich mit. Das Wilhelm-Hack-Museum erinnert 2024/25 an diese Pionierinnen der Malerei.
21. Juni 2020
Helen Frankenthaler, Spring Bank, Februar 1974, Acryl/Leinwand, 273,5 x 269,5 cm (Centre Pompidou, Paris)

Paris | Centre Pompidou: Künstlerinnen der Abstraktion

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