Neue Sachlichkeit: Ausstellungen 2024
Im Jahr 1925 präsentierte die Mannheimer Kunsthalle die Ausstellung „Neue Sachlichkeit. Deutsche Malerei seit dem Expressionismus“. Der vom Direktor Gustav Friedrich Hartlaub gewählte Titel war von ihm bereits 1923 eingeführt worden und setzte sich als Stilbegriff für die Kunst der 1920er und 1930er Jahre durch. Zu sehen waren unter anderem Werke von den wichtigsten Künstlern dieser Stilrichtung – Otto Dix, Rudolf Schlichter und George Grosz. Deren Gemälde zeichneten sich durch eine sachliche und wirklichkeitsnahe Darstellung des Bildgegenstands aus.
Die Erfahrung des Ersten Weltkriegs veränderte die Sicht auf die Welt und den Menschen radikal. Zutiefst erschüttert, distanzierten sich viele Künstler von den formalen Experimenten der Avantgarde wie Kubismus, Expressionismus und den verschiedenen Richtungen der Abstraktion (→ Abstrakte Kunst) und konzentrierten sich auf eine nüchtern-realistische Wiedergabe der Wirklichkeit. Gemeinsam ist den Künstler:innen der Neuen Sachlichkeit eine figurative Malerei; sie zeugt von einer mannigfaltigen und kritischen Auseinandersetzung mit dieser von Brüchen geprägten Zeit bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.
Neue Sachlichkeit Ausstellungen 2024
Neue Sachlichkeit in Deutschland
→ Wien | Leopold Museum: Neue Sachlichkeit in Deutschland
Wann: 24.5. – 29.9.2024
Nach den physischen und psychischen Zurichtungen und abgründigen Erfahrungen des Ersten Weltkrieges verlangten Kunstschaffende nach einer neuen Darstellung der Wirklichkeit. Resignation, Anklage und unbeschreibliches Elend auf der einen, Hoffnung, Sehnsüchte und aufkommende Lebenslust der sogenannten „Goldenen Zwanzigerjahre“ auf der anderen Seite sollten dieses Epochenphänomen auf eine neue Weise beschreiben: Neue Sachlichkeit - unsentimental, nüchtern, konkret und puristisch; kurz: auf eine sachlich realistische Art. Damit stand die Neue Sachlichkeit, deren Bezeichnung auf die 1925 in der Städtischen Kunsthalle Mannheim stattgefundene Ausstellung „Neue Sachlichkeit. Deutsche Malerei seit dem Expressionismus“ von Gustav Friedrich Hartlaub zurückgeht, im Gegensatz zu und nicht zuletzt als Reaktion auf einen pathoserfüllten, illusionistischen Expressionismus, der nicht in der Lage war, die geistige und politische Krisensituation bzw. deren Wirklichkeit zu protokollieren.
Avantgarde-Fotografie der 1920er und 1930er Jahre: Neues Sehen, Neue Sachlichkeit und Bauhaus. Die Sammlung Siegert
→ Stuttgart | Staatsgalerie: Avantgarde-Fotografie der 1920er und 1930er Jahre
Wann: 11.10.2024 – 23.2.2025
Die 20er und 30er Jahre sind mit großen Innovationen in der Fotografie verbunden. Zahlreiche Fotografinnen und Fotografen suchen in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg nach zeitgemäßen Darstellungsweisen der Moderne, experimentieren mit Doppel- und Mehrfachbelichtung sowie mit Fotogrammen und Collagen.
100 Jahre Neue Sachlichkeit
→ Mannheim | KUMA: 100 Jahre Neue Sachlichkeit
Wann: 22.11.2024 – 9.3.2025
Eine ganze Epoche mit einem einzelnen Begriff zu prägen, gelingt nur äußerst selten. Dem jungen Mannheimer Kunsthallen-Direktor Gustav F. Hartlaub ist mit seiner legendären Ausstellung „Neue Sachlichkeit“ 1925 jedoch genau das geglückt. Weit über seine kunsthistorische Bedeutung hinaus, ist der Begriff zum Synonym für den kulturellen Aufbruch der 1920er Jahre geworden – und für die in Kunst, Architektur und Literatur zu beobachtende Rationalität und sachliche Präzision, die als Reaktion auf die großen politischen und sozialen Umwälzungen dieses Jahrzehnts gelten kann.
Elfriede Lohse-Wächtler
→ Hamburg | Barlach Haus: Elfriede Lohse-Wächtler
Wann: 27.10.2024 – 9.2.2025
Elfriede Lohse-Wächtler (Dresden 1899–1940 Pirna) zählt zu den wichtigen künstlerischen Stimmen des frühen 20. Jahrhunderts. Ihre dynamische, von Empathie getragene Bildsprache ist in der Kunst der Neuen Sachlichkeit ohne Vergleich. Bereits mit sechzehn Jahren verließ Lohse-Wächtler ihr Elternhaus, und ab 1918 war sie als »Nikolaus Wächtler« in Dresdner Avantgardekreisen aktiv; zu den Freunden der eigensinnigen »Laus« gehörten die Maler Otto Dix, Conrad Felixmüller und Otto Griebel, der Dichter Rudolf Adrian Dietrich und der Dadaist Johannes Baader. Von 1925 bis 1931 erlebte Lohse-Wächtler in Hamburg eine persönlich belastende, künstlerisch jedoch höchst produktive Zeit.