Lucian Freud in Wien 2014: Akte, Portraits des Enkels von Sigmund Freud mega casino world app download edf8329we jeetwin casino mcw casino world glory casino registration crazy time live casino mcw casino affiliate mcw casino login bangladesh casino result casino score glory casino login mcw login casino nagad88 casino crazy time casino glory casino: glory casino app glory casino apk live casino login casino bangladesh casino games cricket world casino elon casino login
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Lucian Freud. Malerei um ihrer selbst Willen Ausstellung in Wien 2013/2014

Lucian Freud, Reflection (Self Portrait), 1985, Öl auf Leinwand, Privatsammlung © The Lucian Freud Archive / The Bridgeman Art Library.

Lucian Freud, Reflection (Self Portrait), 1985, Öl auf Leinwand, Privatsammlung © The Lucian Freud Archive / The Bridgeman Art Library.

Erstmals in Österreich präsentiert das KHM in Wien eine Ausstellung des britischen Malers Lucian Freud (1922–2011). Der Enkel von Sigmund Freud (1856–1939) hatte noch von einer solchen Ausstellung im Kunsthistorischen Museum geträumt und ihre Entstehung mitgeplant, bevor er am 20. Juli 2011 verstarb. Seit seiner frühesten Jugend war Lucian Freud mit den Sammlungen des Wiener Hauses vertraut, Reproduktionen von Pieter Bruegels „Jahreszeiten“ und von Werken Albrecht Dürers und Tizians hingen als Geschenke des Großvaters Sigmund in seinem elterlichen Heim. Als Künstler sah sich Freud in der Tradition der Alten Meister wie Albrecht Dürer, Holbein, Peter Paul Rubens, Rembrandt van Rijn, Tizian (→ Der späte Tizian), Diego Velázquez, Jean Siméon Chardin, Antoine Watteau und Constable. Kurator Jasper Sharp bringt nun erstmals Freuds Werk nach Wien und „rahmt“ mit den 43 Ölgemälden den Tizian-Saal.

 

Nacktes Fleisch

Wenn man im Kunsthistorischen Museum (KHM) gemaltes nacktes Fleisch sucht, denkt man wohl an Peter Paul Rubensʼ (1567–1640) üppige Frauen und muskulöse Männer. Von Herbst 2013 bis 6. Jänner 2014 widmet man sich im Haus am Ring jedoch dem berühmtesten britischen Künstler des späten 20. Jahrhunderts, auf den diese Beschreibung ebenfalls passt: Lucian Freud (1922–2011). Der Enkel von Sigmund Freud (1856–1939) hatte noch von einer solchen Ausstellung im KHM geträumt und ihre Entstehung mitgeplant, bevor er am 20. Juli 2011 im Alter von 88 Jahren verstarb. Jasper Sharp, der heuer auch für die Nominierung Mathias Polednas für die Biennale von Venedig, der ortsspezifischen Installation von Richard Wright im Theseus-Tempel im Wiener Volksgarten verantwortlich zeichnete und jüngst ein Buch über die Österreich und die Biennale von Venedig 1895-2013 herausgab, organisierte die Schau mit 43 Ölgemälden.1

Der 1922 in Berlin geborene Freud übersiedelte 1933 mit seiner Familie nach London, wo er seit den 40er Jahren als Zeichner arbeitete. Erst 1950 kam Lucian Freud zur Malerei: Zuerst entwickelte er eine fast miniaturhaft feine Technik, bevor er, inspiriert durch die Beschreibungen Francis Bacons, was ein Pinselstrich alles enthalten könne, 1958 zum Borstenhaarpinsel griff und nur mehr im Stehen malte.

Freud wählte seine Modelle sorgfältig aus: Freunde wie Francis BaconDavid Hockney und Frank Auerbach, Familienmitglieder2, Bekannte, darunter seit 1990 der als Performance-Künstler heute berühmt-berüchtigte Leigh Bowery (→ EXTRAVAGANZA – Staging Leigh Bowery, 1961–1994) und dessen Freundin Sue Tilley sollen ihm zufolge vor allem „pünktlich, ausdauernd und nachtaktiv“3 sein. Vor allem mit Leigh Bowery, der von sich selbst behauptete, sein Körper wäre eine leere Leinwand, entwickelte Lucian Freud ein spannendes Künstler-Modell-Verhältnis, das sich von 1990 über vier Jahre bis zu Bowerys AIDS-Tod 1994 zog. Aus dem Werk Freuds, das sich über eine Zeitspanne von nahezu 70 Jahren entwickelte, stellte Jasper Sharp 43 der wichtigsten Werke zusammen. Chronologisch gehängt, umrahmt die Lucian-Freud-Ausstellung in der Gemäldegalerie den Tizian-Raum. Das Londoner Bild „Diana und Callisto“ des venezianischen Meisters bewunderte Freud bereits, als es noch als Leihgabe in der National Gallery of Scottland, Edinburgh hing. Freud bezeichnete es gemeinsam mit „Diana und Acteon“ als „einfach die schönsten Bilder auf der Welt“. Das Kunsthistorische Museum besitzt eine zweite Fassung von „Diana und Callisto“, die in der Mitte der Hauptwand gehängt wurde. So passiert man die Kabinette zwischen dem ersten und dem zweiten Ausstellungsraum der Freud-Präsentation und sieht den Tizian in der Entfernung mit.

 

Der frühe Freud

Bereits 1951 prägte Hubert Read jene Beschreibung des jungen Freud, die bis heute immer wieder zitiert wird: Als „Ingres des Existentialismus“ ging der Maler in die Kunstgeschichte ein. Kaum war er den Kunstschulen entflohen, ließen sein schonungsloser Blick auf die Modelle in den 40er und 50er Jahren und die Betonung der Kontur den englischen Künstler als Alten Meister oder einen Nachfolger der Künstler der Neuen Sachlichkeit erscheinen. Vor allem mit der Zuordnung zur Sachlichkeit konnte sich Freud nie anfreunden. Mit Ausbildungsstätten scheint Freud auf Kriegsfuß gestanden zu haben, war er doch seit 1938 an den unterschiedlichsten Schulen eingeschrieben,4 ohne je wirklich eine besucht zu haben. Stattdessen bildete er sich autodidaktisch v.a. in Paris (1946) weiter, studierte den „Isenheimer-Altar“ von Grünewald, bewunderte Gustave Courbet dafür, keine Scham gehabt zu haben, schätzte so unterschiedliche Künstler wie Ingres, Francisco de Goya, Frans Hals, Rembrandt van RijnDiego Velázquez und Jean Siméon Chardin, deren Werke er auf wenigen Reisen nahe kam.

Psychologisch aufgeladene Porträts von Lucian Freuds erster Frau Kitty (z.B. „Girl in a dark Jacket“, 1947; „Girl with a white Dog“, 1950-51) ebnen ihm den Weg vom Zeichner zum Maler (1950). Riesige Augen prägen den ersten Eindruck einer Malerei, die möglichst unpersönlich wirkt, keine Handschrift zu haben scheint. Auch als er in den frühen 50er Jahren begann, seine Porträts dreidimensionaler und damit weniger grafisch erscheinen zu lassen, wirken sie von Nachdenklichkeit und Traurigkeit umflossen. Stilllebenhafte Tier- und Naturschilderungen wie das Kleinformat „Bananas“ (22,9 x 14,9 cm, 1953) faszinieren durch die präzise Schilderung und der Spannung zwischen Zwei- und Dreidimensionalität.

 

 

Knapp 20 Jahre später wird noch das großformatige „Wasteground with Houses, Paddington“ (1970–1972) Freud als Hyperrealisten ohne moralische Ansprüche aber metaphorischer Tiefe verraten. Der Müll des Lebens liegt in den Hinterhöfen Paddingtons verstreut. Er ist starkes Symbol für ein Ende - von Objekten, ergänzbar durch das Ende von Beziehungen, von Menschenleben. Lucian Freuds Vater war im April 1970 verstorben, die Mutter hatte einen Selbstmordversuch begonnen. Alles ist der Zeit ausgesetzt, alles verändert sich, und dennoch versucht Lucian Freud, zumindest dem Müll in seinem Bild ein Stück Ewigkeit zu verleihen.

 

 

Gesichtslandschaften und Ganzkörperporträts

Die Jahre 1958/59 markieren den Übergang von fein gestalteten Porträts zu den kraftvollen, freien Kopf- resp. Gesichtslandschaften, die deutlich Freuds Veränderung widerspiegeln. Die rauen Schweineborsten seiner neuen Pinsel und das Malen im Stehen sollten jene neuen Ingredienzien bilden, aus denen Freud in den Folgejahren eine neue „Rohheit des Fleisches“ entwickelte. Eines der faszinierendsten Bilder der Wiener Freud-Ausstellung ist das unvollendete „Selbstporträt“, das um 1956 entstanden sein muss. Es zeigt auf der weißen Leinwand eine schnelle Kohleskizze, mit der Freud die Pose festhielt. Seine linke Hand an die Wange gelegt, die rechte Schulter nach vorgeschoben und die andere zurückgezogen, den Blick gerade aus dem Bild heraus. Das Bild zeigt die höchst persönliche Art des Malens, die Freud in den Jahren entwickelt hat: Nachdem er kursorisch das Motiv mit Kohle vorgezeichnet hatte, begann er jedes Bild ungefähr in der Mitte und arbeitete sich über Monate und Jahre an die Ränder der Leinwände vor. Nie wurde ein Pinselstrich überarbeitet, jeder wurde genauestens vorbereitet, für jeden Strich mischte Freud die perfekte Farbe. Danach wischte Freud seinen Pinsel an einer Schürze oder einem Fetzen aus, um nach Minuten des Schauens wieder von vorne zu beginnen. Die Striche zusammen ergeben nuancierteste Hauttöne. Die gebrauchten Malschürzen warf er auf den Boden und die mit einem Palettmesser von der Palette gekratzte Farbe an die Wand. In den späten Porträts tauchen die Reste der früheren Arbeiten wieder auf: Die Modelle lagern auf Bergen von weißen Schürzen, und im Hintergrund findet sich so manches „abstrakte Wandgemälde“.

 

 

Erst 1966 nahm der Maler einen ganzen Körper als Sujet. Er malte drei Akte desselben Mädchens aus erhöhter Perspektive: „Naked Girl“ (1966). Das Werk im KHM zeigt sie auf einem weißen Bett liegend, jeder Wölbung ihres Körpers spürt der Künstler mit seinem Pinselstrich nach. Auch die Veränderungen der Haut, die gebräunten Beine im Gegensatz zum hellen Oberkörper und den Armen, die blassrosa Vulva, die rötlichen Hände, manchmal leicht bläuliche Schatten, rotblondes Haar – jeder Pinselstrich lässt deutlich erkennen, wie sehr Freud das Motiv als Maler über Farbtöne und Strich definierte. Die Über/Macht des Malers ist m.E. im Verhältnis zwischen dem liegenden Mädchen und dem über ihr stehenden Künstler ausgedrückt.

 

 

Knapp vier Jahre später folgten Porträts von Familienmitgliedern und Freunden wie z.B. von seiner Mutter und Lady Jacquetta Eliot in „Large Interior, London W.9“ (1973). Seine damalige Geliebte und Mutter seines Sohnes Francis liegt nackt hinter der im Ledersessel sitzenden, angezogenen Mutter. Sie sind einander bei Sitzungen nie begegnet. Freud lässt auch seine Geliebte auf einem viel zu kurzen Bett lagern, die Wand rechts schneidet mit einer Kante präzise und scharf die Beine unter einer braunen Decke ab. Diese Haltung lässt jedoch den Stoff hinter dem Haupt der Mutter auf- und wieder abschwellen.

In den 70er und 80er Jahren malte Lucian Freud immer wieder seine Mutter Lucie (geb. Brasch, † 1989), die durch den Tod ihres Mannes 1970 in eine schwere Depression gefallen war. Davor war das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn durch die klammernde Mutter stark beeinträchtigt gewesen. In ihrer Depression verlor jedoch Lucie Freud jegliches Interesse an ihrem Sohn, was diesem ermöglichte, sich seiner Mutter erneut anzunähern. Sie war bis zu ihrem Tod 1989 eines seiner wichtigsten Modelle und saß tausende Stunden für ihren Sohn.

Das 1977 bezogene, neue Atelier in der Nähe des Holland Parks in West-London erlaubte Freud größere Formate anzugehen und ein Oberlichtfenster einzusetzen. Ab diesem Moment trennte er strikt zwischen seinen „Nachtarbeiten“ und den „Tagarbeiten“, in denen auch der Unterschied zwischen natürlichem und künstlichem Licht thematisiert wird.

 

Tierbilder und die Erotik eines Wasserhahns

Seit seinen frühesten Versuchen als Zeichner, faszinierte Freud die Tiere genauso wie die Menschen. Hunde und Pferde fanden Eingang in seine Kunstwerke, wurden mit der gleichen Akribie gemalt, wie ihre menschlichen Begleiter (so auch in den ab den 1980er Jahren entstandenen Radierungen → Lucian Freud – Radierungen aus der UBS Art Collection). Vor allem für die elegante, britische Hunderasse Whippet – ein kleiner Windhund – konnte sich Freud begeistern. Das „Double Portrait“ (1985–1986) zeigt eine alte Freundin des Künstler mit ihrem Whippet Joshua. Hund und Frauchen liegen schlafend vor den Betrachter_innen und demonstrieren ihre Vertrautheit durch die Verschränkung ihrer Körper. Freund nutzte in diesem Bild eine in der Wiener Ausstellung auffallende Differenziertheit an Pinselstrichen. Die zartgelb-hellgrau getönte Fläche im Hintergrund wird leicht getupft, die graue Wand links gestrichen, das Fell des Hundes genauestens beobachtet und viel feiner herausgearbeitet als das Kleid der Freundin.

 

 

Bilder wie dieses oder auch das atemberaubende „Two Japanese Wrestlers by a Sink“ (1983–1987) mögen das gestiegene Interesse an der Malerei Freuds und seinen späten Erfolg ab Mitte der 80er Jahre mitverursacht haben. Wenn auch das Motiv eines alten, verdreckten Wasserbasins, zwei laufenden Wasserhähne und ein stark beschnittenes Bild der beiden titelgebenden japanischen Wrestler ein scheinbar einfaches ist, so zeigt sich hierin die ganze Meisterschaft Lucian Freuds: in der Art, wie er das sprudelnde und spritzende Wasser malt, den Bildausschnitt festlegt und die typische Freud-Perspektive einsetzt. Das Rinnen des Wassers findet im Bruchteil einer Sekunde statt, hier wird es wie in Super-Slow-Motion eingefroren. Da die Form des Wasserhahns und das Wasserlassen selbst Assoziationen mit dem männlichen Glied zulassen und sich Vergleichbares auch über Form und Funktion von Waschbecken und Abfluss für die weibliche Anatomie anschließen ließe, entwickelt die gesamte Komposition eine solche mit Erotik aufgeladene Spannung, wie sie die Akte Freuds kaum aufweisen.

 

Lucian Freud, „Maler des Fleisches“ und sein später Erfolg

Zum „Maler des Fleisches“ wurde Lucien Freud, als Cerith Wyn Evans ihm den aus Australien stammenden Performance-Künstler Leigh Bowery vorstellte und dieser die „barocke Phase“ im Werk Freuds mitauslöste. Freud selbst sah seine späten Bilder „weniger autobiografisch und daher anspruchsvoller“. Er konzentrierte sich auf die vor ihm posierenden Fleischberge, sei es der Körper von Bowery in „Nacked Man, Back View“ (1991–1992) oder der „Angestellten im Arbeitsamt“ („Benefits Supervisor“) Sue Tilley, alias „Big Sue“. In den letzten Jahren gewann Lucian Freud mit David Dawson, Maler und Fotograf, einen Assistenten und ein Modell in Personalunion. Dawsons Fotografien, die im Freud Museum in Wien ausgestellt werden, haben viel zum Verständnis der Arbeitsweise Freuds beigetragen. Freud vererbte Dawson auch sein Atelier, dessen Wände von Farbresten wie von Stalaktiten überwuchert sind. Der Fotograf wird es geschlossen erhalten, seine Veränderungen aber vielleicht in Fotografien dokumentieren. In der Freud-Ausstellung ist Dawson in „Portrait oft the Hound“ (2010–2011), dem letzten, unvollenden Werk Lucian Freuds porträtiert. Seine Figur ist nahezu ausgearbeitet. Das kompakte Kremser Weiß (ein Bleiweiß ohne Gelbstich mit hoher Deckkraft) – seit Mitte der 70er Jahre in Verwendung – lässt seit ca. 2000 die Oberfläche wie aufgebrochen wirken. Dass Freud sich für den späten Tizian begeistern konnte, verwundert vor diesen tonigen und offen gemalten Werken nicht! Von den frühesten Werken in der Ausstellung, die glatt und ohne Pinselspuren ausgeführt wurden, und den späten Werken führt „Lucian Freud“ im Kunsthistorischen Museum über eine spannende, 70jährige Reise zu den grundsätzliche Fragen der Malerei. Nach dem Besuch der Freud-Ausstellung diese Beobachtungen noch in der Gemäldegalerie des KHM fortführen zu können, stellt eine einzigartige Gelegenheit dar, die sich in dieser Form nie wieder bieten wird!

 

 

Biografie von Lucian Freud (1922─2011)

Am 8.12.1922 wird Lucian Freud in Berlin geboren.
1933–1937 Emigration der Familie nach England: Freud besucht die fortschrittliche Dartington Hall School in Devon, wo er seine Tage lieber bei den Pferden im Stall verbrachte als zu lernen. Danach Bryanston School in Dorset.
1938 Sigmund Freud folgt der Familie ins Londoner Exil. Freuds Zeichnungen sind in einer Ausstellung von Kinderzeichnungen der Guggenheim-Jeune Gallery in der Londoner Cork Street ausgestellt. Nach dem Verweis von der Bryanston School verbringt er ein Trimester an der Central School of Arts and Crafts. Meint, sein Leben hätte erst begonnen, als er im Künstlerviertel Soho abhängen kann.
1939 Freundschaften mit Stephen Spender (1905–1995), Cyril Connolly (1903–1974) und dem Sammler Peter Watson (1908–1956). Aufnahme in der East Anglian School of Painting and Drawing in Dedham, Suffolk, die Kunstakademie brennt (er) aber ab. Freud erhält die britische Staatsbürgerschaft. Verbringt drei Monate in einer Bergarbeiterhütte in North Wales.
1940 malt den Autor Stephen Spender, Connollys Literaturmagazin Horizon veröffentlicht die Zeichung „Selbstporträt“, der Direktor der National Gallery Sir Kenneth Clark bewundert seine Arbeit.
1941–1942 Nach drei Monaten in der Handelsmaine wird Freud ausgemustert. Zeitweise Rückkehr an die East Anglian School of Painting, besucht den Aktzeichenkurs am Goldsmith`s College in New Cross.
1944–1945 lernt über den gemeinsamen Freund Graham Sutherland den Maler Francis Bacon (1909–1992) kennen. Malt Lorna Wishart, geb. Garman.
1946 verbringt Freud mit einem Stipendium der London Gallery zwei Monate in Paris, wo er sich mit Pablo Picasso (1881–1973) und Giacometti (1901–1966 → Alberto Giacometti. Pionier der Moderne) anfreundet. Steht für sie Modell. Erste Radierungen. Gemeinsam mit dem Maler John Craxton (1992–2009) fünf Monate auf der Insel Poros (Griechenland). Ausstellung in der Lefevre Gallery.
1947 Kitty Garman (1926–2011) wird sein Modell. Die London Gallery stellt Freud und Craxton aus. Rückkehr nach Paris, um die Internationale Surrealismus-Ausstellung zu besuchen, bevor er mit Kitty nach Südfrankreich aufbricht.
1948–1949 Heirat mit Kitty Garman und Geburt der Tochter Annie. Illustriert „The Equilibriad“ von William Sansom, lehrt zeitweilig als Gastdozent an der Slade School of Fine Art. Das Institute of Contemporary Arts in London zeigt seine Arbeiten.
1950 Übergang von der Zeichnung zur Malerei. Malt Ann, Viscountess Rothermere (1913–1981). Durch sie lernt Freud seine spätere, zweite Frau Lady Caroline Blackwood (1931–1996) kennen. Ausstellung in der Hanover Gallery / London.
1951 erhält den Preis des Arts Council of Great Britain beim Festival of Britain für „Interior in Paddington“, einem Porträt von Harry Diamond. Er wird vom Kunsthistoriker Herbert Read als „Ingres des Existentialismus“ bezeichnet. Die Freuds mieten ein Zimmer in Dublin.
1952 malt Freud sein erstes Porträt von Francis Bacon, dann auch John Minton. Reise mit einem Bananendampfer nach Südamerika, wo er Anne und Ian Fleming auf deren Anwesen Golden Eye besucht. Brennt mit Caroline Blackwood nach Paris durch und malt „Girl in Bed“
1953 Heirat mit Lady Caroline Blackwood (1931–1996)
1954 Teilnahme an der 27. Biennale von Venedig mit 22 Gemälden (gemeinsam mit Francis Bacon und Ben Nicholson). Malt in diesem Jahr sein letztes Bild im Sitzen und wechselt auf Stehen.
1955 Blackwood beschreibt, dass sie fast jeden Abend und auch Mittag mit Francis Bacon Abendessen. Im French Pub in Soho stellt Bacon den Maler Frank Auerbach vor. In der Young Artist`s Exhibition des Daily Express kommt „Hotel Bedroom“ an zweitem Platz.
1957 Erste Ausstellung in Paris. Die Ehe geht zu Ende, Freud treibt sich in Soho mit Kriminellen herum.
1958 Angeregt durch Francis Bacon wechselt Freud vom feinen Zobelhaarpinsels zum Schweineborstenpinsel. Ausstellungen in der Galerie Markborough Fine Art / London.
1960–1961 Freud bereist Frankreich: Sieht den „Isenheimer Altar“ (1512–1516) von Matthias Grünewald (um 1470–1528), das Musée Ingres in Montauban, die Gemälde Goyas in Castres und jene Courbets in Montpellier.
1962–1963 Abriss des Ateliers in Delamare Terrace, Umzug nach Paddington, 124 Clarendon Crescent. Reist nach Haarlem (Niederlande), um eine Frans-Hals-Ausstellung zu sehen.
1963 eigene Ausstellung in der Marlborough Fine Art Gallery, London.
1964 Gastdozent der Norwich School of Art; seine Studenten sollen Akte von sich selbst malen. Er selbst wird gemeinsam mit Frank Auerbach von Francis Bacon porträtiert.
1965–1966 Umzug nach 227 Gloucester Terrace, auch Paddington (bis 1972)
1967 Gemeinsam mit Bacon besucht Freud die Zentenar-Ausstellung im Musée des Beaux-Arts de la Ville de Paris, in der Ingres geehrt wird.
1968 Ausstellung in der Marlborough Fine Art Gallery, London.
1968–1969 „Interior with Plant“ und „Reflection Listening (Selt-Portrait)“ werden vollendet.
1970 Tod des Vaters Ernst Freud. Porträtiert Harry Diamond. Lucian Freuds Mutter, Lucy, begeht einen Selbstmorversuch, wird gerettet, ist jedoch tief depressiv.
1971–1972 „Portrait of a Man“, Andrew Cavendish, 11th Duke of Devonshire, beschreibt die vielen Porträtsitzungen als lebensbestimmend. Umzug nach Maida Vale, 19 Thorngate Road; fängt an, seine Mutter zu malen, da sie – wie er formulierte – ihr Interesse an ihm verloren hatte.
1974 das Arts Council (Hayward Gallery) richtet Lucien Freud die erste Retrospektive aus. Beschreibt sein Werk: „Meine Arbeit ist rein autobiografisch. Es geht um mich und meine Umgebung. Es ist ein Versuch, Bilanz zu ziehen. Ich arbeite mit Menschen, die mich interessieren und die mir wichtig sind, in Räumen, die ich bewohne und kenne.“
1975–1976 zeichnet wieder und malt Frank Auerbach. Führt das kompakte Kremserweiß mit Bleikarbonat in seine Malerei ein.
1976 stellt gemeinsam mit R.B. Kitaj (1932–2007), Auerbach und Bacon in „The Human Clay“ im Arts Council aus.
1977–1980 zieht nach Holland Park und mit seinem Atelier nach Notting Hill. Gastdozent an der Slade School of Fine Art, wo er die Malerin Celia Paul (* 1959) kennenlernt. Sie wird sein Modell für „Naked Girl with Egg“ (1980/81) und „Painter and Model“ (1986/87).
1981 Die Ausstellung „The New Spirit in Painting“ in der Royal Academy zeigt einige seiner Arbeiten. Wird gemeinsam mit Bacon, Kitaj und Auerbach als ein „Vater der neuen Figuration“ gefeiert.
1982 Beginnt erneut mit Radierung zu arbeiten: „Portrait of Lawrence Gowing“, dessen Freud-Monografie im selben Jahr erscheint.
1983–1985 „Large Interior, WII (after Watteau)“ (1981/83) ist ein Gruppenporträt mit Bella Freud, Suzy Boyt, deren Sohn Kai, und Celia Paul. Zum Commander of the British Empire ernannt.
1987 Freud stellt in der National Gallery die Ausstellung „Artist`s Eye“ zusammen. Das British Council organisiert die erste große Freud-Retrospektive: Eröffnung im Hirshhorn Museum and Sculpture Garden in Washington, weitere Stationen in Paris, Berlin und London.
1989 Freuds Mutter Lucie stirbt.
1990 lernt den Performance-Künstler Leigh Bowery kennen, der bis zu seinem Tod vier Jahre später eines seiner Lieblingsmodelle wird. David Dawson (* 1960), Maler und Fotograf, wird Freuds Modell und Assistent.
1992 Porträtiert Bruce Bernard, mit dem er seit den 1940er Jahren befreundet ist. „Still Life with Book“, das die „Geschichte Ägyptens“ von J.H. Breasted (1936) zeigt, aufgeschlagen auf den Seiten 120-121. Hatte das Buch 1930 erhalten. Es verkörpert für Lucian Freud die Macht des Porträts.
1993 erhält den Prder of Merit. „Recent Work“ wird in der Whitechapel Gallery ausgestellt und dann in New York und Madrid. „Evening in the Studio“ mit Sue Tilley, Freundin und Biografin von Leigh Bowery, entsteht.
1994–1997 Die Dulwian Puicture Gallery stellt Freuds Gemälde von Leigh Bowery und Sue Tilley neben Alten Meistern aus. Am 31. Dezember 1994 stirbt Bowery im Alter von 33 Jahren.
1998 malt den Kunsthistoriker John Richardson.
1999 besucht mehrmal die Ingres-Ausstellung in der National Gallery in London.
2000 lässt sich von Jea-Siméon Chardins „Die junge Lehrerin“ zu zwei Bildern und zwei Radierungen inspirieren. Die Werke entstehen nächstens vor dem Original. Er besitzt Paul Cézannes „Nachmittag in Neapel“, das in ihm „After Cézanne“ entstehen lässt.
2001 malt Königin Elizabeth II (* 1926), die er „schon immer interessant fand“.
2002 Freud-Retrospektive in der Tate Gallery, weitere Stationen Barcelona und Los Angeles.
2003 stellt er Werke des von ihm immer bewunderten John Constable (1776–1837) für eine Ausstellung im Grand Palais zusammen. So ist sein „Naked Portrait Standing“ (1999-2000) bewusst Constables „Study of the Trunk of an Elm Tree“ (London, V&A Museum) nachempfunden.
2003–2004 porträtiert seinen Freund Andrew Parker Bowles (* 1939) in „The Brigadier“ nach „Colonel Frederick Gustavus Burnaby“ von James Tissot.Das Gemälde ist erstmals in der Ausstellung „Lucian Freud: Recent Paintings and Etchings“ in der Wallace Collection, London zu sehen.
2004 Fotos von David Dawsond, die Freud bei der Arbeit zeigen, werden in der National Portrait Gallery ausgestellt. „Man with a Blue Scarf“ porträtiert Martin Gayford in 40 Sitzungen.
2005 Die von William Feaver kuratierte Retrospektive im venezianischen Museo Correr wird gleichzeitig mit der 51. Biennale von Venedig gezeigt.
2006 „Auerbach and Freud at the V&A“ bringt die Werke der beiden Freunde wieder zusammen.
2007–2008 „Lucian Freud Etchings“ im MoMA, New York.
2010 „Lucien Freud: L`Atelier“ im Centre Pompidou, Paris.
Am 20. Juli 2011 stirbt Lucian Freud im Alter von 88 Jahren.

 

 

Literatur

Marianna Vaizey, Lucian Freuds Drawings. In the Context of Freudophila, in: Cv/Visual Arts Research Archive, Lucian Freud. Mapping the Human, 2012.
Sarah Howgate, Michael Auping, John richardson (Hg.), Lucian Freud Portraits (Ausst.-Kat. der National Portrait Gallery, London, 9.2.-28.5.2012 und im Modern Art Mueum of Fort Worth, Texas, 2.7.-28.10.2012), München 2012.

 

Lucien Freud: Bilder

  • Lucian Freud, Girl in a dark Jacket, 1947 (Privatsammlung)
  • Lucian Freud, Girl with a white Dog, 1950/51 (London, Tate Gallery)
  • Lucian Freud, Bananas, 1953 (Southampton)
  • Lucian Freud, Self-Portrait, Detail, um 1956 (Privatsammlung)
  • Lucian Freud, Nacked Girl, 1966 (Privatsammlung)
  • Lucian Freud, Wasteground with Houses, Paddington, 1970–1972 (Privatsammlung)
  • Lucian Freud, Large Interior, London W.9, 1973 (Trustees of the Chatsworth Settlement)
  • Lucian Freud, Reflection (Self Portrait), 1985, Öl auf Leinwand (Privatsammlung)
  • Lucian Freud, Double Portrait, 1985/86 (Privatsammlung)
  • Lucian Freud, Two Japanese Wrestlers by a Sink, 1983–1987 (Privatsammlung)
  • Lucian Freud, Nude with Leg Up, 1992, Öl auf Leinwand, 182,9 x 229 cm (Hirshhorn Museum & Sculpture Garden, Washington D.C.)
  • Lucian Freud, And the Bridegroom, GDK 702737, 1993, Öl auf Leinwand, 231,8 x 196,2 cm (Lewis Collection)
  • Lucian Freud, Benefits Supervisor Resting, 1994, Öl auf Leinwand, 160 x 150,4 cm (Privatsammlung)
  • Ausstellungsansicht "Lucian Freud" im KHM Wien, Blick vom Tizian-Raum auf Lucian Freud, Standing by the Rags, 1988/89, London, Tate, Foto: Alexandra Matzner.

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Lucian Freud, Mother

Lucian Freud – Radierungen aus der UBS Art Collection Druckgrafiken des englischen Malers in Berlin

Die Radierungen des britischen Malers Lucian Freud (1922-2011) lassen einen „näheren Blick“ auf dessen Werk zu, so der Titel der von Anders Kold kuratierten Schau im Louisiana. „Ich dachte, ich könnte mir etwas zu eigen machen, das vielleicht auf diese Weise nicht gesehen oder übersehen worden wäre.“ (Lucian Freud)
3. August 2017
Lucian Freud, Self-Portrait, Detail, um 1956, Privatsammlung, Foto: Alexandra Matzner © The Lucian Freud Archive / The Bridgeman Art Library.

Lucian Freud: Biografie Lebenslauf des englischen Malers

Lucian Freud (1922-2011) ist berühmt für seine kompromisslosen Akte und Porträts - viele von ihnen von Familienmitgliedern wie seiner Mutter, seinen Geliebten, seinen Freunden. Das Leben des Enkels von Sigmund Freud war früh vom Zweiten Weltkrieg geprägt, weshalb seine Familie mit ihm nach London floh.
  1. Dass die Ausstellung auf Zeichnungen und v.a. Druckgrafiken von Lucian Freud verzichtet, ist dem Ausstellungsort geschuldet. Da die Lucian Freud-Schau in der Gemäldesammlung des Kunsthistorischen Museums Wien stattfindet, wurden nur Gemälde aufgenommen.
  2. Nicht nur Lucians beide Ehefrauen, sondern auch viele seiner unehelichen Kinder (von 40 ist die Rede) wurden von ihm als Modelle genutzt. Einflussnahme auf seine Bilder war den Modellen jedoch nur beschränkt möglich.
  3. Eine andere Formulierung, die Freud benutzte, war: „Pünktlich, diskret, hingebungsvoll und oft bereit, während der Nacht zu sitzen.“ – siehe: Marianna Vaizey: Lucian Freuds Drawings. In the Context of Freudophila, in: Cv/Visual Arts Research Archive: Lucian Freud. Mapping the Human, 2012, S. 7.
  4. 1938 ein Trimester an der Central School of Arts and Crafts; 1939 Aufnahme in der East Anglian School of Painting and Drawing in Dedham, Suffolk, die Kunstakademie brennt (er) aber ab; 1941–1942 Zeitweise Rückkehr an die East Anglian School of Painting, besucht den Aktzeichenkurs am Goldsmith`s College in New Cross.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.