Carl Schuch
Wer war Carl Schuch?
Carl Schuch (Wien 30.9.1846–13.9.1903 Wien) war ein Maler des späten 19. Jahrhunderts mit Wiener Wurzeln, der dem Naturalismus und dem deutschen Impressionismus zuzurechnen ist. Aufgrund des elterlichen Vermögens war Carl Schuch finanziell unabhängig. Er lebte mehr als 25 Jahre auf Reisen zwischen Italien, Deutschland, Frankreich und Holland, beschäftigte sich mit Landschaften und Stillleben.
Kindheit
Carl Eduard Schuch wurde am 30. September 1846 in der Leopoldstadt (Vorstadt Wiens, heute: 2. Bezirk) als Sohn der Gastwirte und Innenausstatter von Gaststätten und Theresia (geb. Gutmayr) geboren. Er hatte eine ältere Schwester Pauline. Nach dem Tod der Mutter (1848) übernahm 1851 seine Tante Susanna die Erziehung der Kinder ihrer Schwester.
Ausbildung
Als 13-jähriger entschloss sich Carl Schuch, Maler zu werden (1859). Den ersten Unterricht erhielt er von Mathias Adolf Charlemont. Zwischen dem 6. Oktober 1865 und 1867 studierte Schuch an der Akademie der bildenden Künste in Wien in den Klassen von Karl Wurzinger und Karl Mayr. Im Jahr 1867 nahm er noch Unterricht bei Ludwig Halauska und unternahm mehrere Studienreisen, um vor der Natur zu malen. Nach dem Tod der Schwester Pauline an einem Lungenleiden (1869) beendete Carl Schuch seine Ausbildung und begab sich auf eine 25-jährige Wanderschaft durch Westeuropa.
„Ich will in Wien nicht leben, weil ich dort nicht arbeiten kann. Im Vorbeifahren werde ich vielleicht hinkommen – dauernd dort bleiben, glaub' ich, das kann mir nur einfallen, wenn ich mich vernichtet und krank zum Sterben fühle – dann sucht ja jeder Bär seine Höhle, jeder Vogel sein Nest, jeder Hund seine Hütte – um zusammengerollt still und scheu zu verenden.“ (Carl Schuch in einem Brief an den Jugendfreund Julius Rettich)
Italien - Deutschland - Wien
1869/70 hielt sich Carl Schuch ein Jahr in Italien auf: Er bereiste Venedig, Florenz, Sizilien, Rom, Olevano.In Venedigt traf er den maldenen Architekturstudenten Albert Lang (1847–1933), mit dem er sich anfreundete und zwölf Monate lang Italien bereiste.
Nach seinrm Umzug nach München im Jahr 1871 lernte der Wiener Maler Wilhelm Trübner kennen, mit dem er sich künstlerisch intensiv auseinandersetzte. Das Trio Schuch, Trübner, Lang mietete sich ein gemeinsames Atelier in Bernried. Im Sommer begegnete er am Ammersee den Realisten Wilhelm Leibl, mit dem er sich ebenfalls anfreundete und den er künstlerisch schätzte. Trübner, Schuch und Albert Lang bildeten den Kern des sog. "Leibl-Kreis".
Im Mai und Juni 1872 hielt sich Carl Schuch in Purkersdorf bei Wien, um Landschaftsstudien zu machen. Im Oktober war er in Venedig, wo er Trübner traf. In Rom bezogen sie ein gemeinsames Atelier. Im Jahr 1873 reiste Schuch erneut in Olevano in die Casa Baldi und spendete eine große Summe, um den Eichenwald von Olevano (Serpentara) zu erhalten. Im Sommer fuhr er in Hintersee bei Berchtesgaden, wo er seinen späteren Biografen, den Maler Karl Hagemeister, kennenlernte. Im September reisten beide nach Wien, wo Schuch in einer Ausstellung im Österreichischen Kunstverein das „Das Begräbnis von Ornans“ (1850) von Gustave Courbet sah, und weiter nach Dresden. In „Elbflorenz“ sah Carl Schuch im Herbst 1873 erstmals Werke von Eugène Delacroix, Corot, Daubigny (→ Charles-François Daubigny: Wegbereiter des Impressionismus) und Théodore Rousseau. Weiter in Brüssel richteten sich Schuch und Hagemeister ein Atelier ein. Weitere Reisen führten sie nach Antwerpen, Den Haag, Haarlem, Amsterdam, Rotterdam. Die Malweisen Rembrandt van Rijns sowie Jan Vermeers beeindruckten Schuch am meisten. In einer Kunsthandlung in Den Haag sah Schuch weitere Gemälde von Gustave Courbet und vielleicht besuchte er in diesem Jahr erstmals Paris.
Im Jahr 1874 unternahm Schuch gemeinsam mit Trübner Studienreisen zur Insel Rügen, durch den Harz und den Bayerischen Wald; den Winter verbrachte er in München. Das Folgejahr verbrachte er zum dritten und letzten Mal in Olevano, den Winter erneut in München.
Heute ist Carl Schuch für Landschaftsbilder und Stillleben bekannt. Letzteren wandte er sich erst im Jahr 1876 zu. Auf der Jubiläumsausstellung des Münchner Kunstgewerbevereins verkaufte er sein einziges Bild während seiner Lebzeiten! im Frühjahr 1876 ging Schuch mit Trübner zuerst nach Weßling, dann nochmals nach Bernried am Starnberger See. Die beiden beendeten im Winter 1876 ihre künstlerische Zusammenarbeit, da Schuch Anfang November nach Venedig umzog, wo er sechs Jahre lang blieb.
Venedig (November 1876-1882)
Wie schon in den Jahren zuvor verbrachte Carl Schuch die Sommermonate mit Reisen, um Landschaftsmotive zu finden. Diese Reisetätigkeit erweiterte er während der Herbst- und Wintermonate um Studienreisen in die Kunstmetropolen Europas, darunter 1877 zur Weltausstellung in Paris, wo er sich mit Werken von Courbet, Jean-François Millet, Daubigny und Corot auseinandersetzte, oder 1878 nach Berlin ins Kaiser-Friedrich-Museum und Dresden, um die französische Kunst in der Sammlung Meyer zu sehen..
- 1877 Conegliano, Beltuno, St. Croce, Cadore, Ampezzo, Schluderbach, Toblach im Pustertal, Prags am Pagaer Wildsee.
- 1878 Ferch, in der Nähe von Postdam, um mit Karl Hagemeister Landschaften zu malen.
- 1880 Kähnsdorf bei Pottsdam
- 1881 Ferch bei Pottsdam
Im Frühjahr 1882 löste Carl Schuch sein Atelier in Venedig auf, um den Sommer in Hintersee bei Berchtesgaden zu verbringen und im November nach Paris zu ziehen.
Paris (1882-1891)
Doch erst nachdem er sich zur Weltausstellung in Paris aufgehalten hatte, übersiedelte er 1882 für nahezu zehn Jahre in die Stadt an der Seine. Dort mietete er sich ein Atelier in der Rue St.-Honoré 276. Sein malerfreund Karl Hagemeister wohnte 1883/84 bei und arbeitete mit Carl Schuch in Paris. Ende Mai 1883 hielt sich Schuch zum letzten Mal mit Hagemeister am Hintersee auf, dann zertstritten sich die beiden Maler.
„Ich möchte am liebsten gar nichts, weder Impressionismus noch Leibl, weder Daubigny noch Millet, ich möchte treu und ehrlich sein können und nicht ein Verhältnis zur Natur wie Constant Troyon oder X oder Y, sondern wie ich selbst, wenn ichs könnte.“1
Carl Schuch bewunderte die Landschaftsmalerei der Schule von Barbizon und die pastos gespachtelten Bilder von Gustave Courbet, die atmosphärischen Stimmungen der mit Figuren besetzten Landschaften von Camille Corot und die Farbpalette von Eugène Delacroix. Der lichtvollen Malereider Impressionistinnen und Impressionisten stand er ablehnend gegenüber, deren Nachfolger (Neo-Impressionisten, Symbolisten) schenkt er keine Beachtung. Claude Monet bezeichnete er als „den Rembrandt des Lichts en plein air (im Freien)“2, womit er die farbigen Schatten in den Gemälden des Franzosen meinte.
Schon Anfang des Jahres 1883 hatte er sich eingestehen müssen, dass ein Festhalten am Realismus reaktionär wäre: „Wer heute Courbet spielt, kämpft gegen Windmühlen.“3 Dennoch ist Carl Schuch nicht zum helltonigen Impressionisten geworden. Stattdessen ist sein Werk – wie das gezeigte „Waldinnere bei Saut du Doubs“ (nach 1890–1892?) belegt – von einem tonigen Durchdringen der Landschaften geprägt.
Geistige Umnachtung und Tod
Ab 1891 wurde eine Krankheit akuter - vermutlich handelte es sich um die Syphilis, wie seine Wiener Ärzte bereits 1880 diagnostizierten. Das regte den Maler dazu an, Kuraufenthalte in Karlsbad und Aussee zu verbringen. 1894 verließ Carl Schuch Paris gemeinsam mit seiner Ehefrau Louise Eugénie Lami und kehrte im Frühling nach Wien zurück. Ab diesem Zeitpunkt ist keine Entstehung von Gemälden mehr nachweisbar.
Im Jahr 1897 wurde der Maler in die „Privatheilanstalt für Gemüthskranke“ von Dr. Svetlin in Wien eingeliefert. Nach drei Monaten Aufenthalts konnte er aufgrund vorübergehender Besserung wieder entlassen werden. Jedoch folgte 1898 die endgültige Einlieferung in die Klinik.
Carl Schuch starb am 13. September 1903. Er wurde am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Nur Wilhelm Trübner erwies unter den Malerkollegen Schuch die letzte Ehre.
Posthume Ehren
Die erste Ausstellung von Werken Carl Schuchs fand 1904 auf Betreiben des Kunsthändlers Schulte statt. Sie wurde viel beachtet; Hugo von Tschudi erwarb zwei Gemälde für die Berliner Nationalgalerie. Auf der Jahrhundertausstellung 1906 präsentierte Hugo von Tschudi Carl Schuch mit sechs Bildern. Die Würdigung Schuchs als wichtiger Maler war bis zum Zweiten Weltkrieg ungebrochen. Dann wurde sein Werk erst 1986 in einer Ausstellung in Mannheim und München „wiederentdeckt“.
Biografie von Carl Schuch (1846–1903)
Am 30. September 1846 wurde Carl Eduard Schuch in der Wiener Leopoldvorstadt als Sohn der Gastwirte und Innenausstatter von Gaststätten und Theresia (geb. Gutmayr) geboren. Er hatte eine ältere Schwester Pauline.
1848 Tod der Mutter.
1851 Seine Tante Susanna übernahm die Erziehung der Kinder ihrer Schwester.
1859 Als Dreizehnjähriger entschloss sich Carl Schuch, Maler zu werden. Den ersten Unterricht erhielt er von Mathias Adolf Charlemont.
1865–1867 Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien in den Klassen von Karl Wurzinger und Karl Mayr.
1867 Lehre bei Ludwig Halauska, mehrere Studienreisen, um vor der Natur zu malen.
1869 Tod der Schwester Pauline an einem Lungenleiden. Schuch beendete seine Ausbildung und begab sich auf eine 25-jährige Wanderschaft durch Westeuropa.
1869/70 Einjährige Italien-Reise: Venedig, Florenz, Sizilien, Rom, Olevano. Spendete eine große Summe, um den Wald von Olevano zu erhalten.
1871 Umzug nach München. Lernte Wilhelm Trübner kennen, mit dem er sich künstlerisch intensiv auseinandersetzte. Im Sommer Begegnung mit Wilhelm Leibl, mit dem er sich ebenfalls anfreundete und den er künstlerisch schätzte.
1872 Im Mai und Juni in Purkersdorf bei Wien, um Landschaftsstudien zu machen. Im Oktober in Venedig, wo er Trübner traf. In Rom bezogen sie ein gemeinsames Atelier.
1873 Erneut in Olevano in der Casa Baldi. Im Sommer in Hintersee bei Berchtesgaden, hier lernte er seinen späteren Biografen Karl Hagemeister kennen. Im September reisten beide nach Wien, wo Schuch in einer Ausstellung im Österreichischen Kunstverein das „Das Begräbnis von Ornans“ (1850) von Courbet sah, und weiter nach Dresden. In „Elbflorenz“ sah Carl Schuch erstmals Werke von Eugène Delacroix, Corot, Daubigny und Théodore Rousseau (Herbst). Weiter in Brüssel richteten sich Schuch und Hagemeister ein Atelier ein. Weitere Reisen nach Antwerpen, Den Haag, Haarlem, Amsterdam, Rotterdam. Die Malweisen von Rembrandt und Vermeer beeindruckten Schuch am meisten. In einer Kunsthandlung in Den Haag sah Schuch erstmals Gemälde von Gustave Courbet. Vielleicht besuchte er in diesem Jahr erstmals Paris.
1874 Gemeinsam mit Trübner Studienreisen zur Insel Rügen, durch den Harz und den Bayerischen Wald. Winter in München.
1875 Zum dritten und letzten Mal in Olevano, Winter in München.
1876 Begann Stillleben zu malen. Auf der Jubiläumsausstellung des Münchner Kunstgewerbevereins verkaufte er sein einziges Bild während seiner Lebzeiten! Schuch und Trübner beendeten ihre künstlerische Zusammenarbeit. Anfang November Umzug nach Venedig, wo Schuch sechs Jahre lang blieb.
1877 Reisen nach Conegliano, Beltuno, St. Croce, Cadore, Ampezzo, Schluderbach, Toblach im Pustertal, Prags am Pagaer Wildsee.
1878 Hielt sich zur Weltausstellung in Paris auf. Hier setzte er sich mit Werken von Courbet, Millet, Daubigny und Corot auseinander. Reiste in Ferch, in der Nähe von Postdam, um mit Karl Hagemeister Landschaften zu malen. Besuchte erstmals das Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin. Auf der Rückreise nach Venedig besuchte er Dresden, um die französische Kunst in der Sammlung Meyer zu sehen.
1880 Während des Sommers in Kähnsdorf bei Pottsdam.
1881 Während des Sommers in Ferch bei Pottsdam.
1882 Löste sein Atelier in Venedig im Frühling auf, um den Sommer in Hintersee bei Berchtesgaden zu verbringen und im November nach Paris zu ziehen. Mietete ein Atelier in der Rue St.-Honoré 276.
1883/84 Karl Hagemeister wohnte bei und arbeitete mit Carl Schuch in Paris. Im Frühjahr zerstritten sich die beiden Maler.
1883 Im April in Nizza und Marseille. Ende Mai letzter Aufenthalt mit Hagemeister im Sommer am Hintersee.
1884 Sommer in Scheveningen (Niederlanden).
1885 Sommer in Scheveningen (Niederlanden).
1886 Ab diesem Sommer fuhr Carl Schuch über sieben Jahre hinweg jeden Sommer an den Saut du Doubs bei Le Locle (Jura, französische Schweiz). Intensive Studien zur französischen Malerei und Höhepunkt seiner Stillleben-Produktion.
1891 Akuter werdende Krankheit (vermutlich die Syphilis). Kuraufenthalte in Karlsbad und Aussee.
1894 Schuch verließ Paris. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Louise Eugénie Lami kehrte Schuch im Frühling nach Wien zurück. Ab diesem Zeitpunkt ist keine Entstehung von Gemälden mehr nachweisbar.
1897 Einlieferung in die „Privatheilanstalt für Gemüthskranke“ von Dr. Svetlin in Wien. Nach drei Monaten Aufenthalts aufgrund vorübergehender Besserung wieder entlassen.
1898 Endgültige Einlieferung in die Klinik.
Am 13. September 1903 starb Carl Schuch. Er wurde am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Nur Wilhelm Trübner erwies unter den Malerkollegen Schuch die letzte Ehre.
1904 Erste Ausstellung von Werken Carl Schuchs auf Betreiben des Kunsthändlers Schulte wird viel beachtet. Hugo von Tschudi erwarb zwei Gemälde für die Berliner Nationalgalerie.
1906 Auf der Jahrhundertausstellung präsentierte Hugo von Tschudi Carl Schuch mit sechs Bildern. Die Würdigung Schuchs als wichtiger Maler war bis zum Zweiten Weltkrieg ungebrochen. Dann wurde sein Werk erst 1986 in einer Ausstellung in Mannheim und München „wiederentdeckt“.