Kasimir Malewitschs „Suprematistische Komposition“ überraschte gestern Nacht in New York, nachdem Pablo Picassos „Le Marin“ kurz vor der Auktion beschädigt worden und zurückgezogen worden war.
Das Gemälde „Suprematistische Komposition“ (1916) von Kasimir Malewitsch war in der Höhe von etwa 70 Millionen Dollar angesetzt und erzielte $ 85,812.500.- Millionen. Das Werk wurde von Malewitsch häufig ausgestellt und gilt als ein besonders komplexes Beispiel für den Beginn der ungegenständlichen Malerei in Russland (→ Chagall bis Malewitsch. Russische Avantgarden). 2008 wurde das Gemälde vom Stedelijk Museum im Amsterdam restituiert und in der Folge von den Erben Malewitschs auktioniert. Es wurde bei Sotheby’s New York für $ 60 Mio. verkauft, was bis dato der höchste Preis für eine Komposition von Malewitsch war. Dieser ist durch den aktuellen Preis eingestellt worden.
Ein ähnliches Ergebnis vermuteten die Experten auch von Constantin Brâncuşis „La jeune fille sophistiquée (Portrait de Nancy Cunard)“ (1932) aus der Sammlung Elizabeth Stafford, welche die Skulptur direkt von Brâncuşi erworben hat. Nancy Cunard war eine bedeutende Unterstützerin der Avantgarde in Paris der 1920er Jahre und förderte auch Brâncuşi. Der Bildhauer hatte Cunard 1923 über den Dada-Schriftsteller Tristan Tzara kennengelernt und war knapp zehn Jahre später von ihrer Eleganz zu dieser stark abstrahierten, kaum mehr einem klassischen Porträt ähnelnden Komposition angeregt worden. Das – wie der Umstand, dass es sich um ein singuläres, bereits in renommierten Museen der Welt ausgestelltes Werk handelt – war schlussendlich einem Sammler $ 71 Mio. wert.
Vincent van Goghs „Vue de l’asile et de la Chapelle Saint-Paul de Mausole (Saint-Rémy)” (1889) aus der Sammlung von Liz Taylor war 2012 noch auf die Summe von 5 bis 7 Mio. Pfund geschätzt und für $ 16 Mio. verkauft worden. Sechs Jahre später taxierte es Christie‘s auf 35 bis 55 Millionen Dollar und saldiert mit $ 39,7 Mio. Die erhofften $ 50 Mio. waren nicht zu erzielen. Dennoch, eine bessere Anlagestrategie für Superreiche gibt es wohl kaum!
Mit wenigen Ausnahmen blieben die Auktionsergebnisse sonst im Rahmen der Schätzwerte. Eine aquarellierte Zeichnung von Egon Schiele erzielte immerhin $ 3,6 Mio. (Schätzwert $ 700.000.- bis 1 Mio.) und Joan Mirós Gemälde „Femme entendant de la musique“ $ 21, 69 Mio. Alberto Giacomettis späte Plastiken sind mit $ 9 Mio („Buste d'homme (Diego au blouson)“) bzw. $ 15,78 Mio. Für die merfigurige Gruppe “La Clairière” deutlich höher im Preis angesiedelt als seine Gemälde („Homme assis“ für $ 3,6 Mio.; „Tête noire (Portrait de Diego)“ für $ 5,34 Mio.). Für einen blauen Marc Chagall, „Le village bleu“, fiel der Hammer bei $ 7 Mio. (Schätzwert $ 3–5 Mio.).
Pablo Picassos „Le Marin [Der Matrose]“ wurde letzten Freitag bei der Vorbereitung zu den Mai-Auktionen beschädigt. Der Einbringer und Christie’s haben sich darüber verständigt, das Bild von der Auktion am 15. Mai 2018 zurückzuziehen und restaurieren zu lassen, wie das Auktionshaus in einer Aussendung betont. Weitere Angaben über den Zustand des Werks wurden von Christie’s nicht verlautbart.
Wenn auch das Star-Bild des Abends fehlte, so ging er für den 1973 verstorbenen Maler und seine Sammler dennoch gut aus. Die Kreidezeichnung „Deux nus” brachte $ 3,37 Mio. (Schätzwert $ 700.000.- bis 1 Mio.), das Gemälde „L'Atelier“ stieg auf $ 9,54 Mio. (Schätzwert $ 6–9 Mio.), die kubistische Komposition „L’Huilier“ auf $ 3,13 Mio. (Schätzwert $ 1,8–2,5 Mio.). „Nature morte: Tête de taureau“ wechelste für $ 7,5 Mio. den Besitzer und „Le Peintre“ für $ 4,6 Millionen.