Was ist Druckgrafik?
Definition der Druckgrafik
Unter Druckgrafik versteht man reproduzierfähige Bilder, die mit Hilfe eines bearbeiteten Druckstockstocks auf Papier oder ähnliche flache Gewebe aufgebracht werden. Es gibt vier unterschiedliche druckgrafische Prinzipien:
- Hochdruck
- Tiefdruck
- Flachdruck
- Siebdruck [Durchdruck]
Hochdruck
Der Hochdruck ist die älteste Form der Druckgrafik und wird vom Stempel abgeleitet. In Europa entsteht der Hochdruck in Form des Holzschnitts um 1400. Kennzeichnend für den Hochdruck ist, dass nur die hochliegenden Teile des Druckstocks drucken, während die nicht druckenden (weiß bleibenden) Elemente weggeschnitten werden müssen. Die Drucke können mit Hilfe einer Druckerpresse oder auch als Reiberdruck per Hand hergestellt werden. Von einem Hochdruck können einige Hundert Abzüge hergestellt werden. Da aufgrund mangelhafter Lagerung oder zu festem Druck beim Pressvorgang die hölzernen Druckstöcke beschädigt werden können, sind die ersten Drucke qualitativ hochwertiger.
→ Hochdruck (Einführung in die Technik, Definition, Geschichte, wichtigste Künstler)
Tiefdruck
Der Tiefdruck nimmt Farbe in Vertiefungen auf, die meist in polierte Metallplatten mit einer Stahlnadel eingeritzt, mit einem Stichel gestochen, mit einer Nadel radiert oder mit Säure geätzt wurden. Überschüssige Farbe wird mit einem Stück Stoff oder der Hand weggewischt. Damit drucken die tief gelegten Teile aber nicht die erhabenen Stellen. Für einen Tiefdruck benötigt man eine Presse, da die Druckerplatte fest auf das angefeuchtete Papier gepresst werden muss. Nur so kann es die in den Vertiefungen sitzende Farbe aufnehmen. Gleichzeitig hinterlässt der Plattenrand eine Vertiefung im Papier, wodurch nicht nur die Zeichnung, sondern auch der Druckstock Spuren am Träger hinterlässt.
→ Tiefdruck (Einführung in die Technik, Definition, Geschichte, wichtigste Künstler)
Flachdruck
Der Flachdruck unterscheidet sich von Hoch- und Tiefdruck grundlegend dadurch, dass die druckenden und die nicht druckenden Teile auf gleicher Höhe liegen. Dahinter steht die Beobachtung, dass Stein und Metallplatten Fett und Wasser gleichzeitig aufnehmen können. Der Druckträger wird chemisch so vorbereitet, dass er nur an bestimmten Stellen Farbe anhaftet. An den nichtdruckenden Stellen wird die Farbe abgewiesen.
→ Flachdruck (Einführung in die Technik, Definition, Geschichte, wichtigste Künstler)
Siebdruck
Der Siebdruck arbeitet ebenfalls auf einer Ebene, die aus einem durchlässigen Material – meist Gaze, Seide, Perlon oder Nylon – gefertigt ist. Die nichtdruckenden Stellen im Gewebe werden verklebt, sodass diese wie eine Schablone wirken [Durchdruck]. Danach wird das Sieb, bestehend aus einem Holz- oder Metallrahmen samt der vorbereiteten Gaze, auf das zu bedruckende Papier gelegt und die Farbe auf dem Sieb mit einer Rakel verteilt. Überall wo die Farbe auf offene Stellen trifft, geht sie auf das Papier durch, wo die Farbe auf eine geschlossene Stelle trifft hingegen nicht.
Literatur
- Walter Koschatzky, Die Kunst der Grafik. Technik, Geschichte Meisterwerke, München 1993.
- Walter Dohmen, Der Tiefdruck. Vom Kupferstich bis zur Fotoradierung. Geschichte – Kunst – Technik, Köln 1986.
- Achim Gnann, in: Farbe! Clair-obscur-Holzschnitte der Renaissance (Aust.-Kat. Albertina, Wien) München 2013.
- Holm Bevers, „Rembrandt als Radierer“, in: Holm Bevers, Peter Schatborn, Barbara Welzel, Rembrandt. Der Meister und seine Werkstatt. Zeichnungen und Radierungen (Aust.-Kat. Kupferstichkabinett SMPK im Alten Museum, Berlin, Rijksmuseum, Amsterdam, The National Gallery, London) München 1991, S. 160–169.