Hochdruck

Was ist ein Hochdruck?

Der Hochdruck ist die älteste Form der Druckgrafik und wird vom Stempel abgeleitet. In Europa entsteht der Hochdruck in Form des Holzschnitts um 1400. Kennzeichnend für den Hochdruck ist, dass nur die hochliegenden Teile des Druckstocks drucken, während die nicht druckenden (weiß bleibenden) Elemente weggeschnitten werden. Der Hochdruck ist daher das Gegenteil vom Tiefdruck, bei dem vertiefte Stellen mit Farbe gefüllt werden, die als druckende Elemente am Papier erscheinen.

Drucke können mit Hilfe einer Druckerpresse oder auch als Reiberdruck per Hand hergestellt werden. Von einem Hochdruck können einige Hundert Abzüge hergestellt werden. Da aufgrund mangelhafter Lagerung oder zu festem Druck beim Pressvorgang die hölzernen Druckstöcke beschädigt werden können, sind die ersten Drucke qualitativ hochwertiger. Die wichtigsten Formen des Hochdrucks sind: Holzschnitt oder Holzstich sowie Linolschnitt.

Holzschnitt | Holzstich

Der Holzschnitt bzw. Holzstich gehört zum Hochdruck, das bedeutet, dass alle abzudruckenden Elemente erhaben sein müssen. Aus einer 2 bis 4 Zentimeter dicken, vollkommen ebenen Holzplatte aus Birne, Nuss, Erle oder Kirsche werden alle nichtdruckenden Stellen herausgeschnitten. Für einen Holzschnitt wird Langholz verwendet, d. h. die Fasern verlaufen parallel zur Bildfläche. Für einen Holzstich wird sogenanntes Hirnholz eingesetzt, bei dem die Fasern im rechten Winkel zur Bildfläche verlaufen. Hirnholz kann feiner bearbeitet werden.

Um besser arbeiten zu können, wird die Holzplatte mit einer dünnen, weißen Kreideschicht überzogen. Darauf tritt die Zeichnung gut sichtbar zutage. Dann werden mit einem Hohleisen (Hohlmesser), Stichel, Geißfuß oder Flachmeißel die Flächen zwischen den Linien aus dem Holz geschnitten. Die druckende Zeichnung bleibt als Grate, Stege oder Inseln stehen. Da alle druckenden Elemente gleich viel Farbe aufnehmen, entsteht ein kontrastreicher Druck, dessen Dunkelheit von der Dichte der Linien abhängt. Für einen Weißlinienschnitt schneidet man die Linien heraus und lässt die Flächen dazwischen bestehen. Das Ergebnis sind weiße Linien in dunklen Farbflächen.

Nachdem der fertige Druckstock mit einem Ballen oder mit Hilfe einer Walze eingefärbt worden ist, wird das angefeuchtete, saugfähige Papier aufgelegt. Je nachdem, wie der Druck aufgebracht wird, unterscheidet man zwischen einem Reiberdruck (Handballen, Falzbeil), Bürstenabzug (Bürste) oder einer Buchdruckpresse. Jeder Druckvorgang erfordert ein neuerliches Einfärben des Druckstocks. Da für das Abdrucken eines Holzschnitts relativ wenig Kraft benötigt wird, ist im Druck keine Spur der Druckplatte zu sehen. Dadurch unterscheidet sich der Hochdruck deutlich vom Tiefdruck.

Linolschnitt

Der Linolschnitt ist ein Hochdruckverfahren, für das anstelle von Holz Linoleumplatten eingesetzt werden. Da das Linoleum aus Naturkautschuk hergestellt wird, ist es leichter zu bearbeiten als faseriges Holz. Das genaue Schneiden von geschwungenen Linien oder die glattere Wirkung von Farbflächen können ein Vorteil des Linolschnitts ein.

Kurze Geschichte des Hochdrucks

Einblattholzschnitt

In Europa gehören die Einblattholzschnitte zu den frühesten erhaltenen Hochdrucken. Sie entstanden zwischen 1400 und 1550 als Schwarzliniendrucke und dienten als Spielkarten, Handzettel, Flugblätter, erbauliche Bilder, Heiligendarstellungen, Abbildungen wunderträchtiger Skulpturen, Illustrationen von Büchern (unabhängig vom Text gedruckt und dann eingeklebt). Die ältesten Einblattholzschnitte scheinen von alpenländischen und bayerischen Klöstern angefertigt worden zu sein; die Technik hat sich schnell verbreitet. Der Stilwandel vom weichen zum eckigen Stil in der Spätgotik – nach 1425 – lässt sich an diesen Hochdrucken des 15. Jahrhunderts wunderbar nachvollziehen. Die Kolorierung dieses frühen Massenmediums besorgten sog. Karten- oder Briefmaler. Häufig nutzten sie dafür Schablonen und wenige Grundfarben. Anfangs dürfte der Entwerfer und der Bildschnitzer noch identisch gewesen sein; mit Professionalisierung des Mediums haben sich Reißer und Formschneider als eigenständige Berufe herausgebildet.

Blockbuch

Ab etwa 1420 wurden Blockbücher hergestellt. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass Bilder und Texte in einen Holzstock geschnitten wurden. Dem folgte 1453 die Erfindung des Drucks mit beweglichen Lettern durch Gutenberg in Mainz. Knapp 100 Jahre später entstand das letzte bekannte Blockbuch. Ab diesem Zeitpunkt wurden Bilder zu den Textstellen ergänzt.

Wichtige Künstler und Künstlerinnen

Holzschnitt der Renaissance in Deutschland, Niederlande und Italien

  • Albrecht Dürer (1471–1528)
    • Narrenschiff, Basel 1494
    • Apocalypse Johannis, 1498 / 1511
    • Große Holzschnittpassion, 1. Teil mit 7 Blättern 1498, 2. Teil mit fünf Blättern 1511
    • Marienleben, 1502/05, gesamte Auflage mit 20 Blättern 1511
    • Kleine Holzschnittpassion, 1509/11
    • Arbeiten für Kaiser Maximilian I.: Ehrenpforte, Theuerdank, Triumphzug, 1512–1519 → „Die Ehrenpforte Kaiser Maximilians“ und seine Familienpolitik
    • Späte Holzschnittbildnisse, 1522
  • Hans Baldung Grien (1484/85–1545)
    • „Drei Hexen“ mit zwei Platten
  • Hans Burgkmair der Ältere (1473–1531)
  • Albrecht Altdorfer (um 1480–1538)
    • „Schöne Maria von Regenburg“: in sieben Farben gedruckt
  • Wolf Huber (um 1490–1553)
  • Lucas Cranach der Ältere (1472–1553) begann mit Drucken in Gold und Silber 1508. Cranach gilt daher neben Burgkmair als Erfinder des Farbholzschnittes.
  • Wittenberger Heiltumsbuch, bis 1509
  • Urs Graf (um 1495–1527)
  • Hans Holbein der Jüngere (1497–1543)
  • Niklaus Manuel Deutsch (1484–1530)
  • Lucas van Leyden (1494–1533)
  • Pieter Coecke van Aelst (1502–1550) → Auftraggeber von Pieter Bruegel d. Ä.: Bosch, Bruegel und die Druckgrafik
  • Jacopo de’ Barbari (um 1440/50–vor 1516)
    • Topografische Ansicht von Venedig, 1500
  • Tizian (1488/90–1576) ließ als erster seine Werke in Venedig in Holzschnitt übertragen. Zusammenarbeit mit
  • Andrea Andreani (um 1584–1610)
  • Domenico Campagnola
  • Niccoló Boldrini
  • Johann Stefan von Calcar
  • Domenico delle Grecche
  • Giuseppe Scolari
  • Ugo da Carpi (um 1480–1532)
    • Suchte 1516 um ein Privileg für den Hell- Dunkel Druck an
    • Übertrug Werke von Raffael bis Parmigianino

Holzschnitt im Barock

  • Hendrick Goltzius (1558–1651)

Holzschnitt der Romantik und des Realismus in Deutschland, England, Frankreich

  • Caspar David Friedrich (1774–1840)
  • Adolf von Menzel (1815–1905)
  • Alfred Rethel (1816–1859)
  • Honoré Daumier (1808–1879)
  • William Morris (1834–1896)
  • Edward Burne-Jones (1833–1889)
  • Aubrey Beardsley (1872–1898)
  • William Nicholson (1872–1949)
  • Charles Rennie Mackintosh (1868–1928)
  • Margaret MacDonald (1865–1933)
  • Jean François Millet (1814–1875)

Holzschnitt des Postimpressionismus, Symbolismus und Jugendstil in Frankreich, Deutschland und Österreich

Holzschnitt des Expressionismus

Holzschnittkünstler nach 1950

Japanischer Farbholzschnitt

Der japanische Farbholzschnitt, ukiyo-e, erreichte ab 1660 eine Blüte, was ab Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals Sammler in Europa und den USA zugänglich wurde. Maler wie Claude MonetVincent van Gogh oder Gustav Klimt sammelten japanische Farbholzschnitte und ließen sich von den exotischen Motiven und den fremdländischen Gestaltungsmitteln inspirieren. Dieser Einfluss auf die europäische Kunst, die hauptsächlich über den japanischen Farbholzschnitt vermittelt wurde, nennt man Japonismus (→ Monet, Gauguin, van Gogh …. Inspiration Japan).

Der wichtigste Unterschied zur europäischen Auffassung des 19. Jahrhunderts, in der Authentizität und Originalität zu besonders wichtigen Kriterien in der Entstehung der Drucke gezählt wurden, ist die Zusammenarbeit vieler Hände. Der ukiyo-e-Druck zeigt „Bilder von der fließenden Welt“, also Genredarstellungen aus dem japanischen Alltag. Das Risiko der Produktion lag bei einem Verleger, der einen Künstler mit der Komposition beauftragte. Die Themen wurden – entsprechend ihrer Verkäuflichkeit – vom Verlege festgesetzt. Der Künstler lieferte eine Zeichnung auf Reispapier. Diese klebte der Formschneider mit der bezeichneten Seite auf das Holzpaneel. Durch Anwässern des Papiers konnte dieses abgelöst werden, so dass auf der geweißten Fläche des Holzstocks die schwarzen Linien der Tuschezeichnung sichtbar wurde. Hiernach schnitt der Formschneider den Linienblock. Dieser wurde vom Drucker abgedruckt und dem Künstler zugestellt. Dieser konnte nun im Probedruck die Farben notieren, nach denen weitere Farbplatten zu fertigen waren. Mit Hilfe von Passmarken konnten Drucker die farbigen Schichten übereinander drucken und so zu einer gemeinsamen Komposition zusammenstellen.

Die wichtigsten Meister des japanischen Farbholzschnitts

  • Hishikawa Moronobu (1645–1694)
  • Torii Kiyonobu I (um 1664–1729): Begründer der Torii-Künstlerfamilie, die besonders für Schauspielerporträts berühmt wurde.
  • Okumura Masanobu (1686–1764)
  • Suzuki Harunobu (1725–1770)
  • Katsukawa Sunsho (1726–1792)
  • Toshusai Sharaku (tätig 1780–1798)
  • Torii Kiyongaga (1752–1815)
  • Chobunsei Eishi (1756–1829)
  • Kitagawa Utamaro (1753–1806)
  • Utagawa Toyokuni I (1769–1825)
  • Katsushika Hokusai (1760–1849)
  • Ando HIroshige (1797–1858)
  • Shotei Hokuyu (tätig 1804–1818)