Paolo Troubetzkoy
Wer war Paolo Troubetzkoy?
Paolo Troubetzkoy (auch: Paul, Pavel Troubetzkoy, Intra 15.2.1866–12.2.1938 Pallanza) war ein italienischer Bildhauer des Impressionismus. Der Autodidakt war mit eleganten, flüchtig erscheinenden Porträtplastiken europaweit zum Liebling höchster Kreise aufgestiegen. Troubetzkoys Werke sind stilistisch in die Nähe von Joaquín Sorolla oder John Singer Sargent zu rücken, mit denen der Bildhauer auch privat verkehrte. Weitere Inspiration erhielt er von Auguste Rodin und Medardo Rosso; für den Italierner Rembrandt Bugatti wurde er zum Vorbild. Neben Bildnissen der kosmopolitischen Elite sowie von zahlreichen Künstlerkollegen der Belle Époque widmete sich Troubetzkoy mit großer Hingabe der Tierplastik, insbesondere der Darstellung von Hunden, mit denen er sich als Pazifist und überzeugter Vegetarier auch im Leben zahlreich umgab.
„Ich möchte nicht, dass meine Bilder und Statuetten Ideen veranschaulichen, wie die Symbolisten es anstreben. Ich möchte nicht, dass sie Geschichten erzählen.“1 (Paolo Troubetzkoy, 1911)
Kindheit und Ausbildung
Paolo Troubetzkoy wurde 1866 in Intra am Lago Maggiore geboren. Als zweiter von drei Söhnen von Fürst Pjotr Petrowitsch Troubetzkoy (1822–1892), eines in Italien stationierten russischen Diplomaten, und der amerikanischen Operndiva Ada Winans (1835–1917) war ihm ein weltgewandtes Auftreten durch sein Elternhaus vertraut. Paolo wuchs mit seinen beiden Brüdern zudem in einem sehr kunstsinnigen Haushalt, der Villa Ada, auf. Spätestens seit den 1870er Jahren hatte sich der Familiensitz der Troubetzkoys am Lago Maggiore zu einem Treffpunkt fortschrittlicher lombardischer Künstler, Musiker und Schriftsteller entwickelt. Zu den Gästen im Haus Troubetzkoy gehörten u.a. die Mitglieder der sogenannten „Scapigliati“ wie die Maler Tranquillo Cremona und Daniele Ranzoni oder der Bildhauer Giuseppe Grandi. Insbesondere Grandi hatte den jungen Paolo zu plastischen Studien nach der Natur ermutigt und damit auch dessen späteren Entschluss bestärkt, eine künstlerische Laufbahn als Bildhauer einzuschlagen.
Nach einem äußerst kurzen Aufenthalt in Russland als er 17 Jahre alt war, zog Paolo Troubetzkoy 1884 nach Mailand. Dort begann er eine nur wenige Monate währende Ausbildung in den Werkstätten von Donato Barcaglia und Ernesto Bazzaro, ein Nachfolger von Grandi. Troubetzkoy beendete die Unterweisung bald zugunsten eines selbstbestimmten Arbeitens im eigenen Atelier. Entgegen dem für die Bildhauerausbildung obligatorischen Antikenstudium und dem gängigen Kopieren allegorischer Sujets betrieb Troubetzkoy dort Tierstudien nach dem Leben. Rückblickend erklärte er seinen bereits damals verfolgten Ansatz:
„Was ich tun möchte, ist, die Eindrücke, die ich von der Natur empfange, so getreu wie möglich zu vermitteln, ohne mich um die künstlerischen Produktionen der Vergangenheit oder Gegenwart zu kümmern, die mir niemals die Intensität des Gefühls vermitteln könnten, die ich durch direkte Beobachtung erhalte.“2
Erfolgreicher Autodidakt
1886 debütierte Paolo Troubetzkoy mit einer nach dem Leben entstandenen Pferdeplastik in einer an der Brera-Akademie veranstalteten Ausstellung. Gleich im Folgejahr reichte er für die in Venedig stattfindende „Esposizione artistica nazionale illustrata“ zwei weitere Tierstudien – „Im Stall“ und „Kühe“ – ein, die aufgrund ihrer unkonventionellen Darstellungsweise heftiges Unverständnis bei der Jury hervorriefen. Die Neuartigkeit der Qualitäten seiner Bildhauerei wird in der von der Jury geäußerten Unsicherheit greifbar, ob man Troubetzkoys Werke überhaupt in der Abteilung Bildhauerei ausstellen könne. Der Präsident der Jury versuchte das mit den Worten aufzulösen: „Wenn dies nicht Bildhauerei ist, dann ist es etwas Besseres“ und nahm „Im Stall“ auf. Damit reformiert ein Autodidakt das akademische System.
Auch in den folgenden Jahren, erregten Paolo Troubetzkoys Kunstwerke öffentliche Aufmerksamkeit, wo immer seine Plastiken präsentiert wurden. So gewann er mit „Der Indianer-Scout“ 1893 die Goldmedaille der Nationalausstellung in Rom und wurde von der Gallerie Nazionale d’arte moderne (heute: GNAM) sogleich erworben. Im selben Jahr stellte Troubetzkoy auf der Weltausstellung in Chicago acht Werke aus und verkaufte an das Golden Gate Museum von San Francisco.
Über den Kreis der Mailänder Divisionisten lernte Troubetzkoy Giovanni Segantini kennen, den er im Mai 1896 porträtierte. Zuvor hatte er mehrfach erfolglos versucht, in einer konventionellen Sitzung dem Charakter des Malers beizukommen. Erst die Situation bei der Verabschiedung brachte den erwünschten lebendigen Eindruck, den Troubetzkoy innerhalb von nur zwei Stunden in einem lebensgroßen Porträt festhielt. Er stellte Segantini als Halbfigur dar, um Bewegung, Gestik und Körperlichkeit einfließen zu lassen. Dadurch gelang es dem jungen Bildhauer, sein Vorbild als visionären, in sich ruhenden Künstler erscheinen zu lassen.
Nach dem Ball (1897)
Doch die erfolgreichste Statuette im Werk von Paolo Troubetzkoy ist zwischen den Genres Porträt, Kostümstudie und Genre einzuordnen: Im Februar 1897 lobte die Künstlervereinigung „La Famiglia Artistica“ einen Kostümwettbewerb auf einem Gesellschaftsball aus. Der Preis für das schönste Ballkleid war ein Porträt von Paolo Troubetzkoy. Es gewann Adelaide Aurnheimer, die sich als Manon Lescaut verkleidet hatte. Die Ehefrau eines erfolgreichen deutschen Geschäftsmanns und Kunstliebhabers in Mailand wurde ganzfigurig, lebensgroß und sitzend wiedergegeben. Die Bronze unter dem Titel „Nach dem Ball“ erfreute sich höchster Zustimmung. „Nach dem Ball“ zeigt prototypisch die impressionistische Gestaltung von Masse und Form durch Troubetzkoy: Anstelle der glatten Oberfläche historistischer Skulptur findet man eine kleinteilige Gestaltung, in der sich das Licht bricht. So beginnt die Oberfläche zu flimmern und die impressionistische Malweise ohne geschlossene Umrisse und mit sichtbarer Faktur nachzuempfinden.
Noch im gleichen Jahr stellte sie Frau Aurnheimer in ihrer Geburtsstadt Dresden aus, wo sie eine Silbermedaille auf der Internationalen Kunstausstellung gewann. Eine Fassung kaufte die Stadt für ihr Museum. Aber auch weitere Museen erwarben Güsse wie das Metropolitan Museum in New York, das Cleveland Museum in Ohio, das Musée d’Orsay in Paris und die Tretjakow Galerie in Moskau.
Russland (1898–1906)
Ende des Jahres 1898 übersiedelte Paolo Troubetzkoy für sieben Jahre nach Russland. Er schuf dort mit dem Reiterstandbild des russischen Zaren Alexander III. sein größtes Denkmal für St. Petersburg (1899–1909), das nach der Russischen Revolution 1905 mit dem Architekten Fjodor Ossipowitsch Schechtel errichtet wurde. Als sein Denkmal für Alexander III. im Juni 1909 enthüllt wurde, kommentierte er das Sujet mit: „Politik interessiert mich nicht. Ich habe nur ein Tier auf einem anderen dargestellt.“ Die wenig schmeichelhafte Bronze löste einen Skandal in der russischen Gesellschaft aus. Erst nachdem Gerüchte darüber aufkamen, Zar Nikolaus II. wollte seinen erzkonservativen Vater ins sibirische Exil schicken wollte, änderte dieser seinen Plan, das Werk nach Irkutsk verschiffen zu wollen. Seit 1937 wurde die Statue vom Vosstaniya Ploshchad entfernt und in einem Innenhof des Russischen Museums „versteckt“. In jüngster Zeit stellte man sie auf dem Vorplatz des Marmorpalais auf.
Die hohe Achtung der russischen Elite zeigt sich in einem vegetarischen Abendessen, das die Fürstin Tarchanowa für den Bildhauer 1910 gab. Teilnehmer waren Ilja Repin, Anatoli Fjodorowitsch Koni und Ilja Jakowlewitsch Ginzburg. Politisch stand Paolo Troubetzkoy den Peredwischniki nahe.
An der Hochschule für Malerei, Bildhauerei und Architektur Moskau überraschte Paolo Troubetzkoy mit revolutionären Unterrichtsmethoden. Während seiner Gastprofessur 1898/99 versuchte er, die akademische Bildhauerklasse neu auszurichten. Er ließ alle Gipskopien aus den Arbeitsateliers entfernen, verbannte das obligatorische Antikenstudium und forderte seine Studenten auf, sich allein von der Natur anleiten zu lassen:
„Wendet Euren Verstand der Natur zu, wendet Eure Fähigkeiten an nachzudenken […]. Ihr werdet in der Skulptur vor allem eine allgemeine Masse finden.“3
Paolo Troubetzkoys wandte sich dem absolut Sichtbaren (Leben beziehungsweise Natur) zu und lehnte die aus Einzelformen bestehende konstruktive Bildhauerei rundweg ab. Troubetzkoys impressionistisches Verständnis von Bildhauerei hatte nichts mit Proportionslehre oder dem konstruktiven Aufbau von Körpern im Raum zu tun. Diese Haltung bildete die Basis seines Kunstschaffens. Sein Verständnis von Körper und Raum kann am besten so beschrieben werden, dass er sie als eine einheitliche Masse begriff. Für den Bildhauer war die Oberfläche wichtiger als die Form. Da die Moskauer Studentinnen und Studenten bis zu diesem Moment durch das Kopieren antiker Skulpturen lernten, mussten sie sich für Troubetzkoys Ansatz völlig umstellen. zu ihnen gehörte die wenig später als Malerin berühmt gewordene Natalja Gontscharowa.
Troubetzkoy stellte Leo N. Tolstoy dar, ohne je eine von dessen Schriften gelesen zu haben. Völlig unbeeinflusst vom schriftstellerischen Werk interessierte sich der Bildhauer nur für den „wunderbar interessanten Kopf“ des Autors. Direkte Beobachtung und Natur als einzige künstlerische Prinzipien wiedersprachen dem gängigen Symbolismus in der Kunst. Zwischen 1898 und 1900 schuf er mindestens drei Bildnisse von Leo N. Tolstoi dar, darunter „Tolstoy zu Pferd“, weiters arbeitete er an zahllosen Porträt-Statuetten von Aristokraten und Politikern. Auf der Pariser Weltausstellung von 1900 war Troubetzkoy im italienischen und im russischen Pavillon vertreten; er gewann den Grand Prix und das Musée du Luxembourg erwarb einen Guss seines „Tolstoi zu Pferd“. Ende 1905 verließ Paolo Troubetzkoy Russland und ließ sich in Paris nieder.
Troubetzkoy und der Impressionismus
Paolo Troubetzkoy schuf seine Plastiken ohne vorbereitende Studien. Seine Werke waren prozessabhängig und intuitiv. Seine Oberflächengestaltung basiert u.a. auf Spontaneität im Herstellungsprozess. Neben der Natur als Motivschatz widmete er sich in seinen Werken dem Wechsel des Lichts und der Reaktion der Masse darauf. Für den italienischstämmigen, in Frankreich geborenen Maler und Bildhauer Jean-François Raffaëlli stellte das Werk von Paolo Troubezkoy deshalb den Kern der impressionistischen Skulptur dar, und Vittorio Pica beschrieb Troubetzkoys Technik 1902 ausführlich:
„[Er ist ein] unermüdlicher Arbeiter, der mit neidenswerter Leichtigkeit schafft […]. Er schöpfte nicht nur all seine Vorwürfe aus dem uns täglich umströmenden Treiben, versuchte nicht nur dem geistigen und seelischen Gepräge des modernen Menschen Gestalt zu geben, sondern schuf sich auch ganz neue und persönliche Ausdrucksmittel: jene eigenartige, auf den ersten Blick befremdende Technik, die […] bewirkt, dass seine Figuren sich unter den Blicken des Beschauers gleichsam zu beleben, zu atmen scheinen. Indem er den noch weichen Thon mit Stäbchenschlägen übergeht […] und, eine Unebenheit an die andere setzend, eine raue und rissige Oberfläche erzeugt, […] bildet er Erhöhungen, die sich seltsam von andern, mit besonderer Sorgfalt geschliffenen Stellen abheben und bringt dadurch jene Licht- und Schattenwirkungen hervor, die so viel dazu beitragen, beim Beschauer die Vorstellung des Wirklichen hervorzurufen.“4 (Vittorio Pica über Paul Troubetzkoy, in: Die Kunst für Alle, 1902)
Für Paolo Troubetzkoy war wichtig, dass der Bronzeguss seiner Werke noch immer die Machart dokumentierte. Sein Gießer A. Robecchi war ihm nach Russland gefolgt, wo die beiden an der Umsetzung spontaner Modellierarbeit in dauerhafte Bronze arbeiteten. Das heißt, dass Stäbchenschläge, Pinsel- und Fingerspuren die Oberflächen seiner Werke als authentisch, einzigartig und nicht kopierbar ausweisen. Dazu kommt der sichtbar belassene technische Umsetzungsprozess, dass Troubetzkoy und Robecchi mit unterschiedlich nachbearbeiteten Partien experimentierten: Sie ließen Reste der originären Gusshaut unangetastet, kontrastierten diese mit polierten und patinierten Stellen und dokumentierten mit unziselierten Gussnähten den künstlerischen Transformationsprozess in Bronze. Mit diesem Herstellungsprozess lehnte Paolo Troubetzkoy sichtbar und nachvollziehbar sowohl das arbeitsteilige Herstellen von Plastiken und das Nachahmen ab. Um seinem Wollen möglichst entgegenzukommen, beschäftigte er sich auch mit Materialmischungen. So arbeitete Paolo Trubetzkoy mit einem Gemisch aus Ton, Wachs und Mastixharz, dem so genannten „Trubeckoviano“. Es war leicht zu formen und härtete nur langsam aus.
Troubetzkoys Pariser Porträts
Paolo Troubetzkoy wandte sich während der 1890er Jahre zunehmend dem Porträt zu und wurde vor damit international berühmt. Im Gegensatz zur Generation davor entwickelte er eine schnelle, auf den Augenblick reagierende Technik und Haltung. Die Liste der von ihm porträtierten Persönlichkeiten liest sich wie ein Who’s Who der Jahrhundertwende. Zu den berühmtesten Porträts von Troubetzkoy gehörten: Giovanni Segantini (1896), Robert de Monesquiou (1907).
In Paris bewegte sich Paolo Troubetzkoy im Umfeld der italienischen und russischen Künstler. 1907 stellte er gemeinsam mit den italienischen Divisionisten aus und im Salon d’Automne in der Schau zur russischen Kunst vertreten. Nachdem er 1907 ein heftig akklamiertes Porträt von Robert de Montesquiou mit russischem Wolfshund geschaffen hatte, stieg Troubetzkoy auch zum Liebling der Pariser High-Society auf. Bereits 1908 stellt er bei dem führenden Bronzegießer Hébard etwa 50 Skulpturen in einer Einzelausstellung aus. Im Folgejahr hatte er ein Porträt von „Mme Décori“ (1909) angefertigt, deren Salon führende Intellektuelle, Politiker und Journalisten sah. Sie selbst hatte eine Liaison mit dem Minister Raymond Poincaré und wurde als eine der faszinierendsten Frauen von Paris bezeichnet. Der spanische Impressionist Joaquin Sorolla zählte zu den Freunden Troubetzkoys
Troubetzkoy: Ausstellungserfolge in den USA und Europa
Der große Erfolg von Sorolla bei der Hispanic Society of America in New York ließ Troubetzkoy seinen Freund 1909 bitten, ihn Archer M. Huntington vorzustellen. Huntington war ein leidenschaftlicher Sammler spanischer Malerei, der die Society gegründet und Sorolla zu einer Ausstellung eingeladen hatte. Im Dezember 1909 dankte Paolo Troubetzkoy seinem spanischen Freund für ihn eine Ausstellung in Madrid organisiert und eine Übereinkunft mit der Hispanic Society arrangiert zu haben. Im gleichen Brief kündigte er Sorolla an, eine Statuette der „Tänzerin – Gräfin Swirsky“ zu schicken und erinnerte den Maler daran, dass dieser ihm als Gegenleistung ein Gemälde „schuldete“. Die beiden Künstler porträtierten einander gegenseitig: Troubetzkoy stellte Sorolla sitzend dar (ausgestellt in der New Yorker Show), und Sorolla malte den Bildhauer, nahm aber auch die Statuette der Gräfin Swirsky in seinem Porträt „Coltilde am Sofa“ (1910) auf.
Zwischen dem 12. Februar und dem 12. März 1911 stellte Paolo Troubetzkoy in New York aus. Der illustrierte Katalog zählt nicht weniger als 80 Werke auf. Neben Auguste Rodin, Bourdelle und John Singer Sargent war er 1911 auch an einer Gruppenausstellung beteiligt, in der die zeitgenössische französische Kunst in Amerika vorgestellt wurde. Der Erfolg an der Ostküste wiederholte sich in den folgenden Jahren quer über das gesamte Land: 1911 in Buffalo, 1912 in Chicago, St. Louis und Toledo, 1915 in Newport und Philadelphia, 1916 in Detroit, 1917 in Los Angeles und San Francisco. Sein Kunstwollen erklärte der Bildhauer dem amerikanischen Publikum 1911 wie folgt:
„Ich möchte nicht, dass meine Bilder und Statuetten Ideen veranschaulichen, wie die Symbolisten es anstreben. Ich möchte nicht, dass sie Geschichten erzählen.“5 (Paolo Troubetzkoy, 1911)
Zur selben Zeit war Paolo Troubetzkoy auch in Europa ein gefeierter Bildhauer und Plastiker. Auf der Secessionsausstellung in Rom 1913 bespielte er mit 88 Werken einen eigenen Saal. Bereits 1912 kursierte eine Petition mit dem Wunsch, dem italienischen Künstler auf der Biennale von Venedig 1914 einen großen Platz zuzuweisen.
New York (1914-1921)
Als der Erste Weltkrieg ausbrach, befand sich Paolo Troubetzkoy gerade für eine Ausstellung bei Knoedler & Co. in New York. Daher entschied sich der Künstler in Amerika zu bleiben, bewegte er sich dort doch in den höchsten Kreisen und porträtierte die Elite: Vanderbilt, Dodge, Roosevelt, Whitney, Van Buren und Rutherford Stuyvesant, um nur einige zu nennen. Daneben saßen auch Kinostars für ihn Modell: Mary Pickford, Douglas Fairbanks Sr. und Sessue Hayakawa.
Zu seinen bekanntesten Werken dieser Zeit gehört die 1915 erstmals ausgestellte Porträt-Statuette von Lady Constance Stewart-Richardson, einer Schülerin von Isadora Duncan, Tänzerin und Suffragette, in Tanz-Pose. Die Skulptur hatte Troubezkoy 1914 noch in Paris von der barfuß tanzenden Adeligen modelliert.
1919 eröffnete Troubetzkoy ein Atelier in Hollywood, da er einen Wettbewerb der Stadt Los Angeles für ein Denkmal für General Harrison Gray Otis gewonnen hatte. Otis war der Besitzer der Los Angeles Times, ein begeisterter Soldat und 1917 verstorben. Am 3. Juli 1920 wurde das Denkmal für General Otis in Uniform enthüllt. Die Reisen zwischen der Ost- und Westküste Amerikas inspirierten Paolo Troubetzkoy, sich mit amerikanischen indigenen Völkern zu beschäftigen. Bereits in Mailand hatte sich der Plastiker mit dem Thema auseinandergesetzt. Sein impressionistischer Stil unterschied Troubetzkoys Statuen deutlich vom grafischen Stil eines Frederic Remington.
Paris und Lago Maggiore
1921 kehrte Paolo Troubetzkoy wieder nach Frankreich zurück, wo er in Neuilly ein Atelier eröffnete. Sein restliches Leben reiste er zwischen Frankreich und Italien. Seinen Lebensabend verbrachte er am Lago Maggiore. Der Tragödie des Ersten Weltkriegs aber auch den gesellschaftlichen Veränderungen nach seinem Ende hatte Troubetzkoy nichts entgegenzusetzen. Seine späten Werke, wie „Sitzendes Mädchen“ (1930) zeigen ein modisch gekleidetes Fräulein mit psychologischer Durchdringung. Stilistisch blieb er dem Impressionismus treu und folgte den modernistischen Experimenten des frühen 20. Jahrhunderts nicht.
George Bernard Shaw schrieb 1931 das Vorwort für die in der Galerie Colnaghi in London eingerichtete Verkaufsausstellung „Sculpture by Prince Paul Troubetzkoy“. Für ihn stellte er „den überraschendsten Bildhauer der Moderne“ dar, denn er arbeitete in den Gernes Tierplastik, Denkmalskunst und Porträt. Zum modernen Künstler machten vor allem die Attitüden Troubetzkoys, sein militanter Vegetarismus und seine kosmopolitische Stellung. Ob seine Ernährungsweise inhaltlich mit seiner Kunst in Verbindung gebracht werden kann, ist in der Forschung noch immer Gegenstand von Debatten.
Tod
Paolo Troubetzkoy starb am 12. Februar 1938 in Verbania, Italien.
Literatur zu Paolo Troubetzkoy
- En passant. Impressionismus in Skulptur, hg. v. Alexander Eiling, Eva Mongi-Vollmer (Ausst.-Kat. Frankfurt 19.3.–28.6.2020), München 2020.
- Rosanna Cioffi, ,L’estro‘ o ,la matta stranezza‘ di Troubetzkoy negli scritti di Mario De Micheli e Raffaello Giolli, in: Marta Nezzo, Giuliana Tomasella (Hg.), Sotto la superficie visibile. Scrittore in onore di Franco Bernabei, Treviso 2013, S. 101–110.
- Prince Paul Troubetzkoy - The Belle Epoque captured in bronze (Ausst.-Kat. The Sladmore Gallery, London, 21.5.–27.6.2008), London 2008.
- Vittorio Pica, Paul Troubetzkoy, in: Die Kunst für Alle. Malerei, Plastik, Graphik, Architektur, 17,3 (1902), S. 49–53.
Beiträge zu Paolo Troubetzkoy
- Paolo Troubetzkoy, zit. nach Charles L. Borgmeyer, 1911, Zit.n. En passant. Impressionismus in Skulptur, hg. v. Alexander Eiling, Eva Mongi-Vollmer (Ausst.-Kat. Frankfurt 19.3.–28.6.2020), München 2020, S. 221
- Rosanna Cioffi: ,L’estro‘ o ,la matta stranezza‘ di Troubetzkoy negli scritti di Mario De Micheli e Raffaello Giolli, in: Marta Nezzo, Giuliana Tomasella (Hg.), Sotto la superficie visibile. Scrittore in onore di Franco Bernabei, Treviso 2013, S. 101–110, hier S. 6.
- Domogackaja 1990, S. 60, Zit. nach Yvette Deseyve, Paolo Troubetzkoy – „the most astonishing sculptor of modern times“, in: en passant. Impressionismus in Skulptur (Ausst.-Kat. Städel Museum, Frankfurt 2020), S. 224.
- Vittorio Pica: Paul Troubetzkoy, in: Die Kunst für Alle. Malerei, Plastik, Graphik, Architektur, 17,3 (1902), S. 49–53.
- Paolo Troubetzkoy, zit. nach Charles L. Borgmeyer: „Prince Paul Troubetzkoy – Sculptor“, in: Fine Arts Journal, 25, 1, 1911, S. 2–34, S. 7. Siehe: Yvette Deseyve, in: Städel 2020, S. 226.