Francisco de Zurbarán

Wer war Francisco de Zurbarán?

Francisco de Zurbarán (Fuente de Cantos 7.11.1598–27.8.1664 Madrid) war ein spanischer Maler des Barock. Sein Œuvre ist hauptsächlich von religiösen Werken, einigen Stillleben und wenigen Porträts geprägt. Zurbarán eignete sich für seine Bilder der Askese, der mönchischen Disziplin und des militanten Katholizismus früh einen gesteigerten Naturalismus an. Wenn er auch kein genialer Erfinder neuer Bildlösungen war, so schuf er dennoch leicht lesbare Interpretationen religiöser Szenen, sogar dann wenn er die Leben der Heiligen erstmals illustrierte. Die überraschende Einfachheit, Ruhe, ja Stille seiner Kompositionen werden besonders bewundert. Zurbarán zeigt ein ausgesprochenes Interesse an den taktilen Qualitäten von Objekten, edlen Stoffen, Schaffell usw., was ihn auch zu einem exzellenten Maler von Stillleben werden ließ.

Neben Diego Velázquez (1599—1660) zählt Zurbarán zu den wichtigsten Künstlern seiner Generation in Spaniens „Goldener Ära“ (Siglo d'Oro → Die Ära Velázquez). Beeinflusst von seinen berühmten Zeitgenossen Velázquez, Alonso Cano und im Spätwerk auch Bartolomé Esteban Murillo (→ Murillo und Justino de Neve), inspiriert von italienischen und nordeuropäischen Kupferstichen und in ständiger Auseinandersetzung mit der polychromierten Skulptur Spaniens, entwickelte er sich schon früh zu einem herausragenden Koloristen (→ Malerei und Skulptur im barocken Spanien).

Kindheit

Francisco de Zurbarán wurde am 7. November 1598 in Fuente de Cantos, einem Dorf in der ländlichen Provinz Badajoz in der Extrematura getauft. Er war der Sohn von Luis de Zurbarán und Isabel Marquez. Sein Vater Luis de Zurbarán (1548–1629/1634) war ein baskischer Händler, der 1582 gemeinsam mit seinen Eltern ein Geschäft in Fuente de Cantos eröffnet hatte. Damit wurde Francisco de Zurbaráns Familie so wohlhabend, dass sie mehrere Häuser besaß und auch Sklaven hielten.

Im Jahr 1599 wurden Francisco de Zurbarán und seine fünf Geschwister Maria, Andres, Agustin und Cristobal in der Pfarrkirche von Nuestra Señora de la Granada in Fuente de Cantos konfirmiert.

Ausbildung

Francisco de Zurbarán begann zu einem unbekannten Zeitpunkt in der Werkstatt eines lokalen Künstlers seine Ausbildung zum Maler.

Zurbaráns Ausbildungsvertrag mit Pedro Diaz de Villanueva in Sevilla datiert vom 15. Januar 1614, wo Zurbarán für drei Jahr blieb. In dieser Zeit machte er Bekanntschaft mit Francisco Pacheco (1564–1644), Juan de Roelas (um 1570–1625) und Francisco Herrera dem Älteren (um 1590–um 1654), die Begründer des Sevillaner Naturalismus, sowie mit seinen Zeitgenossen Alonso Cano (1601–1667) und Diego Velázquez (1599–1660). Ohne die Meisterprüfung abzulegen, kehrte Zurbarán in die Extremadura zurück.

Werke

Francisco de Zurbarán arbeitete ab 1617 als Maler in Llerena, der Hauptstadt der Priorei von San Marcos de Leon. Bekannt ist, dass Francisco de Zurbarán 1617 Maria Paez Jimenez heiratete, die um neun Jahr älter war als er. In den folgenden sechs Jahren kamen drei Kinder zur Welt: María (22.2.1618 getauft), Juan (19.7.1620 getauft) und Isabel Paula (13.7.1623 getauft). Zwei Monate nach der Geburt der zweiten Tochter starb Maria Paez (7.9.1623 begraben).

Von dem in Llerena entstandenen Frühwerk ist nichts überliefert. Im Jahr 1619 wurde Zurbarán vom Rat von Llerena beauftragt, ein Gemälde für die Tür der der Kirche Nuestra Señora de Villagarcia (verloren) zu malen. Dann dekorierte Zurbaran ein Floß für die Osterprozession in Fuente de Cantos und malte und vergoldete einen Altar mit der Darstellung der „Mysterien des Rosenkranzes“ für den Altar von Unsere Rosenkranzmadonna in der Pfarrkirche seiner Heimatstadt (1622). Im Folgejahr wurde Zurbarán beauftragt, die Skulptur eines gekreuzigten Christus für das Kloster der Mercedarier in Azuaga (Badajoz) für 700 Reales auszuführen (1624).

1625 heiratete Francisco de Zurbarán Beatriz de Morales, ihre gemeinsame Tochter Jeronima starb als Kleinkind. Im Dezember zog das Paar in ein Haus der Morales am Hauptplatz von Llerena.

Erster Auftrag für Sevilla

Im Jahr 1626 erhielt Francisco de Zurbarán einen ersten Auftrag für Sevilla: Am 17. Januar trafen Zurbarán und Vater Diego de Bordas, Prior von San Pablo el Real (Dominikaner) eine Vereinbarung über 14 Gemälde aus dem Leben des heiligen Dominikus sowie sieben Väter und Doktoren der Lateinischen Kirche. Innerhalb von acht Monaten sollten die Bilder ausgeführt sein, Zurbarán verdiente die überschaubare Summe von 4.000 Real. In den fünf erhaltenen Gemälden zeigt sich die koloristische Fähigkeit des jungen Malers.

 

 

1627 malte Zurbarán seine berühmte „Kreuzigung“ für die Sakristei des Klosters San Pablo el Real (Art Institute of Chicago). Das ist sein frühestes erhaltenes, signiertes und datiertes Werk auf der Basis von Pachecos „Ikonografie“.

„Es gibt eine Kreuzigung von Zurbaráns Hand, die hinter einem Gitter der wenig beleuchteten Kapelle gezeigt wird, und jeder, der sie sieht, und es nicht weiß, glaubt, dass es eine Skulptur sei.“1 (Antonio Palomino über Francisco de Zurbarán, um 1720)

Zurbarán wurde mit dieser „Kreuzigung“ (Art Institute of Chicago), die er 1627 für das Dominikaner-Kloster San Pablo el Real in Sevilla gemalt hatte, berühmt. Er präsentierte den Gekreuzigten vor schwarzem Hintergrund. Helles Licht fällt von rechts auf den zusammengesunkenen Leib und modelliert dessen Volumen mit tiefen Schlagschatten. Damit setzte sich Zurbarán nicht nur mit der zeitgenössischen, realistisch bemalten Skulptur auseinander, sondern auch mit den tatsächlich vorhandenen Lichtverhältnissen an den Bestimmungsorten der Gemälde.

Ähnlich verfuhr er auch mit dem beeindruckenden „Hl. Serapion“ (1628, Wadsworth Atheneum, Connecticut) und zwei düsteren Versionen des „Hl. Franziskus in Kontemplation“ (um 1635, Londoner National Gallery und St. Louis). Am 29. August 1628 unterzeichnete Zurbarán einen Vertrag mit Padre Juan de Herrera, dem Oberen der Beschuhten Mercedarier in Sevilla, 22 Gemälde über das Leben des Gründers des Ordens zu malen. Wenn auch dieser Zyklus wohl nie ausgeführt worden ist, so gehört der „Heilige Serapion“ für die Sala de Profundis (Totenkapelle), „Die Erscheinung der Madonna vor dem hl. Petrus Nolascus“ (beide Prado) und seine „Vision“ (Pariser Privatsammlung) zu den wichtigen Werken dieser Phase. Der datierte und signierte „Hl. Serapion“ gilt als Probestück des Künstlers für einen großen Auftrag für die Casa Grande de la Merced Calzada (Mecedarier Kloster).

Im Gegensatz zu einigen Zeitgenossen - vor allem Bildhauern - lag Zurbarán nichts daran, die Drastik des Martyriums durch das Zeigen von Wunden hervorzustreichen. Mit größter Würde und Präzision schildert Zurbarán die letzten Momente des einfachen Mönchs. Das caravaggieske Licht modelliert den Körper des Heiligen genauso überzeugend wie dessen weißen Habit. Zurbaráns Farbmeisterschaft zeigt sich u. a. in der Modulation von Weißtönen.

Im Zeitalter der Gegenreformation nutzten viele Klöster die Überzeugungskraft von Bildern und beauftragten Künstler wie Zurbarán mit Zyklen zu ihren Ordensgründern, wichtigen Märtyrern und heiligen Jungfrauen. Für die private Andacht schuf der Maler ikonische Werke wie das „Agnus Die [Lamm Gottes]“, die symbolisch aufgeladene Darstellung eines gefesselten Lammes mit Heiligenschein, und „Das Haus von Nazareth“, häusliche Szenen aus der Kindheit Mariae.

Am 29. August 1629 bat der Rat der Vierundzwanzig, der Stadtrat von Sevilla, Zurbarán in die Stadt zu übersiedeln, um hier als Maler zu arbeiten.

 

Zurbarán in Sevilla: skulpturale Malerei und gegenreformatorische Mystik

Am 26. September 1629 unterzeichnete Zurbarán einen Vertrag für die Vergoldung und das Malen eines Altares zu Ehren des Hl. Joseph für die Kirche des Klosters der Trinidad Calzada in Sevilla. Weiterer Auftrag über vier Gemälde für die Kirche des Franziskaner-Collegiums von San Buenaventura in Sevilla mit Szenen aus dem Leben des Hl. Bonaventura (heute: Louvre und Dresden) vervollständigten den Auftrag an Herrera den Älteren. Im Folgejahr wurde Francisco de Zurbarán der Titel „Meistermaler der Stadt Sevilla“ verliehen, obwohl er die Prüfungen der Zunft nie abgelegt hat (1630).

Zurbarán verbrachte sein Leben in der Folge hauptsächlich in Sevilla, wo er ab 1629 Andachtsbilder, Altäre und Bildzyklen für zahlreiche Klöster der Dominikaner, Franziskaner und Marcederier-Orden schuf. Diese Auftragslage bestimmte sowohl die Motive wie auch die Atelierarbeit des Künstlers, der bereits in Llerna über mehrere Mitarbeiter verfügte. Zurbaráns Stil ist realistisch, detailgenau, seine Figuren wirken geometrisch und skulptural. Diese Wirkung erzielte er vielfach mit Hilfe von Licht und Schatten, zudem nutzte er die dunkle Hintergrundfolie als Kontrast. Einfache, statische Kompositionen sind durch eine genaue Darstellung der Oberflächenbeschaffenheit von Objekten charakterisiert. Dadurch haben seine Gemälde einen stillen und universellen Charakter.

In Sevilla führte Zurbarán verschiedene Gemäldeserien aus, darunter jene im San Buenaventura College, der Trinidad Calzada und der Merced Calzada. „Die Apotheose des hl. Thomas von Aquin“ (1631, Museo de Bellas Artes, Sevilla) ist Zurbaráns größtes bekanntes Gemälde und wurde als Hochaltarbild der Kirche des Dominikaner-Collegiums von Santo Tomás de Aquino genutzt.

Von seinen Mitarbeitern unterstützt, malte Zurbarán seine einzige bekannte „Apostelserie“ (1633, Museu Nacional de Arte Antiga, Lissabon), vielleicht für das Kloster von Sao Vicente de Fora in Lissabon. Bis 1635 stellte Zurbarán vier kleine Leinwände für die Kapelle des Collegiums von San Alberto der Unbeschuhten Karmeliter von Sevilla fertig.

 

Stillleben

Francisco de Zurbarán schuf nur wenige Stillleben, das einzige signierte befindet sich im Norton Simon Museum in Pasadena; in dieser Zeit dürfte auch „Eine Schale Wasser und eine Rose“ (um 1630, The National Gallery, London) entstanden sein. Das späte „Stillleben mit Keramik und Schale“ (1650–1655, Museu Nacional d’Arte de Catalunya) ähnelt in seiner Ausführung den Stillleben von Juan de Zurbarán, Franciscos Sohn. Vater und Sohn konzentrierten ihre Aufmerksamkeit auf Details und qualitätsvolle Ausführung, die stilistisch an neapolitanische Stillleben, deren realistische Texturen und dramatische Licht-Schatten-Wirkungen anschließen. Thema und Motive kamen den lebensechten Darstellungsweisen der beiden Künstler entgegen.

 

Zurbarán am Hof in Madrid

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Diego Velázquez seinen Freund Zurbarán 1634 einlud, an den Dekorationen für den Königssaal (auch Reichssaal oder Saal der Reiche) im neuen Buen Retiro Palast mitzuarbeiten. Auf Initiative des Herzogs von Olivares war der Bau des Buen Retiro am Stadtrand von Madrid als Lustschloss für Philipp IV. und seinem Hofstaat im Jahr 1630 begonnen worden. Zurbarán reiste an den Hof in Madrid, wo er eine zehnteilige Herkules-Serie und zwei Historiengemälde für die Reichshalle ausführte.2 Für den gleichen Saal malte Velázquez die „Übergabe von Breda“ (alle im Prado). Zurbaráns Erfahrung als Maler und Werkstättenleiter garantierte eine effiziente Arbeitsweise, um den Zyklus der Arbeiten des Herkules in der ihm zur Verfügung stehenden, relativ kurzen Zeit fertigzustellen.

Die Arbeiten des Herkules verkörperten Eigenschaften der guten Regentschaft, darunter Schläue, Besonnenheit, Treue, Pflichtbewusstsein und Selbstlosigkeit. Die Geschichten von Herkules' Aufgaben waren in Spanien weithin bekannt, nicht nur dank Übersetzungen klassischer Autoren, sondern auch dank Zusammenstellungen von Mythen, literarischen Werken, Theaterstücken, Festen und sogar Predigten. Eines der ersten literarischen Werke der spanischen Neuzeit ist „Los doce trabajos de Hércules [Die zwölf Arbeiten des Herkules]“ stammt vom Marquis von Villena.

In seiner Herangehensweise an mythologische Themen erwies sich Francisco de Zurbarán als explizit im erzählerischen Sinne und treu zu seinen Quellen. Diese waren sowohl literarischer als auch grafischer Natur, darunter die Druckserien zu den Arbeiten des Herkules von Cornelis Cort (1533–vor 1578) und Hans Sebald Beham (1500–1550) aus den 1540er Jahren. Zurbarán bewies großes Geschick darin, Kompositionen an die jeweiligen Umstände anzupassen. So waren beispielsweise alle Werke der vorliegenden Serie für eine hohe Wandaufhängung vorgesehen, was sich sowohl in ihrem Maßstab als auch in ihrer Perspektive widerspiegelt. Um Herkules’ kraftvolle physische Persönlichkeit und die Dramatik seiner Taten hervorzuheben, beschloss Zurbarán, ihn im Vordergrund darzustellen, von unten betrachtet, um seine Monumentalität und körperliche Stärke hervorzuheben.

Tatsächlich handelt es sich bei den Darstellungen von Herkules wahrscheinlich um die bedeutendste Serie männlicher Akte in der spanischen Malerei des Goldenen Zeitalters. Als sich Zurbarán dem Akt näherte, konnte er auf seine „Kreuzigung“ (1627, Art Institute of Chicago) und „Die Erscheinung des Apostels Petrus vor dem Heiligen Petrus Nolasco“ (1629, Museo Nacional del Prado) Bezug nehmen. Zurbarán beschreibt den menschlichen Körper mit einer naturalistischen Technik, bei der er Licht und Schatten zur Modellierung der Anatomie verwendet. Infolgedessen artikuliert er die verschiedenen Gliedmaßen auf eine sehr kontrastreiche Weise, die die Muskulatur hervorhebt. Dieser Ansatz eignet sich sehr gut, um den kraftvollen und heroischen Körperbau des Herkules darzustellen, dessen nackte männliche Gestalt zu einer Metapher für königliche Autorität und Macht wird.

Dieser königliche Auftrag ermöglichte Zurbarán, sich von seinen monastischen Auftraggebern zu lösen und sich mit mythologischen Szenen und Aktfiguren zu beschäftigen – das einzige Mal in seiner Karriere. Neben der Serie zu den „Arbeiten des Herkules“ (Prado) führte er zwei großformatige Historien aus, die in bemerkenswert realistischem Stil ausgeführt sind: „Herkules und der Kretische Stier“ sowie „Herkules und Zerberus“ (beide 1634, Prado). Damit haben die Gemälde einen Sonderstatus im Werk Zurbaráns, der als „Maler der Mönche“ bezeichnet wurde.

Zurbaráns Autorschaft wurde trotz Quellen von Palomino und Ponz bald vergessen und erst wieder 1945 zweifelsfrei belegt. Neben diesem höfischen Auftrag arbeitete Francisco de Zurbarán nur noch an der Dekoration eines Schiffs, dessen Bau König Philipp IV. zu Ehren des heiligen Ferdinand, König von Kastilien und Leon befahl.

Zurbaráns modebewusste Heilige

Zurück in Sevilla malte Zurbarán ab 1636 wieder für Klöster und Pfarrkirchen. Seine weiblichen Heiligen wirken wie Andalusierinnen mit fast profanem Charme, während die verfeinerte Eleganz ihrer Kleider sie als „göttliche Porträts“ erscheinen lassen. Die seit dem Frühwerk skulptural aufgefassten Figuren zeigen eine subtile Verbindung zwischen Realismus und Mystik. Die „Heilige Casilda“ (um 1635, Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid) war die Tochter des Morisken-Königs von Toledo, Abu al-Hasan Yahya al-Mamun. Als sie zum Christentum konvertierte, begann sie die verfolgten und inhaftierten Christen im Kerker ihres Vaters zu besuchen und mit Essen zu versorgen. Als sie eines Tages dabei erwischt wurde, verwandelten sich die Brote in den Falten ihres Gewandes auf wundersame Weise in Blumen. Der hohe Grad an Realismus - vor allem was die Stoffe und die Juwelen anlangt - verliehen dieser Figur eine starke Präsenz und Monumentalität.

 

Reife Werke

Am 19. August 1636 erhielt Francisco de Zurbarán den Auftrag, gemeinsam mit dem Bildhauer und Bruder seines Lehrmeisters Jeronimo Velazquez, einen neuen Altar für die Kirche von Nuestra Señora de la Granada in Llerena anzufertigen. Der „Heilige Antonius Abbas“, die „Heilige Apolonia“ (Louvre) und der „Heilige Lorenz“ (Eremitage) wurden für den Querschiffaltar der Klosterkirche von San Jose de la Merced Descalza in Sevilla gemalt. Nach seinem Aufenthalt in Madrid (1634) verfeinerte Zurbarán den Umgang mit Farbe noch mehr, wie auch die „Heilige Apollonia“ (um 1636–1640, Louvre) zeigt.

  • 1637: Am 26. Mai 1637 unterschrieb Zurbarán einen Vertrag über den Hochaltar der Klosterkirche der Encarnacion in Arcos de la Frontera (Cadiz) (verschollen).
  • 1638–1639: Serie für das Kapitelhaus von Nuestra Señora de la Defension in Jerez de la Frontera (Cadiz).
  • 1639: Am 2. März 1639 unterschrieb Zurbarán einen Vertrag mit Padre Felipe de Alcala über sieben Gemälde für die Sakristei des Klosters von Guadalupe (Caceres) mit Mönchen des Klosters, die sich als einzige noch in situ befindet. Zwei wichtige Werke aus diesem Jahr sind „Hl. Franziskus in Meditation“ und das „Agnus Dei“.
  • 1640–1645: Zurbarán malte eine Serie der „Sieben Infanten von Lara“.
  • 1644/45: Zurbarán malte verschiedene Versionen des „Haus von Nazareth“, da sich Bilder mit der Kindheit Jesu großen Zuspruchs erfreuen.
  • 1645: Die Kirche von Nuestra Señora de la Candelaria in Zafra (Badajoz) beauftragte Zurbarán mit einem Porträt von „Alonso de Salas Parra“ und „Heiliger Ildefons erhält die Kasel“ (1644–1645).
  • Um 1650 arbeitete Zurbarán am Altar für die St. Peter-Kapelle in der Kathedrale von Sevilla (in situ).
  • 1655: Zurbarán schuf drei große, horizontale Gemälde für die Sakristei der Kirche im Kapitelhaus von Santa Maria de las Cuevas in Sevilla mit Szenen aus der Kartäuser-Doktrin (Museo de Bellas Artes, Sevilla).

Zurbaráns südamerikanisches Abenteuer

Die in den Jahren 1638 und 1639 entstandenen Zyklen für Klöster gelten als die Höhepunkte von Zurbaráns Werk. Dazu gehört der Zyklus für die Hieronymiten von Guadalupe in Caceres, der sich noch vor Ort befindet, und jener für die Kartäuser in Jerez de la Frontera, der im 19. Jahrhundert zerteilt wurde. Nach 1640 konzentrierte sich Zurbarán auf Serien von stehenden Figuren, beginnend mit den Aposteln von Lissabon (1633) und gefolgt von Arbeiten für den südamerikanischen Kunstmarkt. Letztere führten fast zum Ruin des Künstlers, da er kein Geld für die nach Amerika geschickten Gemälde erhielt.

Wie andere Kaufleute auch musste Zurbarán seine Waren dem Kapitän eines Handelsschiffs übergeben, der es an einen Meistbietenden verkaufen sollte. Das Risiko blieb beim Maler, da er die Bezahlung erst nach der Rückkehr dieses Schiffes aus der Neuen Welt erhielt. Ob der wirtschaftliche Niedergang Sevillas oder die Konkurrenz durch den jungen Sevillaner Maler Bartolomé Esteban Murillo (1617–1682) - oder auch beide Gründe - für den Export der Gemälde verantwortlich waren, muss offen bleiben. Zurbaráns Werkstatt ist extrem beschäftigt. Zwischen 1640 und 1650 produzierte sie eine große Anzahl von Werken für den Lateinamerikanischen Markt, vor allem Apostelserien und Mönchsdarstellungen. Zurbarán und seine Frau zogen vielleicht auch deshalb 1645 in ein Haus neben der Kathedrale.

Im Jahr 1647 bestellte beispielsweise die Schwester Oberin des Klosters La Encarnacion in Lima Gemälde für die Kirche, die sie mit 2.000 Pesos (16.000 Reales) auch bezahlte. Am 22. Mai 1647 untereschrieb Zurbarán einen Vertrag mit Kapitän Juan de Valverde über zehn Szenen aus dem Leben der Jungfrau und 24 Darstellungen von weiblichen Heiligen für das Konvent der Inkarnation in Lima, Peru (verloren).

„Zwölf reitenden Caesaren“ hatte er nach Peru geschickt, und 1649 sandte Zurbarán eigene Gemälde, flämische Landschaften und Malutensilien nach Buenos Aires. Die Hinwendung zu den spanischen Kolonien begann nachweislich 1636, da sich Zurbarán 1640 in einem Rechtsstreit mit Kapitän Diego de Mirafuentes befand. Dieser hatte vier Jahre zuvor einige erstklassige Gemälde von Zurbarán in Kommission genommen, um sie in den amerikanischen Kolonien zu veräußern. Da der Kapitän diese Werke wohl zur Dekoration seines Schiffes verwendete, waren sie beschädigt und unverkäuflich. Wenn auch das Geschäft mit Mittel- und Südamerika lukrativ war, so waren die Risiken kaum abzuschätzen. Da die großen Aufträge für Klöster zurückgingen, beschäftigte sich Francisco de Zurbarán in seinen letzten Jahren zunehmend mit Andachtsbildern für eine gehobene Klientel.

Spätwerk in Madrid

Ende Mai 1658 übersiedelte Francisco de Zurbarán nach Madrid, dem Sitz des Hofes, wo er hauptsächlich Werke für die private Andacht der Aristokratie malte. Der Spätstil des Sevillaner Künstlers ist von einer Hinwendung zu einem süßeren und feineren Ausdruck gekennzeichnet. Einerseits ist er vom Geist der Gegenreformation getragen und andererseits mit der Entwicklung von Bartolomé Esteban Murillo (1617–1682) vergleichbar.

 

 

Erst mit der internationalen Ausstellung zum 400. Geburtstag des Künstlers 1987/88 in Sevilla wurde diese Phase der künstlerischen Produktion einem weiteren Publikum bekannt. Seither wird die weichere, hellere Erscheinung von Zurbaráns späten Werken geschätzt und, wie mit der Auseinandersetzung des älteren Zurbarán mit dem damals jungen Malerstar Murillo in Verbindung gebracht.

In seinen letzten Lebensjahren führte Zurbarán auch kleinformatigere Andachtsbilder für eine neue aristokratische Klientel aus. Die lebensnahe Darstellung erscheint noch mehr gesteigert, die dunklen Farben werden verdrängt, Formen und Licht weicher. Zu den außergewöhnlichsten Werken diese späten Phase zählt zweifellos der „Johannes der Täufer“ (um 1659, Privatsammlung). Das querformatige Bild zeigt hinter der Hauptfigur eine tiefe, verblauende Flusslandschaft, in der rechts die Taufe stattfindet. In diesem Gemälde scheint sich der Spanier mit den Werke von Joachim Patinier (um 1480–1524) am Madrider Hof auseinandergesetzt zu haben.

Das Spätwerk des seit Ende Mai 1658 in Madrid lebenden Künstlers ist von nahsichtigen Darstellungen heiliger Figuren, allen voran die Madonna mit Kind sowie die Kindheitsgeschichten von Maria und Jesus, bestimmt. Zu den Neuentdeckungen zählt „Die mystische Vermählung der hl. Katharina“ (1660–1662, Privatsammlung Schweiz), die 2001 erstmals wieder Zurbarán zugeschrieben wurde. Das Werk dürfte identisch sein mit der „Mystischen Vermählung“, die sich noch nach Francisco de Zurbaráns Tod in dessen Werkstatt befand. Das wenige Jahre vor seinem Ableben entstandene Werk spiegelt die Hinwendung des Künstlers zu einer lichtvollen Palette, einer poetischen Atmosphäre und weichen Modellierung wider.

Diego Velázquez wurde ein Mitglied des Ordens von Santiago, wofür Zurbaran, Murillo, Cano und Juan Carreno de Miranda aussagten. Murillo zog nun nach Madrid, wo er die Gesellschaft von anderen Sevillaner Künstlern wie Velázquez und Zurbarán suchte.; doch Velázquez starb am 6. August 1660 in Madrid. Murillo gründete daraufhin mit anderen Künstlern die Akademie für Zeichnung in Sevilla.

Zwischen 1659 und 1660 wurde Zurbarán mit seiner letzten Kloster-Serie beauftragt: die Gemälde für die Kapelle des hl. Diego im Franziskanerkloster Santa Maria de Jesus in Alcala de Henares, Madrid (Museo Nacional del Prado). Francisco de Zurbaráns letztes Werk, eine „Jungfrau und Kind mit dem Johannesknaben“ (Museo de Bellas Artes, Bilbao), datiert in das Jahr 1662.

Tod

Der kranke Künstler setzte 1664 sein Testament auf. Er möchte im Kloster der Unbeschuhten Augustiner-Rekollekten in Madrid, an der Stelle steht heute die Biblioteca Nacional und das Museo Arqueologico.

Francisco de Zurbarán starb am 27. August 1664 in Madrid.

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