Maria Theresia
Maria Theresia (1717–1780) wurde am 13. Mai 1717 als älteste Tochter des letzten männlichen Habsburgers Karl VI. (1685–1740) und seiner Frau Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel (1691–1750) geboren. Ihr Vater hoffte zeitlebens, nach seinem bereits 1716 verstorbenen Sohn Erzherzog Leopold Johann noch einen weiteren männlichen Stammhalter zu bekommen. Dass Maria Theresia 1740 den Thron der Habsburger bestieg, war demnach weder geplant noch in dieser Form von ihrem Vater vorhergesehen. Die berühmte Pragmatische Sanktion wurde daher nicht für diesen Anlass verfasst und über Jahrzehnte von Karl VI. verfolgt. Die von ihm beherrschten Länder wurden als untrennbar und unteilbar (indivisibiliter ac inseparabiliter) anerkannt, zudem wurde in der Pragmatischen Sanktion die Erbfolge der Töchter geregelt.
1736 heiratete Maria Theresia ihre Jugendliebe Franz Stephan von Lothringen (1708–1765). Zuvor hatte Franz Stephan auf Druck Frankreichs auf seine lothringischen Stammbesitzungen verzichten müssen – dafür bekam die neue Dynastie die Toskana als Entschädigung zugesprochen. Gemeinsam bekam das Ehepaar sechzehn Kinder, die – mit Ausnahme von Erzherzogin Marie Christine – allesamt gewinnbringend in Mitteleuropa verheiratet wurden.
Der „weiblich“ erzogene Maria Theresia stieg nach dem Ableben des Kaisers zu einer der mächtigsten Frauen in Europa auf. 1740 huldigten ihr die niederösterreichischen und 1743 die böhmischen Stände, 1741 wurde sie zum rex Hungariae (Königin in Ungarn) gewählt. Die Thronbesteigung von Maria Theresia verlief allerdings nicht ohne Probleme: Bayern und Sachen erhoben Ansprüche auf Teile des Erbes; der preußische König Friedrich II. (1712–1786) verlangte Schlesien und besetzte das Land. Der Österreichische Erbfolgekrieg dauerte bis zum Frieden von Aachen 1748. Im Reich wählten die Kurfürsten 1742 den Wittelsbacher Karl VII. (1697–1745) zum Kaiser, Franz Stephan konnte sich erst 1745 durchsetzen.
Die folgenden Jahre sollten sich außenpolitisch ebenso schwierig gestalten. Nachdem Preußen ein Bündnis mit Großbritannien eingegangen war, schloss sich Maria Theresia, beraten durch Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg (1711–1794), mit dem „Erzfeind“ Frankreich zusammen. Der Siebenjährige Krieg (1756–1763) kann als erster Weltkrieg bezeichnet werden, fanden kriegerische Zusammenstöße zwischen Frankreich und England doch auch in Nordamerika und Indien statt. Der endgültige Verlust von Schlesien wurde im Friede von Hubertusburg (1763) festgeschrieben.
Familie und Politik
Das Bündnis mit Frankreich hatte auch familiäre Konsequenzen, denn Maria Theresia und Franz I. Stephan verheirateten fünf der zehn Kinder, die das Erwachsenenalter erreicht haben, mit Angehörigen der Bourbonen-Dynastie. Die Ehe zwischen Marie Antoinette 1770 mit dem späteren König Frankreichs, Ludwig XVI., bildete damit nur die Spitze einer breiteren Familienpolitik. Wobei die Politik vor der Familie stand. Das Diktum, Maria Theresia wäre die „Schwiegermutter Europas“, lässt sich aus diesem Hochzeitsreigen erklären (Informationen dazu: Maria Theresia: Kinder, Kunst und Kinofilm)
Reformen
Maria Theresia gilt bis heute als eine der wichtigsten Reformerin der österreichischen Geschichte. Ziele waren die Modernisierung und Zentralisierung der Habsburgermonarchie. Ein neues Steuersystem nach Vorbild Preußens, organisiert durch Friedrich Wilhelm von Haugwitz (1702–1765), verpflichtete den Adel zur Steuerlast (auf Dominikalland), positionierte den Staat als Steuereintreiber; die Länder wurden nur mehr alle zehn Jahre (anstelle von jedem Jahr) eingestuft. Während in Ungarn die traditionelle Verwaltung erhalten blieb, wurden die böhmisch-österreichischen Kernländer gemeinsam verwaltet. Wichtige Berater wie die bereits genannten Hauwitz und Kaunitz (ab 1760) werden durch Gerhard van Swieten (1700–1772) für die Universitätsreform noch ergänzt. Zu den wichtigsten Reformen zählen weiters durch die Militärreform (Gründung der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt), die Unterrichtspflicht, die Robotregulierung, die erste Volkszählung, die Anlage eines Katasters mit der Einführung der Hausnummerierung (→ Maria Theresia: Reformen und Modernisierung).
Von Maria Theresia kann man dennoch nicht von einer aufgeklärten Herrscherin sprechen, da sie der religiösen Toleranz ablehnend gegenüberstand. Ihr Sohn Joseph II. (1741–1790) und Joseph von Sonnenfels (1732/33–1817) überzeugten sie, die Folter abzuschaffen.
Nachleben
Als Maria Theresia am 29. November 1780 verstarb, wurde ihre epochale Bedeutung bereits reflektiert. Zu ihren wichtigsten kulturellen Hinterlassenschaften zählt der Ausbau von Schloss Schönbrunn sowie der berühmte Prunksarkophag Franz Stephans und Maria Theresias (1754) in der Wiener Kapuzinergruft von Balthasar Ferdinand Moll.