Marina Abramović

Wer ist Marina Abramović?

Marina Abramović (*30.11.1946, Belgrad, Serbien) ist eine Pionierin der Performance-Kunst und einer der berühmtesten lebenden Künstlerinnen der Gegenwart und Gewinnerin des Praemium Imperiale (→ Zeitgenössische Kunst). Seit Beginn ihrer Karriere in Belgrad in den frühen 1970er Jahren leistet Marina Abramović mit ihren Performances als visuelle Kunstform Pionierarbeit und schuf in dieser Phase einige ihrer wichtigsten frühen Werke. 

„Kunst ist die Transformation von Materie.“ (Marina Abramović)

Die aus Serbien stammende Abramović arbeitet in den Medien Malerei, Intervention und Sound, sie schuf Viodearbeiten, Installationen, Fotografien, Objekte, Soloperformances und solche mit Partner wie Ulay (Uwe Laysiepen), in denen „der Prozess wichtiger ist als das Resultat“. Seit den 1970er Jahren benutzt sie ihren Körper als Subjekt und als Medium in ihren strapaziösen Langzeit-Performances, um physische, mentale und emotionale Grenzen zu testen – oft riskiert sie sogar ihr Leben auf der Suche nach erhöhtem Bewusstsein, Transzendenz und Selbstverwandlung. Im Zentrum ihrer künstlerischen Praxis steht auch Machtstrukturen und Hierarchien zu hinterfragen. Dennoch ist Marina Abramovićs Werk nie explizit politisch.

Der Körper war immer ihr Subjekt und Medium; weiters steht Spiritualität (ohne religiöse Bindung) im Zentrum ihres Denkens. In ihren Arbeiten, die die einfachen Handlungen des täglichen Lebens ritualisieren, lotet sie ihre körperlichen und mentalen Grenzen aus und hält Schmerzen, Erschöpfung und Gefahr auf ihrer Suche nach emotionaler und spiritueller Transformation stand (vergleiche Chris Burden, Vito Acconci, Gina Pane). In frühen Werken experimentierte Marina Abramović mit einer rituellen Dramaturgie, die jener des Martyriums ähnelt. Dabei nutzte sie auch Symbole und Objekte, die religiös aufgeladen sind: Stern, Kreuz, Eis und Feuer, Honig und Wein.

Das Konzept der Zeit ist in den Arbeiten der serbischen Künstlerin ein ebenso wichtiger Aspekt wie die Einbindung des Publikums, so auch in der Aktion „Thomas Lips“ (1975) in der Galerie Krinzinger und in ihren Performances „Seven Easy Pieces“ (2005) im Guggenheim Museum, New York, „The Artist is Present“ (2010) im Rahmen ihrer gleichnamigen Retrospektive im MoMA, New York oder „512 Hours“ (2014) in der Londoner Serpentine Gallery. Zu ihren berühmtesten Performances gehört „The Artist is Present“, die sie 2010 im MoMA, New York, zur Aufführung gebracht hat. Dabei saß sie mehr als mehr als 1600 Besucher:innen schweigend gegenüber und tauschte mit ihnen Gefühle und Energie aus. Über den Energiefluss in ihren Performances sagt die Künstlerin:

„Ich kann nichts ohne Publikum tun, brauche seine Energie. Bevor ich anfange, tue ich nichts anderes, als Menschen anzusehen; das ist, wie ich ihre Energie aufnehme. Während meiner Performance, übersetze ich diese Energie in mein Gefühl und gebe sie ihnen durch meine Performance wieder zurück.“1 (Marina Abramović, 1976)

Kindheit

Marina Abramović wurde am 30. November 1946 in Belgrad (ehemals Jugoslawien, heute: Serbien) geboren. Ihre Eltern waren Vojin und Danica Abramović, zwei Partisanen aus dem Zweiten Weltkrieg. Für ihren Einsatz hatten sie den Orden der Volkshelden erhalten. Als Marina geboren wurde, waren ihre Eltern in der Verwaltung von Titos kommunistischer Regierung beschäftigt. Bis zu ihrem 10. Geburtstag behaupteten die Elten, dass Marina am 29. November, am Staatsfeiertag Jugoslawiens, sei.

Da die Kleine ein krankes Kind war, lebte sie ab ihrem achten Monat bei ihrer mütterlichen Großmutter, Milica Rosić. Frau Rosić war religiös und spirituell, was einen tiefen Eindruck bei der jungen Abramović hinterließ.

Nach der Geburt ihres Bruders Velimir im Jahr 1952 lebte Marina Abramović bei ihren Eltern in Belgrad. Marina gefiel diese Entscheidung nicht. Die Erziehung war ihrer Mutter Danica vorbehalten, der Vater war selten zu Hause. Die Künstlerin beschreibt ihre Kindheit als kalt, gefühllos und schwierig, da ihre Mutter physische Str5afen verteilte. Die Ehe ihrer Eltern war unglücklich.

Die Familie Abramović beging keine gemeinsamen Fest- oder Feiertage. Die Nähe zu Kunst und Kultur war wichtig, leitete ihre Mutter doch das Kunst- und Revolutionsmuseum in Belgrad. Schon früh wurde Marina ermuntert, sich kreativ durch Zeichnen und Malen auszudrücken. Als sie zwölf Jahre alt war, wurde ihr zu Hause ein eigenes Atelier eingerichtet.

Als Marina Abramović 17 Jahre alt war, verließ der Vater die Familie.

Ausbildung

Während ihrer Kindheit besuchten Marina Abramović gemeinsam mit ihrer Mutter Künstlerateliers. Seit ihrem 12. Lebensjahr begleitete sie ihre Mutter auch nach Venedig, um die Biennale zu besuchen.

Marina Abramović erhielt auf eigenen Wunsch mit 14 Jahren eine erste Malausrüstung von ihrem Vater (1960). Der Künstler Filo Filipović erteilte ihr Unterricht; er war ein Freund der Familie und unterrichtete Marina auf Wunsch ihres Vaters. Bei ihrer Ausbildung entzündete er am Ende einer Séance das Gemälde „Sonnenuntergang“.

Von 1965 bis 1970 besuchte sie die Belgrader Kunstakademie, wo Abramović Malerei studierte und in einem akademisch realistischen Stil malte. Sie schuf Serien von Motiven wie schweren Lastwagenunfällen oder abstrakten Studien von Wolken. Ihr anfänglich gegenständlicher Stil näherte sich somit der Abstraktion an. Bald ließ Abramović das Malen hinter sich, um sich der Performance und Soundarbeiten zu widmen. Bereits als Kunststudentin zog sie die Arbeit mit der Zeit und dem Raum sowie den direkten Kontakt zwischen Künstlerin und Publikum dem Arbeiten im Atelier vor.

 

Hinwendung zur Performance Kunst (1968)

Als Präsidentin der Kommunistischen Partei in der Akademie der Bildenden Künste war Marina Abramović an Studentenprotesten gegen Wirtschaftsreformen durch Titos Regierung beteiligt. Währenddessen schloss sie sich einer Gruppe von Studierenden an, die sich mit Konzeptkunst beschäftigten. Sie besetzten das Hauptquartier der lokalen Partei und forderten, es zu einem Kunstzentrum umzuwidmen. Nachdem die Proteste endeten, traf sich die Gruppe weiterhin und diskutierte über Kunst. Dieser Einfluss ließ Abramović zwei Vorschläge für Performances zu entwickeln, die allerdings vom Belgrader Jugendzentrum abgelehnt wurden. Die Kunststudientin veröffentlichte erstmals Texte, Zeichnungen und konzeptuelle Arbeiten

Besuch der Kunstakademie in Zagreb als Postgraduate Studentin bei dem Maler Krsto Hegedušić (1901–1975). Dort begann sie auch ihren Körper als Instrument in ihrer Kunst einzusetzen.

Ehen, Beziehungen und Kinder

Marina Abramović war einmal verheiratet und führte eine mehrjährige private wie berufliche Beziehung mit dem Künstler Ulay. Kinder hat Marina Abramović nicht.

  • Neša Paripović (*1942): 1. ⚭ Oktober 1971–1976
  • Ulay (Frank Uwe Laysiepen, 1943–2020): 1976–1987

Werke

Frühe Arbeiten in Belgrad (1969–1975)

Marina Abramović wurde von ihrer christlichen Großmutter und ihren Eltern erzogen, letztere waren unter Tito Partisanen. Nach Abschluss ihres Studiums in Zagreb kehrte Marina Abramović 1971 nach Belgrad zurück. Dort nahm sie an der Ausstellung „Drangularijum“ im SKC (Studenski Kulturni Centar / Kulturhaus) teil, der als Gegenveranstaltung zum offiziellen Oktober Salon der Regierung organisiert wurde. Abramović schuf mit „The Bridge“ eine erste, wenn auch unrealisierte Installation. Für die Soundarbeit „Sound Corridor (War)“ konstruierte sie eine Passage durch einen engen Korridor mit dem Geräusch von Maschinengewehren, eines ihrer intensivsten Frühwerk. Für „Freeing the Horizon“ übermalte sie 29 Dia-Farbabzüge und legte den Horizont im Zentrum von Belgrad frei.

Marina Abramović reiste mit einer Gruppe jugoslawischer Künstler:innen nach Schottland, wo sie am Edinburgh Festival „Rhythm 10“ performte. Sie lernte dort Joseph Beuys kennen und traf ihn noch im gleichen Jahr im Belgrader Kulturzentrum wieder. Beuys‘ Happenings beeindruckten die junge Künstlerin zutiefst.

 

Rhythm

In ersten künstlerischen Performances erforschte Abramović die Leidensfähigkeit ihres Körpers und dessen Grenzen. Mit „Rhythm 0“ (1974) im Studio Morra in Neapel konfrontierte die Künstlerin ihr Publikum mit einem Setting, in dem sie sich mit 72 Objekten auf einem Tisch präsentierte. Zu den Objekten gehörten Scheren, eine Feder, ein Messer, eine Peitsche, eine Pistole und eine einzige Kugel. Die Zuschauer:innen wurden von Marina Abramović aufgefordert, während der sechsstündigen Performance mit diesen Objekten an ihr auszuprobieren, was sie wollten. Am Ende der Performance waren alle ihre Kleidungsstücke aufgeschlitzt, sie war geschnitten worden, angemalt, gereinigt, dekoriert, gekrönt mit Dornen und die geladene Waffe war gegen ihren Kopf gehalten worden. Die Performance wurde in 35mm Dias aufgezeichnet. Mit diesen Arbeiten war Abramović schnell eine wichtige Konstante in der experimentellen Avantgarde-Szene in Belgrad.

Für „Rhythm 2“ nahm sie zwei Medikamente, die zur Behandlung von akuter Katatonie und Schizophrenie verabreicht werden.

„Rhythm 5“ im SKC: Marina Abramović baute ein Holz-Pentagramm, das sie anzündete. Nachdem sie ihre Haare und ihre Fingernägel abgeschnitten und in die Flammen geworfen hatte, legte sie sich in das freie Zentrum des Pentagramms. Dort verlor sie ihr Bewusstsein. Zwei Leute aus dem Publikum trugen sie hinaus, wodurch die Performance nach 90 Minuten abgebrochen wurde.

„Rhythm 10“ performte sie im Museo d’Arte Contemporanea in der Vila Borghese, Rom: Eine Stunde lang stich sich Abramović mit 20 Messern zwischen ihre Finger und nahm das Geräusch dabei auf.

Amsterdam und Zusammenarbeit mit Ulay (1975–1988)

Auf einem internationalen Treffen von Performancekünstler:innen in Amsterdam traf Marina Abramović den deutschen Künstler Ulay (Frank Uwe Laysiepen, 1943–2020) am Tag ihres (gemeinsamen) Geburtstags. Marina Abramović wirkte in diesem Jahr auch an einer Aufführung von Hermann Nitsch mit. Mit „Lips of Thomas“ in der Galerie Krinzinger, Innsbruck, sowie „Art Must Be Beautiful, Artist Must Be Beautiful“ in Kopenhagen erarbeitete die serbische Künstlerin zwei neue Performances. Rollentausch mit einer Prostituierten in Amsterdam. In „Freeing the Body“ tanzte sie zum Rhythmus eines afrikanischen Trommlers bis zur Bewusstlosigkeit.

Im Jahr 1975 übersiedelte sie nach Amsterdam, wo Abramović in den kommenden zwölf Jahren eine enge Partnerschaft und Zusammenarbeit mit dem deutschen Fotografen und Performer Ulay einging. Von 1976 bis 1988 traten sie zusammen auf und beschäftigten sich mit Beziehungen der Dualität. Im Jahr 1977 schrieben Abramović und Ulay das „ART VITAL“ Manifest, in dem sie ihre Werte für Kunst und Leben beschrieben. Darunter befindet sich die Forderung an keinem festen Ort zu leben, bzw. sich ständig zu bewegen. In den folgenden drei Jahren lebten und reisten sie in einem Citroën-Wohnmobil mit ihrem Hund Alba durch Europa.

Zu den bekanntesten Werken von  Abramović und Ulay gehören „Imponderabilia“ (Juni 1977) und „Rest Energy“ (1980):

In „Imponderabilia“ standen Abramović und Ulay einander nackt im Haupteingang der Gallerie Comunale d’Arte Moderne in Bologna gegenüber. Die Besucher:innen mussten sich durchquetschen und entscheiden, wem sie sich zudrehen. Die Performance wurde nach drei Stunden von der Polizei beendet. Mit „Expansion in Space“ Teilnahme an der „Documenta 6“ in Kassel (Juni).

Abramović und Ulay ließen sich 1980 in Amsterdam nieder. Mit dem Ziel, das Unbewusste zu erforschen, ließen sie sich in Hypnose ausbilden. Durch diese Arbeit fühlten sie, wie sich ihre Energie in eine dritte Existenz verband, die sie „Das Selbst“ nannten. Auf dieser Erfahrung bauen vier Performances auf, darunter „Rest Energy“: Im August 1980 standen Abramović und Ulay voreinandern, mit einem gespannten Bogen und einem vergifteten Pfeil zwischen sich. Durch ihr Körpergewicht entstand Spannung auf dem Bogen; der Pfeil war auf Marinas Herz gerichtet. Ein Mikrofon an der Brust zeichnete die verstärkten Herzschläge auf (4:10, ROSC’80, Dublin, August).

In „Nightsea Crossing“ (1981–1987, Bilder) saßen sich Abramović und Ulay in 22 Performances emotionslos einander gegenüber – in völliger Stille am Ende eines rechteckigen Tisches. Das Künstlerpaar wollte, den Raum mit Energie aufladen. Die Schmerzen durch das stundenlage Sitzen war größer als vermutet. Ulay verließ mehrmals den Tisch. In Boston experimentierten sie mit einer riesigen Polaroid-Kamera.

Mit ihrer bekannten Arbeit „The Lovers“ (1989) trennte sich das Künstler-Paar: Sie führten einen rituellen Gang von den beiden Enden der Chinesischen Mauer aufeinander zu – und dann gingen sie voneinander wieder weg. Abramović kehrte 1989 zu Soloauftritten zurück.

Solo-Performances seit 1995

Zwischen 1995 und 2005 beschritt Marina Abramović einen neuen Weg in ihren Solo-Performances. Themen sind nun ihr alleiniges Arbeiten, ihre Auseinandersetzung mit ihren kulturellen, ideologischen und spirituellen Wurzeln am Balkan. Dazu kommen noch ihr Familienhintergrund und ihr Schamgefühl in Bezug auf die Gräueltaten in ihrer Heimat in den 1990ern.

 

Balkan Baroque

Mit der Installation und Performance „Balkan Baroque“ (1997), die Marina Abramović in der kuratierten Ausstellung präsentierte, gewann sie den Goldenen Löwen als beste Künstlerin auf der Biennale von Venedig. Zuvor war ihr Konzept vom Nationenpavillon aufgrund seines schwierigen Themas abgelehnt worden. Das Werk besteht aus einer Drei-Kanal-Projektion mit lebensgroßen Bildern von Abramovićs Mutter, ihrem und sich selbst; dazu 3.000 Kilo Kuhknochen und Kupfergefäße mit schwarzem Wasser. In Venedig schabte die weiß gekleidete Marina Abramović auf einem vier Tage lang, sechs Stunden am Tag Fleisch von den Knochen, um Schmerz und Leiden im Bosnien-Krieg zu visualisieren.

New York (ab 2001)

Seit 2001 lebt Marina Abramović in New York.

 

The House with the Ocean View

In „The House with the Ocean View” (15.–26.11.2002, 3-Kanal-Video und Sound-Piece) lebte die Künstlerin zwölf Tage in einer kreuzförmigen Raumanordnung der Sean Kelly Gallery in New York. Strenge Regeln, kein Essen, kein Lesen, kein Sprechen – aber in Energiedialog mit den Besucher:innen. Die Künstlerin ist vom Publikum durch Leitern getrennt, deren Stufen aus Messern gestaltet sind. Dafür erhielt sie den Bessie Preis in der Kategorie Performance Installation and New Media.

 

Seven Easy Pieces

Mit „Seven Easy Pieces“ (2005, Solomon R. Guggenheim Museum, New York) präsentierte sich Abramović als Forscherin in der Geschichte der Performance-Kunst. An jedem Abend der sieben Tage führte sie ein bedeutendes Werk aus den 1960ern und 1970ern auf.

  • Vito Acconci, Seed bed, 1972
  • Joseph Beuys, wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt, 1965
  • VALIE EXPORT, Aktionshose, Genitalpanik, 1969
  • Bruce Nauman, Body Pressure, 1974
  • Gina Pane, The Conditioning, 1973
  • Marina Abramović, Lips of Thomas, 1975 (Wiederholung)
  • Marina Abramović, Entering the Other Side, 2005 (neue Arbeit)

Die Künstlerin hatte zwölf Jahre lang um die Erlaubnis der Künstler:innen gebeten, dies tun zu dürfen. Das Projekt stand unter der Prämisse, dass für die meisten Performances nur wenig Dokumentation vorhanden sind. Gleichzeitig lenkt sie die Aufmerksamkeit auf die Schwierigkeit eine Kunstform zu erhalten bzw. zu konservieren, die per se ephemer ist. Abramović erhielt dafür den Preis für die Best Exhibition of Time-based Art in 2005-06 von der United States Art Critics Association.

 

The Artist Is Present (2010)

Während der gesamten Ausstellungsdauer ihrer großen Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) konfrontierte sich Abramović mit ihrem Publikum. In insgesamt 716 Stunden und 30 Minuten saßen ihr 1.545 Personen auf einem Tisch gegenüber. Je am Ende eines großen Tisches stand ein Stuhl. Auf dem einen Stuhl saß Abramović und auf dem anderen lud sie die Besucher:innen ein, sich hinzusetzen und mit ihr – ohne Worte – in Kontakt zu treten. Stumm saßen sich die Akteur:innen gegenüber und blickten sich in die Augen. Der Kontakt dauerte jeweils so lange, bis die Besucher:innen sich entschieden, aufzustehen und wegzugehen. Obwohl sich die Kommunikation auf minimale Regungen im Gesicht der Beteiligten beschränkte, beschreiben alle – die Künstlerin wie auch die Besucher:innen – die Begegnung als intensive und transformatorische Erfahrung, die oft starke emotionale Reaktionen hervorrief. 

„Das Publikum ist mein Spiegel und ich bin der Spiegel meines Publikums.“2 (Marina Abramović, 2016)

Auszeichnungen

  • 2025: Praemium Imperiale (Juli)
  • 2024: Sonning Priz von der Universität Kopenhagen, dem bedeutendsten Kulturpreis
    in Dänemark (April)
  • 2023: Commander des Ordre des Arts et des Lettres
  • 2018: Globe Art Award (26. April 2018)
  • 2013: Ordre des Arts et Lettres
  • 2012: PanoramaPublikumsPreis der 62. Internationalen Filmfestspielen Berlin in der Kategorie Dokumentarfilm
  • 2011: Ehrenmitglied der Royal Academy of Arts (Hon. RA), London.
  • 2008: Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
  • 2004: Ehrendoktorwürde des Art Institute of Chicago
  • 2003: Bessie Preis
  • 1997: Goldener Löwen als „Beste Künstlerin“ der Biennale von Venedig

Literatur zu Marina Abramović

  • Marina Abramović, hg. v. Zürcher Kunstgesellschaft/Kunsthaus Zürich und Bank Austria Kunstforum Wien (Ausst.-Kat. Royal Academy of Arts, London, 23.9.2023–1.1. 2024; Stedelijk Museum Amsterdam, 16.3.2024–14.7.2024; Kunsthaus Zürich, 25.10.2024–16.2.2025; Albertina Modern, Wien, 2.10.2025–18.1.2026).
  • Marina Abramović – The Cleaner (Ausst.-Kat. Moderna Museet, Stockholm, 18.2.–21.5.2017; Louisiana Museum of Modern Art, 17.6.–22.10.2017; Bundeskunsthalle, Bonn, 20.4.–12.8.2028), Berlin 2017.
  • Marina Abramović. Wartesaal (Ausst.-Kat. Neue Nationalgalerie, Berlin, 3.3.–11.4.1993), Berlin 1993.

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