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Bauhaus: Chronologie

Bauhaus Chronologie

Bauhaus Chronologie

Eine kurze Geschichte des Bauhaus mit allen wichtigen Daten, Persönlichkeiten und Ausstellungen.

14 Jahre Bauhaus 1919 bis 1933

  • Oktober 1918 – März 1919

    Die politischen Verhältnisse im Herbst/Winter 1918/19 waren vom Ende des Zweiten Weltkriegs geprägt. Am 9. November 1918 dankte Kaiser Wilhelm II. ab und die Sozialdemokratische Partei rief die Republik aus. Friedrich Ebert war der provisorische Kanzler. Zwei Tage später unterzeichnete er die Waffenruhe. Vom 5. bis zum 12. Januar 1919 legte ein Generalstreik der Spatacusbewegung Berlin lahm. Verteidigungsminister Gustav Noske ließ ihn brutal niederschlagen, unterstützt vom Freikorps. Am 15. Januar 1919 wurden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg ermordet. Die Nationalversammlung versammelte sich am 9. Februar 1919 zum ersten Mal in Weimar und wählte am 11. Februar Ebert zum Präsidenten der Weimarer Republik.
  • November 1918

    Der 25-jährige Architekt Walter Gropius kehrte nach Berlin zurück. Er engagierte sich in der Novembergruppe und dem Arbeitsrat für Kunst. Anfang 1919 erreichte ihn die Einladung, die Leitung der Weimarer Kunstgewerbeschule zu übernehmen. Bereits 1915 hatte ihn Henry van de Velde, belgischer Architekt und Mitbegründer des Deutschen Werkbunds, dafür vorgeschlagen. Die Kunstgewerbeschule war 1915 geschlossen worden. Unter Walter Gropius wurden die Kunstgewerbeschule und die Hochschule für bildende Kunst zusammengelegt.
  • 20. März 1919

    Auf Gropius‘ Anfrage bewilligte die provisorische Regierung von Thüringen das Staatliche Bauhaus in Weimar.
  • SoSe 1919

    Am 1. April 1919 nahm Walter Gropius seine Tätigkeit am Bauhaus in Weimar auf. Ende des Monats druckte er das Flugblatt „Programm des Staatlichen Bauhauses in Weimar“ mit dem Titelholzschnitt „Kathedrale“ von Lyonel Feininger. Das Programm ist ästhetisch im Stil der Avantgarde-Magazine und Buchcovern gehalten. Auch wenn der Name der Institution am Beginn des SoSe 1919 festgelegt wurde, so hatte er weder sein Programm noch seinen Lehrkörper zusammengestellt. Die Studierenden speisten sich noch aus den Studenten der Hochschule.
  • WS 1919/20

    Für das Wintersemester 1919/20 meldeten sich so viele Studierende an wie nie. Vielleicht war Gropius „Programm“ dafür verantwortlich. Unter den neuen Studierenden befanden sich Hinnerk Scheper, Joost Schmidt und Gunta Stolzl. Die Bauhaus-Gebäude, vormals die Hochschule und die Kunstgewerbeschule, waren von van de Velde als Großherzoglich-Sächsische Kunstschule errichtet worden (1904–1911). Die beiden Gebäude liegen einander gegenüber und bilden einen offenen Platz. Büros, Atelier und das Büro von Gropius‘ Architekturbüro waren in der ehem. Hochschule gelegen, während sich die Werkstätten in der Kunstgewerbeschule befanden. Hinter der Kunstgewerbeschule liegt das Prellerhaus, das als Studentenwohnheim umgebaut wurde. Gropius‘ „Programm“ zufolge sollten die Studierenden in einer Verbindung von Handwerk, bildender Kunst und Wissenschaft (analytischer Methode) ausgebildet werden. Die Schule bot drei Kurse für Lehrlinge, Gesellen und Jungmeister an. Weiters führte Gropius sechs Werkstätten ein: Skulptur (Stein, Holz, Keramik, Ton), Metallwaren, Tischlerei, Malerei bzw. Dekoration (Wand, Glas, Leinwand), Druckerei und Weberei. Drei Bauhausmeister, Lyonel Feininger (Druckwerkstatt), Gerhard Marcks (Keramik) und Johannes Itten (Malerei, Vorlehre), nahmen ihre Lehrtätigkeit auf. Sie waren bereits bekannte Künstler und kamen aus dem Umkreis von Herwarth Waldens Zeitschrift und Galerie „DER STURM“, einem Zentrum des deutschen Expressionismus und der internationalen Avantgarde in Berlin. Eine weitere Inspirationsquelle Gropius‘ war der Deutsche Werkbund (gegr. 1907), der Hersteller und Verkäufer mit Architekten und Gestaltern (Entwerfern) zusammenbrachte.
  • SoSe 1920

    Der 25-jährige abstrakte Maler Georg Muche, der an der „STURM“-Schule unterrichtete, in der Galerie ausstellte und eine Anstellung als Galerieassistent Herwarth Waldens bekleidete, wurde ans Bauhaus berufen. Er übernahm von Itten den Bildhauerei-Werkstätte und Weberei von Itten. Das Semester begann mit einer Serie von „Bauhaus Abenden“, an denen Avantgarde-Künstler*innen auftragen: Else Lasker-Schüler (14.4.) und der expressionistische Architekt Bruno Taut (5.5.). Josef Albers begann im Alter von 32 Jahren sein Studium am Bauhaus so auch der 18-jährige Ungar Marcel Breuer, der zuvor Architektur in Wien studiert hatte. Der moderne Charakter der Kunstschule und auch die Wirren des Krieges führten zu sehr jungen Meistern und durchaus älteren Studierenden.
  • WS 1920/21

    Am 18. Dezember 1920 fand eine Zeremonie in Berlin-Steglitz statt, um die Gleichenfeier des Sommerfeldt Hauses zu feiern. Das Gebäude wurde von Walter Gropius und Adolf Meyer für den Händler Adolf Sommerfeldt entworfen, einem frühen Förderer des Bauhaus. Gropius stellte alle Künste in den Dienst der Architektur und bestellte Möbel, bunte Glasfenster und Textilien für das Haus. Die Keramikwerkstätte, die sich in der Keramikfirma Hoftöpferei Schmidt mietete, zog in die Töpferei Krehan. Diese Thüringische Keramikwerkstätte wurde von den Brüdern Max und Karl Krehan in den Ställen eines Schlosses in Dornburg (ca. 20 km von Weimar entfernt). Walter Klemm, Max Thedy und andere Mitglieder der Fakultät der Hochschule waren erfolgreich beim Wiederbeleben der Schule. Sie wurde im Sommersemester im rechten Flügel der früheren Hochschule eingerichtet. Das Bauhaus und die Hochschule teilten sich das Gebäude bis das Bauhaus im April 1925 nach Dessau übersiedelte.
  • SoSe 1921

    Die „Satzungen des Staatlichen Bauhauses in Weimar“ ersetzte im Januar 1921 das „Programm“ von 1919. Diese Regeln blieben bis 1925 unverändert in Kraft. Die Lehre in den Werkstätten wurde von einem Team aus einem Meister der Formlehre (später Formmeister) und einem Meister des Handwerks (später Technischer Meister oder Werkmeister) geführt. Zu den wichtigsten Veränderungen gehörte, dass alle Studierenden Ittens Vorkurs belegen mussten. Nur bei erfolgreichem Abschluss des Vorkurses durften die Studierenden eine Werkstätte und einen Formmeister auswählen. Buchbinderei wurde als neue Werkstätte installiert. Dafür mietete das Bauhaus die Werkstätte von Otto Dorfner in der Erfurter Straße 8 und holte Paul Klee ans Bauhaus. Er begann mit einem Kompositionskurs als Teil des Vorkurses. Klee kannte einige Mitglieder des Lehrkörpers aber hatte keine Lehrerfahrung. Auch der 31-jährige Oskar Schlemmer wurde ans Bauhaus berufen. Wie Itten hatte auch Schlemmer seine Ausbildung bei Adolf Hölzel erhalten und wie Marck 1914 auf der Werkbundausstellung in Köln ausgestellt. Schlemmer hatte die Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste im April 1920 verlassen, um sich ganz dem „Triadischen Ballett“ zu widmen (1912–1922). Trotz seines Interesses für die Bühne übernahm Schlemmer von Itten die Steinskulptur Werkstätte. Im April 1921 zog Theo van Doesburg, ein Mitglied der niederländischen „De Stijl“-Gruppe, nach Weimar. Er lebte dort ungefähr ein Jahr. Er bot Privatunterricht im Atelier des Bauhaus-Studenten Karl Peter Röhl an, der hauptsächlich von Bauhaus-Studenten besucht wurde. Offenbar hoffte Van Doesburg eine Lehrstelle am Bauhaus zu erhalten und die Richtung der Schule zu beeinflussen.
  • WS 1921/22

    Lothar Schreyer, Gründer des „STURM“-Theater 1918, ergänzte das Team und übernahm als Formmeister die Buchbinderei von Paul Klee und gründete eine Bühnen Werkstätte. Obwohl es keine offizielle Akkreditierung für Bühnenarbeit gab, aber seine Bedeutung zeigte sich in den Neuerungen der Satzungen im Juli 1922. Im Oktober 1921 beschloss der Bauhaus Meisterrat, eine Serie von Mappenwerken mit Druckgrafiken, genannt „Neue Europäische Graphik“, herauszugeben, um weitere Mittel zu generieren. Anfang 1922 erschien die erste Mappe mit Druckgrafiken von Lyonel Feininger, Johannes Itten, Paul Klee, Georg Marcks, Georg Muche, Oskar Schlemmer und Lothar Schreyer. Es ist eine der wenigen Momente, in denen sich die Künstler unter dem Titel „Meister des Staatlichen Bauhaus in Weimar“ gemeinsam präsentierten. Sonst waren die Künstler nicht daran interessiert als Künstlergruppe aufzutreten. Vier Mappen waren noch in Planung, in denen Werke ausländischer Kunstschaffender vorgestellt wurden: Deutschland, Italien Russland und Frankreich (erschien nie). Am 15. Dezember 1921 versteigerten die Bauhausmeister einige ihrer Werke, um Geld für die Schule aufzustellen. Der 21-jährige Österreicher Herbert Bayer begann sein Kunststudium am Bauhaus.
  • SoSe 1922

    Im Alter von 65 Jahre stieß Wassily Kandinsky als ältester Künstler zum Lehrkörper. Als Pionier der Abstrakten Kunst und durch seine theoretischen Texte wie der Almanach „Der Blaue Reiter“ und „Über das Geistige in der Kunst“ (beide 1911) war Kandinsky ein bereits bekannter Künstler. Als Kandinsky am Bauhaus ankam, unterrichtete er Form und Farben im Vorkurs und übernahm die Werkstätte für Wandmalerei. Er begann sofort mit den Studierenden zu arbeiten, zu denen auch Herbert Bayer zählte. Kandinsky schuf eine Serie von Wandgemälden, die er auf der juryfreien „Kunstschau“ in Berlin präsentierte. Am 1. Mai 1922 machte das Bauhaus seine erste öffentlichen Beitrag zur Stadt Weimar: das Märzgefallenen-Denkmal, ein Denkmal aus Zement für den Friedhof, entworfen von Walter Gropius. Der halbabstrakte Blitzschlag wurde vom lokalen Handelsverband beauftragt und erinnerte an neun Arbeiter, die vom Militär erschossen wurden, als sie am Generalstreik teilnahmen. Eine Ausstellung mit Entwürfen von Walter Gropius und Adolf Meyer, mit Beiträge von Forbát, Molnár und anderen, eröffnete im Bauhaus-Gebäude am 23. Juni. Im Juli 1922 veröffentlichte der neu gegründete Bauhausverlag die „Satzungen“, um die Ideale und die Arbeit des Bauhaus bekannt zu machen. Erst im Mai 1923 brachte der Münchner Verleger Franz May die Hälfte des Kapitals, so dass der Bauhausverlag unter seiner Leitung in München seine Arbeit beginnen konnte.
  • Sommerpause 1922

    Theo van Doesburg organisierte am 25. September 1922 den Internationalen Kongress der Konstruktivisten und Dadaisten im Hotel Fürstenhof, Weimar. Er wurde von Künstlern wie Hans Arp, El Lissitzky, Hans Richter, Kurt Schwitters und dem späteren Bauhausmeister László Moholy-Nagy besucht. Weimar war sorgfältig gewählt: Van Doesburg versuchte die Richtung des Bauhaus zu beeinflussen und mindestens zwei der Bauhausschüler, Röhl und Werner Graeff, besuchten den Kongress. Da die Ergebnisse des Kongresses im Magazin „Mácano“ veröffentlicht und eine Menge von Fotografien geschossen wurden, war es unerheblich, dass er während der Sommerferien stattfand. Die dort ausgetauschten Meinungen und geschlossenen Allianzen sollten sich schließlich als erfolgreich herausstellen.
  • WS 1922/23

    Am 17. Februar 1923 stellte Lothar Schreyer eine Kleiderprobe für „Mondspiel“ vor, in der die beiden Studierenden Eva Weidemann und Hans Haffenrichter hinter großen, geometrischen Körpermasken tanzten. Das Kostüm für Der Mond, ein großes horizontales Auge, trat auf und das von Marie, einer mehr als 183 Zentimeter großen Figur, hing darüber. Die unsichtbaren Schauspieler*innen sprachen fragmentierte, phonetische Texte. Dennoch verurteilten Meister und Studierende den unbeholfenen Mystizismus. Als Schreyers Vorschlag, das Stück auf der großen Bauhaus-Ausstellung im kommenden Sommer zu zeigen, zurückgewiesen wurde, kündigte Schreyer. Da sich Gropius immer Sorgen machen musste, dass die Thüringische Regierung die Finanzierung des Bauhaus stoppen könnte, entschloss er sich, das Bauhaus umzustrukturieren: Die Schule musste vermarktbare Produkte entwerfen und mit der Industrie zusammenarbeiten. Johannes Itten opponierte gegen die Richtungsänderung und kündigte.
  • SoSe 1923

    Nach der Abreise von Itten und Schreyer kam der 28-jährige Ungar László Moholy-Nagy ans Bauhaus, das nun einer grundlegenden Änderung unterzogen wurde. Er war bereits als Vertreter des „STURM“-Zirkels für abstrakte, geometrische, „konstruktive“ Kunst bekannt. 1919 hatte Moholy-Nagy das Magazin „Ma [Heute]“ mitbegründet. Gemeinsam mit Josef Albers, der als erster Bauhausschüler eine Position als Lehrer erhielt, leitete er den Vorkurs. Unter seiner Leitung erhielten die Studierenden eine grundlegendere materialbasierte Ausbildung. Er übernahm die Metallwerkstatt. Die im Juni 1922 getroffene Entscheidung, gleichzeitig mit der Werkbund Ausstellung in Weimar eine Sommerausstellung durchzuführen, machte es nötig, mit Emil Lange den ersten Manager für die Schule anzustellen. Ziel der Bauhaus-Ausstellung von 1923 war, dem Thüringischen Staat die Bedeutung des Bauhaus zu beweisen. Gleichzeitig versuchten die Bauhäusler dadurch Geld aufzustellen. Seit Schreyers Abreise war Oskar Schlemmer für die Bauhaus-Bühne zuständig. Daher begann er mit seinen Studierenden an „Das Triadische Ballett“ zu arbeiten. Es hatte am 30. September 1922 am Stuttgarters Landestheater seine Premiere gefeiert. Das Ballett bildete das Zentrum des Programms der Bauhaus-Ausstellung.
  • Sommerpause 1923

    Am 15. August 1923 hielt Walter Gropius des Diavortrag „Kunst und Technik: Eine neue Einheit“, in dem er die neue Richtung des Bauhaus vorstellte und die Bauhaus-Ausstellung zu eröffnen. Das Leitsystem (die Beschilderung) stammte von Bayer, Josef Malen und anderen. Die Stiegenhäuser der früheren Hochschule erhielten abstrakte Reliefs von Joost Schmidt; das Stiegenhaus und das Vestibül der früheren Kunstgewerbeschule wurde mit Wandgemälden und Reliefs von Schlemmer dekoriert. Die Studentenarbeiten, sowohl aus dem Vorkurs wie auch den Werkstätten, wurden in der Hochschule präsentiert. Dort fand auch die „Ausstellung Internationaler Architekten“ statt, die Gropius organisierte. Er stellte Modelle, Fotografien und Zeichnungen zeitgenössischer Architektur, darunter auch seine eigenen Gebäude, aus. Im zweiten Stück war das neu eingerichtete Büro des Direktors öffentlich zugänglich: Unter der Leitung von Josef Albers steuerten die Weberei, die Tischlerei und die Metallwerkstätte Objekte bei. Die Kunstgewerbeschule stellte weitere Produkte der Werkstätte aus. Gemälde und Skulpturen von Meistern und Studierenden des Bauhaus waren im Landesmuseum Weimar zu sehen. Die Ausstellung eröffnete in der Bauhauswoche, in der Vorlesungen und Vorführungen stattfanden (15.–19.8.). Dazu gehörte die Aufführung von Schlemmers „Triadisches Ballett“ am Weimarer Nationaltheaters mit Schlemmer selbst und den Tänzer*innen Albert Burger und Elsa Hötzel statt (16.8.); einen Tag später zeigten die Bauhausstudenten Kurt Schmidt und Georg Teltscher im Jenaer Stadttheater das Ballett. Am 23. Juli 1923 wurde das experimentelle Einfamilienhaus Haus Am Horn eröffnet. Der Entwurf stammte von Georg Muche, geplant und ausgeführt wurde es von Meyer. Das Haus Am Horn wurde in nur vier Monaten errichtet und sollte als Prototyp für eine größere Entwicklung dienen. Wie das Direktionsbüro wurde auch das Haus Am Ende mit Bauhaus-Objekten eingerichtet. Auch hier zeigte sich die Verbindung der bildenden Kunst mit der Architektur. Anlässlich der Ausstellung veröffentlichte der Bauhausverlag das Buch „Staatliches Bauhaus in Weimar 1919–1923) mit einem Cover von Bayer und Typografie von Moholy-Nagy. Das Buch dokumentiert die Ziele des Bauhaus, seine Struktur und Produkte. Zum erste Mal veröffentlichte Gropius einen Lehrplan der Werkstätten und ihr Personal: • Tischlerei: Gropius (Formmeister) und Reinhold Weidensee (Technischer Meister) • Holzskulptur: Schlemmer (Formmeister) und Josef Hartwig (Technischer Meister) • Steinskulptur: Schlemmer (Formmeister) und Josef Hartwig (Technischer Meister) • Wandmalerei: Wassily Kandinsky (Formmeister) und Heinrich Beberniss (Technischer Meister) • Glasmalerei: Paul Klee (Formmeister) und Josef Albers (Technischer Meister) • Metallwerkstätte: László Moholy-Nagy (Formmeister) und Christian Dell (Technischer Meister) • Keramikwerkstätte: Georg Marcks (Formmeister) und Max Krehan (Technischer Meister) • Weberei: Georg Muche (Formmeister) und Helene Börner (Technischer Meister) • Malerei: Lyonel Feininger (Formmeister) und Karl Zaubitzer (Technischer Meister) • Bühne: Oskar Schlemmer (im Buch ist auch noch Schreyer angeführt, obwohl dieser bereits das Bauhaus verlassen hatte). Das Buch war der erste Versuch des Bauhaus, seine eigene Geschichte zu schreiben. Gropius‘ einführender Essay wurde auch 1924 als Flugblatt veröffentlicht. Der Bauhausverlag veröffentlichte darüber hinaus noch zwei Portfolii: „Meistermappe des Staatlichen Bauhauses“ und Marcks „Das Wielandslied der Edda“. Die Ausstellung schloss am 30. September 1923 mit einem mittleren Erfolg. Allerdings sicherte der Auftritt dem Bauhaus die öffentlichen Mittel für ein weiteres Jahre. Bayer entwarf die Notfallwährung für die Thüringische Bank (100 Millionen Mark Note, 10.8.; 500 Millionen Mark Note, 13.10.).
  • WS 1923/24

    Am 16. Oktober 1923 heiratete Walter Gropius Ilsa Frank, genannt Ise. Klee und Kandinsky waren die Trauzeugen. Von der Bauhaus-Ausstellung tief beeindruckt, begann die 31-jährige Malerin Marianne Brandt einen neuen Studienkurs am Bauhaus. Bandt gehörte neben Carl Jucker und Wilhelm Wagenfeld zu jener Generation an Studierenden, deren Arbeit in der Metallwerkstätte tief von Moholy-Nagys Einfluss geprägt ist.
  • SoSe 1924

  • Sommerpause 1924

    Im September 1924 kündigte die neue Thüringische Regierung mit dem Beginn des Sommersemesters 1925 die Verträge der Bauhausmeister, da die Schule als nicht profitabel galt.
  • WS 1924/25

    Angesichts finanzieller und organisatorische Krisen versuchte Gropius andere Finanzquellen als den Staats zu finden. Im Oktober gründete der Architekt den „Kreis der Freundes des Bauhauses“, um „moralische und praktische“ Unterstützung für die Schule zu erhalten. Mit Hilfe der Kontakte Gropius‘ setzte sich die Gruppe aus den wichtigsten Persönlichkeiten der Avantgarde zusammen: Peter Behrens, H. P. Berlage, Marc Chagall, Albert Einstein, Gerhard Hauptmann, Josef Hoffmann, Oskar Kokoschka, Hans Poelzig, Arnold Schönberg, Franz Werfel und andere. Im Oktober nahm die Bauhaus GmbH ihren Betrieb auf. Über Anteile und Anleihen aus der Privatwirtschaft konnte Walter Gropius bedeutende Finanzmittel lukrieren. Trotz dieser Bemühungen und Erfolge bot die Regierung im Dezember 1924 nur ungenügende Mittel und einen Sechsmonatsvertrag. Danach zwang man Gropius das Schließen der Schule in den Zeitungen anzukündigen. Im Januar 1925 erörterte Walter Gropius, die Schule in verschiedene deutsche Städte zu übersieden: Dessau, Frankfurt am Main, Krefeld, Magdeburg und Mannheim. Ludwig Grote, Landeskonservator in Dessau (Anhalt), erkannte die Bedeutung der Schule und ihr Potenzial für die Stadt. Bürgermeister Fritz Hesse unterstützte den Umzug des Bauhaus und integrierte es anfangs in die Städtische Kunstgewerbe und Handwerksschule. Zusätzlich versprach er dem Bauhaus ein neues Gebäude. Da sich Gropius auf Urlaub befand, verhandelten Kandinsky und Muche mit Dessau. Als das Bauhaus von Weimar nach Dessau übersiedelte, gingen die Produkte der Werkstätten in den Besitz Thüringens über. Weitere wurden von Gropius und anderen Meistern erworben. Im Fall von vier monumentalen Wandgehängen blieben die Originale in Weimar und spiegelverkehrte Kopien von Helene Börner wurden nach Dessau mitgenommen. In den letzten Tagen des Semesters in Weimar, am 28. und 29. März 1925, veranstalteten die Bauhäusler den „Letzten Tanz“, eine Abschlussfeier in der Nähe des Ilmschlösschens. Die von Bayer gestaltete Einladung schlägt einen spielerisch morbiden Ton an. Die 1924 von den Studenten Hans Hoffmann, Heinrich Koch, Rudolf Paris und Andor Weininger spielte auf.
  • SoSe 1925

    Im April 1925 zog das Bauhaus in Dessau. Marcks schied aus dem Lehrerkollegium aus, da er ein Angebot annahm, an der Burg Giebichenstein in Halle zu unterrichten. Schlemmer kam er verspätet in Dessau an, da über seinen Vertrag debattiert wurde (WS 1925/26). Eine Handvoll ehemaliger Studenten, darunter Wagenfeld, Erich Dieckmann und Otto Lindig, blieben in Weimar zurück, um weiterhin an einer neuen Schule unter der Leitung von Otto Bartnig in Van de Veldes Gebäuden zu unterrichten. Die fünf früheren Studenten Albers, Bayer, Breuer, Scheper und Joost Schmidt wurden zu sogenannten Jungmeistern befördert. Sie erfüllten Gropius‘ langjähriges Ziel, die Verbindung von Meister und Technischem Meister in einer einzigen Person. Feininger wurde auf eigenen Wunsch von seinen Unterrichtsverpflichtungen befreit, aber er blieb in Dessau als Teil des Mitarbeiterstabs. Der „Lehrplan“ listet die aktiven Lehrer auf: Gropius, Kandinsky, Klee, Moholy-Nagy, Muche, Schlemmer, Albers, Bayer, Breuer, Scheper und Schmidt unterrichteten in fünf Werkstätten. Die Studierenden konnten in der Tischlerei, der Metallwerkstätte, der Wandmalerei, Weberei und der Druckerei. Holz- und Steinskulptur, Glasmalerei und Keramik wurden nicht länger angeboten. Die Bauhaus-Bühne wurde gestoppt, aber kurz darauf wieder eröffnet. Walter Gropius errichtete sowohl die Meisterhäuser als auch das Hauptgebäude. Die Gleichenfeiern fanden am 21. November 1925 resp. am 21. März 1926 statt.
  • SoSe 1926

    Die zumeist weiblichen Mitglieder der Weberei revoltierten gegen Muche als Formmeister. Am 15. Juni legte er diese Funktion zurück, blieb aber noch ein weiteres Jahr Mitglied der Bauhaus Fakultät.
  • Sommerpause 1926

    Gropius‘ Meisterhäuser, die in fußläufiger Entfernung von der Schule in einem Kiefernwald errichtet wurden, konnten im Juli bezogen werden. Neben dem Einfamilienhaus für den Direktor hatte er noch drei Doppelhäuser für die Meister entworfen. • Haus des Direktors: genutzt von Gropius, Hannes Meyer und Ludwig Mies van der Rohe • Meisterhaus: László Moholy-Nagy, später Josef Albers, und Feininger • Meisterhaus: Muche, später Meyer, Scheper und Schlemmer, später Arndt • Meisterhaus: Kandinsky und Klee Ausgewählte Studierende lebten im Prellerhaus mit 28 Einheiten auf fünf Stockwerken mit Balkonen im neuen Bauhaus Gebäude. Küche und Speisezimmer befanden sich im ersten Stock. Studentinnen wohnten im zweiten Stock und Studenten im dritten bis zum fünften Stock.
  • WS 1926/27

    Im Oktober 1926 verlieh der Staat Anhalt dem Bauhaus den Status einer Hochschule. Der offizielle Name lautete nun: Bauhaus Dessau Hochschule für Gestaltung. Die ehemaligen Meister wurden nun zu Professoren. Das neue Curriculum wurde in „Bauhaus Dessau. Satzung, Lehrordnung“ veröffentlicht (bis 8.10.1930 in Kraft) und sah nun drei Stufen vor: 1. Grundlehre: ehem. Vorkurs, meist zwei Semester, obligatorisch für alle Studierenden und gleichzeitig die Probezeit 2. Form und Werkstätten: normalerweise sechs Semester 3. Architektur oder „praktische Forschung“: Um sich für diese dritte Stufe zu qualifizieren, mussten die Studierenden den Status von Gesellen erreichen oder eine ähnliche Qualifikation mitbringen. Gunta Stölzl, die kurz nach dem Umzug von Weimar Börner als Technischer Meister der Weberei nachgefolgt war, wurde zur Jungmeisterin befördert (20.1.1927). Sie war die einzige Frau, die diese Position am Bauhaus je erreichen würde. Stölzl strich auf der Bauhaus Identifikationskarte den Status Student aus und schrieb Meister hinein. Am Wochenende 4./5. Dezember 1926 fand die Eröffnungszeremonie für das neue Bauhaus Gebäude statt. Es war bis zu diesem Zeitpunkt der wichtigste Auftritt des Bauhaus, an dem über 1.000 Gäste teilnahmen. Nach der Eröffnung durch Gropius, Hesse und anderen konnten die Eröffnungsgäste eine Tour durch das Gebäude und die Werkstätten unternehmen. Auch Gropius‘ Wohnhäuser in Törten konnten besichtigt werden. Bauhaus Objekte wurden ausgestellt und konnten bestellt werden. Das neue Gebäude verfügte auch über ein Theater, womit erstmals Aufführungen am Schulgelände stattfinden konnten. Die Bühne befand sich zwischen dem Auditorium und der Kantine. Wenn die beweglichen Wände entfernt wurden, entstand ein großer Raum. Die Aufführungen konnten von beiden Seiten verfolgt werden. Schlemmer weihte das Theater mit einer Serie von Tänzen auf Basis von Theaterelementen ein. Am Sonntag, dem 5. Dezember 1926, fand eine „Filmdemonstration“ unter dem Titel „Wie wohnen wir gesund und wirtschaftlich?“ statt. Einige Aufnahme von Gropius‘ Meisterhaus waren zu sehen. Das Bauhaus veröffentlichte die erste Ausgabe von „bauhaus“, später mit dem Untertitel „zeitschrift für bau und gestaltung“ am 4. Dezember 1926. Gropius und Moholy-Nagy zeichneten dafür verantwortlich; es erschien bis November 1929 vierteljährlich. Sie enthält die „bauhaus-chronik 1925/1926“, Fotografien und Pläne der neuen Bauhaus-Gebäude in Dessau und Kommentare der Professoren (Meister). Das im März 1927 errichtete Stahlhaus nach Entwürfen von Georg Muche und dem Studenten Richard Paulick gehört zu den weiteren Meilensteinen der Bauhaus-Architektur in Dessau. Ende März 1927 gründete Marcel Breuer gemeinsam mit dem Architekten Kalman Lengyel Standard Möbel GmbH. Sein erster Katalog mit acht Modellen erschien im Juni 1927. Von Anfang an hatte die Firma finanzielle Schwierigkeiten. Ab 1928 musste Breuer daher Herstellung und Vermarktung seiner Designs durch Thonet bewerkstelligen.
  • SoSe 1927

    Am 29. April 1927 trat Gret Palucca, berühmte Studentin der Avantgardetänzerin Mary Wigman, auf der Bauhaus Bühne auf. Dessaus Nähe zu Berlin und die neuen Gebäude ermöglichte einen Austausch zwischen dem Bauhaus und der großen Avantgarde-Szene in der Hauptstadt. Zum ersten Mal wurde Architektur offiziell ein Teil des Bauhaus Curriculum. Bauhaus Student*innen hatten bereits lange die Möglichkeit, an Gropius‘ privaten Aufträgen mitzuarbeiten. Im April 1927 kam der 30-jährige Schweizer Architekt Hannes Meyer an das Bauhaus. Der Architekt hatte großen Eindruck auf Gropius und andere Fakultätsmitglieder hinterlassen. Die Aufnahme einer Architektur-Klasse bedeutete einen wichtigen Wechsel in der Ausrichtung des Bauhaus. Der 34-seitige „Bauhaus Dessau Hochschule für Gestaltung Prospekt“ umreißt das Curriculum, das nun in vier Bereich zusammengefasst: Architektur, Werbung, Bühne und „freie Malerei und Skulptur“ mussten mindestens fünf Semesters besucht werden. Zum Kollegium gehörten: Lyonel Feininger, Gropius, Kandinsky, Klee, Meyer, Moholy-Nagy, Schlemmer, Albers, Beyer, Breuer, Scheper, Josst Schmidt und Stölzl. Nach ihrer Rückkehr in April, nachdem sie sich neun Monate in Paris aufgehalten hatte, wurde Marianne Brandt ein Mitarbeiter, eine bezahlte Stelle in der Metallwerkstätte. Unter anderem war die Künstlerin für Vertragsverhandlungen mit Firmen zuständig. Zu den wichtigsten gehörten die Leuchtenproduzenten Körting & Mahtiesen, Leipzig und Schwintzer & Gräff, Berlin. Beide Verträge wurden 1928 unterschrieben. Am Ende des Semesters verließ Muche das Bauhaus, um an Ittens privater Kunstschule in Berlin zu utnerrichten.
  • Sommerpause 1927

    Am 10. Juli erschien die dritte Ausgabe des „bauhaus“, herausgegeben von Oskar Schlemmer und der Bühne gewidmet. Gleichzeitig fand in Magdeburg die „Deutsche Theater-Ausstellung“ (14.5.–Ende September) statt, an der sich das Bauhaus beteiligte. Mit einer eigenen Bühne und einem Lehrgang avancierte die Bühnenausbildung am Bauhaus zu einem wichtigen Standbein. Die Aufzeichnung und Vermittlung der Bühnenarbeit in Publikationen – Diagramme, Fotografien, Fotomontagen, die weit über die Dokumentation hinausgehen – zeigen die Beschäftigung der Protagonist*innen mit analytischen, mechanisierten Formen. Am 23. Juli eröffnete die Werkbund Ausstellung „Die Wohnung“ in Stuttgart. Teil davon war die Errichtung der Weissenhof Siedlung, ein Wohnkomplex, der von den führenden Architekten des Neuen Bauens errichtet wurde: Gropius, Ludwig Hilberseimer, Ludwig Mies van der Rohe, Le Corbusier. Austauschprogramm mit Moskau: Im Sommer 1927 besuchte eine Gruppe Studierender der VKHUTEMAS Schule in Moskau das Bauhaus.
  • WS 1927/28

    Paul Klee begann seinen Formunterricht in der Weberei. Gunta Stölzl und zwei Studenten, Peer Bücking und Arieh Sharon, besuchten Moskau als Gegenbesucht zum sommerlichen Besuch der VKHUTEMAS. Der Harvard-Absolvent Alfred H. Barr und Jere Abbott reisten nach Europa, um Material für einen Kurs zu Zeitgenössischer Kunst zu sammeln. Sie besuchten das Bauhaus Anfang Dezember, wo sie etwa drei Tage blieben und Feininger, Gropius, Klee, Moholy-Nagy, Schlemmer und andere zu treffen.
  • Februar/März 1928: Abschied von Walter Gropius

    Am 4. Februar 1928 kündigte Walter Gropius seinen Rückzug vom Bauhaus an, um sich seinem privaten Architekturbüro zu widmen. Er schlug Hannes Meyer als Nachfolger vor. Da Gropius als Gründungsdirektor gleichsam persönlich für die Institution stand, konnten sich viele eine Weiterexistenz der Schule ohne ihn nur schwer vorstellen. Hannes Meyer sprach sich für die Fortführung des Personalstamms aus und wollte die Unabhängigkeit des Bauhaus stärken. Auf der Abschiedsfeier von Gropius am 25. März präsentierten Schüler*innen und Lehrer*innen das Portfolie „9 Jahre Bauhaus. Eine Chronik“, die einzelne Aspekte der Schule in humorvollen Collagen vorstellt: Werkstätten, Professoren und Studierenden. Bayer schuf in Auftrag von Studierenden der Werbungs- und Druckerei-Lehrgangs ein ironisch gemeintes „Diplom“ mit dem Porträt von Gropius.
  • SoSe 1928

    Am 1. April begann das Direktorat von Hannes Meyer. Mit Gropius verließen drei Mitglieder des Kollegiums das Bauhaus: Bayer, Breuer und Moholy-Nagy. Ihre Verantwortungsbereiche übernahmen Jungmeister. Joost Schmidt in der Typografie, Josef Albers in der Tischlerei und Marianne Brandt in der Metall-Werkstätte (auch wenn sie nie offiziell ins Lehrerkollegium aufgenommen wurde). Am 4. April 1928 nahmen Meyer mit seinem Partner Hans Wittwer gemeinsam mit Bauhaus Studenten am Wettbewerb für die Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) in Bernau bei Berlin teil. Sie gewannen das Projekt und kamen so Meyers Vorstellung näher, ein Projekt zu haben, an dem alle Werkstätten praktische Aufgaben erarbeiten sollten. Die Arbeit an dieser Bundesschule ist Meyers Fokus und größte Errungenschaft während seines Direktorats am Bauhaus. Am 4. und 11. April wurde Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ im Friedrich Theater in Dessau aufgeführt. Wassily Kandinsky entwarf dafür die Kostüme und das Bühnenbild. Paul Klees Sohn Felix arbeitete als Assistent an der Produktion mit.
  • Sommerpause 1928

    Am 1. Juli gaben Meyer und der ungarische Kunstkritiker Ernst Kállai ihre erste Ausgabe des „bauhaus“-Magazins heraus. Am Cover sind alle Professoren abgebildet und im Vorwort steht der Satz: „das bauhaus lebt!“ Neben den Beiträgen der Lehrer sind auch die Studierenden im Fokus. Sie beantworten einen Fragebogen, und Fotografien zeigen sie beim Arbeiten und Spielen. Daneben diente die Publikation auch als Quartalsbericht und der Bewerbung neuer Studenten.
  • WS 1928/29

    Unter den eingeladenen Künstlern, die das Bauhaus für Vorträge eingeladen hat, befanden sie El Lissitzky, der das Bauhaus und VKHUTEMAS erörterte (1-10-) und Naum Gabo, der über sein eigenes Werk sprach (2.11.). Als Teil von Meyers Bemühungen, den ursprünglichen Charakter des Bauhaus zu bewahren, ließ er neue Bedeutung auf Feste legen. Oskar Schlemmer organisierte sie und erreichte durch seine Erfindungsgabe große Popularität. Einer der Höhepunkte war das „Metallische Fest“ am 9. Februar 1929. Am 1. März unterzeichnete das Bauhaus einen Vertrag mit dem Tapeten-Produzenten Emil Rasch, dem Bruder von Marie Rasch, die selbst am Bauhaus studierte. Die Tapeten-Werkstätte richtete einen Wettbewerb für Designs aus, an dem sich alle Studierenden beteiligen konnten. Albers, Hilberseimer, Scheper und Schmidt prämierten die Gewinner.
  • SoSe 1929Walter Peterhans, Professor für Fotografie

    Walter Peterhans, ein 31-jähriger Fotograf, wurde als Professor für die neugegründete Fotoabteilung ans Bauhaus geholt. Sein Vater war der Direktor des Linsenherstellers A.-G. Peterhans. Studierenden konnten sich nun neben Werbung auch in Fotografie ausbilden lassen. 1929 erschien der erste Prospekt der Ära Meyer: „junge menschen kommt ans bauhaus!“ Ein informeller Schnappschuss zeigt ein Image einer jungen und lebendigen künstlerischen Gemeinschaft. Die Statuten wurden aus der „Satzung, Lehrordnung“ vom Oktober 1926 übernommen. Die vier Werkstätten gab es noch immer (Architektur, Werbung (Fotografie und Druckerei), Bühne und freie Malerei und Skulptur. Um Architektur studieren zu können, brauchten die Studierenden einen Gesellenbrief. Neun Semester Kurs und deutliches Zentrum der Ausbildung erforderten neues Lehrpersonal: Anton Brenner, Ludwig Hilberseimer, Alcar Rudelt und Mart Stam kamen zum Kollegium dazu. Am 20. April eröffnete in Basel die wichtigste Bauhaus Ausstellung seit 1923. Zu sehen waren in der Kunsthalle die Werke der Professoren Albers, Feininger, Kandinsky, Klee und Schlemmer und im Gewerbemuseum die Arbeiten des Vorkurses, der Werkstätten, der Architekturklasse und der freien Kunst Klasse. Die von Meyer organisierte Schau war nicht als Retrospektive, sondern als Statusbericht gemeint. Die beiden Ausstellungsorte repräsentieren jedoch die Kluft zwischen den der angewandten und der freien Kunst am Bauhaus. Im August 1939 reisten Teile der Ausstellung im Gewerbemuseum in der Schweiz und in Deutschland.
  • Sommerpause 1929

    Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte Lübeck erwarb einen großen Jacquard-Teppich von Gunta Stölzl (von Mai 1929). Im Juli verließ Brandt das Bauhaus, um in Gropius‘ Architekturbüro einzutreten. Die Ausstellung „Die Volkswohnung“ mit Möbeln, Lampen und Stoffen aus dem Bauhaus wurde im Grassi Museum in Leipzig gezeigt (September). Die Einrichtungsstücke waren für kleine Wohnungen bestimmt und sollten die Haushaltsführung erleichtern. Solche funktionelle, implizit antiformalistische Rhetorik unterscheidet die Ära Meyer von jener Gropius‘. Der Architekt bestand auf Realismus und soziale Relevanz des Designs.
  • WS 1929/30

    Als Folge des Weggangs von Brandt reorganisierte Meyer die Werkstätten. Die Metall-Werkstätte, die Tischlerei und die Wandmalerei-Abteilung wurden unter dem ehemaligen Studenten Alfred Arndt und dem Namen „Ausbau“ zusammengefasst. Am 1. Oktober 1929 wurde für Oskar Schlemmer eine Abschiedsfeier ausgerichtet. Nach neun Jahren am Bauhaus verließ er die Schule für eine Professur an der Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau (heute: Wroclaw, Polen). Obwohl Schlemmer desillusioniert das Bauhaus verließ, würdigte die Ausgabe des „Bauhaus“-Magazins vom 15. November seine Errungenschaften. Im Januar 1930 bot die Firma der Gebrüder Rasch & Co. GmbH in Bramsche den ersten Katalog mit 14 „Bauhaus-Tapeten“. In den frühen Jahren des Bauhaus wurde Farbe als aktives Element im architektonischen Entwurf empfunden und Tapete nur als dekorative Verkleidung, weshalb letztere abgelehnt wurde. Um 1930 wurde die Bauhaus-Tapete sein lukrativstes Produkt.
  • SoSe 1930

    Meyers ADGB Gebäude wurde am 4. Mai eingeweiht. Das Gebäude kann als Überwindung von Gropius‘ abstrakten Formalismus interpretiert werden. Meyers bemerkenswertestes Projekt während seiner Bauhaus Zeit enthielt viele Anregungen von Bauhaus Mitgliedern. Anni Albers schuf einen Stoff für das Auditorium; sie nutzte Cellophan wegen seiner lichtreflektierenden Qualitäten und Chenille auf der anderen, um Klang zu unterdrücken. Damit erhielt sie ihr Bauhaus Diplom. Die deutsche Abteilung der „Exposition de la société des artstes décorateurs“, organisierte vom Werkbund, präsentierte einen Überblick über Gropius’ Ära am Bauhaus (14.5.–13.7.).
  • Sommerpause 1930

    Im Juli 1930 kamen erste Anschuldigungen gegen Hannes Meyer wegen seiner Sympathien und Verbindungen zum Kommunismus auf. Am 1. August entließ ihn die Regierung von Anhalt. Vier Tage später wurde auf Empfehlung von Gropius der 44-jährige Berliner Architekt Ludwig Mies van der Rohe als neuer Direktor unter Vertrag genommen.
  • WS 1930/31

    In Thüringen wurde Paul Schultze-Naumburg von den Nationalsozialisten zum Direktor berufen. Er ordnete sofort an, Schlemmers Wandgemälde von der Bauhaus-Ausstellung 1923 zu zerstören. Mies van der Rohe versuchte den Eindruck von Unbotmäßigkeit vom Bauhaus zu nehmen. Unter seinen ersten Aktivitäten fällt die Umwidmung des Prellerhauses vom Student*innen-Wohnheim in Ateliers. Im obersten Stockwerk wurden Gästezimmer für Lehrer und Besucher eingerichtet. Am 8. Oktober 1930 erließ der Direktor neue Statuten. Das Bauhaus bot nun einen klardefinierten sechssemetrigen Kurs an: Nach einer „Allgemeinen Ausbildung“ mit Mathematik, Wissenschaften, Psychologie, Kunstgeschichte (vormals Vorkurs) konnten sie die Studierenden in fünf Gebieten vertiefend weiterbilden. Bau und Ausbau, Werbung, Fotografie, Weberei und Kunst. Bis 1933 blieb dieses Curriculum aufrecht. Im Januar 1931 erschien eine weitere Ausgabe des „bauhaus“-Magazins, herausgegeben von Hilberseimer. Auf nur vier Seiten konnte sich die Leserschaft über Architektur, Josef Albers kombinatorische Schrift und eine Liste von Bauhaus-Produkten, die kommerziell vertrieben wurden, informieren. Dazu gehörten Leuchten (Körting & Mathiesen), Tapete (Gebr. Rasch & Co.), Opakglas (Gewerkschaft Kunzendorfer Werke) und Textilien (Polytex-Gesellschaft m.b.h.). Paul Klee unterrichtete das letzte Semester am Bauhaus; er hatte Meyer inoffiziell über seinen Weggang im Mai 1930 informiert (sein Vertrag lief bis 1.4.1931). Er fühlte sich entfremdet von der neuen Richtung des Bauhaus, die ihn als „freien Maler“ titulierte. Klee blieb nur noch wegen seiner Verbundenheit mit der Bauhaus Community und selbsteingestandenem Fehlens von Mut. In der Dezemberausgabe von „bauhaus“, die Kandinsky verantwortete und seinen 10-seitigen Beitrag über ihr 10 Jahre am Bauhaus enthielt, wurde auf die Leistungen Klees verwiesen. Die Studierenden Grete Reichardt, Ilse Voigt un Herbert von Arend klagten Stölzl an, „unkorrektes“ Verhalten in ihrem Privatleben an den Tag zu legen. Vermutlich spielten die Studierenden auf Stölzls Heirat mit dem jüdischen Bauhaus-Studenten Sharon an (27.8.1929), von dem die Textilkünstlerin bereits schwanger war. Mies van der Rohe schlug die Anschuldigungen im November 1930 zurück.
  • SoSe 1931: Weggang von Gunta Stölzl

    Nach einigen unschönen Momenten – Ilse Voigts Vater hatte sich öffentlich bei der Stadtverwaltung von Dessau über die Textilkünstlerin beschwert – verließ Gunta Stölzl das Bauhaus am 7. Juli 1931. Ihre Stelle nahm Anni Albers bis zum Ende des Semesters ein. Die Juliausgabe von „bauhaus“ wurde ihrem Wirken gewidmet. Mit den beiden Heften, die Paul Klee und Gunta Stölzl ehrten, stellte das Bauhaus seine Publikationstätigkeit ein. Mies organisierte die Ausstellung „Die Wohnung unserer Zeit“ als Sektion der „Deutschen Bauausstellung“ in Berlin (9.5.–2.8.1931). Es waren Musterhäuser von Mies, Lilly Reich und anderen zu sehen. Die Räume wurden von aktiven und ehemaligen Mitgliedern des Bauhaus gestaltet, darunter Albers, Breuer, Gropius und Kandinsky. Kandinsky trug als Leiter der Klasse Wandmalerei ein mit Kacheln verziertes Musikzimmer bei, sein zweites architekturbezogenes Projekt der Bauhaus Zeit.
  • Sommerpause 1931

    Das Staatliche Museum für Neue Westliche Kunst in Moskau präsentierte eine Ausstellung mit Bauhaus-Werken aus der Ära Meyer (2.7.–September 1931)
  • WS 1931/32

    53 weibliche und 144 männliche Studierende
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.