Was verrät unser Gesicht über unseren Charakter, über unser Leben und über unsere politische Gesinnung? Eine Frage, die aktuell im Rahmen des Einsatzes von künstlicher Intelligenz ein Comeback der Physiognomik mit Algorithmen und Statistik feiern könnte. Dabei ist der Ansatz nicht neu. Auch in der Weimarer Zeit war das Denken in Typen weitverbreitet, Überlegungen zu Physiognomie, Typenlehre und Charakterologie waren sowohl in wissenschaftlichen Veröffentlichungen als auch in den prosperierenden Zeitungen, Filmen und Literatur allgegenwärtig.
Deutschland | Chemnitz:
Museum Gunzenhauser
12.5. – 1.9.2024
Die Ausstellung betrachtet das neusachliche Typenporträt erstmals eingehend im historischen Kontext (→ Neue Sachlichkeit). Zahlreiche Werke, in denen Künstler:innen wie Otto Dix, George Grosz, Jeanne Mammen und Hanna Nagel das „Typische“ der porträtierten Personen in den Vordergrund stellten, wurden maßgeblich beeinflusst von einem gesamtgesellschaftlichen Diskurs in der Weimarer Republik: der Suche nach dem „Gesicht der Zeit“. Dieses Denken wird aus heutiger Sicht häufig als Kategorisierungs- und Typisierungswahn einer orientierungssuchenden Epoche bewertet.
Die Ausstellung verdeutlicht jedoch, dass viele Stereotype und Klischees von damals bis heute nachwirken und weiterhin den Blick auf unser Gegenüber beeinflussen. Den direkten Bogen in die Gegenwart schlägt die Ausstellung schließlich mit einer eigens für die Ausstellung entwickelten Installation von Cemile Sahin.
Eine Ausstellung des Kunstmuseums Stuttgart in Kooperation mit den Kunstsammlungen Chemnitz – Museum Gunzenhauser.