Mehr als 150 Werke von 34 Künstlerinnen, die zwischen 1500 und 1600 in Italien lebten, beleuchten auf heterogene Weise Lebens- und Arbeitsbedingungen weiblicher Kunstschaffender. Die berühmtesten Malerinnen dieser Zeit sind Artemisia Gentileschi, Sofonisba Angissola, Lavinia Fontana, Elisabetta Sirani, Giovanna Garzone und Fede Galizia – alle werden in der Mailänder Ausstellung vertreten sein. Ihre Gemälde erzählen die Geschichten von talentierten und „modernen“ Frauen zwischen gesellschaftlichen Erwartungen, familiären Wünschen und individuellem Können.
Italien | Mailand: Palazzo Reale
2.3. – 25.7.2021
Mit der Ausstellung „Die Damen der Kunst. Geschichten von Frauen zwischen 1500 und 1600“ werden Kunst und unglaubliche Lebensgeschichten von 34 verschiedenen Künstlerinnen wiederentdeckt. Über 150 Werke bezeugen die intensive kreative Vitalität von bereits „modernen“ Frauen zwischen Hochrenaissance, Manierismus und Barock. Zu sehen sind die bekanntesten, aber auch weniger bekannten Künstlerinnen, darunter Neuentdeckungen wie die römische Adlige Claudia del Bufalo. Zu den erstmals ausgestellten Bildern gehören auch die „Madonna Immaculata und der Hl. Franz von Borja“ (1663) der Palermitanischen Chiesa del Gesú di Casa Professa von Rosalia Novelli und das Gemälde „Mystische Vermählung der Hl. Katharina” (1576) von Lucrezia Quistelli aus der Pfarrkirche von Silvano Pietra bei Pavia.
Die Ausstellung zeigt nicht nur die kompositorische Meisterschaft dieser Malerinnen, sondern auch jene soziale Rolle, die sie zu ihrer Zeit einnehmen konnten und wollten. Einige haben sich an großen internationalen Höfen etabliert, andere entwickelten sich zu echten Unternehmerinnen. Alle Künstlerinnen mussten sich mit ihren Idealen und unterschiedlichen Lebensstilen auseinandersetzen.
Unter den im Palazzo Reale ausgestellten Heldinnen der Kunst des 16. Jahrhunderts dominiert die hochberühmte Person der Artemisia Gentileschi: Tochter des römischen Malers Orazio Gentileschi, etablierte sich Artemisia als Ikone des Selbstbewusstseins und der Revolte, als Künstlerin und Unternehmerin. Ihre Kunst konkurrierte mit jener ihrer Zeitgenossen; mit ihrem Erfolg bot sie ein Beispiel für den Kampf gegen die Autorität und die väterliche künstlerische Kraft, gegen die den Frauen aufgezwungene Beschränkung. Ihre „Pala della Madonna dell’Itria“ (1578), die sie in Paternò (Sizilien) malte, wird zum ersten Mal ihren Bestimmungsort verlassen.
Sofonisba Anguissola stammte aus Cremona. Anguissola lebte über zehn Jahre am Hofe Philipps II. in Madrid, bevor sie nach Sizilien zog, wo sie 1624 Anthonis van Dyck besuchte. Von dieser Künstlerin wird unter anderem das berühmte „Schachspiel“ (1555) ausgestellt.
Lavinia Fontana aus Bolognese war die Tochter des manieristischen Malers Prospero Fontana. Sie ist mit 14 Werken, darunter das „Selbstporträt im Atelier“ (1579), die „Weihe an die Jungfrau“ (1599) und einige mythologische Gemälde von seltener Sinnlichkeit in der Mailänder Schau vertreten.
Die Bologneser Malerin Elisabetta Sirani (1638–1665) zeigt mit ihren kraftvollen Gemälden weiblichen Mut und Rebellion angesichts männlicher Gewalt. Ginevra Cantofoli interessiert sich mit „Junger Frau in orientalischer Kleidung“ (2. Hälfte 17. Jh.) für weibliche Eleganz. Fede Galizia (1578–1630) ist mit ihrer ikonischen „Judith mit dem Haupt von Holofernes“ (1596) vertreten. Giovanna Garzoni (1600–1670), eine weitere sehr moderne Frau im 16. Jahrhundert, lebte zwischen Venedig, Neapel, Paris und Rom: zu sehen sind seltene und kostbare Werke auf Pergament.
Kuratiert von Anna Maria Bava, Gioia Mori und Alain Tapié. Die für die Ausstellung ausgewählten Werke stammen von 67 verschiedenen Leihgebern, darunter die Uffizien, das Capodimonte-Museum, die Pinacoteca di Brera, das Castello Sforzesco und die Galleria Nationale von Umbrien, Galerie Borghese, Königliche Museen von Turin, Nationale Kunstgalerie von Bologna, Musée des Beaux Arts in Marseille und Muzeum Narodowe in Posen (Polen).