Niki de Saint Phalle: Biografie (Lebenslauf) / Werke / Ausstellungen fancy win casino betvisa casino wmc casino golari casino mcw casino app download apk mage casino baggo casino glory casino app download apk casino bangladesh bijoy 7 casino login mcw mega casino most play casino mcw casino login bangladesh marvel casino glory casino bangladesh download topx casino megha casino glory casino apk download mcw casino 2022 track casino crazy time glory casino website glory online casino glory casino login app glory casino apk
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Niki de Saint Phalle: Biografie Schießbilder, Nanas, Skulpturengärten

Die französische Künstlerin Niki de Saint Phalle (1930–2002) wurde am 29. Oktober 1930 als Catherine Marie-Agnès Fal de Saint Phalle in Neuilly-sur-Seine, Frankreich geboren. Sie war das zweite von fünf Kindern. Ihre Mutter Jeanne Jacqueline (geb. Harper) war eine amerikanische Filmschauspielerin. Ihr Vater, André Marie de Saint Phalle, stammte aus einem alten französischen Adelsgeschlecht und leitete zusammen mit seinen Brüdern das Bankhaus der Familie. Diese verarmte während des Börsenkrachs von 1929.

 

Schulausbildung

Die Familie zog 1937 nach New York. Zu diesem Zeitpunkt nannte sich Catherine Marie-Agnès bereits Niki. Sie besuchte zunächst die Klosterschule Sacred Heart in der East 91st Street. Durch ihr energisches Temperament musste Niki jedoch mehrmals die Schule wechseln: 1941 besuchte sie die Public School in Princeton. Von 1942 bis 1944 besuchte Niki Fal de Saint Phalle die Brearly School in New York. Sie wurde jedoch von der Schule verwiesen, als sie die Feigenblätter der griechischen Skulpturen am Schulgelände mit hellroter Farbe bemalte. Nach einem weiteren Schulverweis von der Klosterschule von Suffren, machte sie 1947 an der streng katholischen Mädchenschule Oldfield High School in Glencore, Maryland, ihren Abschluss. Niki begann, Texte von Edgar Allen Poe, Shakespeare und griechische Tragödien zu lesen und schließlich selbst Gedichte zu schreiben.

„Als Kind konnte ich mich weder mit meiner Mutter noch mit meiner Großmutter identifizieren […]. Sie schienen ein ziemlich unglücklicher Haufen. Unser Zuhause war beschränkt. Ein enger Raum mit wenig Freiheit und Privatleben. Ich wollte nicht so werden wie sie, Wächterinnen des Herdfeuers; ich wollte die Welt, und die Welt gehörte den MÄNNERN. […] Ich wollte, dass die Außenwelt auch mir gehörte. Sehr jung erhielt ich die Botschaft, dass MÄNNER MACHT HATTEN, UND DIE WOLLTE ICH.“1 (Niki de Saint Phalle in einem Brief an Pontus Hultén)

 

Vom Model zur Künstlerin

Die 18-jährige Niki de Saint Phalle begann 1948 eine Karriere als Model. Da sie mit ihrem Freund Harry Mathews (1930–2017) von zu Hause floh, drängte ihre Mutter sie, ihn zu heiraten. Die Hochzeit fand am 6. Juni 1949 in der French Church in New York statt. Harry studierte bis 1952 Musik in Princeton und Harvard. Im Jahr 1950 malte Niki Mathews erste Ölbilder und Gouachen.

Auch nach der Geburt der Tochter Laura (* 1951, Boston) arbeitete Niki weiterhin als Fotomodel für internationale Magazine, unter anderem posierte sie für das Cover von „Life“. Bilder von Niki erschienen im „Life Magazin“ und der „Vogue“. In dieser Zeit lernte sie die junge, neapolitanische Prinzessin und Vogue-Fotografin, Marella Caracciolo (ab 1953 verheiratete mit Giovanni Agnelli), kennen. Aus der Freundschaft zwischen Marella und Niki de Saint Phalle resultierte zwanzig Jahre später die Realisation des Tarot-Gartens, der in der Gemeinde Capalbio etwa 60 km südlich von Grosseto in der Toskana liegt (ab 1978).

Im Jahr 1952 entschlossen sich die Mathews nach Paris zu übersiedeln. Niki besuchte eine Schauspielschule und reiste mit ihrer Familie in den Sommermonaten durch Südfrankreich, Spanien und Italien. Vor allem die Kathedralen faszinierten sie, da diese Gebäude gemeinschaftlich entstanden.

Die Metamorphose vom Modell und Ehefrau zur feministischen Künstlerin Niki de Saint Phalle begann 1953 mit einem Nervenzusammenbruch, von dem sie sich in der psychiatrischen Klinik in Nizza erholte. Dort begann Niki wieder zu malen und stellte fest, dass dieses Arbeiten einen positiven Einfluss auf ihre Stimmungen ausübte. Sie fasste den Entschluss, ihre Schauspielausbildung aufzugeben und Künstlerin zu werden.

 

Niki Mathews wurde Niki de Saint Phalle

Nach ihrer Genesung kehrten Niki und Harry kurz nach Paris zurück. Im amerikanischen Maler Hugo Weiss fand sie 1954 ihren Mentor. Im September 1954 zog die angehende Künstlerin mit ihrer Familie nach Deyà, Mallorca, wo sie ein halbes Jahr später ihren Sohn Philip zur Welt brachte (* 1955). Niki de Saint Phalle begann die Werke von Antonie Gaudí zu studieren und besuchte im folgenden Jahr den berühmten, von Gaudí gestalteten Park Güell in Barcelona. Gaudís Werke inspirierten sie, eigene Skulpturengärten zu entwerfen und verschiedene Materialien und gefundene Objekte in ihrer Kunst einzusetzen.

Nach ihrer Rückkehr nach Paris 1955 traf Niki Mathews den Schweizer Bildhauer Jean Tinguely (1925–1991) und dessen Frau Eva Aeppli. Tinguely war für bewegliche, maschinenähnliche Skulpturen bekannt geworden. Tinguely half Niki de Saint Phalle bei der Umsetzung ihrer ersten Skulptur, indem er ihr die eiserne Grundstruktur baute, die sie dann mit Gips überzog. Später wurde der zweite Ehemann von Niki de Saint Phalle. Die angehende Künstlerin begann sich mit der Kunst von Paul Klee, Henri MatissePablo Picasso und Henri Rousseau zu beschäftigen. Sie besuchte das Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, wo sie Werke von Jackson Pollock, Jasper JohnsWillem de Kooning und Robert Rauschenberg entdeckte. Überwältigt von den abstrakten Großformaten erlebte Niki de Saint Phalle nach eigener Aussage ihre erste künstlerische Krise und begann mit Assemblage von Dingen und Gips zu arbeiten.

Bis 1955 signierte sie ihre Arbeiten noch mit Niki Mathews, diese zeigten vor allem Portraits oder Strandszenen. Ihre erste Einzelausstellung war 1956 in St. Gallen in der Schweiz zu sehen. In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre malte Niki de Saint Phalle Ölbilder mit Tieren, Göttinnen, Bräuten, Schlangen, Monstern, Schlössern, Mond, Sonne, Sternen. Inspiriert wurde sie von den Keramiksteineinschlüssen in Gaudis Park Güell – aber auch den malerischen Experimenten der Amerikaner und den neuen Konzepten der französischen Künstler der Nouveaux Réalistes. Niki de Saint Phalle begann, Alltagsgegenstände und Fundstücke wie Knöpfe, Steine oder Kaffeebohnen als dekorative Elemente in ihren Bildern einzuarbeiten. Später kamen auch gefährliche Objekte wie Nägel, Scherben, Werkzeuge und Pistolen dazu, die sie auf Holzplatten in Gips oder Kunststoff einschloss und auf ihre Reliefs und Assemblagen einarbeitete.

Niki de Saint Phalle trennte sich 1960 von ihrem Ehemann Harry Mathews, die gemeinsamen Kinder blieben bei ihrem Vater. Im Februar war ihr Werk „Portrait of my Lover“ in der wichtigen Gruppenausstellung „Comparaisons: Peinture. Sculpture“ im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris zu sehen. Sie ließ das Publikum mit Pfeilen auf die Schießscheibe schießen, die sie anstelle des Kopfes im Porträt montiert hatte. Angesichts eines weißen Werkes hatte sie die Vision von einem „blutenden Bild“, das sie in der Folge als „Schießbild“ umsetzte.

 

Schießbilder

Am 12. Februar 1961 fand im Hinterhof ihres Pariser Ateliers Niki de Saint Phalles erste von zwölf Schießaktionen statt (bis 1963). Geladene Künstlerfreunde schossen auf weiße Gipsreliefs, in die mit Farbe gefüllte Blasen eingearbeitet waren. Die sogenannten „Schießbilder“ (franz. tirs) wurden im Laufe der 1960er Jahre zuerst zu öffentlichen Aktionen und dann zu immer größeren Happenings. Ihre erste Einzelausstellung in Paris war mit „Tirs à volonté“ betitelt: Für zwei Wochen durften alle Besucherinnen und Besucher auf die Werke an der Wand schießen (Juni 1961).

Diese Kunstform definiert sich durch Gewalt, Zerstörung und Wiederauferstehung, wobei die Anwesenheit des Publikums und die gemeinschaftliche Arbeit daran essentiell waren. Damit gelang Niki de Saint Phalle der Durchbruch in Paris und sie erhielt eine erste Einzelausstellung. Danach freundete sie sich mit den amerikanischen Künstlern in Paris an, darunter Robert Rauschenberg, Jasper Johns, Larry Rivers und dessen Ehefrau Clarice. Marcel Duchamp stellte Niki de Saint Phalle und Tinguely dem spanischen Künstler Salvador Dalí vor, mit dem sie nach Spanien reisten und zu dessen Ehre sie einen lebensgroßen, explodierenden Stier aus Gips, Papier und Feuerwerkskörpern entwarfen.

Die Künstlerin zog in das Atelier Impasse Ronsin, das sie sich mit Jean Tinguely teilte. Ganz in der Nähe des Ateliers wohnte auch Constantin Brancusi. Einer der Ersten, der Niki de Saint Phalle förderte, war der Direktor des Moderna Museet in Stockholm, Pontus Hultén. Er bezog sie immer wieder in Ausstellungsprojekte mit ein und kaufte auch als einer der Ersten ihre Arbeiten.

Nachdem Niki de Saint Phalle zuerst Assemblagen mit Zielscheiben als Köpfe entworfen hatte, montierte sie auf Holzbilderrahmen unter einer Gipsschicht Beutel mit Farbe. Zunächst ließ sie Freunde und auch Jean Tinguley auf ihre Bilder schießen, um die Farbe wie eine offene Wunde auf die Oberfläche des Bildes rinnen zu lassen. Bald jedoch schoss Niki de Saint Phalle selbst auf ihre Bilder. Dies konnte als künstlerische Auseinandersetzung mit der männerdominierenden Gesellschaft verstanden werden, aber auch als bewusster Akt von Gewaltausübung. Mit der Zeit wurden ihre Assemblagen immer größer und aufwendiger. Sie begann Haushaltsartikel wie Siebe oder Modelle von Flugzeugen zu verwenden und in ihren Bildern zu verarbeiten. Auch fantasievolle Monster kamen in ihren Bildern vor, die immer wieder das Thema ihrer problematischen Beziehung zu ihrem dominanten Vater thematisierten. Nicht nur ihre Biographie, sondern auch der Algerienkrieg Anfang der 60er Jahre und die Auseinandersetzung mit dem Schrecken des 2. Weltkrieges prägten Niki de Saint Phalles Werk. Die politische Dimension ist vor allem in „Heads of State“ (1963) präsent, wenn sie auf satirische Masken von Fidel Castro, Jon F. Kennedy, Nikita Chruschtschow und Karl Marx schoß.

Ihr wehrhaftes, amazonengleiches Auftreten und die Neuartigkeit ihrer Kunst verschafften Niki de Saint Phalle schnell die Aufmerksamkeit der Pariser Bevölkerung und verhalfen ihr zu großer Bekanntheit. Niki de Saint Phalle beteiligte sich 1961 mit ihren „Schießaktionen“ an den Ausstellungen der Gruppe Nouveaux Réalistes in Paris und Nizza. Sie wurde Mitglieder der Künstlergruppe, zu der unter anderem Pierre Restany, Jean Tinguely, Yves Klein, Arman, Christo, Jacques de la Villeglé und Martial Raysse zählten.

 

Nana Power

Nachdem Niki de Saint Phalle und Jean Tingely 1963 in die Auberge du Cheval Blanc in der Nähe von Paris übersiedelt waren, entstand eine Reihe von Skulpturen, wie die Gebärdende, verschlingende Mütter, Hexen, Huren und Bräute. Diese Werke setzten sich mit der Rolle der Frau in der europäischen Nachkriegsgesellschaft auseinander. Sie schuf plastische Objektbilder von Frauenfiguren wie die rote Hexe, die Braut, die rosa Geburt und das Monster. Die Rolle der Frau wurde das zentrale Thema in Niki de Saint Phalles Œuvre.

Durch die Schwangerschaft von Clarice Rivers inspiriert, entwickelte Niki de Saint Phalle 1965 kleine Frauenfiguren aus Stoffresten, Wolle und Draht, die einen betont rundlichen und üppigen Körper hatten und im Verhältnis dazu einen recht kleinen Kopf. Sie nannte diese Figuren „Nana“ (franz. Dame oder Huhn), ein aus der Babysprache entwickelter Name. 1964 wurden ihre Nanas erstmals in Paris gezeigt und machten die Künstlerin einem noch breiterem Publikum bekannt. Rundliche, stark abstrahierte Formen als Symbol für weibliche Fruchtbarkeit und Sexualität, fröhliche Farben, Materialmix lassen an mythische Urmütter bzw. deren Repräsentation in steinzeitlichen Figurinen denken. Für die Künstlerin Niki de Saint Phalle waren sie Vorbotinnen eines neuen matriarchalen Zeitalters.

„Meine erste Ausstellung mit Nanas nannte ich „Nana Power“. Für mich waren sie das Symbol einer fröhlichen befreiten Frau. Heute nach beinahe 20 Jahren sehe ich sie anders. Ich sehe sie als Vorboten eines neuen matriarchalischen Zeitalters, von dem ich glaube, dass es die einzige Antwort ist. Sie repräsentieren die unabhängige, gute, gebende, glückliche Mutter.“ (Niki de Saint Phalle)

 

Niki de Saint Phalles Idee, überlebensgroße Nanas zu schaffen, veranlasste sie nach einem anderen Material zu suchen. Sie entdeckte hochgiftiges Polyester, ein Material, dass bevorzugt für den Bau von Booten verwendet wurde. Sie träumte von riesigen, bunten Nanas die in Parks und der Landschaft standen und die Macht über die Welt übernahmen. Mit ihrer Parole „Alle Macht den Nanas“ griff sie die in der Luft liegenden Frauenbewegung auf. Zunächst nur als Figur gestaltet, wurden die Nanas bald darauf auch auf Plakaten, Schmuckstücke, Parfümflakons als Symbol für das weibliche Selbstbewusstsein gesehen.

Die Fondation Maeght in St. Paul-de-Vence beauftragte Niki de Saint Phalle mit dem Nana Haus (1967), St. Tropez orderte ein Nana-Schwimmbad (1974) und die Stadt Hannover drei Nanas, die im Stadtzentrum aufgestellt wurden. Anfangs wurde Saint Phalles Nanas in Hannover als Skandal empfunden und 18.000 Unterschriften gegen sie gesammelt (1974). Eine spontane Gegenbewegung konnte die Entfernung der Skulpturen verhindern, weshalb sie bis heute am Ufer der Leine stehen. In den späten 1960er Jahren schuf Niki de Saint Phalle neben den Nanas auch Frauenköpfe ohne Leib. Sie gelten als Gegenstücke zu den Nanas und repräsentieren die Vorherrschaft des Verstandes und nicht mehr wie bei den Nanas in erster Linie das Körperliche.

 

„Hon – en kathedral“

Auf Anregung des Direktors Pontus Hultén entstand 1966 für die große Halle des Moderna Museet in Stockholm gemeinsam mit dem finnischen Künstler Per Olov Ultvedt und Jean Tinguely eine 29 Meter lange, 9 Meter breite und 6 Meter hohe, liegende Nana Figur mit dem Namen „Hon – en kathedral [Sie – eine Kathedrale]“ (3.6.–8.9.1966). Zwischen den aufgestellten Beinen konnte man durch die Vagina in das Innere der Figur gelangen. Im Inneren von „Hon“ befand sich ein wahrer Vergnügungspark für Erwachsene: In der rechten Brust war eine Milchbar samt Flaschenzerkleinerer von Tinguely untergebrachte. Ein Kino in einem Arm präsentierte einen Kurzfilm von Greta Garbo in der Hauptrolle. In einem der Beine konnte man eine Ausstellung gefälschter Gemälde sehen. Die liegende Nana war schwanger, was durch ein Goldfischbecken symbolisch dargestellt wurde. Über eine Treppe gelangte man zu einer Terrasse auf ihren Bauch, von wo aus man auf die kommenden Besucher der Ausstellung sehen konnte. Innerhalb von drei Monaten besuchten 100.000 Menschen die Ausstellung, die damit ein riesiger Erfolg wurde.

Trotz des Eingangs, der durch das weibliche Geschlechtsorgan führte, war die Figur nicht als pornografisch anzusehen. Mittels der Skulptur wurden Sexualität und Körperlichkeit öffentlich ausstell- und diskutierbar. Die begehbare Installation wurde nach Ende der Ausstellung zerstört. Der Kopf befindet sich heute noch in der Sammlung des Moderna Museet, weitere Stücke wurden den limitierten Katalogen beigegeben. „Hon“ legte den Grundstein für Niki de Saint Phalles Großskulpturen und Skulpturengärten wie den Tarot-Garten.

 

Niki de Saint Phalles Tarot-Garten

Aufgrund ihrer Lungenbeschwerden, die Niki de Saint Phalle sich durch die Arbeit mit Polyester zugezogen hatte, begab sich die Künstlerin 1974 einige Monate zur Erholung nach St. Moritz. Dort begegnete sie ihrer alten Freundin Marella Caracciolo Agnelli aus New Yorker Zeiten wieder, die sie in den 1950er Jahren kennen gelernt hatte. Die Idee der Verwirklichung eines Skulpturengartens, einem Ort des Rückzugs von allem Kummer, einem Fantasiegarten fand bei Caracciolo und ihren beiden Brüdern Gefallen. Die Familie stellte Niki de Saint Phalle einen Hügel eines ehemaligen Steinbruchs in Garavicchio in der südlichen Toskana zur Verfügung, um ihr Projekt in die Tat umzusetzen. Als Vorbild diente das Tarot de Marseille aus dem 18. Jahrhundert, ein Kartenspiel, das heute vor allem zum Wahrsagen verwendet wird.

Nahezu zwanzig Jahre arbeitete Niki de Saint Phalle am Tarot Garten: Sie schuf 1976 erste Entwürfe; 1979 wurden die Fundamente gelegt und 1980 begannen die Arbeiten an der „Hohepriesterin“. Saint Phalle bezog ein Häuschen in der näheren Umgebung und beschäftige vor allem einheimische Handwerker für das Bauvorhaben. Damit besserte sich die allgemeine Stimmung erheblich, da viele Bewohner dem Projekt sehr skeptisch gegenüberstanden. Jean Tinguely, Rico Weber und Sepp Imhof, das sogenannte „All Star Swiss Team“, schweißten die baumhohen Eisengerüste für die ersten Figurengruppen zusammen. Da das gesamte Projekt von der Künstlerin selbst finanziert wurde, entwarf Niki de Saint Phalle für die Jaqueline Cochran Company ein eigenes Parfum in blau-goldenem Flakon (1982).

Die Figur der „Herrscherin“ wurde 1982 fertiggestellt. In den folgenden sieben Jahren lebte Niki de Saint Phalle in dieser Figur. Die Idee, auch mit anderen Materialien wie Keramik, Glas und Spiegeln zu arbeiten, kam ihr im Laufe der Zeit. Die Keramikarbeiten führte die italienische Künstlerin Venera Finocchiaro aus.
Die Jahre zwischen 1984 und 1987 verbrachte die Künstlerin nahezu gänzlich im Tarot-Garten. Sie arbeitete an einer Serie von Blumenvasen in der Form von verschiedenen Tieren.

Im Juni 1996, etwa zwei Jahre vor der Fertigstellung, wurde der Tarot-Garten erstmals für Besucher geöffnet. Den Einfahrtsbereich des Tarot-Gartens, ein hufeisenförmiges Tor, fertigte Mario Botta an. Die feierliche Eröffnung fand am 15. Mai 1998 statt.

 

Niki de Saint Phalle in Kalifornien

Im Jahr 1994 zog Niki de Saint Phalle auf ärztlichen Rat in ein milderes Klima – nach La Jolla in Süd-Kalifornien, wo sie bis zu ihrem Lebensende wohnhaft blieb. Durch die gefährlichen Polyesterdämpfe, die sie über viele Jahre eingeatmet hatte, war ihre Gesundheit stark angeschlagen.

Ihre letzte große Werkserie widmete Niki de Saint Phalle ihrem verstorbenen Ehemann Jean Tinguely. Die „Explodierenden Bilder“ zerfallen – durch elektrische Photozellen gestreut – in ihre Einzelteile und setzen sich dann wieder zusammen, eine spielerische Hommage an Tinguelys bewegliche Skulpturen.

Niki de Saint Phalle übergab dem Sprengel Museum in Hannover im Jahr 2000 mehr als 300 Werke. Da dort 1969 ihre erste Retrospektive organisiert wurde und die Stadt 1974 drei große Nanas kaufte, fühlte sich Niki de Saint Phalle Hannover stets verbunden. Heute zählen diese drei Nanas zum Wahrzeichen Hannovers.
Im gleichen Jahr begann Niki de Saint Phalle an ihrem letzten großen Projekt zu arbeiten, dem Skulpturengarten „Queen Califia´s magical circle“ in Escondido, Kalifornien. Die Arbeiten daran zogen sich bis 2003 hin, ein Jahr nach dem Tod der franko-amerikanischen Künstlerin wurde „Queen Califia´s magical circle“ eröffnet: Im Skulpturengarten stehen zehn große Skulpturen, umgeben von einer 120 Meter langen, wellenförmigen Schlangenmauer mit einem labyrinthartigen Zugang. Es besteht aus zahlreichen Mosaiken aus Glas und Halbedelsteinen, einem Triumph der Fantasie und der Schönheit über den Tod.

Niki de Saint Phalle starb am 21. Mai 2002 im Alter von 71 Jahren ins San Diego, Kalifornien.

 

Ehemänner

  • Harry Mathews  (1930–2017): 1. ⚭ 6. Juni 1949 (standesamtlich) / Februar 1950 (kirchlich) –1959. Harry Mathews  studierte Musik, wollte Dirigent werden und lebte als Schriftsteller in Frankreich.
  • Jean Tinguely (1925–1991) 2. ⚭ 13. Juli 1971 in Soisy.

 

Kinder

  • Laura Duke Condominas (* 23.4.1951): Schauspielerin
  • Philip (* 1955)

 

Weitere Beiträge zu Niki de Saint Phalle

 

Biografie von Niki de Saint Phalle (1930–2002)

  • 29. Oktober 1930

    Niki de Saint Phalle wurde am 29. Oktober 1930 als Catherine Marie-Agnès Fal de Saint Phalle in Neuilly-sur-Seine, Frankreich geboren. Sie war das zweite von fünf Kindern von Jeanne Jeanne Jacqueline (geb. Harper), einer amerikanischen Filmschauspielerin, und André Marie de Saint Phalle. Niki de Saint Phalles Vater stammte aus einem alten französischen Adelsgeschlecht und leitete zusammen mit seinen Brüdern das Bankhaus der Familie. Diese verarmte während des Börsenkrachs von 1929.
  • 1930

    Kurz nach ihrer Geburt wurden Marie-Agnès und ihr Bruder John zu den Großeltern väterlicherseits nach Frankreich geschickt. Sie verbrachten die folgenden drei Jahre in Nièvre.
  • 1933

    Rückkehr von Marie-Agnès und ihr Bruder John zu den Eltern nach Greenwich, Connecticut. Die Sommermonate verbachte die Familie jedes Jahr auf dem Château de Filerval (erbaut von Le Nôtre), das ihrem Großvater mütterlicherseits gehört.
  • 1937

    Die Familie zog nach New York an die East 88th Street. Zu dieser Zeit nannte sich Catherine Marie-Agnès bereits Niki. Sie besuchte zunächst die Klosterschule Sacred Heart.
  • 1941

    Durch ihr energisches Temperament musste Niki jedoch mehrmals die Schule wechseln, beginnend 1941. Sie zog zu ihren Großeltern mütterlicherseits nach Princeton, New Jersey. Dort besuchte sie die örtliche Public School.
  • 1942

    Rückkehr zu ihren Eltern. Mit 14 Jahren besuchte Niki Fal de Saint Phalle die Breadly School in New York. Sie las Texte von Edgar Allen Poe, griechische Tragödien und William Shakespeare; begann selbst Gedichte zu schreiben.
  • 1944

    Erneut wurde Niki de Saint Phalle von der Schule verwiesen, als sie die Feigenblätter der griechischen Skulpturen am Schulgelände mit hellroter Farbe bemalte. Ihre Eltern schickten sie auf eine Klosterschule in Suffren, New York.
  • 1947

    Nach einem weiteren Schulverweis macht sie an der streng katholischen Mädchenschule Oldfield High School in Glencore in Maryland ihren Abschluss.
  • 1948–1949

    Die 18-jährige Niki de Saint Phalle begann eine Karriere als Model. Fotos von ihr erschienen in Vogue, Harper’s Bazaar sowie dem Cover des Life Magazine.
  • Juni-Juli 1949

    Da sie mit ihrem 19-jährigen Freund Harry Mathews von zu Hause floh, drängte ihre Mutter sie, ihn zu heiraten. Das Paar wurde am 6. Juni 1949 von einem Richter in New York getraut.
  • Februar 1950

    Die Hochzeit fand in der French Church in New York statt. Das Paar ließ sich in Cambridge, Massachusetts, nieder. Harry Mathews begann ein Musikstudium an der Harvard University. Niki Mathews malte erste Ölbilder und Gouachen.
  • 1951

    Geburt ihrer Tochter Laura (23.4.). Niki Mathews arbeitete weiterhin als Fotomodel für internationale Magazine, unter anderem posierte sie am Cover des „Life Magazin“ und der „Vogue“. In dieser Zeit lernte sie die junge, neapolitanische Prinzessin und Vogue-Fotografin, Marella Caracciolo, kennen.
  • 1952

    Niki de Saint Phalle lebte mit ihrem Ehemann und der Tochter Laura in Paris. Sie besuchte eine Schauspielschule und reiste mit ihrer Familie in den Sommermonaten durch Südfrankreich, Spanien und Italien. Vor allem die gemeinschaftlich entstandenen großen Bauwerke, wie die Kathedralen faszinierten sie.
  • 1953

    Niki de Saint Phalle erlitt einen schweren Nervenzusammenbruch, von dem sie sich in der psychiatrischen Klinik in Nizza erholte. Dort begann sie zu malen und stellte fest, dass dieses Arbeiten einen positiven Einfluss ausübte. Sie fasste den Entschluss, die Schauspielausbildung zu beenden und stattdessen Künstlerin zu werden.
  • Herbst 1954

    Umzug mit ihrer Familie nach Deyà, Mallorca.
  • 1955

    Geburt des Sohnes Philip (März). De Saint Phalle besuchte den berühmten, von Gaudí gestalteten Park Güell in Barcelona. Bis 1955 signierte sie ihre früheren Arbeiten noch mit Niki Mathews, diese zeigten vor allem Portraits oder Strandszenen. Die angehende Malerin fand im amerikanischen Maler Hugo Weiss ihren Mentor. Er ermutigte sie, autodidaktisch ihren eigenen Stil zu suchen.
  • 1956

    Erste Einzelausstellung mit Ölgemälden in St. Gallen in der Schweiz.
  • August 1956

    Rückkehr der Familie Mathews nach Paris, wo sie den Schweizer Bildhauer und Maler Jean Tinguely und dessen Frau Eva Aeppli kennenlernte. Tinguely gilt als Hauptvertreter der kinetischen Kunst.
  • Ab 1956

    Niki de Saint Phalle schuf Ölbilder mit Tieren, Göttinnen, Bräuten, Schlangen, Monstern, Schlössern, Mond, Sonne, Sternen. Inspiriert wurde sie von den Keramiksteineinschlüssen in Gaudis Park Güell. Sie begann Alltagsgegenstände und Fundstücke wie Knöpfe, Steine oder Kaffeebohnen als dekorative Elemente in ihren Bildern einzuarbeiten. Später kamen auch gefährliche Dinge wie Nägel, Scherben, Werkzeuge und Pistolen dazu, die sie auf Holzplatten in Gips oder Kunststoff einschloss und auf ihre Reliefs und Assemblagen einarbeitete.
  • 1959

    Niki de Saint Phalle sah im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris erstmals erstmals Gemälde amerikanischer Künstler wie Jasper Johns, Willem de Kooning, Jackson Pollock und Robert Rauschenberg.
  • 1960

    Niki de Saint Phalle trennte sie sich von ihrem Ehemann Harry Mathews, die gemeinsamen Kinder blieben bei ihrem Vater. Die Künstlerin setzte ihre künstlerischen Experimente fort – und schuf erste Assemblagen in Gips und Zielscheiben.
  • Ende 1960

    Niki de Saint Phalle zog in das Atelier Impasse Ronsin, das sie mit Jean Tinguely teilte. Ganz in der Nähe des Ateliers wohnte auch Constantin Brancusi. Einer der Ersten, der Niki de Saint Phalle förderte, war der Direktor des Moderna Museet in Stockholm, Pontus Hultén, den sie über Tinguely kennengelernt hatte. Hulten bezog sie immer wieder in Ausstellungsprojekte mit ein und kaufte auch als einer der Ersten ihre Arbeiten.
  • Februar 1961

    Im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris fand die Gruppenausstellung „Comparaisons: Peinture. Sculpture“ statt, auf der ein Schießscheiben-Bild, „Portrait of my lover“, zu sehen war. Am 12. Februar 1961 organisierte Niki de Saint Phalle die erste von zwölf Schießaktionen (bis 1963). Zunächst ließ sie Freunde und auch Jean Tinguley auf ihre Bilder schießen, um die Farbe wie eine offene Wunde auf die Oberfläche des Bildes rinnen zu lassen. Bald jedoch schoss Niki de Saint Phalle selber auf ihr Bilder.
  • Juni–Juli 1961

    Niki de Saint Phalle beteiligte sich mit ihren „Schießaktionen“ an der Ausstellung der Gruppe Nouveaux Réalistes in Paris (20.6.) und Nizza (13.7.). Sie wurde auch Mitglieder der Künstlergruppe, zu der unter anderem Pierre Restany, Jean Tinguely, Yves Klein und Martial Raysse gehörten. Im Juni 1961 hatte Niki de Saint Phalle ihre erste Einzelausstellung in der von Jeannine Restany betriebenen Galerie J. Leo Castelli. Von Juni bis September berichteten mehr als 30 Zeitschriften weltweit über Niki de Saint Phalle.
  • August 1961

    Marcel Duchamp stellte Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely Salvador Dalí vor. Während einer Spanienreise im August lud Dalí die beiden ein, einen „Toro de Fuego [Stier aus Feuer]“ für einen Stierkampf in Figueras zu bauen. Das Künstlerpaar füllte den lebensgroßen Stier aus Gips und Paper mit Feuerwerkskörpern. Nach Beendigung des Stierkampfs explodierte diese Skulptur in der Arena.
  • Oktober 1961

    Teilnahme an der Ausstellung „The Art of Assemblage“ im Museum of Modern Art, New York. Im Hrbst 1961 zogen Larry und Clarice Rivers in eines der Ateliers am Impasse Rosin. Niki de Saint Phalle und Tinguely freundeten sich mit ihnen an.
  • 1962

    Reise nach Kalifornien, wo Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely den Simon Rodias Watts Tower besuchten. In der Wüste von Nevada organisierten sie das Happening „Study for the End of the World No. 2”. Zwei Schießaktionen fanden in den USA statt: am Strand und in den Hügeln von Malibu. Weiterreise nach Mexiko. Mitwirkung am Stück „Construction of Boston“ von Kenneth Koch. „Venus von Milo“ entstand bei der Aufführung im Maidman Playhouse in New York. Nach ihrer Rückkehr hatte Niki de Saint Phalle eine Einzelausstellung in der Pariser Galerie Rive Droit, wo sie zehn Altar- und Kathedralassemblagen präsentierte. Der Galerist Alexandre Iolas bot ihr eine Einzelpräsentation in New York an (ab 15. 10.). Er stellte ihr auch die surrealistischen Maler Victor Brauner, Max Ernst und René Magritte vor.
  • August–Oktober 1962

    Teilnahme an „Dylaby“, einer großen Installation im Stedelijk Museum in Amstrerdam, an der auch Robert Rauschenberg, Martial Raysse, Jean Tinguely und Per Olof Ultveldt mitwirkten. Am 15. Oktober eröffnete ihre erste Ausstellung in den USA bei Alexaqndre
  • 1963

    „King Kong“ entstand während einer Schießaktion in Los Angeles, die Virginia Dawn organisiert hatte. Nachdem Niki de Saint Phalle und Jean Tingely in die „Auberge du Cheval Blanc“ in Soisy-sur-Ecole bei Essonne übersiedelten, entstanden eine Reihe von Skulpturen, wie die Gebärdende, verschlingende Mütter, Hexen, Huren und Bräute. Diese Werke setzten sich mit der Rolle der Frau in unserer Gesellschaft auseinander und wurden zum zentralen Thema in Niki de Saint Phalles Œuvre. Es entstanden plastische Objektbilder von Frauenfiguren wie die rote Hexe, die Braut, die rosa Geburt und das Monster.
  • 1964

    Niki de Saint Phalle verbrachte den Sommer in Lutry bei Lausanne, wo sie an mehreren großen Köpfen aus Wolle und Papiermaché arbeitete, dazu „Bräute“ und an „Hl. Georg und der Drache“. Erste Einzelausstellung in der Londoner Hanover Gallery. Im Oktobert arbeiteten Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely im New Yorker Chelsea Hotel.
  • 1965

    Durch die Schwangerschaft von Clarice Rivers, die sie im Sommer in den Hamptons traf, entwickelte Niki de Saint Phalle zunächst kleine Frauenfiguren aus Stoffresten, Wolle und Draht, die einen betont rundlichen und üppigen Körper hatten und im Verhältnis dazu einen recht kleinen Kopf. Sie nannte diese Figuren „Nana“, ein aus der Babysprache entwickelter Name. Erste Präsentation ihre Nanas in Paris (September) gezeigt; dazu erschien ein Buch über die Künstlerin mit einem handgeschriebenen Text und Nana-Zeichnungen. Die Nanas machten die Künstlerin einem noch breiterem Publikum bekannt.
  • Februar–März 1966

    Zusammenarbeit mit Jean Tinguely und Martial Raysse für das Bühnenbild und die Kostüme zu Roland Petits Ballett „Eloge de la Floie“ am Pariser Théâtre des Champs Elysées. 3. Juni–8. September 1966 Auf Anregung des Direktors Pontus Hultén entstand für die große Halle des Moderna Museet in Stockholm gemeinsam mit Martial Raysse und Jean Tinguely eine 29 Meter lange, 9 Meter breite und 6 Meter hohe, liegende Nana Figur mit dem Namen „Hon – en Kathedraal [Sie – eine Kathedrale]“. Oktober 1966 Niki de Saint Phalle entwarf Bühnenbild und Kostüme zur Komödie „Lysistrata“ von Aristophanes für eine Inszenierung von Rainer von Diez am Staatstheater in Kassel.
  • 1967

    Gemeinsam mit Jean Tinguely entwarf Niki de Saint Phalle „Le paradis fantastique“ – neun bemalte Skulpturen von Saint Phalle und sechs kinetische Maschinen von Tinguely – für die Expo `67 in Montreal (heute in Stockholm). Erste Retrospektive im Stedelijk Museum in Amsterdam unter dem Titel „Nana Power“; sowie das Nana Haus für die Fondation Maeght in St. Paul-de-Vence.
  • 1968

    Am Staatstheater in Kassel wurde Niki de Saint Phalles erstes Theaterstück, „Ich (all about EVE)“ uraufgeführt: Co-Autor war Rainer von Dietz, Bühnenbilder und Kostüme von Niki de Saint Phalle. Ausstellung im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen in Düsseldorf. „Last night I had a dream“ in der Galerie Alexandre Iolas in Paris präsentiert (Oktober). Entwarf aufblasbare Nanas, die in New York hergestellt und vertrieben wurden. Ende des Jahres litt Niki de Saint Phalle an starken Atembeschwerden, die durch die giftigen Polyesterdämpfe und den Polyesterstaub verursacht waren. Reise nach Marokko.
  • 1969

    Reise nach Indien. Arbeit an ihrem ersten Architekturprojekt, indem sie drei Häuser für Rainer von Dietz in Südfrankreich entwarf (bis 1971). Ausstellungen in der Galerie Stqangl in München, im Whitney Museum of American Art mit „Black Venus“ vertreten. Niki de Saint Phalles erste Retrospektive reiste von Hannover, Luzern nach Ludwigsburg. Beginn der Mitarbeit an „La tête (Le Cyclope)“ in Milly-la-Forêt im Wald von Fontainebleau.
  • 1970

    Anlässlich des 10jährigen Jubiläums der Nouveaux Réalistes organisierten Pierre Restany und Guido Le Noci ein Festival in Mailand. Erste Reise nach Ägypten.
  • 13. Juli 1971

    Am 13. Juli 1971 heirateten Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely in Soisy. Reise nach Marokko, erste Schmuckentwürfe. Ende des Jahres begann sie im Rabinowitch Park in Jerusalem mit dem Bau des „Golem“, einem Objekt für Kinder (bis 1972).
  • 1972

    Das „Golem“-Haus mit drei Rutschbahnen für den Kindergarten in Jerusalem und drei bewohnbare Skulpturenhäuser für Rainer von Diez wurden fertig gestellt. Zusammenarbeit mit dem Polyesterfabrikanten Robert Haligon, um großformatige Skulpturen und Edition fertigen zu können.
  • Juli 1972

    Niki de Saint Phalle mietete das Château de Mons bei Grasse (Südfrankreich), wo sie die Dreharbeiten für den Film „Daddy“ begann. Diese Ausarbeitung ihrer Vater-Tochter-Beziehung und des sexuellen Missbrauchs entstand in Kooperation mit Peter Whitehead. „Daddy“ wurde erstmals im Londoner Hammer Cinema vorgestellt. Reise nach Griechenland.
  • 1973

    In Soisy und New York entstand eine überarbeitete Version von „Daddy“ mit Mia Martin, Clarice Rivers und Rainer von Dietz. Premiere feierte der Film auf dem 11. New Yorker Film Festival, für das Niki de Saint Phalle auch das Programmheft entwarf. Auftrag für ein Nana-Schwimmbad in St. Tropez für Georges Plouvier.
  • 1974

    Die Stadt Hannover kaufte drei große Nanas und stellte diese im Stadtzentrum auf, was einen großen Skandal hervorrief. Durch die Arbeit mit Polyester litt Niki de Saint Phalle an einem Lungenabszess. Nach einem Krankenhausaufenthalt in Arizona zog die Künstlerin nach Sankt Moritz, um zu genesen. Dort traf sie auf ihre alte Freundin Marcella Caracciolo Agnelli, deren Brüder ihr für die Realisierung eines Skulpturengartens ein Stück Land in der Toskana zur Verfügung stellten. Als Vorbild für den „Giardino die Tarocchi [Tarot-Garten]“ diente das „Tarot de Marseille“ aus dem 18. Jahrhundert. Einem Kartenspiel das heute vor allem zum Wahrsagen verwendet wird.
  • 1975

    Drehbuch für den Film „Un rêve plus long que la nuit“, an den Dreharbeiten beteiligten sich viele Künstlerfreunde.
  • 1976

    Niki de Saint Phalle verbrachte nahezu das gesamte Jahr in den Schweizer Alpen, wo die ersten Entwürfe für den Tarot-Garten entstanden. Ausstellungen im Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam, im Nordiyllands Kunstmuseum in Aalborg und der Galerie Bonnier in Genf.
  • 1977

    In Zusammenarbeit mit Constantin Mulgrave entwarf Niki de Saint Phalle die Ausstattung zum Film „The Travelling Companion“. Reise nach Mexiko und New Mexiko. Ricardo Menon wurde für zehn Jahre Saint Phalles Assistent.
  • 1978

    Beginn der Anlage des Tarot-Gartens in Garavicchio – 22 monumentale Skulpturen entstanden in den nächsten Jahren.
  • 1979

    Die Arbeiten am Tarot-Garten begannen mit dem Legen der Fundamente. Niki de Saint Phalle erfand neuen Skulpturentypus, die „Skinnies“.
  • 1980

    Im April begann die Arbeit an den ersten Skulpturen, dem „Magier“ und der „Hohepriesterin“: Jean Tinguely, Rico Weber und Sepp Imhof, das sogenannte „All Star Swiss Team“ schweißten die baumhohen Eisengerüste für die ersten Figurengruppen zusammen. Erste Retrospektive im Centre Georges Pompidou in Paris (2.Juli–September). Am 3. Juli hatte Niki des Saint Phalle ihren ersten Anfall von rheumatischer Arthritis.
  • 1981

    Niki de Saint Phalle bezog ein Häuschen in der näheren Umgebung des Tarot-Gartens und beschäftige vor allem einheimische Handwerker für das Bauvorhaben, womit sich die allgemeine Stimmung erheblich besserte, da viele Bewohner dem Projekt sehr skeptisch gegenüberstanden.
  • 1982

    Da das gesamte Projekt Tarot-Garten von der Künstlerin selbst finanziert wurde, entwarf Niki de Saint Phalle Auf Anregung der amerikanischen Unternehmerin Jacqueline Cochran ein eigenes Parfum in blau-goldenem Flakon. Ende des Jahres konnte mit dem Auftragen von Zement im Skulpturengarten in der Toskana begonnen werden. Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely arbeiteten gemeinsam an einem Skulpturenbrunnen von 15 Elementen für die Place Igor Stravinsky neben dem Centre Pompidou.
  • 1983

    Die Stuart Foundation beauftragte sie mit der Skulptur „Sun God [Sonnengott]“ für den Campus der University of California in San Diego. Niki de Saint Phalle entwarf Drucke für ein Projekt, mit dem sie Temporary Contemporary in Los Angeles unterstützte. Der Bild-Brief zeigt ihre frühe Aufmerksamkeit und ihr Mitgefühl für all jene, die an AIDS erkrankt waren.
  • 1983

    Tarot-Garten Niki de Saint Phalle stellte die Figur der „Herrscherin“ im Tarot-Garten fertig, ab diesem Zeitpunkt lebte Niki de Saint Phalle die nächsten sieben Jahre in dieser sphinxartigen Figur. Die Idee auch mit anderen Materialien wie Keramik, Glas und Spiegeln zu arbeiten kam ihr im Laufe dieses Jahres. Die Keramikarbeiten führte die italienische Künstlerin Venera Finocchiaro aus.
  • 1984

    Niki de Saint Phalle arbeitete das gesamte Jahr durchgehend am Tarot-Garten.
  • 1985

    Die Gebäude „Magier“, „Turm“, „Herrscherin“ und „Hohepriesterin“ wurden im Tarot-Garten vollendet. Jean Tinguely baute eine Maschine für das Dach des „Turm zu Babel“. Niki de Saint Phalle erhielt eine Ausstellung im Casino Knokke in Knokke-le-Zoute.
  • 1986

    Niki de Saint Phalle arbeitete gemeinsam mit Professor Silvio Barandun an einem Buch mit dem Titel „AIDS“, dass sie gemeinsam schrieben und bebilderten. Es wurde in fünf weiteren Sprachen übersetzt und erreichte eine Gesamtauflage von 70.000 Stück. Die Künstlerin verbrachte nahezu das gesamte restliche Jahr in Garavicchio, wo weitere Skulpturen entstanden. Ihr Assistent Ricardo Menon wandte sich der Schauspielerei zu, Marcelo Zitelli wurde ihr neuer Assistent. Sie schuf eine Serie von Polyestervasen in Tierform.
  • 1987

    Ausstellungen in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung in München mit dem Titel „Niki de Saint Phalle – Bilder – Figuren – Fantastische Gärten“. Erste Retrospektive in Amerika unter dem Titel „Fantastic Visions: Works by Niki de Saint Phalle“.
  • 1988

    Gemeinsam mit Jean Tinguely erarbeitete Niki de Saint Phalle einige Brunnen: Im Auftrag von François Mitterand für Château-Chinon (März), für das Schneider Children’s Hospital auf Long Island mit einem 5,5 Meter hohen Schlangenbaum von Niki de Saint Phalle. Für das Goethe Institut in Osaka entstand „L’Oiseau Amoureux“, ein Kunstdrache.
  • 1989

    Präsentierte ihr aktuelle Kunstpoduktion (gemeinsam mit Jean Tinguly) in der Doppelausstellung in der JGM Galerie und der Galerie de France. Niki de Saint Phalle arbeitete zum ersten Mal mit Bronze und entwarf dafür eine Serie ägyptischer Gottheiten. Das Palais Bénédictine in Fécamp stellte eine Ausstellung über den Tarot-Garten zusammen; im Katalog kamen Pontus Hulten, Pierre Restany und Jean Tinguely zu Wort. Ricardo Menon starb an AIDS. Gemeinsam mit ihrem Sohn Philip entstand ein Zeichentrickfilm in Anlehnung an das Buch „AIDS: You can’t catch it holding hands“.
  • 1990

    Ausstellung „Tirs … et autres révoltes 1961–1964“ in der Galerie de France und der JGM Galerie (Juni). Erste Präsentation des Films über AIDS im Pariser Musée des Arts Décoratifs (November). Ihre überarbeiteten Zeichnungen für das Buch wurden von der Agence française de lutte contre le sida veröffentlicht und in ganz Frankreich an Schülerinnen und Schüler verteilt.
  • August 1991

    Jean Tinguely verstarb in Bern. Niki de Saint Phalle schuf ihre erste kinetische Skulptur zu seinen Ehren und nannte sie „Méta-Tinguely“.
  • 1992/93

    Pontus Hulten organisierte eine große Retrospektive von Niki de Saint Phalle für die Kunst- und Ausstellungshalle Bonn, diese wanderte weiter: McLeelan Galleries, Glasgow; Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris; Musée d’Art et d’Histoire in Fibourg, Schweiz. Ihre letzte große Werkserie widmete sie sie ihrem verstorbenen Ehemann. Die „Tableaux éclatés [Explodierenden Bilder]“ zerfallen – durch elektrische Photozellen gestreut – in ihre einzelnen Teile und setzen sich dann wieder zusammen, eine spielerische Hommage an Tinguelys bewegliche Skulpturen. Installation von „Lebensretter“ in Duisburg; „Le Footballeurs“ im Musée Olympique in Lausanne.
  • 1994

    Niki de Saint Phalle zog auf ärztlichen Rat in ein milderes Klima nach La Jolla in Süd Kalifornien. Durch die gefährlichen Polyesterdämpfe, die sie über viele Jahre eingeatmet hatte, war ihre Gesundheit stark angeschlagen. Nach ihrer Ankunft entwarf sie ihre erste Serie von Siebdrucken: „Californian Diary“, die Ebi Kornfeld veröffentlichte. Beginn der Kooperation mit dem Lithografen George Page und dem Radierer und Aquatinta-Meister Samuel Jacob, mit denen Niki de Saint Phalle Druckgrafiken herstellt. Lech Juretko baut für sie ein Team von sechs Mitarbeitern auf, das Glas, Spiele und Steine schneiden kann. Niki de Saint Phalle nutzte diese Materialien zunehmend anstelle von bunter Farbe für ihre Skulpturen. Eröffnung des Niki Museum in Nasu, Japan (Oktober). Beginn der Zusammenarbeit mit Mario Botta für das große Skulpturen- und Architekturprojekt „Noah’s Arc“ im Auftrag der Jerusalem Foundation. Niki des Saint Phalle erhielt den Prix Caran d‘Ache.
  • 1995

    Dokumentarfilm „Who ist he Monster? You or Me?” von Peter Schamoni vollendet. Wanderausstellung, organisiert von der AFAA, in Zentral- und Südamerika.
  • 1996

    Bau von „Gila“, einem Spielhaus für Kinder in der Größe von 3,63 mal 9,09 Metern, das mit Hilfe einer computerbasierten Vergrößerungstechnik entstand. Bedeckt ist die Oberfläche mit einem Mosaik aus Spiegeln, Steinen, Keramik und Glas. Eröffnung des von Mario Botta entworfenen Museum Jean Tinguely in Basel; Niki de Saint Phalle schenkte 55 große Skulpturen und über 100 Grafiken. Weitere Schenkung erhielt der Espace Jean Tinguely – Niki de Saint Phalle in Fribourg, Schweiz.
  • Juni 1996

    Im Juni 1996, ca. zwei Jahre vor der Fertigstellung wurde der Tarot-Garten erstmals für Besucher geöffnet.
  • 1997

    Für den Bahnhof in Zürich entwarf Niki de Saint Phalle „L’Ange Protecteur“, eine 10 Meter hohe Skulptur (November). Den Einfahrtsbereich des Tarot-Gartens, ein hufeisenförmiges Tor, fertigte Mario Botta an.
  • 15. Mai 1998

    Der Tarot-Garten wurde feierlich eröffnet. Abschluss der Arbeiten an den 22 großen Tierfiguren für „Noah’s Ark“ in Jerusalem. In der Serie „Black Heroes“ ehrt sie afroamerikanische Musiker und Entertainer. Sie widmete sie ihren Enkelkindern. Niki de Saint Phalle schrieb den ersten Band ihrer Autobiografie „Traces“. Große Retrospektive ihrer Arbeiten in San Diego.
  • 1999/2000

    Retrospektive im Museum Ulm „Niki de Saint Phalle – Liebe, Protest, Fantasie“, die weiter ins das Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen und in der Kunsthalle Emden gezeigt wurde.
  • Oktober 2000

    Niki de Saint Phalle erhielt den 12. Premium Imperiale in Japan, gemeinsam mit den Komponisten Stephen Sonderheim und Hans Werner Henze, dem Maler Ellsworth Kelly und dem Architekten Richard Rogers.
  • 17. November 2000

    Niki de Saint Phalle übergab dem Sprengel Museum in Hannover mehr als 300 Werke. Da dort 1969 die erste Retrospektive organisiert wurde und die Stadt 1974 drei große Nanas kaufte, fühlte sich Niki de Saint Phalle zu Hannover stets verbunden. Heute zählen diese drei Nanas zum Wahrzeichen Hannovers.
  • 2001

    Die Künstlerin erhielt den Auftrag, die Ornamente von drei Grotten-Räumen im Park von Schloss Herrenhausen aus dem 17. Jahrhundert neu zu gestalten. Die originale Gestaltung mit Muscheln, Kristallen und Mineralien war im 18. Jahrhundert abgeschlagen worden. Auftrag für den „Queen Califia´s magical circle“ zu Ehren der legendären Königin von Kalifornien in Escondido, Südkalifornien.
  • 21. Mai 2002

    Niki de Saint Phalle starb am 21. Mai 2002 im Alter von 71 Jahren ins San Diego, Kalifornien.
  • März 2003

    Niki de Saint Phalles Enkelin, Bloum Cardenas, und ihre Assistenten vollendeten gemeinsam die noch offenen Projekte: Die Grotte in Hannover eröffnete mit einer Mosaikdekoration aus Glas, Spiegelstücken und Flusssteinen, ergänzt durch bemalte Skulturen.
  • 26. Oktober 2003

    Ein Jahr nach ihrem Tod wurde Niki de Saint Phalles letztes großes Projekt in Escondido, Südkalifornien, eröffnet: „Queen Califia´s magical circle“ ein Garten mit neun großen Skulpturen, umgeben von einer wellenförmigen Schlangenmauer mit einem labyrinthartigen Zugang. Er besteht aus zahlreichen Mosaiken aus Glas und Halbedelsteinen. Für viele stellt er den Triumph der Fantasie und der Schönheit über den Tod dar.
  1. Zit. n. Niki de Saint Phalle (Ausst.-Kat. Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland 1992), Ostfildern 1992, S. 148.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.