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Paris | Grand Palais: Dakar Paris 1966 Afrikanische Kunst und die europäische Moderne | 2025

Dakar Paris 1966, Plakat

Dakar Paris 1966, Plakat

Das „First World Festival of Negro Arts“ fand vom 1. bis 24. April 1966 in Dakar, Senegal, statt und wurde von Léopold Senghor unter der Schirmherrschaft der UNESCO initiiert.[Anmerkung] David Murphy (Hg.), Das Erste Weltfestival der Negerkunst, Dakar 1966 , Liverpool 2016.[/note] Besucher:innen aus der ganzen Welt sowie Einwohner:innen von Dakar konnten an einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm teilnehmen, darunter Ausstellungen mit traditioneller afrikanischer Kunst (→ Afrikanische Kunst) und moderner Kunst, Konferenzen und Straßenaufführungen.

Laut Senghor sollte das Festival ein Beispiel für Négritude sein, ein großes Schaufenster, das die Arbeit afrikanischer und afrikanischer Diaspora-Künstler:innen vereint. Léopold Sédar Senghor und Aimé Césaire gelten als die Begründer der Négritude, einer literarischen und politischen Bewegung gegen die Exotisierung und unterstellte Kulturlosigkeit Afrikas.1

Ein Kolloquium, das zwei Tage vor der Eröffnung stattfand und als intellektueller Mittelpunkt der Veranstaltung galt, versammelte Kunstschaffende und Intellektuelle, um über die Rolle der Kunst in der entstehenden postimperialen Welt sowie die Bedeutung der Négritude nachzudenken.

Eine weitere Hauptveranstaltung des Festivals war die Ausstellung „L'art nègre, sources, évolution, expansion“ der „klassischen“ Kunst Afrikas im neu errichteten Musée Dynamique. Dort wurde, neben einer wichtigen Darstellung traditioneller Stammeskünste, afrikanische Kunst europäischen Kunstwerken der Moderne gegenübergestellt. Während die Ausstellung „klassischer“ afrikanischer Kunst von Senghor als perfekte Illustration der wesentlichen Einzigartigkeit der schwarzen Zivilisation gelobt wurde, blieb die gleichzeitig im Palais de Justice stattfindende Ausstellung von Kunstwerken junger afrikanischer Maler:innen nahezu unbeachtet. Dennoch: Die Ausstellung wurde vom Juni bis August 1966 im Grand Palais in Paris gezeigt.

Das Festival in Dakar führte zum Beginn der internationalen Black-Arts-Bewegung. Im folgenden Jahrzehnt fanden weitere panafrikanische Kulturfestivals statt: das „Erste Panafrikanische Kulturfestival“ (Algier, 1969), „Zaire 74“ (Kinshasa, 1974) und „FESTAC“ („Second World Festival of Negro Arts“, Lagos, 1977).

  1. Zu ihrem Denken und ihren (literarischen) Publikationen siehe: Gary Wilder, Freedom Time. Negritude, Decolonization, and the Future of the World, Duke University Press 2015. Die wichtigsten Veröffentlichungen von Senghor und Césaire sind: Aimé Césaire, Über den Kolonialismus, Rotbuch Verlag 1968; Aimé Césaire, Zurück ins Land der Geburt (Übersetzung Janheinz Jahn), Suhrkamp Verlag 1967; Léopold Sédar Senghor, Botschaft und Anruf. Gedichte (Übersetzung Janheinz Jahn), Peter Hammer Verlag 2006; Léopold Sédar Senghor, Bis an die Tore der Nacht (Übersetzung Anise Koltz), Heiderhoff Verlag 1985.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.