Sarah Morris: britische Künstlerin der Gegenwart | ARTinWORDS live casino score mcw19 casino glory online casino mwc casino fancy win casino glory casino bangladesh cmw casino kariya casino glory casino crazy time mcw casino 2022 krikya casino mcw casino app banger casino naga88 casino mega casino apk mostplay casino glory casino apk download glory casino login app moree glory casino login live casino login glory casino খেলার নিয়ম bhaggo casino glory casino app download play store babu88 casino login baji live casino login

Sarah Morris

Wer ist Sarah Morris?

Sarah Morris (*20.6.1967 in Sevenoaks, Großbritannien) ist eine britische Künstlerin der Gegenwart (→ Zeitgenössische Kunst). Seit den 1990er Jahren hat Sarah Morris ein beeindruckendes Werk geschaffen, das Gemälden, Filmen, ortsspezifischen Wandmalereien und Skulpturen umfasst. Ihre Werke spiegeln Morris' Interesse an Netzwerke, Typologien, Globalisierung, Architektur und der Stadt wider. 

Sarah Morris lebt und arbeitet in New York. Ihr Atelier befindet sich einem früheren Lagerhaus in Chelsea (Manhattan), in dem zahlreiche Künstler arbeiten. Fotografische Recherchen liefern Sarah Morris die formalen Inspirationen und Quellen sowohl für ihre Gemälde als auch für ihre Filme. Diese Methode, die sie „parallel production“ nennt, hat sie über Jahrzehnte beibehalten.

Hier findest Du die wichtigsten → Sarah Morris: Ausstellungen 2024

Ausbildung

Sarah Morris besuchte die Brown University, B.A. (1985–1989), gefolgt vom Jesus College an der Cambridge University (1987/88) und dem Independent Study Program des Whitney Museum of American Art (1989/90).

An der Brown University studierte Morris im Fachbereich Semiotik im neu gegründeten Center for Modern Culture and Media (1985–1987). Die Künstlerin sagt von sich, dass sie in dieser Zeit Texte über politische Philosophie und Literaturtheorie „verschlungen“ habe.1 Sie war konfrontiert mit einer interdisziplinären, theoriebasierten Forschung, darüber wie Kultur, Filme und Literatur produziert werden.

Kurz vor dem Abschluss veröffentlichte Morris im Selbstverlag die manifestartige Zeitschrift „Defunct!“.2 Sie beschaffte sich die finanziellen Mittel und stellte ein Hochglanzprodukt her, das viel Aufmerksamkeit erregte. Sie bat Jeff Koons und andere um Beiträge und schrieb eine Rezension über Hal Fosters bekannte Bücher bei Bay Press, die sein Interesse weckte. Der „Rolling Stone“ wurde auf Morris neugierig und kontaktierte den Fachbereich Semiotik, was Verwirrung stiftete. Mit „Defunct!“ formulierte Sarah Morris eine Strategie, die sie immer noch verfolgt: mit glamourösen Provokationen Aufmerksamkeit wecken und dadurch die Mittel finden, um das Projekt zu realisieren. Hal Foster riet ihr, am Whitney Independent Study Program teilzunehmen, das ab Herbst 1989 zu ihrem Stützpunkt in New York City wurde. In diesem Jahr arbeitete sie auch als Assistentin für Koons.

Sie war von 1999 bis 2000 als „Philip-Morris-Stipendiatin“ Gast der American Academy in Berlin und arbeitete in einem Atelier im Künstlerhaus Bethanien in Berlin.

Werke

Seit den 1990er Jahren hat Morris ein umfangreiches Œuvre an Gemälden, Filmen, ortsspezifischen Wandmalereien und Skulpturen geschaffen, die ihr Interesse an Netzwerken, Typologien, Globalisierung, Architektur und der Stadt widerspiegeln. Morris arbeitet mit der Realität ebenso wie mit farbintensiven, komplexen Abstraktionen und schafft dadurch eine neue, ortsbezogene und politische Sprache. Ihre Gemälde betrachtet sie als selbsterzeugend; sie sind offen für Interpretationen, Bewegung und Veränderung und vermitteln den Betrachter:innen ein Bewusstsein dafür, Teil eines größeren Systems zu sein. Die Werke erzeugen aus abstrakten Formen eine Art virtueller Architektur und umfassen ein breites Themenspektrum, das u. a. von multinationalen Konzernen, Architektur, generischer Stammzellentechnologie, Academy Awards, Olympischen Spielen, Verkehrsnetzen, Kartografie, Mondzyklen, Museen, Druckmaschinen, verschiedenen Fabriken, Mode bis hin zu Vertriebssystemen reicht.

Die Situationen, in die sich die Künstlerin versetzt – und in die sie das Publikum bringt –, spiegeln die Hierarchien wider, in denen wir leben. Morris spielt auf einzigartige Weise mit den Widersprüchen unserer Kompliz:innenschaft innerhalb gesellschaftlicher Mikro- und Makrostrukturen und gilt als eine der faszinierendsten Künstler:innen ihrer Generation.

Sarah Morris betrachtet ihre Bilder als sich selbst erzeugend, offen für Interpretationen, Bewegung und Veränderung, die den Betrachtenden das intensive Gefühl vermitteln, dass sie Teil eines größeren Systems sind. Sie schafft eine virtuelle Architektur und Formensprache, die eine breite Palette von Themen einbezieht: Politik, Macht und Wirtschaft, aber auch Werbung und Entertainment sind in der Ästhetik ihrer Gemälde verschlüsselt.

Morris wählt einzelne Architekturfragmente und füllt damit das Bild aus – nie zeigt sie das ganze Gebäude, immer nur Detailansichten. Historisch sind ihre schrägen, angeschnittenen Perspektiven auf Neues Sehen der 1920er Jahre zurückzuführen, etwa auf die steilen Diagonalen in den Stadtlandschaften Alexander Rodtschenkos. So verweben Morris’ Bilder in faszinierender Weise die Intellektualität der Frankfurter Schule mit Bezügen auf die fotografische Moderne, auf die Comic-Ästhetik von Roy Lichtenstein und nicht zuletzt durch die Verwendung von Haushaltslack auf den industriellen Charakter der Minimal Art (→ Minimal Art | Minimalismus).

Morris' Werk, ein Kompendium von Reflexionen über die Stadt, Medienbilder, Globalisierung und Machtstrukturen, erinnert an Ludwig Mies van der Rohes architektonische Vision für das häusliche moderne Leben. Beeinflusst vom Amerikanischer Pop Art, Minimalismus und Konzeptualismus (→ Konzeptkunst), verweisen Morris' grafische Formen auf multinationale Unternehmen, Architektur, generische Stammzellentechnologie, die Academy Awards, die Olympischen Spiele, Verkehrsnetze, Landkarten, Mondzyklen, Museen, Druckmaschinen, Fabriken aller Art, Mode und Postsysteme – um nur einige zu nennen.

Sarah Morris’ reife Gemälde sind alle quadratisch, und lange waren sie mit einer Seitenlänge von exakt 214 × 214 cm nur etwas größer als Armspannweite, sodass ein stehender Betrachter bzw. eine Betrachterin in sie eintauchen kann. Für Morris stellen ihre Gemälde modulare Einheiten oder einen Code dar. Anfangs betrachtete sie die Gemälde als Einheiten oder Frames, dem sie kontinuierlich weitere Frames hinzufügen könnte. Das erinnert einmal mehr an die Methodik von Warhol oder Judd, deren Gemälde und Skulpturen zu Einheiten einer künstlerischen Sprache wurden.

 

Early Paintings (1995–2001)

Sarah Morris begann ihr Werk mit grafischen Gemälden, die die dramatische, emotionale Sprache der Slogans von Zeitungen und Werbung adaptieren.

Die internationale Karriere von Sarah Morris begann in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre mit Textgemälden und ihren Werken aus ihrer Serie „Midtown“. Die Künstlerin hatte damals ihr Studio in der Nähe des New Yorker Times Square – ein Ort, an dem, so Morris, der Mainstream auf eine Atmosphäre von Exzess und Verfall traf.

 

Midtown (1998–1999)

Sarah Morris verwendete 1998 zum ersten Mal für die sie charakteristische Präsentationsweise für den rhythmischen, räumlichen „Film Midtown“ zusammen mit einer Serie quadratischer Rasterbilder. Das Raster ist auf eine Reihe nicht abgestufter Farben reduziert. Die Gemälde, die alle in London entstanden sind, zeichnen sich durch eine von Frank Stella inspirierte Verwendung von Lackfarben mit ihrer besonderen Oberflächenwirkung aus. Morris’ Gemälde werden oft als abstrakt bezeichnet, doch in jeder Serie verweist die Bildsprache auf spezifische Architektur- und Gestaltungselemente.

Leichte Verzerrungen der Linien und Winkel erlauben ihr, das Reale aus einem schrägen Blickwinkel zu erfassen. Die geometrischen Raster der Fenster und Fassaden von Midtown werden zu Parallelogrammen. Aufgrund dieser Reibung zwischen Architektur und Abstraktion geht ihr Werk hinaus über die Verwendung geometrischer Muster in den 1970er Jahren durch Künstler:innen wie Bridget Riley. Morris’ frühe Gesten sind von Freiheit, Begeisterung und Einfachheit geprägt, und sie legt sich auf diese Sprache fest.

Morris' stadtbezogenen Gemälde werden in haushaltsüblicher Glanzfarbe auf quadratischen Leinwänden ausgeführt und verwenden strenge, flächendeckende Raster, die auf architektonische Motive, Schilder oder Stadtansichten verweisen. Ihre lebendigen Farben ergeben sich aus dem einzigartigen Vokabular und der Farbpalette jeder Stadt, vor allem aber aus ihrer Dynamik. In ihrer Filmarbeit verführt und entfremdet Morris den Betrachter zugleich, indem sie verschiedene Arten der Kinematographie einsetzt, von dokumentarischen Aufnahmen bis hin zu scheinbar konstruierten Erzählszenarien.

Morris kehrte 1998 von ihrem neuen Wohnort London nach New York zurück, um „Midtown“ zu drehen. Sie wollte den Film im Museum Ludwig in Köln zeigen, in einer Ausstellung von New Yorker Künstler:innen mit dem Titel „I Love New York“. Als sie den Kurator und Jay Jopling um finanzielle Unterstützung bat, lehnten diese ab, obwohl der Direktor des Museum Ludwig ihr zuvor zugesagt hatte.3

 

Seagram Building als Inspiration

Bei einem Abendessen mit Phyllis Lambert, die ihren Vater überzeugte, Mies van der Rohe den Auftrag für das Seagram Building in New York zu geben, erfuhrt Morris, dass es „fast-track“ gebaut wurde: Mies arbeitete noch am Entwurf, während die unteren Stockwerke bereits im Bau waren. Die berühmte „Plaza“ vor dem Wolkenkratzer machte es möglich, das Haus von der Straße aus zu sehen. Dieses überraschende Detail brachte Morris dazu, den Gebrauchswert der öffentlichen „Plaza“ des Gebäudes zu hinterfragen. Für Morris erweist sich dieser Platz als eine Fiktion, ein pompöses Schauspiel und nicht als Ausdruck einer bürgerschaftlichen Idee von öffentlichem Raum.

„Ich denke schon, dass Ablenkung eine geplante kommerzielle Angelegenheit ist. Wenn man einen Köder hat, der zu einem Bauwerk wird – ob es nun eine Beleuchtung, ein Schild oder was auch immer ist –, dann ist das genauso ein geplantes Ereignis wie das Seagram Building.“4 (Sarah Morris)

Mit ihrer Infragestellung des Gebrauchswerts von Architektur begann Sarah Morris, sich für die Vorstellung des leeren kommerziellen Raums zu interessieren, den Ed Ruscha exemplarisch bereits in seinem Buch „Every Building on the Sunset Strip“ (1966) eingefangen hatte. Es fasziniert sie, wie etwas Gebautes geplant und zugleich nicht geplant war – in einer Oszillation, die Denise Scott Brown und Robert Venturi herausgearbeitet haben. Morris beschloss, sich mit Las Vegas zu beschäftigen.

 

Las Vegas (1999–2000)

Sarah Morris ging 1999 ihrem Interesse an Venturi und Scott Brown nach und machte über Las Vegas einen Film mit dem Titel „AM/PM“. Die Las Vegas-Gemälde führen Dreiecke und schiefe Winkel ein, die den bis dahin vorherrschenden rechten Winkel konterkarieren.

„Ich muss durch Nachrichtensendungen und durch Filme die Idee verstanden haben, dass Gebäude Figuren sind, dass sie gewissermaßen ihre eigene Agenda haben.“5 (Sarah Morris)

 

Capital (2001)

Morris filmte 2000 „Capital“ in Washington D.C. Schon früh dachte Morris darüber nach, in ihren Filmen und Gemälden eine offene Struktur zu verwenden. Die Schriften von Alain Robbe-Grillet, die Werke von Andy Warhol oder Donald Judd haben sie dazu angeregt. Man kann über mögliche Bedeutungen spekulieren, aber im Grunde weiß man nicht wirklich, was passiert.

Beim Betrachten der „Capital Paintings“ spürt man vielleicht das algorithmische Raster, das uns umgibt und das auf all unsere Recherchen, sozialen Medien, E-Mails und abgehörten Telefongespräche reagiert. Gleichzeitig beschäftigen sich diese Kunstwerke mit der Malerei von Piet Mondrian bis zur Pop Art, vom Minimalismus bis zur Hard-Edge-Abstraktion.

 

Miami (2002–2003)

In „Pools [Miami]“ werden die Felder, aus denen sich ihre Gemälde zusammensetzen, ungleichmäßig. Sarah Morris verwendet nun Konturen in zahlreichen Farben.

 

Los Angeles (2004–2006)

Das Raster der Los Angeles-Gemälde ist frontal und inspiriert von der Architektur des Westin Bonaventure Hotels, ein ikonisches Bauwerk dieser Stadt. Einander überlagernde Hexagone kommen auf, die einem Chase-Logo ähnlich sehen.

 

1972 [Rings] (2006)

Bei 1972 [Rings] reiht Morris erstmals zwei quadratische Gemälde aneinander, um eine horizontale Komposition herzustellen, und sie weicht zum ersten Mal von der geraden Linie ab, indem sie sich überlagernde Kreise einführt.

 

Origami (2006)

Dreiecke falten sich auf einer glatten Oberfläche ohne Tiefe ineinander.

Im Jahr 2009 wurde Morris zum ersten Mal auf ihre Verwendung von Origami-Faltmustern angesprochen. Sie hatte Anleitungen zum Falten von Papier als Motive für ihre Origami-Gemälde verwendet. Zwei Jahre später wurde sie verklagt. Trotz der großen Unannehmlichkeiten, die der Rechtsstreit mit sich brachte, sieht Morris es als eine gute Erfahrung an, durchgehalten zu haben.

 

Beijing (2006–2014)

Während ihrer Recherchen zu Beijing, wo im August 2008 die Olympischen Spiele eröffnet wurden, geriet Sarah Morris in so viele Sackgassen, dass sie sich zu fragen begann, ob das Scheitern womöglich interessanter sei als der Erfolg.

„Ich suche nach widersprüchlichen Daseinszuständen, ob ich mich nun mit China oder mit Rio beschäftige. Offenbar interessieren mich die philosophischen Widersprüche, die in Gesellschaften aufkommen. Bei diesem widersprüchlichen Zustand setze ich an.“6

 

Clips and Knots (2010–2011)

Während des Urheberrechtsstreits um ihre Origami-Bilder fühlte sich Morris von zusammengehefteten Dokumenten verfolgt. Nun interessiert sie sich für Büroklammern, die in mehreren Ländern gleichzeitig erfunden wurden. „Clips & Knots“ basiert auf schablonenhaften, sich überlagernden Formen von Büromaterialien und thematisiert die Unmöglichkeit, dem bürokratischen Durcheinander zu entkommen. Daneben überlagert sich das sich ausdehnende Monogramm der Künstlerin - die Künstlerin, die vom Rechtssystem zu einer gegnerischen Marke gemacht wurde - mit sich selbst.

 

John Hancock (2011)

Ausgehend vom ikonischen Gebäude von Skidmore, Owings and Merrill aus dem Jahr 1967, genannt John Hancock Center, verwendet Morris Formen, die an die Struktur des ersten Mehrzweck-Hochhauses in Amerika erinnern, das nach der John Hancock Mutual Life Insurance Company benannt wurde, einem Entwickler und ursprünglichen Mieter des Gebäudes.

Eine Antenne, eine Hilfsspirale, eine X-förmige Verstrebung. Morris’ Gemälde schaffen Formen, die sich ständig aufspalten, sich selbst erzeugen und ohne Auflösung Nachbilder des Kapitalismus und Modelle neuer Kontrollsysteme schaffen. Die Gemälde spielen auch mit der Geschichte von John Hancock als „Vater der Unterschrift“ und der Kommerzialisierung von Hancocks Unterschrift für Mutual Life. Seine extravagante, stilvolle Unterschrift als Zeichen ironischen Spottes und Streitlust. Morris parallelisiert und rationalisiert die Kommerzialisierung von Hancocks Unterschrift, indem sie ihre eigenen Initialen in ihrer neuen Arbeit verwendet, und bezieht sich dabei nicht nur auf eine lange Geschichte des Industriedesigns, sondern auch auf die Rolle der Unterschrift als Bestätigung von Eigentum, als Versprechen, etwas zu tun, und als Bestätigung künstlerischer Arbeit.

 

Rio (2012–2014)

Die Rio-Gemälde führen geschwungene, frei fließende Formen ein. Sie sind inspiriert von der Ellipse, wie man sie bei Henri Matisse findet, und der Darstellung von Pflanzenformen bei Roberto Burle Marx. Es ist Sarah Morris‘ variantenreichste Gemälde-Serie mit zwei standardisierten Linienstärken.

Sarah Morris’ 2014 entstandenes Gemälde „Annual Solar Eclipse [Rio]“ zeigt vier Reihen sich teilweise überlappender Sonnenkreise in unterschiedlichen Konstellationen und Farbkombinationen. Dieses Gemälde, ihr erstes Werk zum Thema Sonnenfinsternis, markiert einen Wendepunkt in ihrem künstlerischen Schaffen: den Übergang von der Metaphysik, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, zur Kosmologie. In diesem Gemälde setzt sie sich mit einer Kraft auseinander, die stärker ist als alles andere auf diesem Planeten, die Stoffwechselenergie liefert und fast alle Lebensformen auf der Erde hervorbringt. Die Sonne erscheint hier - vermutlich zum ersten Mal als Protagonistin in Morris’ Werk - in verschiedenen Farbschattierungen und in Form eines Informationsdesigns als nicht-menschliche Existenzform.

 

Abu Dhabi (2016–2017)

Morris wurde vom Guggenheim Museum beauftragt, Kunstwerke für den Bau einer Dependance in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu schaffen. Frank Gehrys Museum existierte 2016 noch nicht. Morris untersuchte den Wandel der VAE von einer Stammesgesellschaft zu einem modernen Ölstaat und schließlich zu einer neuen, diversifizierten Wirtschaft. Symbolisiert wird dieser Prozess durch die Falkenkliniken und den Kulturbezirk Saadiyat.

Die Bilder von Abu Dhabi führen eine Palette von Wüstenfarben ein und kombinieren verschiedene Winkel mit geometrischen Elementen, die von Mosaiken und den Sonnensegeln der Wüstenarchitektur (Brisesoleils) und vielleicht auch von QR-Codes inspiriert sind.

 

Sound Graph (2017–2019)

Die Sound Graph-Gemälde wählen die Horizontale, mit schmalen Streifen, Dichte und Flachheit.

 

Lunar (2020) + Spiderweb (2020–2021)

Die Unmöglichkeit zu reisen und die allgemeine Verlangsamung des Lebens haben Morris dazu veranlasst, die Arbeit an ihren Filmen auf Recherchen zu verlagern. Ihre Malerei konzentriert sich von 2020 bis 2022 auf Naturstrukturen. Sie begann ihre Serien „Lunar“ und „Spiderweb“. Eine mögliche Inspiration ist das Bild „Annual Solar Eclipse“ aus Morris' Rio-Serie.

Für die Serie „Lunar“, die vom Mondzyklen angeregt wurden, verwendete Sarah Morris ebenfalls Haushaltsfarbe, um die Himmelskörper darzustellen: Man sieht einen meta-metaphysischen Moment, der sich hoch über den Wolken bis weit in den Weltraum erstreckt.

Die „Spiderwebs“ geben das quadratische Format auf; dies bot der Künstlerin neue räumliche Möglichkeiten und eine gewisse Freiheit der Farbkombinationen.

Während der Omikron-Welle 2021 versammelte Morris’ Londoner Ausstellung „Means of Escape“ ihre „Lunar“- und „Spiderweb“-Gemälde sowie den Film „Sakura“.

 

Filme

  • MIDTOWN, 1998, 9:30 Min.
  • AM/PM, 1999, 12:36 Min.
  • CAPITAL, 2000, 18:18 Min.
  • MIAMI, 2002, 27:30 Min.
  • LOS ANGELES, 2004, 26:12 Min.
  • ROBERT TOWNE, 2006, 34:26 Min.
  • 1972, 2008, 38:12 Min.
  • BEIJING, 2008, 84:47 Min.
  • POINTS ON A LINE, 2010, 35:44 Min.
  • CHICAGO, 2011, 68:10 Min.
  • RIO, 2012, 88:33 Min.
  • STRANGE MAGIC, 2014, 45:08 Min.
  • ABU DHABI, 2016, 67:54 Min.
  • FINITE AND INFINITE GAMES, 2017, 40:16 Min.
  • SAKURA, 2018, 50:06 Min.

Morris drehte bisher 15 Filme, in denen sie u.a. den Verlauf von Kapitalströmen kartierte, die Machtstrukturen unserer Zeit präsentierte. Alle sind in einem psychologisch aufgeladenen Rhythmus geschnitten. Morris zieht das Publikum hinein in das Innenleben mächtiger Institutionen und Konzerne und organisiert Aufmerksamkeit durch Architektur, Spektakel, Mode und Design, oft an Schauplätzen der Gegenwart, die von renommierten Architekt:innen entworfen wurden – Museen, Stadien, Brücken, Straßenzüge. Gleichzeitig führt Morris alle zu Produktionsstätten, die von Fabriken, Häfen und Raffinerien bis hin zur Poststelle des Weißen Hauses reichen. Farben, Muster und Orte verleihen den Filmen ihre visuelle Struktur und verbinden sie formal mit Morris’ Gemälden.

„Dinge zu tun, ist am Ende ziemlich solipsistisch. [Der Film] ermöglicht mir, mich total einzubringen und mich mit Dingen zu beschäftigen, die ich ins Leben rufen möchte, und er schafft auch ein Bezugssystem für mich selbst.“7 (Sarah Morris)

Politik, Macht und Wirtschaft, aber auch Werbung und Unterhaltung finden sich verschlüsselt in der Ästhetik ihrer Gemälde wieder. In ihren Filmen, die parallel entstehen, erforscht Morris anhand vielschichtiger, bruchstückhafter Erzählungen die Psychogeografie und den dynamischen Charakter von Städten im Wandel.

„Midtown“ wurde an einem einzigen Tag in New York gedreht, an dem die Künstlerin ein Nachrichtenteam anheuerte, um eine bestimmte Liste von Koordinaten in Manhattan zu filmen - ein Index für die Künstlerin. Zu den gefilmten Orten gehören die Chase Manhattan Bank, die Revlon Corporation, das Lever House, das Seagram Building, die Penn Station, Time Life usw. Der Film zeigt sowohl die Macht der Konzerne als auch die Anonymität der Straße, die den Fluss der Stadt einrahmt. Midtown ist ein offener Text. Er katalogisiert Randgeschichten und Szenarien, die in jedem jemals gedrehten Film vorkommen, und erforscht die unendlichen narrativen Möglichkeiten, die den einfachsten Handlungen innewohnen. Die fragmentierte Erzählung betont die widersprüchliche Struktur des zeitgenössischen Lebens und schafft einen Raum, in dem der Zuschauer eine äußerst aktive Rolle einnimmt.

In ihrem Film Los Angeles (2005) erkundet Morris beispielsweise eine von Fantasie angetriebene Branche und untersucht die scharfsinnige Beziehung zwischen Studio, Produzent, Regisseur und Talent. In „Capital“, Teil von Morris‘ Serie über Washington D.C., erhielt Morris einen beispiellosen Zugang zu den inneren Abläufen von Clintons letzten Tagen im Amt.

In „Finite and Infinite Games“ (2017) bot Morris Alexander Kluge ein von ihr verfasstes Manuskript an, von dem er abwich. Ihre unterschiedlichen Interessen an der Beziehung zwischen Macht und Produktion, Kultur und bewegtem Bild führen zu Reflexionen über Morris’ Werk und die Rolle der Kunst im Allgemeinen.

Auszeichnungen

  • 1999-2000: American Academy in Berlin, Berlin Prize Fellow
  • 2001: Joan Mitchell Painting Award

Ausstellungen

Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Einzelausstellungen in internationalen Museen gezeigt.

  • 2024: Kunstmuseum, Stuttgart;
  • 2023: Deichtorhallen, Hamburg; Krefeld Museen, Krefeld; Paul Klee Zentrum, Bern;
  • 2018: Ullens Center for Contemporary Art, Peking;
  • 2017: Espoo Museum of Modern Art, Espoo;
  • 2016: Kunsthalle Wien;
  • 2015: M Museum, Leuven;
  • 2014: Fondation Louis Vuitton, Paris;
  • 2013: Kunsthalle Bremen, Bremen;
  • 2012: Wexner Center for the Arts, Columbus, Ohio; Musee National Fernand Leger, Biot;
  • 2009: Museum für Moderne Kunst, Frankfurt; Museo d'Arte Moderna di Bologna;
  • 2008: Fondation Beyeler, Riehen/Basel;
  • 2006: Museum Boijmans van Beuningen, Rotterdam;
  • 2005: Moderna Museet, Stockholm; Palais de Tokyo, Paris; Kestner Gesellschaft, Hannover;
  • 2002: Miami MOCA; Hirshhorn Museum, Washington D. C.;
  • 2001: Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof, Berlin;
  • 2000: Philadelphia Museum of Art, Philadelphia;
  • 2000: Kunsthalle Zürich; Galerie für Zeitgenössische Kunst, Lepizig;
  • 1999: Museum of Modern Art, Oxford;
  • 1998: Centre D'Art Contemporain, Dijon

Literatur zu Sarah Morris

  • Sarah Morris – All Systems Fail, hg. v. Dirk Luckow (Ausst.-Kat. Deichtorhallen Hamburg – Halle für aktuelle Kunst, 4.5.–20.8.2023; Kunstmuseen Krefeld – Haus Lange Haus Esters, 15.10.2023–10.3.2024; Zentrum Paul Klee, Bern, 29.3.–18.8.2024; Kunstmuseum Stuttgart, 22.9.2024–9.2.2025), Berlin 2023.

 

Beiträge zu Sarah Morris

21. September 2024
Sarah Morris, War of Rises [Sound Graph], 2019, Haushaltslack auf Leinwand, 289 x 867 cm © Sarah Morris

Stuttgart | Kunstmuseum Stuttgart: Sarah Morris All Systems Fail | 2024/25

Das Kunstmuseum Stuttgart widmet der international renommierten Künstlerin Sarah Morris (*1967, Sevenoaks, GB) eine umfassende Retrospektive mit Werken aus allen Schaffensphasen.
29. März 2024
Sarah Morris, Adnoc [Abu Dhabi], 2016, Haushaltslack auf Leinwand, 214 x 214 cm (Privatbesitz © Sarah Morris)

Bern | ZPK: Sarah Morris

Umfangreichen Überblick über das Schaffen der Künstlerin Sarah Morris, darunter auch das filmische Werk.
4. Januar 2024
Sarah Morris, Angel [Origami], 2009, Household gloss paint on canvas, 214 x 214 cm © Sarah Morris

Krefeld | Kunstmuseen Krefeld: Sarah Morris All Systems Fail | 2023/24

Siehe: Bettina Funcke, Aus der Höhle des Löwen in den Bauch der Bestie: Sarah Morris, 1995–2022, in: S. 106–135, hier S. 109.Siehe: Bettina Funcke, Aus der […]
4. Mai 2023
Sarah Morris, Angel [Origami], 2009, Household gloss paint on canvas, 214 x 214 cm © Sarah Morris

Hamburg | Deichtorhallen: Sarah Morris All Systems Fail | 2023

Erste retrospektive Ausstellung Sarah Morris‘, die alle Aspekte ihrer Werke zeigt und innovative LED-Technologien nutzt, um eine umfassende, immersive Umgebung aus Gemälden und Filmen zu schaffen.
  1. Siehe: Bettina Funcke, Aus der Höhle des Löwen in den Bauch der Bestie: Sarah Morris, 1995–2022, in: S. 106–135, hier S. 109.
  2. Siehe: Bettina Funcke, Aus der Höhle des Löwen in den Bauch der Bestie: Sarah Morris, 1995–2022, in: S. 106–135, hier S. 109.
  3. Lost Cities: Sarah Morris im Gespräch mit Christopher Bollen, in: Sarah Morris – All Systems Fail, hg. v. Dirk Luckow (Ausst.-Kat. Deichtorhallen Hamburg – Halle für aktuelle Kunst, 4.5.–20.8.2023; Kunstmuseen Krefeld – Haus Lange Haus Esters, 15.10.2023–10.3.2024; Zentrum Paul Klee, Bern, 29.3.–18.8.2024; Kunstmuseum Stuttgart, 22.9.2024–9.2.2025), Berlin 2023, S. 222–240, hier S. 232.
  4. Zitiert nach Bettina Funcke, Aus der Höhle des Löwen in den Bauch der Bestie: Sarah Morris, 1995–2022, in: S. 106–135, hier S. 112 und 114.
  5. Zitiert nach ebenda, S. 117.
  6. Sarah Morris, Crease Folds, London 2015; Zitiert nach S. 125.
  7. Zitiert nach S. 126.
  8. Siehe: Bettina Funcke, Aus der Höhle des Löwen in den Bauch der Bestie: Sarah Morris, 1995–2022, in: S. 106–135, hier S. 109.
  9. Siehe: Bettina Funcke, Aus der Höhle des Löwen in den Bauch der Bestie: Sarah Morris, 1995–2022, in: S. 106–135, hier S. 109.
  10. Lost Cities: Sarah Morris im Gespräch mit Christopher Bollen, in: Sarah Morris – All Systems Fail, hg. v. Dirk Luckow (Ausst.-Kat. Deichtorhallen Hamburg – Halle für aktuelle Kunst, 4.5.–20.8.2023; Kunstmuseen Krefeld – Haus Lange Haus Esters, 15.10.2023–10.3.2024; Zentrum Paul Klee, Bern, 29.3.–18.8.2024; Kunstmuseum Stuttgart, 22.9.2024–9.2.2025), Berlin 2023, S. 222–240, hier S. 232.
  11. Zitiert nach Bettina Funcke, Aus der Höhle des Löwen in den Bauch der Bestie: Sarah Morris, 1995–2022, in: S. 106–135, hier S. 112 und 114.
  12. Zitiert nach ebenda, S. 117.
  13. Sarah Morris, Crease Folds, London 2015; Zitiert nach S. 125.
  14. Zitiert nach S. 126.