„Piet Mondrian: Ever further“ ist die erste Ausstellung der Ausstellungsreihe „Collection in Focus“, die Künstler aus der Guggenheim-Sammlung in den Mittelpunkt stellt. Diese Ausstellung präsentiert eine Auswahl von Gemälden und Zeichnungen von Piet Mondrian, der im Laufe seiner Karriere einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der abstrakten Kunst (→ Abstrakte Kunst) geleistet hat. Mondrian führte die Malerei von der Darstellung der Natur weg, um ihr eine universelle Essenz oder einen universellen Geist wiederzugeben (→ Piet Mondrian: Biografie).
USA | New York:
Guggenheim Museum
22.11.2024 – 20.4.2025
Die Ausstellung im Guggenheim Museum New York versammelt Werke, die die Entwicklung des charakteristischen Stils Mondrians dokumentieren. Der in den Niederlanden geborene Maler ist in New York mit frühen Experimenten, die er noch in den Niederlanden unternahm, vertreten. Darunter befindet sich „Sommer, Düne in Zeeland [Zomer, Duin in Zeeland]“ (1910), das in der expressiv-luministischen Phase des Künstlers entstanden ist. 1909 hatte sich Mondrian für Theosophie zu interessieren begonnen, eine Form philosophischer Mystik, die das verborgene Wesen der Wirklichkeit zu offenbaren sucht. Einige Jahre später schrieb er:
„Auch ich finde Blumen in ihrer äußeren Schönheit schön, doch in ihrem Innern verbirgt sich eine tiefere Schönheit.“
Als Mondrian 1911 auf einer Ausstellung in Amsterdam kubistische Gemälde von Georges Braque und Pablo Picasso sah, wurde er zu einer Reise nach Paris angeregt. Die Gegenüberstellung von „Stillleben mit Ingwertopf I“ [Stilleven met gemberpot I]“ und „Stillleben mit Ingwertopf II“ [Stilleven met gemberpot II]“ (beide von 1911/12) zeigt wie sich Piet Mondrian mit dem Erbe Paul Cézannes und dem Analytischen Kubismus auseinandersetzte. Mondrian ließ sich von Cézannes Methode inspirieren, kompositorische Elemente in Farbfacetten zu zerlegen. In „Stillleben mit Ingwertopf I“ begann Mondrian, avantgardistische Techniken wie Passage, eine Pinselführung, die über die markierten Kanten von Objekten hinausgeht, und einen allgemein lockereren Umgang mit Farbe anzuwenden. Obwohl gedämpft, wiederholt die Palette dieses Stilllebens die lebhaften Blau- und Rosatöne von Mondrians früheren Werken sowie deren eher naturalistischen Stil, der durch die Beibehaltung der traditionellen Perspektive und die kohärente Integrität der Bestandteile des Stilllebens wie Glas und Kochtopf veranschaulicht wird.
„Stillleben mit Ingwertopf II“ hebt die erste Darstellung dieses Motivs durch den Künstler auf eine viel höhere Abstraktionsebene. Das Gittergerüst fügt nun die Objekte auf der Tischplatte fest zusammen, und es sind keine visuellen Zeichen des Glasgeschirrs, der gestapelten Leinwände oder des Fensterrahmens der früheren Komposition mehr vorhanden. Mondrians Werke dieser Zeit zeichnen sich durch ein starkes zentrales Motiv aus (hier der Ingwertopf), um das sich der Rest des Bildes symmetrisch dreht. Während Mondrian in späteren Gemälden ein eher verstreutes Feld entwickelte, blieb sein übergeordnetes Anliegen für Gleichgewicht und Ordnung konstant.
Nach ersten Versuchen wandte sich Mondrian dem Analytischen Kubismus zu. Aus dieser produktivsten Zeit in Paris besitzt das Guggenheim Museum eine tolle Auswahl an Gemälden. „Tableau Nr. 2/Komposition Nr. VII“ (1912) veranschaulicht Mondrians Wertschätzung für die neue Kompositionstechnik. Mit einem dem Analytischen Kubismus verpflichteten Verfahren zerlegte Mondrian sein Motiv – in diesem Fall einen Baum – in ein Gerüst aus ineinandergreifenden schwarzen Linien und Farbflächen; außerdem ähnelt seine Palette aus Ocker- und Grautönen ähnlich wie kubistische Gemälde anderer Maler:innen. Doch Mondrian ging über den Abstraktionsgrad der Pariser Kubist:innen hinaus: Seine Motive sind weniger erkennbar, teilweise weil er jede Andeutung von Volumen vermied, und anders als bei den Kubisten, die ihre Kompositionen am unteren Rand der Leinwand verankerten, um eine der Schwerkraft unterworfene Figur darzustellen, verblasst Mondrians Gerüst an den Rändern des Gemäldes. In Werken wie „Komposition 8“, das auf Studien von Pariser Gebäudefassaden basiert, ging Mondrian in seiner Ablehnung des Illusionismus und der Darstellung von Volumen noch weiter.
Mondrian war Mitglied der niederländischen De-Stijl-Bewegung (gegr. 1917). In den frühen 1920er Jahren beschränkte er seine Kompositionen, im Einklang mit der Praxis von De Stijl, auf überwiegend cremefarbene Untergründe, die durch schwarze horizontale und vertikale Linien unterteilt waren, die oft Blöcke in einzelnen Primärfarben umrahmten. „Tableau 2“ (1922) zeigt die Ablehnung der Mimesis durch den Künstler, die er als verwerflich trügerische Nachahmung der Realität betrachtete.
1918 schuf Mondrian seine ersten „losangique [rautenförmigen]“-Gemälde, wie die spätere „Komposition Nr. 1: Raute mit vier Linien“ (1930), indem er eine quadratische Leinwand um 45 Grad neigte. Die meisten dieser rautenförmigen Werke entstanden 1925 und 1926 nach seinem Bruch mit der De-Stijl-Gruppe aufgrund der Einführung der Diagonale durch Theo van Doesburg. Mondrian war der Meinung, dass van Doesburg damit die Grundprinzipien der Bewegung verraten und damit die statische Unveränderlichkeit, die durch stabile Vertikalen und Horizontalen erreicht wurde, eingebüßt hatte. Mondrian behauptete jedoch, dass seine eigenen gedrehten Leinwände das gewünschte Gleichgewicht des Rasters beibehielten, während die 45-Grad-Drehung längere Linien ermöglichte.
Von 1938 bis 1940 lebte Piet Mondrian kriegsbedingt in London. Dort hielt er sich in der Nähe seiner Freunde Naum Gabo, Barbara Hepworth und Ben Nicholson auf. Während dieser Zeit arbeitete er weiter in dem stark reduktionistischen, neoplastischen Stil, den er in Frankreich entwickelt hatte. Dabei kreuzen sich horizontale und vertikale schwarze Linien auf der Leinwand in asymmetrisch ausgewogenen Verhältnissen und ergeben flache weiße oder farbige Vierecke. Die Palette ist im Allgemeinen auf Schwarz, Weiß und Primärfarben beschränkt. Das Guggenheim besitzt aus dieser Phase „Komposition Nr. 1 mit Grau und Rot 1938 / Komposition mit Rot 1939“.
Kuratiert von Mariët Westermann, Direktorin und CEO des Solomon R. Guggenheim Museum and Foundation.