Alexandre-Gabriel Decamps

Wer war Alexandre-Gabriel Decamps?

Alexandre-Gabriel Decamps (Paris 3.3.1803–22.8.1860 Fontainebleau) war ein französischer Landschafts- und Schlachtenmaler im Umkreis der Schule von Fontainebleau. Decamps schuf ein großes Œuvre, das mehr als 2.000 Gemälde, Zeichnungen und Drucke umfasst.

Kindheit und Ausbildung

Alexandre-Gabriel Decamps stammte aus einer bürgerlichen Familie. Um 1816 begann er eine Ausbildung bei Etienne Bouhot (1780–1862), einem Vedutenmaler, wechselt jedoch nach etwa einem Jahr ins Atelier des Historienmalers Alexandre-Denis-Abel Pujol (1785–1861). Seit etwa 1821 präsentiert er seine Gemälde in den Städten Douai und Valenciennes öffentlich, war jedoch bis in die 1830er Jahre vorwiegend mit grafischen Arbeiten erfolgreich.

1824 reiste Alexandre-Gabriel Decamps zur Vervollkommnung seiner Landschaftsmalerei in die Schweiz und anschließend nach Südfrankreich. 1827/28 gab er sein Debut im Pariser Salon mit „Kiebitzjagd“ (Standort unbekannt) und „Soldat der Garde eines Wesirs“ (The Wallace Collection, London). Als einer der ersten europäischen Künstler unternahm er im Jahr 1828 ausgedehnte Reisen nach Kleinasien und das östliche Nordafrika. Wie Eugène Delacroix schöpfte er zeit seines Lebens aus der Reiseerinnerung Inspiration für seine Werke, 1831 wurde er auf dem Salon als Genremaler mit einer Medaille 2. Klasse ausgezeichnet.

Weitere Reisen führten ihn nach Südfrankreich zu Landschaftsstudien für sein berühmtestes Werk „Die Niederlage der Kimbern“ (Musée du Louvre, Paris). Die monumentale Schlachtenszene wurde 1834 im Salon ausgestellt. Trotz geteilter Meinung der Kunstkritik hatte Alexandre-Gabriel Decamps größten Erfolg (Medaille 1. Klasse).

Decamps und die Schule von Fontaineleau

Nach einer Italienreise 1835 malte Alexandre-Gabriel Decamps im Wald von Fontainebleau und freundet sich u. a. mit Paul Huet (1803–1869), Camille Corot (1796–1875) und Charles-Francois Daubigny (1817–1878 → Charles-François Daubigny: Wegbereiter des Impressionismus) an. Gleichzeitig malte er zahlreiche Bilder mit biblischem Inhalt, denen er die Landschaftsskizzen seiner Kleinasienreise zugrunde legen konnte. Mit seinen religiösen Sujets verzeichnete er 1839 einen weiteren Erfolg auf dem Salon und wurde zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. Seine neun Zeichnungen mit Szenen aus dem Leben des Samson wurden im Salon von 1845 gefeiert. Eugène Delacroix (1789–1863) bezeichnete ihn als Genie. Decamps gestaltete in diesen Jahren zahlreiche Genre- und Tierbilder sowie Orientszenen und setzte dabei alle Techniken des Farbauftrages ein, zum Beispiel auch Wischlappen und Kratzeisen, was die Fachleute verärgerte, die Sammler verblüffte.

Vom wechselnden Erfolg seiner Einsendungen an den Salon und dem Ausbleiben offizieller Aufträge enttäuscht, zog sich Decamps 1846 zurück, um jedoch auf dem Salon von 1851 erneut gefeiert und zum Offizier der Ehrenlegion ernannt zu werden.

Gesundheitlich stark angeschlagen, ließ er sich danach auf dem Land nieder. Auf der Pariser Weltausstellung von 1855 wurde Decamps mit einer umfassenden Retrospektive geehrt und einer goldenen Ehrenmedaille ausgezeichnet. 1858 besuchten ihn Kaiser Napoleon III. und Kaiserin Eugenie in Fontainebleau, wo Alexandre-Gabriel Decamps seit 1857 seinen Wohnsitz hatte. In den 1850er Jahren ließ seine Produktivität nach. Decamps starb 1860 in Fontainebleau.

Decamps zählte zu den am höchsten geschätzten und finanziell erfolgreichsten Künstlern seiner Zeit. Nach seinem Tod geriet er jedoch rasch in Vergessenheit. Erst Mitte der 1970er Jahre wurde sein Werk wiederentdeckt. Heute gilt er insbesondere als früher Hauptvertreter der Orientmalerei.

Literatur

  • David B. Cass, Michael M. Floss (Hg.), Alexandre Gabriel Decamps 1803–1860 (Ausst.-Kat. Sterling and Francine Clark Art Institute, Williamstown), Williamstown, MA, 1984.
  • Dewey Franklin Mosby, Alexandre-Gabriel Decamps 1803–1860 (Diss. Cambridge 1973), 2 Bde., New York/London 1977.