Constantin Brâncuşi
Wer war Constantin Brâncuşi?
Constantin Brâncuşi (Hobiţa 19.2.1876–16.3.1957 Paris) war ein rumänisch-französischer Bildhauer der Moderne (→ Klassische Moderne). Berühmt wurde Brâncuşi für die Erneuerung der Skulptur nach Auguste Rodin. So nutzte der Rumäne das direkte Bearbeiten des Materials (ohne die Hilfe von Modellen und Mitarbeiter:innen), den additiven Einsatz geometrischer Formen aber auch die spannende Frage, was ein Objekt und was eine Plinthe oder ein Podest sei. Nachdem Brancusi zwischen 1909 und 1925 die Hauptthemen seines Werks entdeckt hatte, kehrte er immer wieder zu ihnen zurück, oft mit winzigen Variationen: Le Baiser [Der Kuss], L’Oiseau [Der Vogel], La Colonne sans fin [Die endlose Säule], Les Coqs [Die Hähne]. Zu Brâncuşis bekanntesten Werken gehören „Die Unendliche Säule“ und das Kriegerdenkmal in Târgu Jiu.
Hier findest Du die wichtigsten → Brâncuşi: Ausstellungen 2024
Kindheit
Constantin Brâncuşi wurde am 19. Februar 1876 in Hobiţa, Rumänien, als Sohn der wohlhabenden Bauern Nicolae und Maria Brâncuși geboren. Hobiţa ist ein kleines Dorf am Fuß der Karpaten; Brâncuşi wurde in eine ländliche und archaische Welt hineingeboren. Nach dem Besuch der Grundschule in Peștișani (1884–1887) lief Brâncuşi lief von zuhause weg – nach Slatina und dann Craiova. Dort arbeitete er einige Monate bei einem Färber namens Moscu. Bei Moscu lernte er, mit Pflanzenfarben umzugehen und Wolle für die Teppichherstellung zu färben.
Im Jahr 1888 verließ Brâncuşi die Stadt und lebte einige Zeit in Peștișani bei seinem Halbbruder Neneal Ion, der eine Schankwirtschaft betrieb. Ein Jahr später, 1889, zog er nach Craiova, wo er arbeitete in einem Bahnbuffet. Im September 1892 zog Brâncuşi weiter nach Slatina.
Ausbildung
Das Studium an der Kunstgewerbeschule in Craiova (Şcoala de arte și Meserii, 1894–1898), wo er dekorative Malerei und Skulptur belegte, bezeichnete Brâncuşi als „Sieben Jahre herkulischer Arbeit“. Ab 1895 wurde Brâncuşi in die Bildhauerwerkstatt und dann in die Holzschnitzerei aufgenommen; die Ausbildung schloss Brâncuşi mit dem Diplom in Skulptur ab. Danach studiert er zwischen 1898 und 1902 an der Kunstakademie in Bukarest (Scoala Naţională de Art Frumoase), das er mit zwei Bronzemedaillen und mehreren ehrenvollen Erwähnungen sowohl in Praxis wie Theorie (Anatomie, Perspektive, Ästhetik und Kunstgeschichte) abschloss. Brâncuşi wurde vom Militärdienst zurückgestellt und musste1899 zwei Mal den Nachweis eines Studiums erbringen. Im Jahr 1900 modellierte Brâncuşi einen „Laokoon“ in Ton und führte die Figur als Gips aus. Der angehende Bildhauer reagierte 1901 noch immer nicht auf seine Einberufung und wurde zum Dienstpflichtverweigerer erklärt.
Nach dem Diplom erhielt Brâncuşi 1902 das Recht, seine Studien im Atelier der Akademie fortzusetzen. Am 1. April wurde er zum Militärdienst einberufen, musste aber nur ein Jahr anstelle der üblichen drei Jahre Dienst tun: Das verbrachte er mit Hilfe eines Freundes im Kranken- und Sonderurlaub.
Brâncuşi entwarf 1903 ein Denkmal des Arztes und Generals Carol Davila in Gips, das einige Jahre später in Bronze gegossen und vor dem Militärhospital in Bukarest aufgestellt wurde. Noch im gleichen Jahr brach er nach Paris auf. Der Legende nach ist der zu Fuß gegangen; die Reise führte ihn über Budapest, Wien, München, Zürich, Basel. Eine Zeit lang machte er an der Kunstakademie in München Halt, bevor er am 14. Juli in Paris ankam.
Brâncuşi in Paris
Am 14. Juli 1904 erreichte Brâncuşi nach mehrmonatigem Fußmarsch über Wien, München und Langres Paris. Nach bestandener Aufnahmeprüfung am 23. Juni 1905 und durch Vermittlung des Staatsrates sowie eines rumänischen Gesandten erhielt er eine Studienerlaubnis an der École nationale supérieure des beaux-arts in Paris, an der er bis 1907 in der Bildhauerklasse bei Antonin Mercié (1845−1916) studierte.
„Das waren die schwierigsten Jahre, die Jahre der Forschung, die Jahre, in denen ich meinen eigenen Weg finden musste.“ (Constantin Brâncuşi)
Mit „L’Enfant (Das Kind)“ und „L’Orgeuil (Der Stolz)“ nahm Brâncuşi 1906 erstmals am Salon der Societé nationale des beaux-arts sowie am Salon d’Automne teil; gefolgt von einer Teilnahme 1907.
Brâncuşi und Rodin
In diesem Jahr traf Constantin Brâncuşi auch erstmals Auguste Rodin persönlich, der als Präsident der Jury fungierte. Im folgenden Jahr arbeitete Brâncuşi ein Monat lang für Rodin, der am Höhepunkt seines internationalen Ruhm war und etwa 50 Mitarbeiter:innen in Meudon beschäftigte, die seine Ton- und Gipsmodelle in Stein und Bronzeskulpturen umsetzten. Für Brâncuşi gab allererdings die Beschaffenheit des Material Thema und Form vor; beides darf ihm nicht von außen aufgezwungen werden. Legendär ist Brâncuşis Resümee, warum er diese Tätigkeit niederlegen musste:
„Im Schatten großer Bäume wächst nichts.“
Noch in diesem Jahr arbeitete der Rumäne an „Le Baiser [Der Kuss]“. Für ihn soll das Material „die kosmische Essenz der Materie“ offenbaren.
Suche nach dem eigenen Stil
Im März 1908 fand Constantin Brâncuşi ein Atelier in der Rue du Montparnasse Nr. 54; Edward Steichen war einer seiner Nachbarn. Er hatte den Auftrag von der Witwe für den Friedhof Dumbrava in Buzău, Rumänien, ein Friedhofsdenkmal für Petro Stanescu zu fertigen. Brâncuşi plante einen zwei Meter hohen Sockel für die Büste des Verstorbenen. Das Atelier nutzte Brancusi bis zum 10. Oktober 1916.
Baronin Renée Frachon, der Constantin Brâncuşi 1908 zum ersten Mal begegnete, wurde zum ersten berühmten Modell des Bildhauers. Sie stand ihm zwischen dem 1. Januar 1908 bis in das Jahr 1910 in mehreren Sitzungen für die Skulpturen „La Muse endormie I (Die schlummernde Muse I)“ und „La Baronne R. F. (Die Baronin R. F.)“ Modell. Constantin Brâncuşi schloss in diesem Jahr enge Freundschaften mit Henri Matisse und Fernand Léger, Marcel Duchamp, Henri Rousseau, Alexander Archipenko sowie Amedeo Modigliani. Constantin Brâncuşi traf 1910 Margit Pogány, eine ungarische Malerin, die er porträtierte und mit der er eine Affäre hatte.
Wichtige Werke
Constantin Brâncuşi interessierte sich nicht für die zeitgenössische Debatte über die richtige Form. Stattdessen begeisterte er sich für die Holzskulpturen Paul Gauguins, die er in der dem Künstler gewidmeten Retrospektive im Jahr 1906 im Salon d'Automne in Paris sah. In Wirklichkeit traf er nicht wirklich auf ein Vorbild der westlichen Bildhauerei, und wie viele Künstler seiner Zeit interessierte er sich für die Zivilisationen Asiens und Afrikas, die in den Sammlungen des Guimet-Museums, des Louvre oder des Trocadéro präsentiert wurden. Bezüge zur archaischen Kunst ermöglichten ihm, sein Werk aus der Stildebatte seiner Zeit herauszulösen und seine Skulpturen in eine universellere Dimension zu stellen.
Eine weitere wichtige Inspiration bot Constantin Brâncuşi die Theosophie. Dieser Lehre zufolge, sei der Mensch von der göttlichen Ordnung in die natürliche Ordnung gefallen und tendiere dazu, in seinen ursprünglichen Zustand zurückzukehren. Viele Künstler des frühen 20. Jahrhunderts wurden von diesen Überzeugungen beeinflusst, darunter Wassily Kandinsky, František Kupka und Piet Mondrian. Brancusi leitete davon Serialität und Raumwahrnehmung ab, allen voran die potenziell unendliche Serialität der Säulen. Brâncuşi war außerdem eng befreundet mit Marcel Duchamp, Erik Satie, Fernand Léger, Man Ray und Tristan Tzara.
Die wichtigsten Werke von Constantin Brâncuşi entstanden 1909/10: „Portrait [Femme se regardant dans un miroir]“ oder „Madame P. D. K.“ (verschollene Marmorskulptur), „Le Baiser [Der Kuss]“ (Stein), „La Muse endormie I [Die schlummernde Muse I]“ (Marmor, Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington), „Le Baiser (Der Kuss)“ (1909, Friedhof von Montparnasse, Paris), „Mlle Pogany“ (1912/13). Werk: „Maïastra“ (Tate Gallery, London)
Die Auftragsarbeit „Le Baiser (Der Kuss)“ wurde Ende 1910 oder Anfang 1911 auf dem Grab von Tanioucha Rashewskaia, die sich aufgrund einer unglücklichen Ehe das Leben genommen hatte, aufgestellt. „Le Baiser (Der Kuss)“ ist eines von Brâncuşis ersten Werke in taille directe, dem direkten Bearbeiten des Materials. In diesem Fall schlug Brâncuşi die einander Umarmenden, Küssenden aus einem Stück Stein. Diese Technik erfordert ein langsames Arbeiten mit meditativem Charakter, das es Brâncuşi ermöglichte, seiner Suche nach der Reinheit der Formen nachzugehen.
„Ich wollte nicht nur die Erinnerung an dieses einzigartige Paar wachrufen, sondern an alle Paare auf der Welt, die Liebe erlebten, bevor sie das Leben verließen.“ (Constantin Brâncuşi)
Am 15. Mai 1912 bezog Brâncuși ein zweites Atelier in der Rue de Montparnasse Nr. 47. Mit Fernand Léger und Marcel Duchamp besuchte er im Herbst des Jahres den Salon de la Locomotion aérienne [Luftfahrtschau] im Pariser Grand Palais, wo Brâncuși vor einem Propeller voller Bewunderung ausrief:
„Das ist eine Skulptur! Von nun an darf keine Skulptur dieser nachstehen.“
Vor einem imposanten Flugzeugpropeller fragte Duchamp seine Kollegen, ob ein Künstler heute in der Lage sei, ein so schönes und reines Werk wie diesen Propeller zu schaffen. Zu dieser Zeit begann Brâncuși mit dem Vogelzyklus, ein Thema, das er so lange entwickelte, bis es einen reinen Schwung nach oben erreichte („L'Oiseau dans l'espace“, 1923). Die Schönheit der industriell gefertigten Maschinen beschäftigt ihn seither. Zeitgleich entstanden die Werke „Mademoiselle Pogány“ (Gips, Philadelphia Museum of Art) und „Maïastra“ (Bronze, poliert)
Der Teilnahme an der Armory Show in New York (17.2.–15.3.1913) folgte 1914 Brâncuşis erste Einzelausstellung in der Galerie 291 von Alfred Stieglitz. Die Armory Show war auch in Chicago und Boston zu sehen: Brâncuși war mit vier Skulpturen beteiligt: „Une Muse (Eine Muse)“ (1912, Marmor), „La Muse endormie I (Die schlummernde Muse I)“ (1909, Marmor), „Mademoiselle Pogány I“ (1913, vier Bronzefassungen) und „Le Baiser (Der Kuss)“ (1912, Stein).
Erster Weltkrieg
Constantin Brâncuși blieb nach Kriegsausbruch im Sommer 1914 in Paris und unterstützte die Truppen durch Sammeln von Wolle und Bereitstellung seines Ateliers für das Rote Kreuz. Der Bildhauer verweigerte den Kriegsdienst und wurde 1917 davon befreit. Während des Ersten Weltkriegs schuf er die Werke „Le Nouveau-Né I [Der Neugeborene I]“ (1915, Marmor), „Princesse X” und Studie zum „Portrait de Mme Meyer [Porträt Mrs. Meyer]“ (beide Musée National d’Art Moderne, Paris, 1916).
1916 zog Brâncuși in die Impasse Ronsin im 15. Arrondissement von Paris. Dieser Ort wurde schnell zu einem Anziehungspunkt für Künstler:innen, Schriftsteller:innen und Student:innen, die dieses „Labor“ der modernen Kunst betreten wollten.
Kurz nach Ende des Krieges entstanden „Mademoiselle Pogány II“ (1919, geäderter Marmor, Steinsockel und drei Holzsockeln, Sammlung Ronald S. Lauder) und „L’Oiseau d’or [Der goldene Vogel]“ (Art Institute of Chicago).
Durchbruch
Im Jahr 1920 nahm Constantin Brâncuși am Salon des Indépendants unter der Leitung von Paul Signac mit „L’Oiseau d’or“ (1919) teil. Seine „Princesse X“ (1915) war abgelehnt worden, nachdem Matisse ausgerufen hatte:
„Seht mal, ein Phallus.“
Das als pornographisch geltende Werk wurde bei der Ausstellungseröffnung entfernt und nach dem Protest vieler Künstler:innen wieder zurückgeholt.
Die endlose Säule
Sein wichtigstes Werk dieser Zeit ist aber zweifellos „La Colonne sans fin [Die endlose Säule]“ (alte Eiche, Musée National d’Art Moderne, Atelier Brancusi, Paris). Die Säulen, architektonische Elemente der Bauernhäuser seiner Kindheit, werden von manchen als Ursprung der „Endlosen Säulen“ angesehen. Brâncuşi stellte sich eine Form vor, die Erde und Himmel vereinen könnte, und schuf bereits 1918 die erste Form.
Mit der Aufstellung der „Endlosen Säule“ 1920 konnte sich Brâncuşi selbst ein Denkmal errichten. Im Jahr 1927 wählte daher der US-amerikanische Bildhauer Isamu Noguchi Brâncuşi als seinen Lehrer (1927–1929). In einem Aufsatz über seine Begegnungen mit dem Bildhauer berichtete Noguchi, welchen Wert Brâncuși darauflegte, dass jedes Werkzeug zweckentsprechend und mit Ehrfurcht und Geduld zu behandeln wäre. Die Äxte und die fast 1,5 Meter lange Säge mussten immer so gut geschliffen sein, dass sie quasi durch ihr Eigengewicht in das Holz einzudringen vermochten.
Brâncuşi und die Fotografie
1922 begegnete Brâncuşi dem amerikanischen Fotografen Man Ray, der über Brancusis Unzufriedenheit mit den fotografischen Reproduktionen seiner Skulpturen berichtet. Bereits 1921 hatte er in seinem eigenen Bildhaueratelier ein Fotoatelier eingerichtet. Dies ermöglicht es ihm, seine Reflexion über Skulptur, Formen, Licht und Materialien durch die Linse fortzusetzen.
Brâncuşis wichtigste Werke
1923 „L’Oiseau dans l’espace [Der Vogel im Raum]“ (Museum of Modern Art, New York)
Den Sommer 1924 verbrachte der Bildhauer in Saint Raphaël, wo er am Strand aus angeschwemmten Korkeichenstämmen die Skulptur „Le Crocodile [Das Krokodil]“, einen „Krokodilstempel“, schuf.
Brâncuşi in den USA
John Quinn
Im Oktober 1923 kam der irisch-amerikanische Rechtsanwalt und Kunstsammler John Quinn (1870–1924) für etwa zwei Wochen inkognito nach Paris. Quinn war ein Mitinitiator und Laudator der Armory Show, wo er die Werke Brâncușis kennengelernt hatte. Bei einem Golfspiel in Fontainebleau ließ Quinn den Künstler gewinnen, obgleich dieser nie zuvor einen Schläger in der Hand gehabt hatte. Den Gewinn, ein Set neuer Golfschläger, präsentierte Brâncuși noch jahrelang stolz an der Wand seines Ateliers.
Quinn erwarb bis zu seinem Tod im Juli des folgenden Jahres viele von Brâncușis Werken. Anfang 1926, kurz vor seiner Abreise nach New York, erhielt Brâncuși eine Einladung zur Eröffnung einer Ausstellung am 7. Januar im Art Center zur Erinnerung an John Quinn. Er konnte sie jedoch nicht wahrnehmen, da er erst am 28. Januar mit dem Schiff in New York ankam.
Die außergewöhnliche Kunstsammlung Quinns wurde 1927 versteigert, viele der von ihm gesammelten Werke befinden sich heute in amerikanischen Museen. Doch Mitte der 1920er Jahre musste der Preis für die Skulpturen Brâncușis noch gestützt werden: Marcel Duchamp erwarb zusammen mit Henri-Pierre Roché und auf Wunsch Brâncușis aus Quinns Nachlass 29 Skulpturen des Künstlers, um zu vermeiden, dass nach einem zu großen Angebot der Marktpreis fallen würde. In einer Ausstellung der Brummer Gallery in New York verkaufte Duchamp einige Werke.
Amerikanische Kunstzeitschriften in Paris
In den 1920er Jahren gab es einige kleine Kunstzeitschriften, herausgegeben von in Paris lebenden Amerikaner:innen, die Constantin Brâncuși und sein Werk förderten und so einem englischsprachigen Publikum vorstellten.
Im Jahr 1924 publizierte Ford Madox Ford in der Zeitschrift „Transatlantic Review“ 64 Tafelabbildungen und ein Gedicht Brâncușis. Ein Jahr später lag der Zeitschrift „This Quarter“ (Paris, hg. v. Ernest Walsh, Ethel Moorhead) das „Art Supplement“ mit einer Folge von 46 Fotoreproduktionen Brâncușis, bestehend aus 37 datierten Aufnahmen von Werken, vier Porträts des Bildhauers und fünf Zeichnungen, bei. Vorangestellt waren neun Aphorismen Brâncușis.
Wildenstein Gallery
Constantin Brâncuși besuchte 1926 New York, da zwei Ausstellungen in der Wildenstein Gallery stattfanden: Auf der „Exhibition of Trinational Art, French, British, American“ stellte er vier Werke „Torse [Torso]“, „L’Oiseau [Der Vogel]“ und zwei Skulpturen der „Figure [Figur]“ aus. Die zweite Einzelausstellung seiner Werke fand ebenfalls dort statt (16.2.–3.3.1926). Während dieses Aufenthalts machte Brâncuși in den Wildenstein Galleries Bekanntschaft mit dem amerikanischen Architekten William Lescaze und erhielt eine Einladung von Béatrice Wood, einer Freundin Marcel Duchamps und Henri-Pierre Rochés.
Kontroverse um „L’Oiseau dans l’espace“
Da Eugène Meyer im Juni 1927 den Wunsch äußerte, die Skulptur „L’Oiseau dans l’espace [Der Vogel im Raum]“ für 4.000 Dollar vom Bildhauer zu erwerben, brachte Brâncuși diese selbst nach New York. Im November war ihm eine Ausstellung in der Brummer Gallery gewidmet. Brâncuși wurde an der amerikanischen Zollkontrolle mit dem Hinweis aufgehalten, dass es sich um ein Stück Metall handelte, das steuerpflichtig wäre. Brâncuși konterte, dass es ein Kunstwerk sei und als solches nicht versteuert werden müsste. In der Folge fand ein langwieriger Prozess um die Skulptur statt, bei dem es um ebendiese Frage ging. Das Gericht entschied 1928, für den Kunstwert der „Vogels“.
Brâncuși in amerikanischen Museen
Mitte April 1939 reiste Constantin Brâncuși nach New York, um an der Ausstellung „Art In Our Time“ im Museum of Modern Art teilzunehmen (19.4.). Ab Oktober Präsentation von Constantin Brâncușis Werken im MoMA: die Plastik „Le Miracle (Le Phoque)“, auf Deutsch „Das Wunder [Der Seehund]“, von 1936 wurde in der Ausstellung vorgestellt. Zu den zwei Steinsockeln gehört ein Motor mit Transformator und ein Kugellager, die das Werk langsam drehen.
Im Jahr 1950 begrüßte Constantin Brâncuși die Präsentation der Privatsammlung von Walter und Louise Arensberg. Nach gescheiterten Verhandlungen mit diversen Museen sollte die Sammlung als Schenkung offiziell am 27. Dezember dem Philadelphia Museum of Art übergeben werden. Der Brâncuși gewidmete Flügel des Museums war ein großzügig angelegter Saal; in einem Nebensaal stand die Büste von „Mademoiselle Pogány“ aus geädertem Marmor, daneben „Die Badenden“ von Cézanne und ein Gemälde van Goghs.
Als das Guggenheim Museum und das Philadelphia Museum 1955 „Die Schildkröte“ präsentierten, stellten sie das Objekt verkehrt herum aus.
Illustrationen für James Joyce
James Joyce, der von John Quinn und Ezra Pound auf Brâncuși hingewiesen worden war, besuchte den Bildhauer 1929 in dessen Atelier und bat um eine Porträtzeichnung für eine Buchpublikation. Nachdem Brâncuși mehrere Skizzen angefertigt hatte, wählte der Schriftsteller drei aus: eine Profilzeichnung, eine weitere in Frontansicht sowie eine abstrakte Zeichnung mit einer Spirale und drei Vertikalen. Diese Zeichnungen wurden später auf dem Schutzumschlag des Joyce-Werkes „Tales Told of Shem and Shaun“, eines Kapitels des in Entstehung befindlichen Romans Finnegans Wake, abgedruckt.
Kriegerdenkmal in Târgu Jiu
Brâncuși reiste 1922 mit der irisch-amerikanischen Schönheit Eileen Lane, die der Bildhauer als seine Tochter einführte, nach Rumänien und besuchte mit ihr den Skiort Sinaia sowie Peștișani, wo er das mögliche Projekt im Hinblick auf die Errichtung für ein Kriegsdenkmal in Târgu Jiu in Angriff nahm und die Steinbrüche der Umgebung besuchte. Die Heimreise führte zurück mit Aufenthalten in Rom und Marseille. Im folgenden Jahr entstand eine Skulptur, die Eileens Namen trägt.
Die Nationale Frauenliga von Gorj in Rumänien beauftragte Brâncuşi mit der Errichtung eines Denkmals zur Erinnerung an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten. Das Kriegerdenkmal in Târgu Jiu entstand zwischen Juni und September sowie im November 1937 in Andenken an die Rumänen, die den Ort vor den Mittelmächten verteidigten: „Tisch der Stille“, „Tor des Kusses“ und „Endlose Säule“ (1937/1938). Brancusi entwarf eine fast 30 Meter hohe Endlossäule, bestehend aus 15 rhombischen Metallmodulen. Das Denkmal wurde 1938 eingeweiht. Das Ensemble von Târgu Jiu markiert den Höhepunkt in Brâncuşis Karriere.
Indien und Ägypten
Constantin Brâncuși erhielt 1936 einen Auftrag des Maharadschas von Indore, der für den „Temple de la Délivrance [Tempel der Befreiung]“ die Bronze „Vogel im Raum“ erworben hatte.
Anfang des Jahres 1938 reiste der Bildhauer deshalb über Bombay nach Indore, um am „Temple de la Délivrance“ zu arbeiten. Er traf den Maharadscha jedoch nicht an. Stattdessen wurde er von einem Würdenträger empfangen und konnte im Palast wohnen. Mit dem zur Verfügung gestellten Auto und Chauffeur besichtigte Brâncuși das Land. Außerdem reinigte er die Skulpturen, die der Maharadscha in seinem Atelier gekauft hatte. Zur Fertigstellung des Tempels sollte es durch den Tod des Maharadschas nicht mehr kommen.
Am 27. Januar 1939 reiste Brâncuși mit demselben Schiff, mit dem er gekommen war, wieder ab und befand sich am 3. Februar in Suez, um von dort nach Kairo zu reisen und die Museen der Stadt sowie die Sphinx und die Pyramiden von Gizeh zu besichtigen.
Zweiter Weltkrieg
Brâncuși mietete sich ein mittelgroßes fünftes Atelier (Juli 1941). Während des Kriegs nahm er nur Sauermilch, selbstgemachten Topfen (Quark), Sauerkraut (Sauerkohl) und Polenta zu sich. Um seinen beträchtlichen Tabakkonsum abdecken zu können, kaufte sich der Bildhauer Tabakpflanzen auf dem Blumenmarkt, die er an seinem Atelierfenster weiterzog.
Brâncuși schuf 1943 die Marmorskulpturen „La Tortue [Die Schildkröte]“ (Solomon R. Guggenheim Museum) und eine neue Version von „Le Phoque [Der Seehund]“ (Musée National d’Art Moderne, Paris) in blaugrauem Marmor. Auf zwei aufeinanderliegenden Steinsockeln steht das Werk. Mit Hilfe eines Motors dreht sich das Objekt langsam.
Ateliers
- Im März 1908 fand Constantin Brâncuşi ein Atelier in der Rue du Montparnasse Nr. 54, das er bis zum 10. Oktober 1916 nutzte.
- Am 15. Mai 1912 bezog Brâncuși ein zweites Atelier in der Rue de Montparnasse Nr. 47.
- Brâncuși unterzeichnete 1930 zwei Mietverträge (11.2.) für ein mittelgroßes Atelier und für ein weitere Atelier im Ruche des Arts [Bienenkorb der Künste], gegründet 1902 von Alfred Boucher.
- Im Juli 1941 mietete sich Brâncuși ein mittelgroßes, fünftes Atelier.
Von 1916 bis zu seinem Tod im Jahr 1957 bewohnte Constantin Brâncuşi mehrere Ateliers im 15. Arrondissement von Paris, nacheinander der Impasse Ronsin zuerst auf Nr. 8 und dann Nr. 11. Der Künstler mietete dort zwei, dann drei Ateliers, die er zu zwei großen Räumen öffnete, in denen er seine Werke schuf, aber auch ausstellte und fotografierte. In den Jahren 1936 und 1941 fügte er zwei weitere angrenzende Arbeitsräume hinzu, in denen sich seine Werkbank und seine Werkzeuge befanden.
Constantin Brâncuşi legt großen Wert auf die Beziehung seiner Skulpturen zum Raum, in dem sie sich befinden. Ab den 1910er Jahren schuf er durch die Anordnung von Skulpturen in einem engen räumlichen Verhältnis innerhalb der Werkstatt neue Werke, die er „mobile Gruppen“ nannte und damit die Bedeutung der Verbindung zwischen den Werken und die Möglichkeiten der Mobilität jedes einzelnen innerhalb des Ganzen verdeutlichte.
Ab den 1920er Jahren wurde die Werkstatt zum Präsentationsort seiner Werke und zu einem eigenständigen Kunstwerk, einem Körper aus sich gegenseitig erzeugenden Zellen. Diese Erfahrung, innerhalb der Werkstatt auf die einzelnen Skulpturen zu blicken, um eine Reihe räumlicher Beziehungen herzustellen, veranlasste Constantin Brâncuşi, sie täglich neu anzuordnen, um eine angemessene Einheit zu erreichen.
Gegen Ende seines Lebens konzentrierte sich Constantin Brâncuşi nicht mehr auf das Schaffen von Skulpturen, sondern ausschließlich auf deren Beziehung innerhalb des Ateliers. Diese Nähe wird so wesentlich, dass der Bildhauer nicht mehr ausstellen wollte. Wenn er ein Werk verkaufte, ersetzte er es durch seinen Gipsabdruck, um die Einheit des Ganzen nicht zu verlieren.
Späte Werke
In den folgenden 17 Jahren schuf der Bildhauer weniger als fünfzehn Kunstwerke, mit denen er vor allem frühere Themen überarbeitete. Als Constantin Brâncuşi immer berühmter wurde, zog er sich immer mehr von der Öffentlichkeit zurück.
Das Musée National d’Art Moderne erwarb 1947 „Die Schildkröte“. Das rumänische Malerehepaar Natalia Dumitresco und Alexandre Istrati kamen mit einem Stipendium der französischen Regierung aus Rumänien nach Paris. Gleich nach seiner Ankunft begegnete Constantin Brâncuşi dem Paar (19. Oktober 1947). Er bat Dumitresco und Istrati, bei ihm zu bleiben und ihm bei seiner Arbeit zu helfen. Das Paar bezog deshalb ein Atelier gleich neben seinem in der Impasse Ronsin.
Mit zwei von Peggy Guggenheim zur Verfügung gestellten Werken Teilnahme an der 24. Biennale von Venedig (Sommer): „Maïastra“ (1912) und „L’Oiseau dans l’espace [Der Vogel im Raum]“ (1940). Der Fotograf Willy Maywald besuchte Constantin Brâncuşi in dessen Atelier für eine Fotoreportage in der Zeitschrift „Architecture d’aujourd’hui [Architektur heute]“.
Constantin Brâncuşi erhielt am 13. Juni 1952 die französische Staatsbürgerschaft. Am 9. Oktober konnte er sich an der Polizeipräfektur den auf ihn ausgestellten Personalausweis abholen.
Krankheit
Im Januar 1955 zog sich Brâncuși bei einem Sturz einen Oberschenkelhalsbruch zu. Nach einer langwierigen stationären Behandlung im Krankenhaus, bei der er 30 Eingriffe, fünf Röntgenuntersuchungen und 14 Laboruntersuchungen über sich hatte ergehen lassen müssen, konnte er am 3. Mai 1955 das Krankenhaus wieder verlassen. In den folgenden zwei Jahren war der Bildhauer nur mehr unsicher auf seinen Beinen, weshalb er mehrfach stürzte. Brâncuși belastete sein Zustand schwer und er behauptete: „Das war schon immer meine Schwäche, das hat mit meinem Sternzeichen zu tun, ich bin Fisch.“ Zu dieser Zeit bekam er ein Prostataleiden und ein Ekzem. Da er nicht an die traditionelle Medizin glaubte, nahm er seine vom Arzt verschriebenen Medikamente nicht ein.
Constantin Brâncuşi fiel April 1956 eine Treppe herab. Das Life Magazine berichtete über Constantin Brâncuşi:
„Brâncuși trägt einen weißen Pyjama und eine gelbe gnomartige Haube und schleicht in seinem Atelier herum, wo er sorgsam um seine stillen Gäste von Fisch Vögeln, Köpfen und unendlichen Säulen, die er geschaffen hat, schleicht und sich mit ihnen unterhält.“
Tod und Nachruhm
Constantin Brâncuşi starb am 16. März 1957 in Paris. Er wurde am Cimetière du Montparnasse bestattet.
Rekonstruktion des Ateliers
Brâncuși setzte Natalia Dumitresco und Alexandre Istrati in seinem Testament als Universalerben ein. Alles, was sich in seinem Atelier befand (vollendete Werke, Skizzen, Möbel, Werkzeuge, Bibliothek, Diskothek, Fotografien usw.), hinterließ er dem französischen Staat unter der Bedingung, dass dieser sich verpflichtete, es so wiederherzustellen, wie es zu Lebzeiten des Bildhauers war. Brâncuşis Sammlung besteht aus 137 Skulpturen, 87 Sockeln, 41 Zeichnungen, zwei Gemälden und über 1.600 fotografischen Glasplatten und Originalabzügen.
Nach einer ersten teilweisen Rekonstruktion im Jahr 1962 innerhalb der Sammlung des Musée National d'Art Moderne, das sich damals im Palais de Tokyo befand, wurde eine exakte Rekonstruktion 1977 gegenüber dem Centre Pompidou aufgestellt. Nach Überschwemmungen im Jahr 1990 wurde es für die Öffentlichkeit geschlossen.
Der aktuelle Umbau von Brâncuşis Atelier stammt vom Architekten Renzo Piano (1997 ). Er präsentiert sich als Museumsraum, in den die Werkstatt integriert ist. Auch wenn der Architekt nicht versuchte, die Intimität von Impasse Ronsin an einem öffentlichen Ort zu reproduzieren, verstand er es doch, die Idee eines geschützten Ortes zu bewahren, in den Licht von oben eindringt und in dem sich die Betrachtenden vor dem Trubel der Straße und der Piazza durch einen umzäunten Garten geschützt werden.
Zusammen mit Pontus Hultén verfassten Natalia Dumitresco und Alexandre Istrati eine Biografie über ihren Freund Brâncuși, die 1986 veröffentlicht wurde.