Der Karlsplatz in Wien wird maßgeblich durch die 6-spurige „Stadtautobahn“, die historische Architektur und die Parkanlage der 1970er Jahre geprägt. Er war ein Experimentierfeld für die Ringstraßenarchitektur mit den ersten Gebäuden ab 1860 – der Verabschiedung vom Klassizismus (noch am TU Hauptgebäude) bis hin zum großbürgerlichen Ringstraßenstil. Die hier entwickelte Architektursprache wird ab 1870 für die gesamte Ringstraße prägend werden: Beispiele dafür sind die Evangelische Schule von Theophil Hansen (1813-1891) und die Handelsakademie im sog. „Arsenalstil“ von Ferdinand Fellner dem Älteren. Es handelt sich hierbei um erste Kulturbauten auf Bürgerinitiative.
Im römischen Reich lag der Karlsplatz wohl auf einer Insel im Wienfluss. Erste wichtige Funde wurden 1865 beim Aushub des Künstlerhauses gefunden. Die 25 Römersteine lassen keine bestimmte Zugehörigkeit zu einer Architektur erkennen. Beim Aushub des Künstlerhauses wurde ein Teil der Limesstraße von Klosterneuburg nach Carnuntum gefunden. Es muss sich hier ein Gräberfeldbereich mit kleinen Grabtempeln befunden haben, dessen Erhaltung mit der Überflutung des Wien Flusses und Änderung des Flusslaufes erklärt wird.
Im Mittelalter ist die Wieden bereits eine Vorstadt, besonders wichtig waren das Bürgerspital und Heiligengeistmühle. Ab 1404 gab es eine steinerne Brücke an der Kreuzung zwischen Kärntnerstraße und Lothringerstraße. Das Bürgerspital mit Spitalskirche, die Allen Heiligen geweiht war, incl. Meierhof, Stadel, Stallungen und Scheunen und einer Kolomankapelle waren die wichtigsten öffentlichen Gebäude. Um 1150 gewann Wien an Bedeutung, da die Babenbergerresidenz von Regensburg nach Wien verlegt wurde. Ende des 12. Jhs ist der Bau der Stadtmauer anzunehmen. Im Jahr 1211 wird die Wiedner Vorstadt erstmals urkundlich erwähnt.
Das Heiliggeistspital wurde 1208 begründet und sollte auch als Wegstation für die Kreuzfahrer dienen (widum = Ausstattungsgut, verballhornt Wieden). Das Spital mit seinen geschulten Krankenpflegern war dem Dienst an Armen und Kranken gewidmet. Es war aber auch ein Ort der Seelsorge. Ab dem Jahr 1365 entwickelten sich gute Beziehungen zwischen dem Heiliggesitspital und der neugegründeten Wiener Universität: 1404 wurde hier die erste anatomische Sektion durchgeführt, und das Spital dem Orden zum Heiligen Geist unterstellt. Anfang 16. Jh. traten jedoch die meisten Brüder zum Protestantismus über, die Güter wurden 1469 dem Bistum von Wien übergeben.
Gegenüber entstand Mitte des 13. Jhs das Bürgerspital als „Konkurrenzunternehmen“, hierbei handelte es sich um das erste Spital in Österreich (Spital = Versorgungsanstalt für Arme und Altersheime, kein Krankenhaus!). Erst im 15. Jh. beschäftigte man sich hier vermehrt mit Heilung. Die finanzielle Unterstützung durch die Wiener Bürger konnte 1432 durch den Erwerb von Braurecht und Bierhaus als Investition und Einnahmequelle ergänzt werden. Der Umsatz florierte bis zur Türkenbelagerung 1529.
Der Karlsplatz in der Renaissance und im Barock ist maßgeblich von den Türkenbelagerungen und dem Bau der Karlskirche geprägt: Das Bürgerspital wurde nach 1529 in das Kloster St. Clara in der Stadt übertragen. Die erste Türkenbelagerung dauerte drei Wochen und bedeutete eine Zäsur für den Karlsplatz. Wieden wurde durch die Artillerie völlig zerstört. Die Vorstadt wurde beim Herannahen des türkischen Heeres von den Verteidigern geräumt und niedergebrannt. In der Folge entstand das Glacis und die Stadtbefestigung wurde ausgebaut. Hierbei handelte es sich um einen Festungsgürtel nach italienischer Art mit einer Abfolge von Bastionen incl. Geschützplattformen. Dieser hält der zweiten Belagerung 1683 stand (→ Jan III. Sobieski. Ein polnischer König in Wien). Bis ins 18. Jh. wird das Glacis als unwirtliche, unsichere, nur schwer passierbare Gegend beschrieben.
Joseph II. ordnete 1770 die Begrünung des Festungsvorfeldes an, Grünflächen sollten der Erholung der Bevölkerung dienen. Im Jahr 1781 folgen Baumbepflanzung, eine Esplanade zum Prominieren, Erholungsraum. Die zivile Vereinnahmung des Festungsgürtels verunmöglichte dennoch das organische Wachstum der Stadt. Napoleon gelang es jedoch, einige Bastionen sprengen zu lassen.
Grundsteinlegung 4. Februar 1716 durch den Kaiser, 1737 Weihe des Hochaltars
Der Bau der Karlskirche geht auf ein Gelübde Karls VI. während der Pest in Wien 1713 zurück. An den Kosten waren alle Länder des Reiches beteiligt, womit der Kirchenbau eine reichspolitische Dimension erhielt. Primär handelt es sich um ein Denkmal für den Kaiser und das Reich, und dann erst um eine Kirche. 1733 erst wurde sie den Prager Kreuzherren mit dem roten Stern zur geistlichen Administration übertragen. Die Karlskirche ist wie eine Wallfahrtskirche rundansichtig erhöht in der freien Landschaft und mit ihrer Schauseite zur Hofburg hin ausgerichtet.
1715 wurde eine beschränkte Ausschreibung durchgeführt: Johann Lucas von Hildebrandt, Ferdinando Galli-Bibiena und Johann Bernhard Fischer von Erlach nahmen daran teil. Ende November bis Anfang Dezember entschied sich Kaiser Karl VI. für das Projekt Fischers, die Konkurrenzprojekte sind leider verloren. Der Lageplan für die Genehmigung durch den Hofkriegsrat zeigt bereits ein Längsoval mit seitlichen Fassadentrabanten. War die ganze Kirche eine Erfindung Fischers, oder wurden die angeführten Kriterien bereits vorgegeben? Das Aussehen der Karlskirche wird durch die hohe Tambourkuppel, die klassisch-strenge Tempelfront, die flankierenden römischen Triumphsäulen und durch die beiden seitlichen Durchfahrtspavillons geprägt.
1720 waren erste Teile unter Dach, 1724 wurde die Kuppel geschlossen, ab 1722 übernahm der Sohn Fischers, Joseph Emanuel Fischer von Erlach, die Bauleitung (Fischer starb 1723). Das Kuppelfresko stammt von Johann Michael Rottmayr ab 1725, die Ausstattung mit Skulpturen und Stuck hat sich über mehrere Jahre hingezogen. Der 1956 publizierte Aufsatz von Hans Sedlmayr über die Schauseite der Karlskirche ließ die Fischer`sche Lösung zum Synonym für die barocke Kaiserkunst Wiens werden. Die Säulen entsprechen der Devise des Kaisers „mit Standhaftigkeit und Starkmut“ und spielen auf die Säulen des Herkules an. Jede wird von den vier Adlern des Hl. Römischen Reiches und der Kaiserkrone bekrönt, abgebildet ist die Vita des Hl. Borromäus von Johann Christoph MADER. Dazu kommen noch die Personifikationen des Alten und des Neuen Bundes mit Schlangenstab und Kreuz, auf der Attika hinter dem Giebel befinden sich die Tugenden des Hl. Borromäus: Bußfertigkeit, Barmherzigkeit, Gebetseifer und Gläubigkeit von Lorenzo Mattielli.
Der Karlsplatz wurde zwischen 1800 und 1900 von stadtplanerischen Baumaßnahmen in die heutige Form gebracht. Zum einen schließt das klassizistische Gebäude der TU Wien zum anderen die Ringstraße den Platz ab (→ Die Wiener Ringstraße).
Otto Wagner meinte zur Jahrhundertwende: „Der Karlsplatz ist kein Platz, sondern eine Gegend.“ Damit beschrieb er treffend die Abwesenheit stadtplanerischen Gestaltungswillens, denn u.a. hat er selbst verschiedene Entwürfe vorgelegt, die jedoch nicht umgesetzt wurden.
Im 19. Jh. wird die Wien zum „stinkenden Athem“ und zum Hygieneproblem. Ab den 1870ern wird die Wienfluss-Regulierung im Zusammenhang mit einer „Metropolitan“ - der Stadtbahn im Wiental – diskutiert. Erst die 2. Stadterweiterung 1899 stellt durch die Anbindung nach Hütteldorf und Heiligenstadt das Projekt auf eine neue Stufe der Mobilisierung.
Kurz nach 1890 wird die Wienfluss Abdeckung beschlossen. 1893 wird ein 1.Wettbewerb zur Klärung des Platzes organisiert, Otto Wagner ist als ein Sieger hervorgegangen. Am 3. Juli 1900 wurde die Errichtung eines Kaiser Franz-Joseph-Museums zur Linken der Karlskirche beschlossen und durch den Gemeinderat bestätigt. 1902 Otto Wagner gewann die Konkurrenz, 1909 war das Projekt gestorben. Der dritte Entwurf von Otto Wagner war als Schablone am Platz aufgestellt worden, jedoch sprachen sich weite Teile der Bevölkerung dagegen aus.
Die Technische Universität wurde als „Polytechnikum“ von Franz I. gegründet und diente zur Förderung der „Nationalindustrie“ und technologische Schausammlung. 1872 erfolgte die Umwandlung in eine technische Hochschule. Der Architekt des heutigen TU-Hauptgebäudes ist Andreas Fischer, Professor für Architektur an der Akademie. Der Festsaal wurde 1842 nach Plänen von Peter Nobile fertiggestellt. Das Gebäude hat man erst 1897/98 um ein 3. Geschoss aufgestockt, 1907-09 entstand der Seitentrakt zur Karlsgasse hin.
Die Fassade ist lang gestreckt, niedrig und verfügt über vorgelagerte, freistehende Säulenstellung für das Hervorheben des Mittelrisalits. Das entspricht dem klassizistischen Kanon. Ob hier auch Ideale der Sparsamkeit und Nützlichkeit eine Rolle spielten, lässt sich nur vermuten. Die Skulpturen im Giebel stammen von Joseph Klieber (1817-1818): Der Genius Österreichs wird flankiert von Minerva mit den Attributen von Handel und Industrie, ein Vater, der seine Söhne dem Genius empfiehlt, sowie die Allegorie der Geschichte.
Im Februar 1859 - also vor der kaiserlichen Bewilligung des Stadterweiterungsplanes - überließ Kaiser Franz Joseph dem Vorstand der protestantischen Haupt- und Unterrealschule den Baugrund zur Errichtung der Evangelischen Schule (Knabenschule). Sie ist der erste öffentliche Bau von Theophil Hansen in Wien. Hansen entsprach der Vorschrift für die direkte Zufuhr von Licht und Luft mit einem großen, glasgedeckten Innenhof als Pausenraum. Der Haupteingang der Knabenschule wird zur Inneren Stadt hin inszeniert, der Eingang zur Mädchenschule befand sich jedoch auf der Seite der Resselgasse (gegenüber der Bibliothek der TU). Im Erdgeschoss waren Geschäfte, im ersten Stock Wohnungen und darüber die Klassenzimmer vorgesehen.
Hansen entwickelt einen Bautypus für das repräsentative Monumentalgebäude: Der Plan von Februar 1860 zeigt einen kräftigen, vorspringenden Mittelrisalit und niedrigere zurückgesetzte Seitenteile1, die im „italienischen Renaissancestyl ausgeführt“ wurden. Die Statuen der vier Evangelisten wurden von Vincenz Pilz 1862 geschaffen.
Die Handelsakademie ist das früheste fertiggestellte öffentliche Gebäude innerhalb der Ringstraßenzone. Auftraggeber war der private Verein der Wiener Handelsakademie. Das Gebäude entstand in der frühen Phase des Historismus im sog. „Arsenalstil“ mit vieleckigen Wandpfeilern. Der etwas vorgezogene Mittelrisalit wird durch größere Rundbogenöffnungen betont und nimmt eine Loggienlösung vorweg. 1909 wurde die Handelsakademie um ein 3. Stockwerk erhöht. Auch hier finden sich Skulpturen am Portal: Columbus – vom einfachen Mann zum Entdecker, Adam Smith – Freihandelstheoretiker. Die ausgewählten Persönlichkeiten stehen für den selbstbestimmten Bürger, der frei von den merkantilen Spielregeln des Absolutismus auf bloße private Initiative hin, „liberal“ die Wirtschaft belebt.
Im Jahr 1861 gewann August Weber den Wettbewerb für das Künstlerhaus. Die Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens war gerade aus dem Zusammenschluss des älteren Albrecht-Dürer-Vereins mit dem Künstlerverein Eintracht entstanden. Minister Schmerling erreichte die Zustimmung des Kaisers für ein kostenloses Überlassen des Baugrundes; 1865 erfolgt die offizielle Bauplatzübergabe, 1868 legt der Kaiser in einer feierlichen Zeremonie den Schlussstein.
Weber hatte bei August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll studiert, stilistisch war er jedoch moderner. Die Neorenaissance hat er wohl aus Paris übernommen. Er stellte das Gebäude auf einen Sockel (Fehler seiner beiden Lehrer an der Oper „ausgemerzt“), darüber setzte er ein monumental inszeniertes Nobelgeschoss. Im Jahr 1881 ummantelte man den Kern mit seitlichen und hinteren Anbauten, um zusätzliche Ausstellungsfläche zu gewinnen.
Künstlerporträts an der Fassade:
Hierbei handelt es sich um das dritte Gebäude am Karlsplatz mit noch stärkerer Monumentalisierung. Die Gesellschaft der Musikfreunde Wiens war 1812 gegründet worden, 1863 wurde ihr unentgeltlich der Baugrund durch den Kaiser überlassen. Das Gebäude wurde durch Kredite und Spenden finanziert, es befanden sich Geschäftslokale im Erdgeschoss incl. Gasthaus mit Wohnung des Wirts darüber. 1911 wurde der Bau jedoch stark überformt.
Die Stadtbahnpavillons wurden 1898-1899 errichtet, das Sonnenblumen-Ornament könnte von Josef Maria Olbrich entworfen worden sein. In letzter Sekunde wurden sie in den 1970ern vor dem Abriss gerettet, Architekturstudent_innen haben einen Sitzstreik rund um die Pavillons organisiert. Ihrer Funktion beraubt, wollte man die Jugendstil-Ikonen im Prater aufstellen.
Im 20. Jahrhundert wurde der Karlsplatz als Park umgestaltet und 1969 der U-Bahn-Bau begonnen: Der Platzbau entstand aber als „Nebeneffekt“ der großen Infrastrukturmaßnahme (1972-1977). Im Jahr 1978 fuhr erstmals die U1 zwischen Reumannplatz und Karlsplatz – heute sind mehr Menschen unter- als oberirdisch unterwegs: Täglich steigen ca. 107.000 in der U-Bahn-Station um.
Haerdtl, ein langjähriger Partner von Josef Hoffmann, gilt als einer der bedeutendsten Architekten der vorsichtigen und moderaten Moderne nach 1945. Mit dem Neubau am Karlsplatz erhielt das Historische Museum der Stadt Wien mehr als 70 Jahre nach seiner Gründung (1887) ein eigenes Gebäude. Die Städtischen Sammlungen waren davor im Rathaus untergebracht, allerdings in zunehmend beengten Verhältnissen. 1953 wurde Oswald Heardtl zur Teilnahme am österreichweit offenen Wettbewerb für das Museum der Stadt Wien eingeladen und reichte zwei Projekte ein. Eines wurde mit einem Ankauf ausgezeichnet, aufgrund der politischen Konstellation konnte Oswald Haerdtl den Auftrag akquirieren. In einem langwierigen Prozess mit der „Museumskommission“ wurde das Gebäude entwickelt und als erster Museumsneubau der zweiten Republik 1959 eröffnet.
Dass es in den 50er Jahren überhaupt zu einem Neubau kam, hatte vor allem mit dem Bundespräsidenten und ehemaligen Wiener Bürgermeister Theodor Körner zu tun, der sich für ein eigenes Stadtmuseum eingesetzt hatte. Am 24. April 1953 – anlässlich des 80. Geburtstages des Staatsoberhauptes – beschloss der Wiener Gemeinderat den Neubau am Karlsplatz. Am 2. Oktober 1954 erfolgte die Grundsteinlegung, am 28. Dezember 1955 die Dachgleichenfeier. Fertig gestellt wurde das Gebäude 1958, die Baukosten betrugen 39 Millionen Schilling. Die Eröffnung erfolgte am 23. April 1959 mit einer Präsentation der Neuankäufe und der Ausstellung „Hieronymus Löschenkohl“. Der damalige Eintrittspreis betrug 5 Schilling. Am 9. August 1959 starb Oswald Haerdtl überraschend in Wien.
An der Außenmauer sind eine rund 18 Meter hohe sowie 16 kleinere Eulen-Statuen des Architekten Bruno Weber befestigt. Diese Skulpturen wurden vor Ort in einem Gussverfahren geschaffen. Das Gebäude besteht aus einem Stahlbetonskelett mit einem Stützraster von 7,20 x 7,20m und ist über einer U-Bahn-Röhre mit einer 1,3 m starken Stahlbetonplatte errichtet.
Henry Moore, Hill Arches: 1975 schenkte der britische Bildhauer Henry Moore (1898-1986) „Hill Arches“ der Stadt Wien für die Neugestaltung des Karlsplatzes. In Absprache mit dem Künstler wurde die Plastik in einem spiegelnden Wasserbecken vor der Karlskirche aufgestellt. Ihre weich fließenden Linien beschreiben zwei rhythmisierte Körper, deren „Leerstellen“ genauso wichtig sind wie ihre Formen. Das gesamte Spätwerk Moors ist geprägt vom Nachdenken über Körperlichkeit und „Luftraum“, über Bewegung und Gleichgewicht. Für ihn war Plastik eine Kunst des Freiraums, sie braucht Sonnenlicht und den Dialog mit ihrer Umgebung.
Anton Hanak, Der letzte Mensch, 1919-1924 → Anton Hanak
Johann Martin Fischer, Der Ackerbau + Die Treue der österreichischen Nation gegen Kaiser und Vaterland – vom Brunnen Am Hof, 1812: Bei diesen beiden Skulpturengruppen handelt es sich um die wichtigsten frühen Zeugnisse für die Entfaltung eines Nationalprogramms in Brunnenanlagen in Wien. Nach Zauner sollen personifizierte Bürger-Tugenden und deren Folgen vorgestellt werden, die Treue des Bürgers führe zum Aufschwung von Industrie und Handel. 1809 wurden die Entwürfe von Fischer genehmigt – aufgrund der Befreiungskriege aber erst 1812 vollendet.
Carl Wollek, Sarkophag und Grabmalfigur für Adrienne Neumann (geb. Adrienne Städtner; 1876-1911), 1912: Adrienne Neumann war die erste Frau von Oskar Neumann, dem Architekten. Sie starb jung an Tuberkulose. Gemeinsam mit dem Bildhauer Karl Wollek errichtete Neumann ihr ein Grabdenkmal, das große Bewunderung hervorrief.
Rudolf Hoflehner, Figur 100 K, 1966: Hoflehner studierte von 1951 bis 1954 an der Wiener Akademie bei Fritz Wotruba. Seine expressiv geformten Skulpturen aus geschweißtem Eisen haben einen Bezug zum menschlichen Körper. Im Jahr 1968 schuf Hoflehner vorerst seine letzte Eisenplastik. Er begann, beeinflusst von der Malerei Francis Bacons, zivilisationskritische und existentielle Bilder zu malen.
Johannes Brahms von Rudolf von Weyr, 7. Mai 1908 enthüllt: Der sitzende Brahms wird von einer weiblichen Muse und Lyra begleitet. Die Figuren aus sind aus Marmor, der Sockel aus Granit gehauen. Das Denkmal für Johannes Brahms wurde dem Komponisten anlässlich seines 75. Geburtstags (1833-1897) errichtet. Im Zuge des U-Bahn-Baus wurde das Denkmal vom Resselpark hierher versetzt.
Joseph Ressel von Anton Dominik Ritter von Fernkorn, 1861 vollendet, 18. Jänner 1863 enthüllt: Das Ressel-Denkmal ist das zweite Denkmal eines Bürgertums in Wien (nach dem Joseph Haydn-Denkmal vor der Mariahilfer Kirche). Es wurde von bürgerlichen Stiftern bezahlt, die als ursprünglichen Bestimmungsort Triest, wo Ressel seine Experimente für die Anwendung der Schiffsschraube gemacht hatte, ausgewählt hatten. Der Triestiner Stadtrat lehnt aber die Stiftung ab! Im Jahr 1862 wendet man sich an den Stadterweiterungsfond, um einen Platz auf der Ringstraße zu finden. Da es sich um ein „wissenschaftliches Denkmal“ handelt, wird der Platz vor dem Polytechnikum (heute: TU) festgelegt. Der Gemeinderat stimmte zu, 1863 wurde das Ressel-Denkmal aufgestellt, obwohl laut Gutachten der Akademie der Wissenschaften Ressel gar nicht sicher der Erfinder der Schiffsschraube war. Als solcher wird er aber in der lateinischen Inschrift gefeiert. Das Denkmal-Komitee wollte von dieser Titulierung nicht abrücken, weshalb Triest die Aufstellung des Denkmals ablehnte. In Wien wurde die Statue mitsamt der Inschrift aufgestellt! Anton Dominik Ritter von Fernkorn ließ das Denkmal in der k.k. Kunstgießerei auf der Wieden gießen.
Siegfried Marcus von Franz Seifert (1866-1951), 1932: Erfinder des Benzinautomobils.
Gedenkbrunnen an Viktor Tilgner von Victor Tilgner 1844-1896, 1902 aufgestellt: Victor Tilgner war der wichtigste historistische Bildhauer, der einen neobarocken Stil pflegte und mit Hans Makart aufs engste auch privat verbunden war. Er schuf u.a. das berühmte Mozart-Denkmal im Burggarten.
Josef Madersperger von Carl Philip (1872-1949), 1933: Der Erfinder der Nähmaschine konnte mit seiner Erfindung kein Geld verdienen. Er wurde in einem Schachtgrab am Biedermeierfriedhof in St.-Marx bestattet (→ Friedhof von St. Marx).
8 Architekten, Naturwissenschaftler und Techniker an der Fassade der TU, 1903 aufgestellt:
Christoph Willibald, Ritter von Gluck (1714-1787) von Max Kremser nach einem Entwurf von Vincenz Pilz, 1865, 1940 hinter der Karlskirche aufgestellt
Café Museum von Otto Wagner, 1899
Akademiehof, 1993-1996
Secession von Josef Maria Olbrich, 1898 → Baugeschichte der Wiener Secession
Marc Anton mit Löwengespann von Arthur Strasser (1854-1927), 1900-1901 – danach neben der Secession aufgestellt: für die Weltausstellung 1900 gegossen und erstmals in der Secession ausgestellt.
Verkehrsbüro, 1922/23
Kunsthalle Wien, Project Space von Adolf Krischanitz, 2001-2002: 1992 als temporärer Pavillon für die Kunsthalle Wien geplant, 2002 wurde eine kleinere Version eröffnet.