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London | Royal Academy of Art: Peggy Guggenheim in London

Veröffentlicht von Alexandra Matzner von 25. August 2025
Wassily Kandinsky, Dominant Curve, April 1936, Öl auf Leinwand, 129.2 x 194.3 cm (Solomon R. Guggenheim Museum, New York, Solomon R. Guggenheim Founding Collection, Inv.-Nr. 45.989)

Wassily Kandinsky, Dominant Curve, April 1936, Öl auf Leinwand, 129.2 x 194.3 cm (Solomon R. Guggenheim Museum, New York, Solomon R. Guggenheim Founding Collection, Inv.-Nr. 45.989)

Höhepunkte aus Peggy Guggenheims bahnbrechenden Londoner Ausstellungen kehren 2026/27 nach London zurück. 88 Jahre nach der Eröffnung ihrer Galerie werden die von Peggy Guggenheim (1898–1979) geförderten Künstler:innen in London erneut für Furore sorgen, wagt die Royal Academy vorherzusagen. Diese Ausstellung vereint Schlüsselstücke dieser bahnbrechenden Ausstellungen und ähnliche Werke aus dieser Zeit von Künstlern wie Eileen Agar, Salvador Dalí, Barbara Hepworth, Rita Kernn-Larsen, Henry Moore, Wassily Kandinsky, Piet Mondrian, Cedric Morris, Sophie Taeuber-Arp und anderen.

Peggy Guggenheim in London. The Making of a Collector

Großbritannien | London: Royal Academy of Art
The Jillian and Arthur M. Sackler Wing of Galleries | Burlington House
21.11.2026 – 14.3.2027

Peggy Guggenheim in London

„In dieser Zeit verstand ich nichts von Kunst, und Marcel [Duchamp] versuchte mich zu unterrichten. Ich weiß nicht, was ich ohne ihn gemacht hätte. Um irgendwo zu beginnen, brachte er mir den Unterschied zwischen Surrealismus und Abstraktion bei. Dann stellte er mich allen seinen befreundeten Künstlern vor, die ihn anbeteten, und ich wurde überall, wo ich hinkam, gut aufgenommen.“1 (Peggy Guggenheim)

 Im Gegensatz zu ihrem Onkel Solomon R. Guggenheim sammelte die legendäre Peggy Guggenheim mit einer größeren Offenheit gegenüber verschiedenen Kunstrichtungen ihrer Zeit (→ Das Guggenheim Museum: Solomon R. Guggenheim und die ungegenständliche Kunst). Ihre Beschäftigung mit zeitgenössischer Kunst begann erst, als Peggy schon fast 40 Jahre alt war. Bis 1937 zeigte sie wenig Interesse an Kunst, obwohl sie in den frühen 1920er Jahren mit dem Maler und Bildhauer Laurence Vail (1891–1968) verheiratet gewesen war.

Die Entwicklung zur Kunstsammlerin vollzog sich durchaus überraschend nach ihrer Bekanntschaft mit Samuel Beckett, mit dem sie 1937 auch eine kurze Affäre hatte. Zwischen 1938 und 1947 trug Peggy Guggenheim in London, Paris und New York bereits die wichtigsten Werke ihrer Sammlung zusammen. In nur 18 Monaten (Jänner 1938 bis 1939) hatte der Kunst-Neuling mit dem berühmten Namen – und mit Unterstützung von Marcel Duchamp – in seiner Londoner Galerie „Guggenheim Jeune“ zwanzig Ausstellungen organisiert, darunter die erste Präsentation von Werken Wassily Kandinskys. Auf Anraten des Historikers und Kritikers Herbert Read aber auch von Freunden wie Marcel Duchamp, Howard Putzel und Nellie van Doesburg, fokussierte sie sich erfolgreich auf europäische Bewegungen wie den Kubismus und Surrealismus2, darüber hinaus aber auch die verschiedenen Richtungen der Abstraktion. Künstler wie Jean Cocteau, Francis Picabia (→ Francis Picabia: Unser Kopf ist rund), Hans Arp, Wassily Kandinsky (erste Personale in England), Kurt Schwitters, Wolfgang Paalen, John Tunnard, Stanley William Hayter wurden von ihr auch mit Ankäufen unterstützt. Ab 1939 plante Guggenheim ihr eigenes Museum moderner Kunst – in London – und prägte ihr berühmtes Motto, jeden Tag ein Bild zu kaufen (1940). Der Krieg und die Verfolgung der modernen Kunst durch die Nationalsozialisten aber vor allem ihre direkten Kontakte zu Künstlern erleichterten, so muss man im Rückblick konstatieren, die Käufe.

„Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, ein Kunstwerk aus jeder meiner Ausstellungen anzukaufen, um die Künstler nicht zu enttäuschen, denen es nicht gelang, etwas zu verkaufen. Da ich zu dieser Zeit nicht die geringste Idee hatte, wie ich etwas verkaufen könnte, und auch zuvor noch nie ein Gemälde gekauft hatte, schien mit das die beste Lösung zu sein und auch das Mindeste, was ich zur Zufriedenheit der Künstler machen konnte.“3 (Peggy Guggenheim)

Und weiter:

"Am liebsten wollte Read mit den ersten abstrakten und kubistischen Gemälden von 1910 beginnen. Hin und wieder verfiel er auch auf Cézanne, Matisse oder Rousseau und andere Maler, die nach meiner Ansicht nicht in unser Museum passten."4 (Peggy Guggenheim)

Es ist Januar 1938. Guggenheims Freundin Peggy Waldman ermutigte sie eine Galerie in London zu eröffnen. Die erste Ausstellung in der Cork Street im Londoner Stadtteil Mayfair war Jean Cocteau gewidmet und zweite Ausstellung Wassily Kandinsky, seine erste Einzelausstellung in England. In den nächsten anderthalb Jahren wird diese Galerie, „Guggenheim Jeune“, zu einem Zentrum der Avantgarde und bekannt für die Förderung bahnbrechender Entwicklungen lokaler und internationaler Künstler:innen, von denen viele dem Surrealismus und der Abstraktion zugehörig sind. Die Listen für ein geplantes Museum moderner Kunst wurden von Marcel Duchamp und Nellie van Doesburg überarbeitet. Schlussendlich schufen sie damit die Grundlage für Guggenheims ab 1939/40 wachsender Sammlung.

Peggy Guggenheim organisierte in London über 20 Ausstellungen, von den ersten Einzelausstellungen Wassily Kandinskys in Großbritannien über die erste Collagen-Ausstellung in Großbritannien bis hin zu einer Ausstellung zeitgenössischer Skulpturen, die einen Skandal auslöste. Die Entwicklung des Zweiten Weltkriegs zwang die Sammlerin wieder nach New York zurückzukehren: Im Juli 1941 floh Guggenheim aus dem von Nazi-Deutschland besetzten Frankreich und kehrte in die USA zurück. An ihrer Seite Max Ernst, der wenige Monate später ihr zweiter Ehemann werden würde.

Ausstellung organisiert von der Peggy Guggenheim Collection, Venedig, in Zusammenarbeit mit der Royal Academy of Arts, London.

 

Bilder

  • Wassily Kandinsky, Dominant Curve, April 1936, Öl auf Leinwand, 129.2 x 194.3 cm (Solomon R. Guggenheim Museum, New York, Solomon R. Guggenheim Founding Collection, Inv.-Nr. 45.989)

Ausstellungsvorschau

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Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.
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