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München | Lenbachhaus: Radio-Aktivität Wer spricht? Zu wem? Radio-Projekte der 1920/30er und 1960er/70er Jahre

Max Radler, Der Radiohörer, Detail, 1930 dat., 63 cm x 49 cm (Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, © Max Radler bzw. Rechtsnachfolge)

Max Radler, Der Radiohörer, Detail, 1930 dat., 63 cm x 49 cm (Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, © Max Radler bzw. Rechtsnachfolge)

Die Ausstellung „Radio-Aktivität“ betrachtet, ausgehend von Bertolt Brechts Radiotheorie, ästhetisch-politische Kollektive, die eigene Organe und Kommunikationswege schufen.

„Es ist eine sehr schlechte Sache“, sagte Brecht 1932 über den Zustand des neuen Mediums Radio. „Man hatte plötzlich die Möglichkeit, allen alles zu sagen, aber man hatte, wenn man es sich überlegte, nichts zu sagen.“

Zehn Jahre nach den ersten öffentlichen Radiosendungen war Brecht desillusioniert und schlug vor, den Rundfunk umzufunktionieren, von einem Distributions- in einen Kommunikationsapparat zu verwandeln. Dieser sollte nicht nur aussenden, sondern auch empfangen, die Zuhörerinnen und Zuhörer nicht nur zum Hören bringen, sondern sie zu Sprechenden und Produzierenden machen. Seine Überlegungen zu einem „Aufstand der Hörer“ formulierte Brecht genau zu der Zeit, als das Radio in Deutschland verstaatlicht und zunehmend als Propagandainstrument instrumentalisiert wurde.

Ab dem Ende der 1960er Jahre wurde Brechts Radiotheorie heftig diskutiert. Der Grundgedanke seiner Kritik war weiterhin aktuell: Wer hat Deutungshoheit? Wer spricht und zu wem wird gesprochen? Die Utopie schrankenloser und herrschaftsfreier Kommunikation elektrisierte. Der Fokus der Ausstellung liegt auf Projekten der 1920/30er und 1960er/70er Jahre. In dieser Zeit gründeten sich verschiedene Kollektive, deren Ziel es war, Sprache nicht als gegeben hinzunehmen, sondern sie neu zu denken und Formen antinationaler und internationaler Kommunikation zu schaffen.

Kuratiert von Karin Althaus und Stephanie Weber

Radio-Aktivität im Lenbachhaus: Bilder

Max Radler, Der Radiohörer, 1930 dat., 63 cm x 49 cm (Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, © Max Radler bzw. Rechtsnachfolge)

Aktuelle Ausstellungen

27. November 2023
Alexandra Exter, Drei Frauen, Detail, 1909-1910 (National Art Museum Ukraine)

Brüssel | Königliche Kunstmuseen: Moderne in der Ukraine 1900–1930er Im Auge des Sturms | 2023/24

„In the Eye of the Storm“ zeigt eine Reihe künstlerischer Stile und vielfältiger kultureller Identitäten anhand von über 60 Werken. Die meisten Arbeiten sind Leihgaben des Nationalen Kunstmuseums der Ukraine (NAMU) und des Museums für Theater, Musik und Kino der Ukraine, die in Westeuropa touren, um sie während der anhaltenden russischen Invasion in der Ukraine zu schützen.
24. November 2023
Amedeo Modigliani, Chaim Soutine

Stuttgart | Staatsgalerie: Amedeo Modigliani Moderne Blicke | 2023/24

Die Ausstellung zeigt rund 100 Gemälde und Papierarbeiten des Italieners und stellt ihnen Werke aus dem Pariser Umfeld, von Gustav Klimt, Egon Schiele oder Ernst Ludwig Kirchner gegenüber. Erstaunliche Parallelen werden sichtbar, genauso wie die Außergewöhnlichkeit von Modiglianis Kunst.
24. November 2023
Gottlieb Doebler, Immanuel Kant, nach 1791, Öl auf Leinwand, 36,8 x 31 cm (© Ostpreußisches Landesmuseum- Leihgabe Stadt Duisburg)

Bonn | Bundeskunsthalle: Immanuel Kant und der Geist der Aufklärung | 2023/24

Die Ausstellung soll das Werk Immanuel Kants einem philosophisch nicht vorgebildeten, explizit auch jungen Publikum mittels innovativer, leicht zugänglicher Vermittlungsformate nahebringen. Dabei sollen die vier berühmten kantischen Fragen die Ausstellung inhaltlich strukturieren: „Was kann ich wissen? Was darf ich hoffen? Was soll ich tun? Was ist der Mensch?“
22. November 2023
Die Geschichte von Genji

Paris | Musée Guimet: Am Hof von Prinz Genji 1000 Jahre japanische Fantasie | 2023/24

„Die Geschichten des Prinzen Genji [Genji Monogatari]“ der japanischen Autorin und Hofdame Murasaki Shikibu zählt zu den ältesten Romanen der Welt. Seine Erzählung inspirierte über 1000 Jahre japanische Kreative, darunter Manga-Künstler oder den Webermeister Itarô Yamaguchi.
21. November 2023
STERNE, FEDERN, QUASTEN. Die Wiener-Werkstätte-Künstlerin Felice Rix-Ueno (1893–1967), MAK Ausstellungsansicht, 2023, MAK, Zentraler Raum MAK DESIGN LAB © MAK/Georg Mayer

Wien | MAK: Felice Rix-Ueno Sterne, Federn, Quasten der WW-Künstlerin | 2023/24

Felice Rix-Ueno (1893–1967) entwickelte einen unverwechselbaren, hochpoetischen Stil, der den Look der Wiener Werkstätte entscheidend mitprägte. Erstmals zeigt das MAK eine Einzelausstellung zu der zwischen Europa und Japan pendelnden Künstlerin.
21. November 2023
Günter Fruhtrunk, Gestaltung ins Quadrat, 1959 (Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Foto: Lenbachhaus © VG Bild-Kunst Bonn, 2022)

München | Lenbachhaus: Günter Fruhtrunk, die Pariser Jahre Freisein des Sehens | 2023/24

Die Ausstellung im Lenbachhaus widmet sich der brisanten Lebens- und Arbeitsphase Fruhtrunks im Kontext der französisch-deutschen Kunstbeziehungen der 1950er und 60er Jahre.