Paris | Louvre: Michelangelo / Rodin

Michelangelo Buonarroti, Sterbender Sklave, Detail (Paris, Musée du Louvre department des Sculptures Musee du Louvre Musee du Louvre, dist RMN Grand Palais Raphael Chipault)
Auguste Rodins Kunst sei wahrscheinlich die ausdrucksstärkste seit der großen Zeit des Michelangelo Buonarroti, urteilte am 10. Mai 1890 William Ernest Henley über seinen Pariser Schützling. Der Dichter und Herausgeber des „Magazine of Art“, förderte Rodin durch Ausstellungen und Besprechungen – sein Vergleich mit dem bedeutenden Renaissance-Bildhauer fußte jedoch schon auf älteren Veröffentlichungen. So hatte Roger Ballu bereits sieben Jahre zuvor formuliert:
„Dieser junge Bildhauer verfügt über eine Originalität und eine beklemmende Ausdruckskraft, die wahrhaft erstaunlich sind. Hinter der Vitalität seiner Posituren und der Vehemenz seiner lebendigen Posen verbirgt er seine Verachtung oder vielmehr sein Desinteresse gegenüber dem sachlich-skulpturalen Stil. M. Rodin wird von Visionen umgetrieben, die denen Michelangelos ähnlich sind. Er mag den Betrachter in Erstaunen versetzen, aber er wird ihn nie gleichgültig lassen.“1 (Roger Ballu, 13. Februar 1883)
Michel Ange / Rodin [Michelangelo / Rodin]
Frankreich | Paris: Musée du Louvre
15.4. – 20.7.2026
- Michelangelo Buonarroti, Rebellierender Sklave (Paris, Musée du Louvre department des Sculptures Musee du Louvre Musee du Louvre, dist RMN Grand Palais Raphael Chipault)
- Auguste Rodin, Eva, 1881, Belvedere, Wien.
- Michelangelo Buonarroti, Sterbender Sklave (Paris, Musée du Louvre department des Sculptures Musee du Louvre Musee du Louvre, dist RMN Grand Palais Raphael Chipault)
Michelangelo / Rodin im Louvre 2026
Rodin hatte Michelangelo im Jahr 1876 während seiner ersten Italienreise entdeckt. Die in den folgenden Jahren entstandenen Plastiken zeigen die leidenschaftliche Bewunderung für den Renaissance-Meister.
Rodin, damals noch umstritten, arbeitete 1883 intensiv an ersten Figuren für das „Höllentor“, einem Hauptwerk des Symbolismus. Er lehnte konventionelle Posen ab und verbrachte viel Zeit damit, die richtigen Modelle auszuwählen. Zu den frühesten Arbeiten gehörten „Adam“ (1881) und „Eva“ (1881/82), die Rodin zu beiden Seiten des „Höllentores“ platzieren wollte – genauso wie Michelangelo den „Sterbenden Sklaven“ und den „Rebellischen Sklaven“ (beide 1513/1515) des Louvre am Portal des Palazzo Stanga aufstellte.2 Doch nicht nur das: Die Pose der „Eva“ erinnert an jene der Eva an der Decke der Sixtinischen Kapelle (→ Michelangelo und die Decke der Sixtinischen Kapelle). Dass das Modell für Rodins „Eva“ gerade schwanger war, begeisterte den französischen Symbolisten ungemein. Als es (Adèle Abbruzzesi?) nicht mehr kommen wollte, rührte der Bilderhauer die Figur nicht mehr an.
Der Louvre widmet im Frühjahr 2026 den beiden Giganten der Bildhauerei und Plastik eine Doppelausstellung. Neben den beiden bedeutenden Sklaven-Figuren liegen einige der bemerkenswertesten Zeichnungen Michelangelos in seiner Sammlung. Diese gepaart mit Arbeiten auf Papier von Rodin, vermutlich ergänzt durch Gipse und Bronzen, macht die Schau zu einem Must-see des europäischen Ausstellungsfrühlings!








