Hilma af Klint
Wer war Hilma af Klint?
Hilma af Klint (Schloss Karlberg in Solna 26.10.1862–21.10.1944 Djursholm), eine Pionierin der Abstraktion (→ Abstrakte Kunst), schuf bereits 1906 erste nichtfigurative Kompositionen, zeigte diese jedoch zu Lebzeiten nur auserwählten Eingeweihten. Sie verfügte in ihrem Testament, dass diese Bilder erst 20 Jahre nach ihrem Tod ausgestellt werden dürfen, da sie vermutete, dass ihre Zeitgenossen sie nicht verstünden. Die Komplexität ihrer Symbolsprache macht es auch heute nicht leicht, Hilma af Klints Werk zu begreifen, ist sie doch in hohem Maße den esoterischen Strömungen ihrer Zeit geschuldet. Dennoch strahlen ihre Bilder eine Ruhe und Ausgewogenheit aus, durch die die Künstlerin nachweisbar das „Wissen von der Einheit allen Seins“ vermitteln wollte. Ihr künstlerisches Werk umfasst 1000 Gemälde und Zeichnungen sowie 125 Notizbücher mit ca. 26.000 Seiten.
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Kindheit
Hilma af Klint wurde am 26. Oktober 1862 auf Schloss Karlberg in der Nähe Stockholms geboren. Sie war das vierte von fünf Kindern der Mathilda Sontag und des Kapitäns Fredrik Victor af Klint. Der Vater stammte aus einer Familie von Marineoffizieren und bildete an der Militärakademie Karlberg Seekadetten aus. Hilma af Klint teilte das große Interesse ihres Vaters an der Natur. Dies hatte großen Einfluss auf ihr künstlerisches Werk. Af Klints Mutter Mathilda stammte aus Finnland, wo ihre Familie der schwedischen Minderheit angehörte und ebenfalls zur See fuhr.
Als Hilma zehn Jahre alt war, zog die Familie in die Norrtullsgatan in Stockholm um (1872). Die Sommer verbrachte die Familie am Familiengut Hanmora beim Mälarsee, Adelsö.
Ausbildung
Ab 1880 besuchte Hilma af Klint Hilma af Klint besuchte die Normalschule für Mädchen und vorbereitende Kurse an der Technischen Schule in Stockholm, lernte Porträtmalen bei Kerstin Cardon. Tod ihrer zehnjährigen Schwester Hermine; vermutlich besuchte af Klint bereits 1879 eine erste Séance.
Von 1882 bis 1887 studierte af Klint an der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Stockholm. Zu ihren Lehrern gehörten Georg von Rosen und Johan August Malmström. Die Freundschaft, die sie hier mit ihrer Kommilitonin Anna Cassel schloss, hielt ein Leben lang. Hilma af Klint verließ die Akademie mit Bestnoten.
Werke
Naturalismus und Spiritismus
Von 1887 bis 1908 arbeitete Hilma af Klint in einem Atelier der Akademie in der Hamngatan 5, das die Kunstakademie der begabten Absolventin zur Verfügung stellte. Sie lebte von ihrer Kunst und schuf Landschaften und Porträts im naturalistischen Stil. Zur Jahrhundertwende arbeitete af Klint als Zeichnerin am Veterinärinstitut (1900/01). Ihre Beobachtungsgabe zeigt sich vor allem in genauen botanischen Aquarellstudien.
Im Haus des Schriftstellers Viktor Rydberg in Stickholm wurde 1889 die schwedische Loge der Theosophischen Gesellschaft gegründet. Rydbergs Roman „Singoalla“ (1857) enthält bereits Gedanken der Theosophen. Hilma af Klint las das Buch und befasste sich später eingehend damit.
Vermutlich sah Hilma af Klint 1894 die vielbeachtete Ausstellung von Edvard Munch in „Blanchs Konstsalong“, in jenem Haus, in dem sich auch Hilma af Klints Atelier befand; dort konnte sie den später so genannten „Lebensfries“ studieren – mit den ikonischen Gemälden „Madonna“, „Der Schrei“ und „Vampir“. In diesen Werken schildert Munch bereits seine Umwelt aus angsterfüllter Perspektive und das turbulente seelische Innenleben.
Die Fünf
Ab 1896 traf sich Hilma af Klints regelmäßig mit vier Freundinnen. Die Gruppe, bestehend aus Anna Cassel, Sigrid Hedman, Cornelia Cederberg, Mathilde N., nennt sich „Die Fünf“ („De Fem“). Die Damen veranstalteten Séancen und traten mit Wesen, die sich Gregor, Clemens, Amaliel, Esther oder Ananda nannten, in Kontakt, welche sich durch Bilder mitteilten. „Die Fünf“ dokumentierten ihre Erfahrungen in Notizbüchern. Diese Art der Aufzeichnung führte Hilma af Klint bis zu ihrem Tod fort. Die Gruppe praktizierte auch automatisches Schreiben und Zeichnen. Anfangs zeichnete meist Cornelia Cederberg. Ungeachtet ihres starken Interesses am Spiritismus wird Hilma af Klint als nüchterne und klare Denkerin beschrieben.
Hilma af Kint beschäftigte sich 1903 mit der Technik der écriture automatique [dem automatischen Schreiben]. Daraus entwickelte sie langsam „automatische Zeichnungen“. In den Bleistiftzeichnungen finden sich Motive (Schnecke, Lilie, Rose), welche die Künstlerin später in ihrem großen Zyklus weiterverarbeitete. Danach arbeitete Hilma af Klint in abstrakten Farbpastellen. Florale, abstrakte Motive wechseln sich mit geometrischen Formen ab. Die vorherrschenden Farben sind Blau, Gelb, Weiß, Rot und Rosa; Blau steht für das weibliche und Gelb für das männliche Prinzip.
WU und Gemälde zum Tempel
Zwischen 1906 und 1915 schuf Hilma af Klingt die Serie „Die Gemälde zum Tempel“, die aus 193 Gemälden in verschiedenen Serien und Formaten besteht und die die Künstlerin selbst als ihr zentrales Werk verstand. Damit wandte sich Hilma af Klint einer Malerei zu, die sich gänzlich von den Arbeiten ihrer naturalistischen Phase unterscheidet. Die Künstlerin schuf diese Bilder für einen nicht exisierenden Tempel, den sie sich als nach oben windende Spirale vorstellte. Von diesen Werken präsentierte af Klint während ihrer Lebenszeit nur wenige in der Öffentlichkeit.
Das Geistwesen Amaliel beauftragt Hilma af Klint während einer Séance 1904 damit, Gemälde auf der Astralebene zu schaffen. Diese sollen die unvergänglichen Aspekte des Menschen darstellen. Im Folgejahr willigte die 43-jährige Hilma af Klint ein, den Auftrag der Wesenheit Amaliel anzunehmen, „Die Gemälde zu Tempel“ zu malen. Die Künstlerin stellte sich für den Zeitraum eines Jahres dem Wesen zur Verfügung und sollte auch jegliche andere Malerei unterlassen. Dies führte zu einer Krise, markierte aber auch einen Wendepunkt in Hilma af Klints Leben und künstlerischem Schaffen.
Erste abstraktes Werke entstanden von November 1906 bis April 1908, welche die Künstlerin nie in der Öffentlichkeit zeigen würde. 111 Bilder in unterschiedlichen Formaten mit pantheistischer Bildsprache: Lotusblumen und mandalaähnliche Bildfindungen. Die erste Gruppe trägt den Titel „Urchaos“ und besteht aus 26 relativ kleinen Bildern. Nach Aussage der Künstlerin sind sie mediumistisch entstanden.
Am 7. November 1906 begann af Klint die ersten 26 kleinen Gemälde der Serie WU, Gruppe I, auszuführen. Vom 18. Januar bis 30. September 1907 folgte die Gruppe II, im Mai schuf sie die Vorarbeiten zur Gruppe III, die sie von Mai bis Dezember ausführte. Die Gruppe IV entstand zwischen dem 2. Oktober und 7. Dezember 1907.
Im Jahr 1908 widmete sich Hilma af Klint der zweiten Abteilung der WUS: Am 16. Januar bis 24. Februar 1908 malte sie die Gruppe V, vom 27. Februar bis 24. April die Gruppe VI (Die Evolution) und vom 27. März bis zum 24. April die Gruppe VII (Aquarelle).
Im Mai 1907 nahm Hilma af Klint die Arbeit an den „Großen Figurengemälden“ auf. Von Oktober bis Dezember 1907 arbeitete sie an den großformatigen Gemälden „Die zehn Größten“, welche die „vier Menschenalter“ – Kindheits-, Jünglings-, Mannes- und Greisenalter – darstellen sollen. Im Jahr 1908 beschäftigte sich Hilma af Klint mit drei weiteren Serien: „Der Siebenstern“.
Im Jahr 1908 erblindete die Mutter der Künstlerin, weshalb sich Hilma af Klint um sie kümmern musste und dafür im Frühsommer 1908 das Atelier in der Hamngatan aufgab. Stattdessen richtetet sie sich einen Arbeitsraum in der Brahegatan 52 ein, wo sie mit ihrer Mutter auch eine Wohnung hatte.
Treffen mit Rudolf Steiner
Hilma af Klint begegnete am 30. März 1908 erstmals Rudolf Steiner, Generalsekretär der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft und späterer Gründer der Anthroposophie (1912/13), den sie in ihr Atelier einlud. Die Malerin notierte, dass Steiner besonders die Bilder „Urchaos Nr. 13, 15, 16, 17 und 19“, die „Gruppe I“, Serie „WU / Rose“ (1907/07) gefielen. Diese bezeichnete er als die symbolisch besten. Nachdem er sich allerdings kritisch zu den abstrakt-symbolischen Gemälden und ihrer mediumistischen Entstehung geäußert hatte, stellte af Klint ihre Versuche für vier Jahre ein. Einzig 1910 entstand ein naturalistisches Porträt.
Im Jahr 1911 wurden Hilma af Klints frühe, naturalistische Werke von dem „Föreningen Svenska Konstnärinnor [Verein schwedischer Künstlerinnen]“ in der Königlichen Akademie der Schönen Könste in Stockholm ausgestellt.
Der Schwan & Die Taube
Zwischen 1912 und 1915 erarbeitete Hilma af Klint weitere 82 Bilder zu „Die Gemälde zum Tempel“, darunter die Serien „Der Schwan“ und „Die Taube“. Wiederum stand die Künstlerin unter Einfluss von höheren Wesen, gestaltete jedoch ihre Arbeiten wesentlich selbständiger als zuvor. Christliche Ikonografie tritt in den Vordergrund. Nun ließ sie ihre Hand nicht mehr führen, sondern sah Bilder und hatte einen größeren bewussten Anteil an der Ausformung der Werke.
Hilma af Klint hielt 1913 in Stockholm Vorträge über ihre spirituelle Entwicklung. Im Juni nahm sie am Kongress der Theosophischen Gesellschaft in Stockholm teil. Annie Besant war die Präsidentin der Gesellschaft und Ehrengast auf dem Kongress. Bereits 1901 hatte Besant zusammen mit Charles W. Leadbeater die einflussreiche theosophische Schrift „Thought-form“ (dt. „Gedankenformen“, 1908) veröffentlicht.
Auf der Baltischen Ausstellung in Malmö 1914 war Hilma af Klint mit naturalistischen Gemälden vertreten, dort stellte Wassily Kandinsky in der „russischen Abteilung“ u.a. das Gemälde „Improvisation Nr. 2 (Trauermarsch)“ (1908, Moderna Museet, Stockholm) aus. Af Klint zeigte vermutlich eine naturalistische Landschaft.
Von 1914 bis März 1915 arbeitete af Klint an „Der Schwan“. Im Juni und Juli 1915 folgte noch die Serie zum „Baum der Erkenntnis“ (Abteilung 2), „Eine männliche Serie“, „Die Taube“. 1915 schloss Hilma af Klint den Zyklus „Die Gemälde zum Tempel“ mit den drei großen „Altarbildern“ ab. Die „Menschliche Keuschheit“ gilt als abschließendes Bild.
Parzifal und Atom
Ab 1916 arbeitete Hilma af Klint wieder als freischaffende Künstlerin. Ihre neuen Gemälde beschäftigten sich mit ihren Erlebnissen auf der astralischen Ebene. Deshalb unterscheiden sich af Klints Werke dieser Phase von den vorherigen Gemälden im Inhalt und in der Form. Die Künstlerin schuf weiterhin metaphysische Bilder, allerdings ist ihr Ansatz nun unabhängiger. Nun arbeitete af Klimt hauptsächlich mit Aquarellfarben und Feder in einem wesentlich kleineren Format. Charakteristisch für die Arbeiten bis 1920 ist die große Genauigkeit der Ausführung.
Die Serie „Parzifal“ (2.10.-10.12.1916) umfasst 144 Aquarelle.1 Die Studien sind in drei horizontale Felder eingeteilt, inhaltlich widmete sich Hilma af Klint der Entwicklung von Mann und Frau. Sie versuchte, die verschiedenen Erlebnissphären zu beschreiben. Sie verläuft von der astralen Ebene der Ideen über die physisch-menschliche zu einer unterirdischen Ebene.
Hilma af Klint malte die geometrisch-abstrakte Serie „Das Atom“ (9.-26.1.1917), in der ihr starkes Interesse an Naturwissenschaften zu Ausdruck kommt. Zudem diktierte sie 1.240 maschingeschriebene Seiten über das Seelenleben und die geistigen Zusammenhänge der Welt, Das Buch trägt den Titel „Ein Seelenstudium“. Im gleichen Jahr wurde auch das Atelier auf Munsö eingeweiht.
Atelier in Munsö
Da die Anzahl der Gemälde af Klints ständig stieg, wurde es immer schwieriger, sie unterzubringen. Bald wurde klar, dass die Künstlerin eigene Räume dafür brauchte. Zusammen mit Freundinnen hatte Hilma af Klint 1912 von der adeligen Familie Giertta die Villa Furuheim auf der Insel Munsö im Mälarsee gemietet. Nun ließ sie sich dort ein Atelier bauen. Emilia Giertta gelang es, die Baugenehmigung dafür zu erhalten. Das Gebäude wurde weitgehend von ihren Freundinnen finanziert, allen voran von der wohlhabenden Anna Cassel. Dass Hilma af Klint möglich war, ein Atelier zu finanzieren und ihre künstlerische Arbeit weiterzuführen, verwunderte ihre Verwandten. Nach 1906 hatte die Künstlerin nur wenige Bilder verkauft und sich ihrer geheimen Arbeit gewidmet. Die Pension ihres Vaters teilte sie sich mit ihrer Mutter, dazu kamen noch Einkünfte aus den Rechten für die Seefahrtsschriften und nautischen Tabellen ihres Großvaters. Hilma af Klint lebte sehr einfach und asketisch.
In den Jahren 1916/17 wurde das Atelier errichtet. Der rot gestrichene Bau mit schwarzen Ecken bestand aus zwei Stockwerken. Das untere Stockwerk war 3,5 Meter hoch und enthielt ein großes Atelier mit einem Kamin in der Mitte. Es besaß gewölbte Fensterbögen und war über ein Doppelportal mit Spitzbögen zugänging, wodurch das Atelier eine sakrale Atmosphäre ausstrahlte. Eine Wndeltreppe führte zum oberen Stockwerk, das auch von außen über eine Treppe zugänglich war. Im ersten Stock befanden sich zwei Zimmer mit Schlafnischen, eine Diele und eine Küche. Die Möblierung war spartanisch.
Das Atelier wurde mit den mediumistischen Gemälden Hilma af Klints ausgestattet: Im großen Atelierraum befanden sich die ersten Serien aus den Jahren 1906/07. In der Mitte des Raums hingen die großen Gemälde aus den Serien "Der Schwan" und "Die Taube" von 1914/15. Um die tragenden säulen waren die "größten Bilder" aus dem Jahr 1907 gerollt. Da diese "Bilder für den Tempel" 1916 abgeschlossen waren, konnten sie einen festen, wenn auch geheimen Platz in af Klints Leben einnehmen.
Im Jahr 1918 übersiedelte Hilma af Klint mit ihrer Mutter und deren Pflegerin Thomasine Andersson nach Furuheim.
Weltreligionen
Nach dem Tod der Mutter (1920) zog Hilma af Klint mit Thomasine Andersson nach Helsingborg, wo sie wegen des milderen Klimas den Winter verbrachten. Sie begann am Neujahrstag mit der Serie zu den „Weltreligionen“.
Gemeinsam mit Thomasine Andersson trat af Klint der Anthroposophischen Gesellschaft bei. Da Andersson auch Deutsch sprach, erleichterte sie der Malerin die Auseinandersetzung mit den anthroposophischen Studien. Während der 20er und 30er Jahre reisten die beiden Freundinnen immer wieder nach Dornach (Schweiz), wo sie im Goetheanum im Oktober 1920 erneut auf Rudolf Steiner traf. Hilma af Klint stellte daraufhin das Malen für ein ganzes Jahr ein, da sie in Steiner eine Autorität sah. Nach Steiner gäbe es zwei Erbsünden im künstlerischen Schaffen: die direkte Abbildung und die Nachahmung aber auch das Übersinnliche offenbaren zu wollen.2
1923 und 1924 begann Hilma af Klint wieder zu malen. Nun sollte sie die geometrische Abstraktion verlassen. Zwischen 1921 und 1930 hielt sie sich immer wieder in Dornach auf, um Steiners Vorträge zu hören und Anthroposophie zu studieren (Dezember 1921- Mai 1922, Winter 1922, Frühjahr 1924, Frühling und Herbst 1925 (3 Monate), Frühling 1926 (2 Monate), Frühling 1927 (2 Monate), Frühling 1930 (1 Monat)). Aus der Zeit zwischen 1925 und 1930 existieren keine Gemälde oder Aufzeichnungen.
Aquarelle
„Über die Wahrnehmung von Blumen und Bäumen“ (1922): Hilma af Klint gab die Abstraktion auf, malte vorwiegend Aquarelle und ließ das Motiv aus der Farbe entstehen.
Die Künstlerin schenkte 1927 dem Goetheanum in Dornach ihre Studien zu „Blumen, Moosen und Flechten“ von 1919. Diese Studien waren Teil einer größeren esoterischen Arbeit, mithilfe derer die Malerin die Natur zu verstehen und zu systematisieren versuchte. Sie liegen heute im Naturwissenschaftlichen Archiv am Goetheanum. Die mediumistischen Werke wollten die Anthtroposophen allerdings nicht haben.
Af Klint malte bereits 1932 zwei visionäre Karten von Großbritannien und der Iberischen Halbinsel, die Kriegshandlungen aus dem zweiten Weltkrieg vorwegnehmen.
Gemeinsam mit Thomasine Andersson zog Hilma af Klint 1935 nach Lund, Grönegatan in Südschweden. Kurz darauf, in den Jahren 1937 und 1940, starben Anna Cassel Thomasine Andersson. Hilma af Klint zog in die Spolegatan in Lund, wo sie eine kleine Wohnung mit Küche und zwei Zimmern bezog. Ein Jahr später entstanden noch 23 Werke, davon vier Arbeiten in Öl (1941).
Im Jahr 1944 zog Hilma af Klint zu ihrer Cousine Hedvig af Klint in Djursholm. Am 9. Oktober schrieb sie ihren letzten Notizbucheintrag.
Tod
Bei einem Besuch in der Stadt stürzte die Malerin vom Bus und verletzte sich an Kopf und Arm. Am 21. Oktober 1944 starb Hilma af Klint im Alter von 81 Jahren an den Folgen dieses Unfalls. Die Verabschiedung fand im Krematorium des Norra kyrkogarden statt; die Urne wurde im Familiengrab des Vaters am Galärvarvskyrkogarden beigesetzt. Olof Sundström verfasste einen Nekrolog in deutscher Sprache für die anthroposophische Zeitschrift.
Ihren künstlerischen Nachlass vermachte sie ihrem Neffen Erik af Klint, der das künstlerische Werk erst 20 Jahre nach ihrem Tod veröffentlichen solle. Erik stand als einziger aus seiner Familie der Künstlerin nahe. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Atelier abgerissen, und die Werke mussten abtransportiert werden. Die erste Chronologie der Werke erstellte der Anthroposoph und Bildhauer Olof Sundström, der Anfang der 1940er Jahre die Künstlerin besucht und eine Korrespondenz mit ihr begonnen hatte. Er katalogisierte nach ihrem Tod die Bilder und Notizen.
Nach der Katalogisierung verstaute Erik af Klint die Arbeiten auf seinem Dachstuhl. Er bearbeitte den Nachlass ab 1966 und gründete 1972 die Stiftelsen Hilma af Klints Verk (Stiftung Hilma af Klints Werk), welche heute das Werk verwaltet.
Nachruhm
Das erstaunliche Werk der schwedischen Künstlerin Hilma af Klint wurde erstmals 1986 in den USA gezeigt, als Maurice Tuchman am Los Angeles County Museum of Art die spirituellen Wurzeln der Abstraktion vorstellte: „The Spiritual in Art. Abstract Painting 1890–1985“. Die Ausstellung stand der formalistischen Interpretation der Abstraktion diametral entgegen und fasste das wachsende Wissen über okkulte und spiritistische Einflüsse zusammen, wobei Hilma af Klint von der Kritik nicht mit Samthandschuhen angefasst und ihre Werke als „dekorativ“ abgetan wurden.3
Inzwischen hat sich die Akzeptanz dieses Zugangs und der Künstlerin erhöht: Rudolf Steiner und Hilma af Klint wurden 2013 auf der 55. Biennale von Venedig gewürdigt und damit als wichtige Impulsgeber auch für aktuelles Kunstschaffen erkannt (→ Mystiker, Outsider und anerkannte Künstler_innen). Zu dieser Neubewertung v.a. von af Klints Rolle trug wesentlich die große Ausstellungstour bei, die das Stockholmer Moderna Museet in den letzten Jahren akribisch vorbereitet hat (London 2023/24, Den Hagg 2024; Düsseldorf [gemeinsam mit Wassily Kandinsky] 2024, Bilbao 2024).
Literatur zu Hilma af Klint
- Hilma af Klint. Painting for the Future, hg. v. Tracey Bashkoff (Ausst.-Kat. Guggenheim Museum, New York, 12.10.2018-3.2.2019), New York 2018.
- Tracey Bashkoff, Temples for Paintings, S. 17.
- Art for Another Future: Learning from Hilma af Klint, S. 33.
- Julia Voss, The Traveling Hilma af Klint, S. 49.
- Andrea Kollnitz, Questioning the Spiritual in Art: Hilma af Klint, Vasily Kandinsky, and the Swedish Art World, S. 72.
- Vivien Greene, Hilma af Klint and the Swedish Folk Art Revival, S. 98.
- David Max Horowitz, "The World Keeps You in Fetters; Cast Them Aside": Hilma af KLint, Spiritualism, and Agency, S. 128.
- Daniel Birnbaum, Another Canon, or Why Have There Been No Geat Women Artists?, S. 210.
- Ylva Hillström und Julia Voss, Chronology, S. 230.
- Okkultismus und Absstraktion. Die Malerin Hilma af Klint (Ausst.-Kat. Albertina, Wien, 29.11.1991-2.2.1992; Kulturhaus Graz, Stiftung Wörlen, Museum der modernen Kunst, Passau), Wien 1991. Mit einem Text von Åke Fank.
Beiträge zu Hilma af Klint
- Hilma af Klint 1991 spricht von 148 Aquarellen. S. 26.
- Steiner 1918.
- Siehe die Rezension von Hilton Kramer: On the „Spiritual Art“ in Los Angeles, April 1987: URL: http://www.newcriterion.com/articles.cfm/On-the--Spiritual-in-Art--in-Los-Angeles-6163 (letzter Aufruf 23.6.2013).
- Hilma af Klint 1991 spricht von 148 Aquarellen. S. 26.
- Steiner 1918.
- Siehe die Rezension von Hilton Kramer: On the „Spiritual Art“ in Los Angeles, April 1987: URL: http://www.newcriterion.com/articles.cfm/On-the--Spiritual-in-Art--in-Los-Angeles-6163 (letzter Aufruf 23.6.2013).