Basel | Kunstmuseum Basel: Dan Flavin. Widmungen aus Licht | ARTinWORDS
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Basel | Kunstmuseum Basel: Dan Flavin Widmungen aus Licht | 2024

Diese Ausstellung legt den Fokus auf die Titel der Werke, die Hinweise des Künstlers auf konkrete Ereignisse sind, etwa Kriegsgräuel oder Polizeigewalt. Manche sind auch anderen Künstler:innen gewidmet wie beispielsweise das Werk „untitled (in memory of Urs Graf)“ im Innenhof des Hauptbaus.

Als Dan Flavin 1963 eine handelsübliche Leuchtstoffröhre in einem 45-Grad-Winkel an der Wand seines Ateliers anbrachte – und diese kurzerhand zur Kunst erklärte – war dies ein radikaler Akt, das ist es noch heute. Tatsächlich war es dieser Aktion zu verdanken, dass kommerzielle Standardprodukte in die Kunst eingeführt wurden: Die in der damaligen Zeit aufkommende Minimal Art betonte Serialität, Reduktion und Sachlichkeit. Ironischerweise avancierte der amerikanische Autodidakt Dan Flavin (1933–1996), der sich selbst nie als eigentliches Mitglied der Kunstströmung sah, buchstäblich zu deren leuchtendstem Vertreter.

Dan Flavin. Widmungen aus Licht in Basel 2024

Mit der großen Sonderausstellung im Kunstmuseum Basel nehmen die Kurator:innen diese Erzählstrategien anhand von Werken und Serien aus dem gesamten Schaffen Flavins unter die Lupe und laden zu einem sinnlichen Parcours durch sein einzigartiges Schaffen ein.

Seit den frühen 1960er Jahren arbeitete Flavin mit Leuchtstoffröhren, die er in so genannten ‘situations’ anordnete und anschließend zu Serien und Installationen weiterentwickelte. Die Farben und Dimensionen der verwendeten Materialien waren durch deren industrielle Produktion vorgegeben. Die Betrachtenden werden durch die Lichtflutung selbst Teil der Arbeiten: Der Raum und die sich darin befindlichen Objekte werden in Beziehung zueinander gesetzt und schließlich zu immersiven Kunsterlebnissen, die sinnliche, teils fast schon spirituelle Erfahrungen auslösen können.

Damit „befreite“ Flavin die Farbe von der Zweidimensionalität der Malerei. Bisher hat sich das gängige Verständnis seiner Lichtarbeiten vornehmlich auf ihre minimalistische, industrielle Dimension und somit auf die Einfachheit ihrer Schönheit konzentriert. Diese Ausstellung jedoch legt den Fokus darauf, Flavins Œuvre in einem unbekannteren Kontext zu sehen: Oft enthalten seine Arbeiten, die zunächst eine direkt erkennbare Handschrift eines Autors vermissen lassen, in den Titeln Hinweise auf konkrete Ereignisse, etwa Kriegsgräuel oder Polizeigewalt, oder sind anderen Künstler:innen gewidmet — beispielsweise das Werk untitled (in memory of Urs Graf), das den Innenhof des Hauptbaus allabendlich in buntes Licht taucht.

Quelle: Kunstmuseum Basel

Bilder

  • Dan Flavin, pink out of a corner (to Jasper Johns), 1963 (© Stephen Flavin / 2023, ProLitteris, Zurich, Courtesy David Zwirner)
  • Dan Flavin, Monument 4 for those who have been killed in ambush (to P.K. who reminded me about death), 1966, Rotes fluoreszierendes Licht, 20 x 244 x 183 cm (© Stephen Flavin)
  • Dan Flavin, Untitled (to Barnett Newman) one, 1971, Gelb, Rot und Blau fluoreszierendes Licht, 244 x 122 x 18 cm (Collection Carré d’Art-Musée d’art contemporain de Nîmes)
  • Dan Flavin, Untitled (to you, Heiner, with admiration and affection), 1973, Grünes fluoreszierendes Licht, 122 x 122 cm (Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München)
  • Dan Flavin, Untitled (to Don Judd, colorist) 1–5, 1987, Fluoreszierendes Licht, 122 x 122 x 10 cm & 137.16 x 121.9 x 10 cm (Panza Collection, Mendrisio)
  • Dan Flavin, Untitled (for John Heartfield) 3c, 1990, 244 x 20 x 61 cm (© Stephen Flavin)
  • Dan Flavin, New York – 1970, Foto: Gianfranco Gorgoni