Jan van Eyck

Wer war Jan van Eyck?

Jan van Eyck (um 1390–1441) war ein Maler in den burgundischen Niederlanden, der in den 1430er Jahren - neben Robert Campin (Meister von Flémalle) und Rogier van der Weyden - eine fundamental neuartige Malerei entwickelte [Ars nova], mit denen er die Darstellungskonventionen des Internationalen Stils (→ Gotik) durchbrach und auf die Malerei in Mitteleuropa wirkte. Jan van Eyck war ein Pionier der Ölmalerei.

Das bekannte Werk des flämischen Malers ist eigentlich dessen Spätwerk, das Frühwerk ist gänzlich unbekannt bzw. unerkannt. Die Werke Van Eycks entstanden in kaum zehn Jahren zwischen 1432 und 1441 im Werkstattverbund in Brügge. Damit führte er die Wiedergabe der individuell erfahrenen bzw. angestrebten Lebenswirklichkeit in die europäische Malerei auf einem Niveau ein, das noch Generationen später vorbildhaft wirkte. Jan van Eyck ist der erste niederländische Maler, der seine Bilder signierte oder seine Devise am Bilderrahmen anführte: „ALC IXH XAN“

Ausbildung und früheste Werke

1390 oder 1399 Jan van Eyck wurde in Maaseik einige Jahre nach Hubert van Eyck (um 1366) geboren (nach Karel van Manders „Het Schilder-boeck“, 1604). Joachim von Sandrart nimmt in der „Teutsche Akademie“ (1675) die Zeit um 1370 als wahrscheinliches Geburtsjahr an. M. J. Friedländer vermutete im ersten Band von „Die altniederländische Malerei” (1924), dass Jan van Eyck um 1390 geboren wurde. Das Geburtsdatum von Jan van Eyck ist in keiner zeitgenössischen Quelle überliefert. Heute wird seine Geburt im Jahrzahnt nach 1390 allgemein akzeptiert.

Bei wem Jan van Eyck ausgebildet wurde, ist nicht überliefert. Auch intensive Recherchen der letzten Jahrzehnte brachten keine neuen Erkenntnisse. Die frühesten, Jan van Eyck zugeschriebenen Werke legen nahe, dass er womöglich in der Maasgegend als Buchmaler begann.

Es wäre denkbar, dass Jan van Eyck von oder mit Hubert van Eyck ausgebildet wurde und beide Brüder ihr Handwerk am Hof des Lütticher Fürstbischofs anfangs gemeinsam ausübten, bevor sich ihre Wege trennten.

Hofmaler von Johann van Bayern

Erst ab 1422 bessert sich die Quellenlage, denn zwischen 1422 und 1425 wird Jan van Eyck in den Rechnungsbüchern des Landkreises in Zahlungsaufträgen erwähnt. Am 4. August 1422 hielt sich Van Eyck bei Johann van Bayern, Graf von Holland, Zeeland und Henegouwen in Hainault auf. In der folgenden Zeit widmete er sich mit Gehilfen vor allem der Ausmalung des Binnenhofes der Residenz zu Den Haag.

Im Jahr wurde 1424 Jan van Eyck erstmals als Hofmaler, eigentlich Kammerdiener [varlet de chambre], des Johann van Bayern erwähnt. Vier Monate nach dem Tod des Grafen am 6. Januar 1425 trat er in den Dienst des Herzogs von Burgund.

Hofmaler des Herzogs Philipp dem Guten von Burgund

Am 19. Mai 1425 berief Philipp der Gute Jan van Eyck zu seinem Hofmaler und Berater [varlet de chambre]. Jan van Eyck übersiedelte daher von Brügge, wohin er sich aus dem unsicher gewordenen Den Haag zurückgezogen hatte, im August 1425 von Brügge nach Lille (Frankreich), wo er bis 1428 wohnte.

Obschon sein Vertrag 1425 auf ein Jahr begrenzt war, führte die Verlängerungsklausel automatisch zur Weiterbeschäftigung des Hofmalers. Zu seinen Tätigkeiten gehörten das Malen von Porträts und das Dekorieren fürstlicher Residenzen. Zudem war Van Eyck für die Entwürfe vornehmer höfischer Kleidung, Schmuck für festliche Zeremonien oder für die Ausrichtung von Turnieren und anderen Festivitäten zuständig. Weitere Aufgaben waren das Bemalen von Schildern, Bannern und Fassen von Statuen. Das früheste Werke dürfte „Madonna in der Kirche“ (Gemäldegalerie, Berlin) aus dem Jahr 1426 sein.

Diplomatische Missionen

Zwischen 1426 und 1429 unternahm Jan van Eyck in herzoglichem Auftrag mehrere geheime Reisen, die ihn nachweislich nach Spanien und Portugal (Herbst/Winter 1428–Winter 1429) führten. Vermutlich reiste er auch über Italien ins Heilige Land. Der Maler realisierte auf dem „Genter Altar“ eine reiche südländische Vegetation und schuf Darstellungen von Jerusalem auf einigen weiteren Gemälden.

Da sich Jan van Eyck 1428/29 noch auf der diplomatischen Mission in Portugal befand, mit der die Hochzeit zwischen Philipp dem Guten und Isabella von Portugal vorbereitet wurde, konnte er sich erst ab 1430 dem „Genter Altar“ zuwenden. In dieser Zeit dürfte auch das Bildnis „Mann mit blauem Chaperon“ (um 1429, Burkenthalsche Gemäldesammlung, Sibiu) entstanden sein.

Jan van Eyck in Brügge

Ab 1431 war Jan van Eyck wieder in Brügge ansässig. Hier entstand in weniger als zehn Jahren das heute bekannte Werk, das eigentlich als sein Spätwerk anzusprechen ist. Van Eyck vollendete bis 1432 den „Genter Altar”. Zur selben Zeit dürfte er die Washingtoner „Verkündigung“ gemalt haben. Um 1435 werden das „Diptychon der Verkündigung“ (Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid), „Madonna mit Kind (Lucca Madonna)“ (Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt a. M.) angesetzt. Die monumentale „Madonna des Joris van der Paele“ ist in das Jahr 1436 datiert, gefolgt von dem kleinformatigen „Marientriptychon“ aus Dresden im Jahr 1437. Die Porträts von „Niccolò Albergati“ und von Jan van Eycks Ehefrau „Margarete van Eyck“ entstanden 1438 bzw. 1439.

Tod

Jan van Eyck starb plötzlich, entweder am 24. Juni 1441 oder kurz danach. Er wurde auf dem Friedhof der Stiftskirche Sint-Donaas (St. Donatianus) beerdigt. Der Kämmerer der Kirchenfabrik wurde am 9. Juli für das Begräbnis und das Leuten der Glocken bezahlt. In seinem Testament hatte Jan van Eyck eine Seelenmesse bestimmt, die ab dem 9. Juli 1442 für ihn gehalten wurde, ein Datum, das weder seinem Todestag noch dem Datum seines Begräbnisses entspricht.

„Er malte atmende Formen & die Erde mit blühenden Kräutern & schuf jedes Werk nach dem Leben.“1 (Marcus Van Vaernewijcks Inschrift vom verschwundenen Epitaph, das wahrscheinlich ab Beginn des 16. Jahrhunderts in der Nähe von Jan van Eycks Grab in der Brügger Kirche Sint-Donaaskerk (St. Donatian) aufgestellt war.)

Literatur zu Jan van Eyck

  • Jan van Eyck. Eine optische Revolution, hg. v. Maximiliaan Martens, Till-Holger Borchert, Jan Dumolyn, Johan De Smet, Frederica Van Dam (Ausst.-Kat. Museum voor Schone Kunsten, Gent, 1.2.–30.4.2020), Gent 2020.
  • Jacek Rojewski, Review: Parada López de Corselas, Manuel, El viaje de Jan van Eyck de Flandes a Granada (1428–1429), in: Philostrato. Revista de Historia y Arte 2 (2017), S. 82–84.
  • Till-Holger Borchert, Van Eyck bis Dürer. Altniederländische Meister und die Malerei in Mitteleuropa. 1430–1530 (Ausst.-Kat. Groeningemuseum Brügge, 29.10.2010–30.1.2011), Stuttgart 2010.
  • Till-Holger Borchert, Jan van Eyck und seine Zeit. Flämische Meister und der Süden. 1430–1530 (Ausst.-Kat. Groeningemuseum Brügge, 15.3.–30.6.2002), Stuttgart 2002.
  • Uwe Fleckner, Der Gottesstaat als Vedute. Jan van Eycks Madonna des Kanzlers Nicolas Rolin, in: Artibus et Historiae 17 (1996), Nr. 33, S. 133–158.
  • Michaela Krieger, Zum Problem des Illusionismus im 14. und 15. Jahrhundert - ein Deutungsversuch, in: Pantheon 54 (1996), S. 4–18.
  • Otto Pächt, Van Eyck. Die Begründer der altniederländischen Malerei, hrsg. von Maria Schmidt-Dengler, München 1989.
  • J. Friedländer, Die altniederländische Malerei, Bd. I, 1924.

Beiträge zu Jan van Eyck

31. Januar 2020
Jan van Eyck, Der Genter Altar, Außentafeln: Verkündigung, Verkündigungsengel, Detail, um 1430–1431 (©www.lukasweb.be - Art in Flanders vzw, foto Hugo Maertens)

Gent: Jan van Eyck. Eine optische Revolution Pionier der Renaissance in Burgund

Gent bereitet 2020 die größte Ausstellung zu Jan van Eyck (um 1390-1441) vor. Van Eycks unvergleichliche Technik und Beobachtungsgabe revolutionierten die Ölmalerei, die einer optischen Revolution gleichkam. Rund um die Restaurierung der Außentafeln des Genter Altars - „Der Anbetung des Lamm Gottes“ - werden Werke seiner begabtesten Zeitgenossen aus Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien gezeigt.
9. Juli 2019
Jan van Eyck, Madonna am Springbrunnen, Detail, 1439, 19 x 12 cm (© KMSKA – Lukas-Art in Flanders vzw, foto Hugo Maertens)

KHM: Jan van Eycks Madonna am Springbrunnen und die Kasel vom Goldenen Vlies Preziose Malerei trifft auf goldgewirktes Messgewand

Jan van Eycks (um 1390–1441) „Madonna am Springbrunnen“ (1439, Koninklijk Museum voor Schone Kunsten Antwerpen) trifft ein liturgisches Gewand, die Kasel des Messornats des Ordens vom Goldenen Vlies.
14. April 2019
Jan van Eyck und Werkstätte, Madonna mit Kind, Hl. Barbara, Hl. Elisabeth von Ungarn, und Abt Jan de Vos, ca. 1442 (Frick Collection, New York).

Jan van Eyck: Biografie Lebenslauf des bedeutenden flämischen Malers

Jan van Eyck (um 1390-1441): Biografie und Lebenslauf. Hier findest du Informationen zu den wichtigsten Werken, Van Eycks Ausbildung, seine Arbeit als Hofmaler von Herzog Philipp des Guten von Burgund, diplomatische Missionen, Werkstatt in Brügge.
6. Dezember 2010
Van Eyck bis Dürer, Cover (Belser).

Van Eyck bis Dürer Altniederländische Meister und die Malerei in Mitteleuropa

Bereits der Titel dieses massiven Katalogs - „Van Eyck bis Dürer“ – offenbart bereits sein Konzept, die spätmittelalterliche Kunst des 15. und frühen 16. Jahrhunderts zwischen Brügge und Nürnberg als gesamteuropäische Entwicklung aufzufassen.
  1. Zit. n. Matthias Depoorter, Jan van Eycks Entdeckung der Natur, in: Jan van Eyck. Eine optische Revolution (Ausst.-Kat. Gent, 2020), Gent 2020, S. 205–235, hier S. 231.