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London | Barbican: Isamu Noguchi Skulpturen, Möbel, Lichtobjekte und Land Art-Projekte des amerikanischen Modernisten

Isamu Noguchi, 4.7.1947, Foto: Arnold Newman (© Arnold Newman Collection / Getty Images / INFGM / ARS – DACS)

Isamu Noguchi, 4.7.1947, Foto: Arnold Newman (© Arnold Newman Collection / Getty Images / INFGM / ARS – DACS)

Die Ausstellung ehrt den japanisch-amerikanischen Bildhauer Isamu Noguchi (1904–1988), einen der experimentellsten und bahnbrechendsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Noguchi kann man als wahren künstlerischen Universalgelehrten bezeichnen. Seine über sechs Jahrzehnte dauernde künstlerische Praxis umfasste so unterschiedliche Ausdrucksweisen wie Skulptur, Architektur, Tanz und Design.

„Alles ist Skulptur. Jedes Material, jede Idee ohne Behinderung, die in den Raum geboren wird, betrachte ich als Skulptur.“ (Isamu Noguchi)

Noguchi, der vor allem als Ikone des Mid-Century-Designs für seinen Couchtisch und seine Akari-Leuchten bekannt ist, hat die Grenzen der Skulptur verschoben, indem er soziales, ökologisches und spirituelles Bewusstsein einfließen ließ.

Noguchi: revolutionäres Denken – skulpturales Design

Die Ausstellung feiert Noguchi als Weltbürger, der unter anderem nach China, Mexiko und Indien reiste. Selten ausgestelltes Archivmaterial und Fotografien bieten zudem aufschlussreiche Einblicke in das Leben von Noguchi, Sohn eines japanischen Vaters und einer amerikanischen Mutter, und heben die humanistischen Werte des visionären Künstlers hervor.

Isamu Noguchi ist bekannt für eine außergewöhnlich breite Palette, für ein umfangreiches interdisziplinäres Schaffen. Seine frühe Ausbildung erhielt er von Constantin Brâncuși in Paris und dem gefeierten chinesischen Tuschemaler Qi Baishi in Peking; gefolgt von öffentlichen und politischen Kunstprojekten der 1930er Jahre bis hin zur radikalen Zusammenarbeit mit den bahnbrechenden modernen Choreografinnen Ruth Page und Martha Graham. Als Bildhauer schrieb sich Noguchi mit seinen ineinandergreifenden Skulpturen der 1940er Jahre ein: Sie bestehen aus mehreren Teilen, die zusammengebaut und auseinandergenommen werden müssen.

Von eminent wichtiger Bedeutung ist Isamu Noguchis enge und dauerhafte Freundschaft mit dem Erfinder und Futuristen R. Buckminster Fuller. Ihr kreativer Dialog auf der kosmischen Skala des Universums inspirierte Noguchis Weltbewusstsein und den kontinuierlichen Einsatz neuer Technologien von seinen künstlerischen Anfängen bis zu seiner späten Karriere. Die selbstleuchtenden Mondskulpturen entstanden nach seiner traumatisierenden Erfahrung der freiwilligen Internierung in einem Lager für japanische Amerikaner in Poston, Arizona im Jahr 1942. Dieser Aufenthalt beeinflussten einige seiner bekanntesten Werke, die Akari-Lichtskulpturen. Mit Washi-Papier und Glühbirnen kombiniert Akari traditionelle und moderne Technologie und bringt Skulpturen in alltägliche Haushalte. Damit stehen diese Leuchten im Einklang mit dem demokratischen Engagement des Künstlers für öffentlich zugängliche Kunst.

Isamu Noguchi im Barbican 2021

Der Rundgang wird von miteinander verbundenen Themen sowie chronologischer künstlerischer Entwicklung organisiert. Diese Retrospektive, die nach London Köln, Bern und Lille zu sehen sein wird, konzentriert sich auf Noguchi als Weltbürger und seinen risikoreichen Umgang mit der Skulptur als Lebensraum. Er umarmte soziales, ökologisches und spirituelles Bewusstsein und glaubte, dass die Skulptur „eine lebenswichtige Kraft in unserem täglichen Leben“ sein könnte, um Harmonie zwischen Mensch, Natur und Industrie zu schaffen.

Zu sehen ist auch eine Auswahl von Noguchis Keramiken, die er in Japan herstellen ließ. Sie demonstrieren seinen innovativen Zugang zu traditionellen Handwerkstechniken –war er doch einer der ersten Bildhauer, der diese in die zeitgenössische Praxis integrierte. Seine Land-Art-Entwürfe, die als Reaktion auf den Atombombenabwurf auf Hiroshima entstanden sind, thematisieren Gewalt und Frieden und vermitteln die Aushandlung seiner eigenen Identität als Sohn eines Japaners und einer US-Amerikanerin.

Fotografien von seinen Reisen durch Europa und Asien 1949/50 zeigen Noguchis Erforschung künstlerischer Hybridität und Expansion skulpturaler Medien in großformatige architektonische Umgebungen. Seine Faszination für die astronomischen Observatorien von Jantar Mantar in Indien macht Noguchis Interesse an der Moderne und an vergangenen Zivilisationen nachvollziehbar. Höhepunkt der Ausstellung sind ikonische Werke aus den 1960er, 1970er und 1980er Jahren, als er Ateliers in den USA, Italien und Japan unterhielt und öffentliche Entwürfe für Denkmäler, Gärten und Spielplätze umsetzte.

Es werden über 150 Arbeiten Isamu Noguchis präsentiert, darunter eine außergewöhnliche Auswahl an Skulpturen – aus Stein, Keramik, Holz und Aluminium – sowie Bühnenbild-Entwürfe, Spielplatzmodelle, Licht- und Möbeldesign.
Diese Ausstellung wird organisiert und kuratiert vom Barbican Centre (London), Museum Ludwig (Köln) und Zentrum Paul Klee (Bern) in Zusammenarbeit mit LaM - Lille Métropole Musée d'art moderne, d'art contemporain et d'art brut.

Quelle: Barbican, London