Lorenzo Lotto (um 1480–1556/7) zählt zu den faszinierendsten Renaissancemalern des frühen 16. Jahrhunderts und ist vor allem für seine Porträts und religiösen Gemälde bekannt. Seine Werke zeichnen sich durch eine expressive Empfindsamkeit und Unmittelbarkeit aus und sind an ihren tief gesättigten Farben und dem markanten Einsatz von Schatten erkennbar.
Lorenzo Lotto. Porträts
Spanien / Madrid: Museo Nacional del Prado 19.6 – 30.9.2018
Großbritannien / London: The National Gallery, Ground Floor Galleries 5.11.2018 – 10.2.2019
Lotto gilt als einer der besten Porträtmaler der italienischen Renaissance. Seine Modelle stellen einen einzigartigen Querschnitt des Bürgertums dar, darunter Kleriker, Händler und Humanisten. Er malte Männer, Frauen und Kinder, den Kompositionen verlieh er Symbolik und eine bemerkenswerte psychologische Tiefe. Objekte spielen eine maßgebliche Rolle in Lottos Porträts und verweisen auf den gesellschaftlichen Stand, die Interessen und das Streben der Porträtierten. Die Gemälde werden in der Ausstellung daher mit authentischen Teppichen, Skulpturen, Schmuck und anderen persönlichen Gegenständen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Dialog gesetzt.
Zu den Porträtierten sind zahlreiche Informationen bekannt, was insbesondere den teilweise erhaltenen Rechnungsbüchern des Künstlers – „Libro di spese diverse“ (1538–1556) – zu verdanken ist. Darin finden wir Einzelheiten zu ihrer Identität, den Preisen der Werke und zu den Umständen ihres Entstehens. Einige dieser Dokumente sind ebenfalls Teil der Ausstellung.
Lorenz Lotto ist um 1480 in Venedig geboren. Wenn auch über seine Ausbildung nichts bekannt ist, so stand Lotto am Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit unter dem Einfluss von Giovanni Bellini. Um der Konkurrenz in Venedig zu entgehen, arbeitete Lotto von 1503 bis 1506 in Treviso, dann zwei Jahre in den Marchen (1506–1508), weitere zwei Jahre in Rom (1508–1510) und Bergamo (1513–1525). Der vielgereiste Maler ließ sich 1525 erneut in Venedig nieder, wo er bis 1532 wohnhaft blieb, um dann erneut seine Reisetätigkeit im Veneto und den Marchen aufzunehmen. 1549 zog er nach Ancona, bis 1556 lebte der tiefgläubige Lorenzo Lotto allerdings als Laienbruder der Franziskaner in Loreto. Lorenzo Lottos Malerei verbindet venezianische und Florentiner Tendenzen der Hochrenaissance: die Linie (disegno) der Florentiner trifft in seinem Werk auf die Leuchtkraft der Farbe (colore). Da sich Lotto in Venedig gegen Tizian, Tintoretto und Veronese nicht durchsetzen konnte, wurde er nach seinem Tod rasch vergessen. Erst Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte Bernard Berenson den Maler wieder. Neben seinen Altarbildern, von denen einige noch in den Kirchen hängen, für die sie gemalt wurden, ist Lotto heute für seine psychologisch einfühlsame Porträtmalerei bekannt.
Die Ausstellung wird organisiert von der National Gallery London und dem Museo Nacional del Prado, Madrid
Lorenzo Lotto, Porträt eines jungen Mannes, um 1500, Öl/Holz, 34.2 x 27.9 cm (Bergamo, Accademia Carrara - Pinacoteca di Arte Antica)
Lorenzo Lotto, Allegorie von Tugend und Laster, 1505, 56.5 x 47.2 cm (Washington, National Gallery of Art, Samuel H. Kress Collection, 1939.1.156)
Lorenzo Lotto, Porträt des Bischofs Bernardo de’Rossi, um 1505, Öl/Holz, 52 x 40 cm (Neapel, Museo Nazionale di Capodimonte)
Lorenzo Lotto, Mariae Himmelfahrt mit den Hll. Anthonius Abbas und Ludwig von Toulouse, 1506, Öl/Holz, 175 x 165 cm (Asolo, Chiesa propositurale e collegiata di Santa Maria Assunta)
Lorenzo Lotto, Porträt eines jungen Mannes mit Lampe, um 1508, Öl/Holz, 42.3 x 35.3 cm (Wien, Kunsthistorisches Museum, Gemäldegalerie)
Lorenzo Lotto, Porträt eines Mannes mit einem Rosenkranz, um 1515–1520, Öl/Holz, 78.5 x 62 cm (Niva, Nivaagaards Malerisamling)
Lorenzo Lotto, Porträt von Marsilio Cassotti und seiner Frau Faustina, 1523, Öl/Lw, 71 x 84 cm (Madrid, Museo Nacional del Prado)
Lorenzo Lotto, Mystische Vermählung der Hl. Katharina mit Nicolò Bonghi, um 1523, Öl/Lw, 172 x 143 cm (Bergamo, Accademia Carrara - Pinacoteca di Arte Antica)
Lorenzo Lotto, Porträt eines Mannes mit Eidechse, 1532, Öl/Lw, 98 x 111 cm (Venice, Gallerie dell'Accademia)
Lorenzo Lotto, Dreifachporträt von einem Goldschmied, um 1525–1535, Öl/Lw, 52 x 79 cm (Wien, Kunsthistorisches Museum, Gemäldegalerie)
Lorenzo Lotto Porträt eines Mannes, 1535, Öl/Holz, 118 x 105 cm (Rom, Galleria Borghese)
Lorenzo Lotto, Porträt eines älteren Edelmanns mit Handschuhen (liberale da Pinedel), 1542–1544, Öl/Lw, 90 x 75 cm (Milan, Pinacoteca di Brera)
Lorenzo Lotto, Porträt von Giovanni della Volta mit seiner Frau und Kindern, 1547, Öl/Lw, 104.5 x 138 cm (London, National Gallery, Bequeathed by Miss Sarah Solly)
Weitere Beiträge zur Renaissance Kunst
8. Oktober 2024
Veröffentlicht von Alexandra Matznervon 8. Oktober 2024
Kaiser Rudolf II. war ein außergewöhnlicher Sammler, dessen Hofkünstler zu den besten Europas gehörten. Der Louvre kooperiert für die Ausstellung mit der Narodni Gallery in Prag.
27. September 2024
Veröffentlicht von ARTinWORDS.de Redaktionvon 27. September 2024
Das Frans Hals Museum konzentriert sich auf Heemskercks frühe Karriere, als er sich mit der Kunst seiner Lehrer und Zeitgenossen auseinandersetzte - und bevor er nach Rom zog.
23. September 2024
Veröffentlicht von Alexandra Matznervon 23. September 2024
Das Zeichnen in Hell und Dunkel auf farbigen Untergründen von Leonardo da Vinci bis Albrecht Dürer steht im Zentrum dieser Ausstellung der Albertina 2025.
28. Juli 2024
Veröffentlicht von ARTinWORDS.de Redaktionvon 28. Juli 2024
Die historischen Ereignisse im deutschen Südwesten zwischen Juni 1524 und Juni 1525 in einer Ausstellung, incl. der „Weißenauer Chronik” und acht KI-generierter Protagonist:innen des Bauernkrieges.
28. Juli 2024
Veröffentlicht von ARTinWORDS.de Redaktionvon 28. Juli 2024
Der Ruf nach geistlicher und weltlicher Freiheit hallt auch in den Werken der Künstler nach – und findet gerade im Medium der Druckgraphik weite Verbreitung. Mit Werken von Albrecht Dürer, Lucas Cranach der Ältere und den Beham-Brüdern.
28. Juli 2024
Veröffentlicht von ARTinWORDS.de Redaktionvon 28. Juli 2024
Die Ausstellung bietet erstmals einen umfassenden Blick auf die Kunst und Kultur in der mitteldeutschen Region am Vorabend von Reformation und Bauernkrieg.
5. Juli 2024
Veröffentlicht von ARTinWORDS.de Redaktionvon 5. Juli 2024
Fra Angelico (um 1395–1455) ist die große Herbstausstellung des Palazzo Strozzi gewidmet. Zum ersten Mal werden Werke, die seit über 200 Jahren auf der ganzen Welt verstreut sind, wieder nach Florenz zurückkehren.
21. Juni 2024
Veröffentlicht von ARTinWORDS.de Redaktionvon 21. Juni 2024
Das KHM ist mit der Ausstellung "Die Farben der Serenissima" 2024 zu Gast in Salzburg. Das charakteristische Kolorit der venezianischen Malerei und die Farben der Lagune machen Venedig zu einem Sehnsuchtsort für Kunstliebhaber:innen. Die Ausstellung zeigt venezianische Malerei von Renaissance bis Rokoko, ergänzt durch Bronzen, Rüstungen, Kunstkammerstücke.
17. Mai 2024
Veröffentlicht von ARTinWORDS.de Redaktionvon 17. Mai 2024
Die Druckgrafik spielte im Manierismus eine entscheidende Rolle für die rasche Verbreitung von Motiven und Konzepten. Gleichzeitig etablierte sie sich aber auch als eigenständige künstlerische Disziplin mit technischer als auch künstlerischer Exzellenz.
16. Mai 2024
Veröffentlicht von Alexandra Matznervon 16. Mai 2024
Mit über 150 Werken räumt die Ausstellung mit Stereotypen über Künstlerinnen in der Kunstgeschichte auf und analysiert den steinigen Weg von Frauen in die Kunstwelt. Mit Werken von Mary Beale, Angelika Kauffmann, Elizabeth Butler und Laura Knight.
26. April 2024
Veröffentlicht von ARTinWORDS.de Redaktionvon 26. April 2024
Erste Ausstellung der zwei Klebealben mit rund 160 Zeichnungen Maarten van Heemskercks aus Rom: Stadtansichten, Architekturelemente, Kunstsammlungen und Antikengärten. Erstmals zeigt das Kupferstichkabinett Berlin die Skizzen im Kontext von Zeichnungen, Gemälden, Stichen und Abgüssen.
25. April 2024
Veröffentlicht von ARTinWORDS.de Redaktionvon 25. April 2024
Trinkgefäße und Tafelaufsätze in Schiffsform gehören zu den faszinierendsten Schöpfungen der Goldschmiedekunst im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert. Prachtvoll und detailreich gearbeitet, erzählen diese außergewöhnlichen Gefäße von höfischer Tafelkultur, aber auch von Schiffsbau und Seefahrt sowie von einer durch Globalisierung und Kolonialisierung geprägten Zeit.
19. März 2024
Veröffentlicht von ARTinWORDS.de Redaktionvon 19. März 2024
Augsburg, Sitz reicher Kaufleute wie der Fugger und bevorzugter Aufenthaltsort Maximilians I., wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts wie kaum eine andere Atadt nördlich der Alpen von der Renaissance Italiens geprägt. Das Kunsthistorische Museum Wien stellt Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Druckgrafiken sowie Plattnerarbeiten u.a. von Hans Holbein dem Älteren (um 1465–um 1524) und Hans Burgkmair dem Älteren (1473–1531) aus.
18. März 2024
Veröffentlicht von ARTinWORDS.de Redaktionvon 18. März 2024
Zum ersten Mal nach der Restaurierung, die zehn Jahre in Anspruch nahm, wird Parmigianinos „Madonna mit Kind und Heiligen“ (1526/27), auch bekannt als „Die Vision des Heiligen Hieronymus“ wieder zu sehen sein.
6. März 2024
Veröffentlicht von ARTinWORDS.de Redaktionvon 6. März 2024
Tübke unternahm in den 1970er Jahren drei Reisen in dieses, für viele seiner Landsleute seinerzeit unerreichbare Land. Ein Wendepunkt in seiner Karriere, denn dort setzte er sich mit der Renaissance-Malerei auseinander, und es gelang ihm auch der internationale Durchbruch als Künstler.
Gründerin von ARTinWORDS
* 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.
Diese Website benutzt Cookies. Wenn du die Website weiter nutzt, gehen wir von deinem Einverständnis aus.OK