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Akseli Gallen-Kallela Finnische Moderne zwischen Mythos und Natur

Akseli Gallen-Kallela, Frühling, Studie für das Sigrid Jusélius Mausoleum, 1902/03 (Finnische Nationagalerie)

Akseli Gallen-Kallela, Frühling, Studie für das Sigrid Jusélius Mausoleum, 1902/03 (Finnische Nationagalerie)

Der finnische Künstler Akseli Gallen-Kallela (1865–1931) zählte um 1900 noch vor Edvard Munch zu den außerordentlich vielbeachteten Talenten des Symbolismus und Jugendstils. In Wien wurde seine Kunst von der Secession präsentiert, in Deutschland war er kurzzeitig Mitglied der „Brücke“ und zu Hause der gefeierte Wiederentdecker alter Sagen und der Volkskunst. Ausgehend vom Atheneum in Helsinki erobert der außergewöhnliche Künstler heuer erneut Paris, wo er 1900 auf der Weltausstellung den finnischen Pavillon mit Fresken schmückte, und Düsseldorf.

Finnische Wälder und afrikanische Savanne

Akseli Gallen-Kallelas Leben war geprägt von der Unvereinbarkeit von städtischem und ländlichem Leben. Er floh aus den Kunsthochburgen Mitteleuropas in die tiefen Wälder Finnlands, um dort dem Ursprung der finnischen Legenden auf die Spur zu kommen. Er arbeitete zwischen 1895 und 1901 an der visuellen Übersetzung des „Kalevala“, dem finnischen Nationalepos, das für ihn „das Wesen des Volkes“ wiederspiegelte. Damit suchte der Künstler Finnland eine Tradition vor der Christianisierung zu geben und eine Loslösung von der russischen Oberhoheit zu bewirken. Inspiriert von italienischen Fresken, nutzte Gallen-Kallela die Macht der Farbe und der Vereinfachung der Linie. In seinen Bildern wird die Landschaft zu einem nationalen Naturerbe, in dem reale oder mythische Figuren ihrem Schicksal ausgeliefert sind. Gallen-Kallelas Werk entwickelt sich vom Realismus seiner Pariser Anfangsjahre zu einer „nationalen Malerei“ in den 1890ern. Um sich selbst neu zu erfinden, bereiste er mit seiner Familie 1909 Äquatorialafrika und brachte von dort leuchtende Bilder von Tieren und Einheimischen mit.

Die Katalogbeitrag von Laura Gutmann-Hanhivaara beleuchtet den künstlerischen Werdegang Gallen-Kallelas, Magdalena M. Moeller untersucht die Beziehung des Finnen zur jungen „Brücke“ und Fabienne Chevallier die zwischen dem finnischen Nationalstil und dem italienischen Trecento, Philippe Thiébaut stellt Überlegungen zu Gallen-Kalelas kunstgewerblichen Arbeiten an.

Akseli Gallen-Kallela: Ausstellungskatalog

Hrsg. Stiftung Museum Kunstpalast
Texte von F. Chevallier, G. Cogeval
J. Gallen-Kallela-Sirén, L. Gutman-Hanhivaara
M. Moeller, Ph. Thiébaut, B. Wismer
204 S., 140 Abb., davon 123 farbig
24,70 x 30,70 cm, geb. mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-7757-3231-4 (D)
Hatje Cantz Verlag

Der Katalog führt gut in das Werk Akseli Gallen-Kallelas ein, die Abbildungen wurden nach Themen geordnet. Die Texte, wenn auch an manchen Stellen redundant, beleuchten die internationalen Verflechtungen des Künstlers, wenn auch auf auffallende Weise die Leistungen der Jahrhundertwende die späten Arbeiten völlig überstrahlen.

Akseli Gallen-Kallela: Bilder

  • Akseli Gallen-Kallela, Demasquée, 1888, Öl auf Leinwand, 65,5 x 54,5 cm (Finnland, Helsinki, Ateneum Art Museum, Finnish National Gallery)
  • Akseli Gallen-Kallela, Junge mit Krähe.
  • Akseli Gallen-Kallela, Die Aino-Legende, 1891, Triptychon, Öl auf Leinwand, mittleres Bild: 154 x 154 cm, Seitenteile je 154 x 77 cm (Finnland, Helsinki, Ateneum Art Museum, Finnish National Gallery)
  • Akseli Gallen-Kallela, Frühling in Kalela, um 1900.
  • Akseli Gallen-Kallela, Imatra im Winter, 1893.
  • Akseli Gallen-Kallela, Ad Astra, 1894.
  • Akseli Gallen-Kallela, Die Verteidigung des Sampo, 1896.
  • Akseli Gallen-Kallela, Die Mutter von Lemminkäinen, 1897, Tempera auf Leinwand, 85,5 x 108,5 cm (Finnland, Helsinki, Ateneum Art Museum, Finnish National Gallery)
  • Akseli Gallen-Kallela, Frühling.
  • Akseli Gallen-Kallela, Winter, 1902, Étude pour les fresques du mausolée de Sigrid Jusélius (1887-1898) à Pori, Tempera auf Leinwand, 76 x 144 cm (Finnland, Helsinki, Ateneum Art Museum, Finnish National Gallery)
  • Akseli Gallen-Kallela, Cover (Hatje Cantz)
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.