Anna Maria Punz

Wer war Anna Maria Punz?

Anna Maria Punz (1721–1794) war eine österreichische Malerin des späten Barock. Von ihr sind bis jetzt nur drei signierte und auf 1754 datierte Stillleben bekannt.

Mysteriöse Malerin

Anna Maria Punz, geboren 1721 in Persenbeug im Waldviertel (Niederösterreich) und 1794 ebendort gestorben, ist ein Mysterium: Außer drei mittelformatigen Stillleben kennt man kein weiteres Werk von ihr. Im Pfarrarchiv Persenbeug wird sie in der Todeseintragung als „bürgerliche Malerin“ bezeichnet, verheiratet war sie mit dem Künstler Georg Albert Punz. Wo sie ihre Ausbildung erfuhr, für wen sie gearbeitet hat, und wo sich andere Werke befinden, sind derzeit noch ungelöste Rätsel.

Malerfamilie Punz

Anna Maria Punz‘ Mann, Georg Albert Punz, war auch Maler – und führt wie sie ein Schattendasein in der österreichischen Kunstgeschichte. Von ihm sind nach dem Jahr 2000 zwei Heiligenbilder im Kunsthandel aufgetaucht, eine „Geburt Christi“1, datiert 1787 und das kleinformatig, undatierte „Der Tod des Hl. Josef mit Maria und Jesus“2.

Die gemeinsamen Kinder waren Mathias Josephus Antonius, 1759 getauft und ebenfalls Künstler, sowie Franziscus Xaverius Colomannus, der im Alter von 8 Monaten starb (1763–1764). In den Taufmatriken wird Anna Maria Punz einmal Marianna, einmal Anna Maria genannt.3

Realistische Stillleben - verblüffende Könnerschaft

Punz reiht einfache Küchenobjekte wie kleine Keramikgefäße, Spanschächtelchen und Korbware in einem schmucklosen, einfachen Ambiente auf einem Möbel mit holzgemaserter Front nebeneinander, nahsichtig und malerisch äußerst präzise schildert die Künstlerin Oberflächen und Details. Stillleben der Barockzeit sind meist opulent arrangiert, mit üppigem Blumenschmuck, verschiedensten Früchten, funkelndem Glas und polierten Schalen. Die sehr schlichten Kompositionen von Anna Maria Punz überraschen mit einfachen Haushaltsutensilien und vereinzelt positioniertem Obst und Gemüse. Dadurch stehen sie mehr in der holländischen Tradition der Küchen- und Marktstücke des 17. Jahrhunderts. Darüber hinaus waren Küchenstücke im bescheidenen häuslichen Umfeld seit dem 17. Jahrhundert auch im deutschen und österreichisch-böhmischen Raum beliebt.

Anna Maria Punz war Anfang Dreißig, als sie diese Stillleben schuf und auf jeden Fall eine Meisterin ihres Faches. Sie kannte die niederländische und deutsche Tradition, wusste um die malerische Wiedergabe von Materialqualitäten, Plastizität und der Wirkung von Farbe, Licht und Schatten. Betrachtet man die Bilder aus der Nähe erkennt man die sichere Hand und kann auf eine routinierte Malerin schließen. Vielleicht hat Punz in die feierliche Stille ihrer schlichten Kompositionen auch eine „höhere Bedeutung“ gelegt: Die Bescheidenheit des Ambientes, die Aufschrift auf dem hellgrauen Keramiktopf „Mors in Olla [Tod im Töpfchen]“ könnten eine moralisierende Warnung vor übermäßigen leiblichen Genüssen, eine Aufforderung zur Bescheidenheit und zum Maßhalten sein. Bei wem Anna Maria Punz die Malerei Mitte des 18. Jahrhunderts so perfekt erlernte, und wie ihr Selbstbild als „bürgerliche Malerin“ war, bleibt wohl noch für länger ein Geheimnis.

Das Format (je 53 x 43,5 cm) macht die Bilder zu Kabinettstücken, ursprünglich vielleicht für eine privat Sammlungen oder eine Stiftsgalerie bestimmt. Die Frage, ob diese Stillleben in dieser nüchtern-reduzierten Wirkung in Auftrag gegeben wurden, oder ob die Arrangements die eigene Idee der Künstlerin waren, bleibt unbeantwortet.

Trotz des kleinen Formats haben die abgebildeten Objekte in den Bildern von Punz etwas Monumentales, in sich Ruhendes. Die Farbgebung in den reduzierten Grau-, Braun- und Ockertönen ist sehr harmonisch. Durch den klaren Bildaufbau, die eindringliche Einfachheit und den Einsatz der kontrastreichen Lichtführung bekommen die Kompositionen etwas Bedeutungsvolles, beinahe Feierlich-Entrücktes und wirken faszinierend zeitlos.
In der Ausstellung „Barock since 1630“ im Wiener Belvedere 2013 wurden die nüchternen Stillleben von Maria Anna Punz neben Bildern der Neuen Sachlichkeit präsentiert (→ Neue Sachlichkeit), speziell neben dem „Stillleben mit Stechpalme“ (1933) von Rudolf Wacker. Trotz – oder gerade wegen – der knapp 180 Jahre Zeitunterschied ein spannendes Nebeneinander!

Anna Maria Punz im Belvedere

1983 erwarb die Österreichische Galerie Belvedere drei Stillleben von Anna Maria Punz aus dem Wiener Kunsthandel, Galerie Sanct Lucas, Josefsplatz, Palais Pallavicini; „Stillleben mit Apfelkorb“, „Stillleben mit Krug und Tulpe“ und „Stillleben mit Küchengeschirr, Zwiebel und Kohlrabi“, alle drei signiert und datiert mit: „M. Punz pinxit. 1754. Als ursprüngliche Provenienz nennt die Datenbank des Belvedere „Haus Habsburg. – Privatbesitz, Wien“.

Anlässlich des Erwerbs der Gemälde wurde ein Forschungsauftrag an die Kunsthistorikerin Barbara Dossi vergeben, um möglichst viel über diese bis dahin unbekannte Malerin in Erfahrung zu bringen. Die Ergebnisse mündeten in einen Beitrag in den „Mitteilungen der Österreichischen Galerie“ von 1984. Georg Lechner, Barock-Kurator des Belvedere, dazu: „Leider ist die Forschung bislang noch nicht weitergekommen, vor allem sind auch keine weiteren Werke von Punz bekannt geworden, was doch erstaunlich ist. Das Interesse an ihr ist nämlich keineswegs verstummt!“ Zumindest zwei dieser außergewöhnlichen Stillleben hängen stets in der permanenten Schausammlung des Oberen Belvedere.

Anna Maria Punz: Werke

  • Anna Maria Punz, Stillleben mit Krug und Tulpe, 1754, Öl auf Leinwand, 53 x 43,5 cm (Belvedere, Wien)
  • Anna Maria Punz, Stillleben mit Apfelkorb, 1754, Öl auf Leinwand, 53 x 43,5 cm (Belvedere, Wien)
  • Anna Maria Punz, Stillleben mit Küchengeschirr, Zwiebel und Kohlrabi, 1754, Öl auf Leinwand, 53 x 43,5 cm (Belvedere, Wien)

Literatur über Anna Maria Punz

  • Barock since 1630, hg. von Agnes Husslein-Arco, Georg Lechner und Alexander Klee (Ausst.-Kat. Unteres Belvedere, Wien, 27.2.– 9.6.2013), Wien 2013, S.190, 212ff.
  • Meisterwerke im Belvedere, Barock, hg v Agnes Husslein-Arco, Wien 2008, S. 276–279.
  • Barbara Dossi, Drei Gemälde von Marianna Punz. Ein Beitrag zur barocken Stillebenkunst, in: Mitteilungen der Österreichischen Galerie, Jg. 28, 1984, S. 53–67.

Beitrag von Karla Starecek, 20.6.2020

  1. Öl auf Leinwand, 123 x 83 cm.
  2. Öl auf Papier, 35 x 24 cm
  3. Dossi, S. 54.