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Braunschweig | Museum Hinter Aegidien: Göttinnen des Jugendstils Frauenbilder um 1900 | 2023

Göttinnen des Jugendstils

Göttinnen des Jugendstils

Feen und Furien, Fahrradfahrerinnen und Sportlerinnen – Frauenbilder im Jugendstil stehen im Zentrum des deutsch-niederländischen Ausstellungsprojektes. Die Ausstellung wirft ein neues Licht auf eine außergewöhnliche Epoche und auf die Frage, wie das Bild der Frau in dieser Zeit verwendet wurde – auf Gemälden, Schmuckstücken, Werbeplakaten und Buchumschlägen. Ob schreckliches Fabelwesen, wunderschöne Göttin oder adrett gekleidete Werbeikone – eines der wichtigsten Motive im Jugendstil war die Frau. Die Ausstellung zeigt die Bandbreite und Ambivalenz der Frauenbilder um 1900.

Das Fin de Siècle war eine Zeit des einschneidenden Wandels. Verstädterung, Massenkonsum und Werbung, Industrialisierung, Klassenkampf und Frauenbewegung prägten diese Zeit. Die neue Kunst wurde schnell in ganz Europa populär, ob als Arts-and-Crafts-Bewegung in England, Art Nouveau in Frankreich, Modernismo in Spanien oder Jugendstil in Deutschland. Die Bezeichnung der Kunstrichtung „Jugendstil“ geht in Deutschland auf die gleichnamige Zeitschrift zurück. Namhafte Jugendstilkünstler:innen gestalteten die Titelseiten und Illustrationen

Göttinnen des Jugendstils in Braunschweig 2023

Thema der Ausstellung ist die Konstruktion von Frauenbildern im Jugendstil. Der Jugendstil als kunsthistorische Epoche (ca. 1890 bis 1914) war vor allem durch seine floralen Ornamente, Linien und durch seine abstrakten Formen charakterisiert. Mit seinem programmatischen Ansatz, dem Ruf nach „rauschender Begeisterung und ungeahntem Entzücken“ (August Endell, 1898) war das Anliegen verknüpft, sich durch die Kunst positiv auf alle Lebensbereiche auszuwirken.

Ein Blick in das Bürgerliche Gesetzbuch jener Zeit genügt, um das Missverhältnis zwischen idealisiertem Entwurf und weiblichen Lebensrealitäten dieser Zeit zu erfassen. Zahlreiche Medienstationen beleuchten daher die realen Lebensumstände von Frauen, ihre Forderung nach gesellschaftlicher Teilhabe und politischer Mitbestimmung. Die Ausstellung gibt zudem den weniger bekannten Jugendstilkünstlerinnen in der männerdominierten Welt des Fin de Siècle eine Stimme, präsentiert ihre Lebenswege und ihre Kunst.

Häufig wurden selbstbestimmte Frauen als gefährliche Wesen, als Monster und als femmes fatales dargestellt. Die Harpyie, ein geflügeltes Mischwesen aus der antiken Mythologie verkörperte wie Medusen und Hexen diesen Zugang im Jugendstil. Andererseits bildeten weibliche Allegorien seit der Antike allgemeine Begriffe ab. Darauf Bezug nehmend, entwarf Charles Robert Sykes mit Spirit of Ecstasy eine Figur, welche zwischen 1911 und 1934 die Kühlerhaube jedes Rolls Royce zierte.

„Göttinnen des Jugendstils“ ist ein gemeinsames Projekt des Allard Pierson – Sammlungen der Universität von Amsterdam, des Badischen Landesmuseums Karlsruhe und des Braunschweigischen Landesmuseums.

Zur Ausstellung ist zudem eine reich bebilderte Publikation erschienen.

Göttinnen des Jugendstils: Bilder

  • Detail des Windfangs des Wolfenbütteler Fotoateliers von Adolf Herbst mit Fotografin und Malerin vor ihrer Staffelei, um 1900 © Braunschweigisches Landesmuseum, Anja Pröhle
  • Wandteller mit Harpyie von Hans Thoma, 1901 © Badisches Landesmuseum Karlsruhe, Peter Gaul
  • Karl Bauer, Titelseite Jugend, 18. Juli 1896 © Allard Pierson, Universität von Amsterdam
  • Julie Wolfthorn, Das Mädchen mit den blaugrünen Augen (Waldhexe), um 1899 © The Jack Daulton Collection, Los Altos Hills CA USA, Don Tuttle
  • Spirit of Ecstasy von Charles Robert Sykes, 1911 © Badisches Landesmuseum Karlsruhe, Peter Gaul

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