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Riehen | Fondation Beyeler: Basquiat. The Modena Paintings Erste Präsentation der 1981 entstandenen Bilder | 2023

Jean-Michel Basquiat, The Guilt of Gold Teeth, 1982, Acryl, Sprühfarbe und Ölstift auf Leinwand, 240 x 421,3 cm (Nahmad Collection © Estate of Jean-Michel Basquiat. Licensed by Artestar, New York)

Jean-Michel Basquiat, The Guilt of Gold Teeth, 1982, Acryl, Sprühfarbe und Ölstift auf Leinwand, 240 x 421,3 cm (Nahmad Collection © Estate of Jean-Michel Basquiat. Licensed by Artestar, New York)

Jean-Michel Basquiat (1960–1988) malte im Sommer 1982 für eine seiner ersten Einzelausstellungen eine Gruppe großformatiger Werke, die in einer Galerie im italienischen Modena gezeigt werden sollten. Doch vor der Eröffnung wurde das Projekt abgesagt, die Gemälde wurden nie zusammen gezeigt. Mehr als vierzig Jahre später bringt die Fondation Beyeler die mittlerweile in US-amerikanischen, asiatischen und Schweizer Sammlungen befindlichen Meisterwerke erstmalig zusammen.

Basquiat 1982

Im Jahr 1981 wandelte sich Jean-Michel Basquiat vom Street Art-Künstler zum ernstzunehmenden Maler. Von Februar bis April nahm knapp 20-jährige Künstler an der von Diego Cortez im MoMA PS1 in Long Island City organisierten Ausstellung „New York/New Wave“ teil. Erst ein halbes Jahr zuvor war seine Kunst in der Öffentlichkeit ausgestellt worden: „Times Square Show“ (Juni 1980). Diese führte dazu, dass Glen O’Brien Basquiat für die Hauptrolle des von ihm produzierten Films „New York Beat“ besetzte.

Im Mai reiste Basquiat anlässlich seiner ersten Einzelausstellung in der Galleria d’Arte Emilio Mazzoli in Modena zum ersten Mal nach Europa. Die Werke sollten unter dem Titel „SAMO©“ ausgestellt werden, was jedoch nicht zustande kam.

Im September 1981 lud Annina Nosei Basquiat ein, das Untergeschoss ihrer Galerie als Atelier zu benutzen. Im Oktober nahm er an der Gruppenausstellung Public Address in der Annina Nosei Gallery in New York teil. Im Dezember erschien mit „The Radiant Child“ von Rene Ricard in der Zeitschrift „Artforum“ der erste ausführliche Artikel über Basquiat sowie einige andere Künstlerinnen und Künstler.

Die Bedeutung von Basquiats Aufenthalt in Italien erschließt sich aus einem Interview des Künstlers mit Henry Geldzahler, der zwischen 1977 und 1982 als Beauftragter für kulturelle Angelegenheiten für den Oberbürgermeister von New York tätig war:

„H[enry] G[eldzahler]: Was kannst du über die Auflistung vorsokratischer Philosophen in den neueren Gemälden sagen und auch über die Art in deiner Malerei integrierten Quellenmaterials, das sich nicht so sehr von Twombly herleitet, aber doch von dem gleichen synthetischen Denken. Hast du das schon seit deiner Kindheit gemacht, Dinge auflisten?
J[ean] M[ichel] B[asquiat]: Das hat seinen Ursprung in meiner Reise nach Italien, als ich Namen aus Reiseführern und historischen Kurzdarstellungen notiert habe. […] eigentlich wollte ich jeweils die ganze Geschichte abschreiben, aber das war mir dann doch zu mühsam, weshalb ich mich auf die Liste der handelnden Personen beschränkt habe.“1

Die Ausstellung in der Fondation Beyeler bezieht sich jedoch nicht auf Basquiats ersten Besuch in Modena, sondern auf den zweiten im Folgejahr. 1982 gelang dem Amerikaner der internationale Durchbruch. Nachdem die Annina Nosei Gallery ihm im Frühjahr seine erste Einzelausstellung gewidmet hatte (März-April), lud ihn Achille Bonito Oliva zur Teilnahme an „Transavanguardia. Italia/America“ in der Galleria Civica in Modena ein (21.3.-2.5.1982). Basquiat war zweifellos der am wenigsten bekannte Künstler, der den international renommierten Italienern und New Yorkern zur Seite gestellt wurde. Im Mai wechselte Basquiat von Annina Nosei zu Bruno Bischofberger als Hauptgalerist, ab Frühjahr 1983 übernahm Mary Boone in New York seine Vertretung. Im Juni war Basquiat der jüngste von 176 Teilnehmern der „documenta 7“ in Kassel.

Die Fondation Beyeler zeigt erstmals die während Basquiats zweitem Modena-Aufenthalt entstandenen Werke geschlossen in einer Ausstellung. Damit wird ein Kapitel im frühen Schaffen des Künstlers rekonstruiert, das bis dato noch nicht umfassend gewürdigt wurde.

VIDEO: Basquiat über seine Kunst im Jahr 1982

Jean-Michel Basquiat

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Baselitz selbst traf die Auswahl der Werke – etwa 80 Arbeiten aus dem eigenen Schaffen, 40 aus der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums –, wobei er sich vollkommen auf den Akt konzentrierte.
  1. Zitiert nach Henry Geldzahler, Art from Subways to Soho: Jean-Michel Basquiat, in: Interview 1/XIII, Januar 1983, in: Jean-Michel Basquiat The Mugrabi Collection. Gemälde und Arbeiten auf Papier, hg. v. Jacob Baal-Teshuva (Ausst.-Kat. KunstHausWien, 11.2.–2.5.1999) 1999, S. 50; Basquiat, hg. v. Dieter Buchhardt und Sam Keller (Ausst.-Kat. Fondation Beyeler, Riehen b. Basel, 9.5.–5.9.2010), Ostfildern 2010, S. XLVIII.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.