Vivian Suter

Wer ist Vivian Suter?

Vivian Suter (*26.8.1949, Buenos Aires) ist eine argentinisch-schweizerische Malerin der Zeitgenössischen Kunst. Sie wurde in den letzten Jahren für großformatige, abstrakte Bilder bekannt, die sie nicht auf Keilrahmen aufspannt, sondern in Form von immersiven Installationen in den Ausstellungsräumen hängt, auf den Boden legt, übereinander positioniert. Zudem spielt bei der Entstehung der Werke die Natur eine große Rolle, da die Künstlerin ihre Bilder den Naturgewalten aussetzt und so die Erinnerung an Zeit und Ort einschreiben lässt. Die in der Schweiz ausgebildete Suter übersiedelte 1983 nach Guatemala, wo sie im Regenwald ihr Atelier einrichtete. Seit ihrer Teilnahme an der „Documenta 14“ (2017) und dem wachsenden Bewusstsein im Zuge der Klimakrise wird Suter weltweit ausgestellt.

Vivian Suter lebt und arbeitet in Panajachel, Guatemala.

„Meine Geisteshaltung ist wie eine Art Meditation, ich pflege eine osmotische Beziehung zur Natur, die sich ständig verändert. Ich denke, diese Wechselwirkung wird auch in meinem Schaffen sichtbar.“ (Vivian Suter)

Kindheit

Vivian Suter wurde als Vivian Wild am 26. August 1949 in Buenos Aires, Argentinien, geboren. Sie stammt aus einer Künstlerinnenfamilie. Ihre Urgroßmutter war bereits Künstlerin und ihre Mutter Elisabeth Wild (1922–2020) ebenso. Bis Vivian Suter 13 Jahre alt war, lebte die Familie in Argentinien, danach übersiedelte sie zurück in die Schweiz.

Ende der 1960er Jahre heiratete Vivian Wild Martin Suter (*1948), einem Werbefachmann der seit den 1980er Jahren als Autor bekannt geworden ist. Das Paar blieb bis in die frühen 1980er Jahre zusammen und bereiste gemeinsam Afrika und Indien.

Ausbildung

In der Schweiz besuchte Vivian Suter die Kunstgewerbeschule in Basel, wo sie in die Malklasse ging, weiters lernte sie Bildhauerei, Farbe und Schreiben. 1972 schloss Suter ihre Ausbildung ab und hatte ihre erste Ausstellung in der Galerie Stampa in Basel.

Werke

1981 erhielt Vivian Suter ein Bundeskunststipendium und wurde vom Kunsthistoriker und Kurator Jean-Christophe Ammann, der die Leitung der Kunsthalle Basel innehatte, zu einer Ausstellung eingeladen. Als Vivian Suter 1983 im Anschluss an diese ersten Erfolge die Schweiz verließ, wurde sie in Europa für viele Jahre vergessen.

Im Alter von 33/34 Jahren zog Vivian Suter nach Panajachel, Guatemala, wo sie ihr Heim und ihr Atelier auf einer ehemaligen Kaffeeplantage inmitten des Dschungels am Ufer des Vulkansees Atitlan einrichtete. Inspiriert von der üppigen Pflanzenwelt, den Blumen, Vögeln und dem ständig wechselnden Wetter dieses tropischen Lebensraums, erinnern Suters abstrakten Malereien an die lebendige Energie des Waldes: Große Leinwände ohne Spannrahmen sind in Farbe getränkt, mit gestischen Pinselstrichen bemalt und mit organischen Motiven gestaltet. Damit war es Vivian Suter gelungen – losgelöst von allen Richtungen und Einflüssen – eine höchst eigenständige Bildsprache zu entwickeln, der den Werken ihre Entstehungsumstände eingeschrieben sind. Die Natur war bis dahin Vivian Suters Atelier und ist es noch heute.

„Sie müssen klettern, um dorthin zu kommen, und durch Pflanzen und Bäume gehen. Sie sind mitten im Vogelgezwitscher und im Geruch der Erde und der Früchte. Anscheinend müssen Sie zuerst einen Platz suchen im Wald, um malen zu können.“ (Julie Enckell Julliard)

2005 zerstörte ein Tropensturm große Teile von Panajachel und überschwemmte Suters Atelier. Ihre Bilder waren danach mit einer Schlammschicht überzogen und wiesen Wasserflecken aus. Anstatt diesen Eingriff der Natur als Schaden an den Leinwänden zu sehen, deutete Suter den Eingriff als Ergänzung zu ihrer Arbeit um. Sie entdeckte daran, wie sich ihre Arbeit als Reaktion auf und in Harmonie mit ihrer Umgebung entwickelte. Seitdem hat sie die Unberechenbarkeit ihrer Wahlheimat Guatemala angenommen und das Eindringen der Elemente in ihre Praxis aktiv gefördert. Ihre ungrundierten Leinwände werden im Freien gelassen, um die Spuren von fallendem Laub, Regenwasser, Schmutz, vorbeiziehenden Tieren und die Pfotenabdrücke ihrer Hunde Bonzo, Nina und Tintin aufzunehmen. Damit prägt sich das tägliche Leben des Waldes auf die Oberfläche jedes einzelnen Werkes ein.

Die Eigenheiten dieses spezifischen Produktionsprozesses und -kontextes werden auch im Rahmen ihrer Ausstellungen spürbar. Vivian Suter arrangiert die in den Raum gestellten oder gehängten Gemälde zu Teilen einer riesigen Textilskulptur. Sich darin zu bewegen, kommt einer immersiven Erfahrung gleich, die an die Struktur des Regenwaldes denken lässt.

Wiederentdeckung

Erst 2014 kehrte Vivian Suter auf Einladung des Kurators Adam Szymczyk in die Kunsthalle Basel zurück: Im Rahmen der Einzelausstellung „Vivian Suter intrépida featuring Elisabeth Wild Fantasías 2“ zeigte sie Arbeiten aus den vergangenen 30 Jahren ihres Schaffens, zusammen mit ausgewählten Collagen ihrer Mutter Elisabeth Wild. Adam Szymczyk war es auch, der sie – 45 Jahre nach ihrer ersten Reise zur Documenta – auf der „Documenta 14“ in Kassel und in Athen präsentierte. Seither wird die Künstlerin weltweit von großen Institutionen eingeladen.

Ehrungen

2021: Schweizer Grand Prix Kunst / Prix Meret Oppenheim des Bundesamts für Kultur (BAK).

Beiträge zu Vivian Suter

19. September 2021
Vivian Suter, Untitled, Mixed Media auf Leinwand, 185 x 310 cm (Courtesy of the artist and Karma International, Zürich)

Luzern | Kunstmuseum: Vivian Suter Retrospektive der Werke seit den 1980ern

Werkschau der argentinisch-schweizerische Künstlerin, die 2021den Schweizer Grand Prix Kunst / Prix Meret Oppenheim des Bundesamts für Kultur (BAK) erhalten hat.
17. Januar 2020
Vivian Suter, Tintin’s Sofa, Ausstellungsansicht Camden Art Center, London, 2020

London | Camden Arts Centre: Vivian Suter Immersive Installation verbindet die Tropen mit dem Londoner Winter

Vivian Suters Werke aus dem Regenwald im Dialog mit der Londoner Winterlandschaft: Die Leinwände entwickeln sich während der Ausstellungsdauer weiter und sammeln Erinnerungen an die neue Umgebung.