Viel haben sie ihm, Paul Durand-Ruel (31.10.1831–5.2.1922), zu verdanken, die Impressionistinnen und Impressionisten. Ohne ihn, so war sich Claude Monet in seinen Anfängen sicher, hätte sie nicht überlebt. Ab 1870/71 vertrat er die Pariser Avantgarde, ging mit seiner Galerie sogar in Konkurs und verkaufte die heute so beliebten Gemälde auch in die Vereinigten Staaten. Durand-Ruel handelte mit Werken von Monet, Pissarro, Degas und Renoir und kämpfte für die Akzeptanz ihrer neuen Bildsprache. In ihm verband sich ein Gespür für Kunst mit Kommerz, was ihm erlaubte, aus seiner Pariser Galerie eine international agierende Firma zu machen. Filialen in London und New York organisierten Ausstellungen und machten die Impressionistinnen und Impressionisten weltweit zu gefragten Künstlerinnen und Künstlern, bzw. den Impressionismus zu einem allerorts bekannten Begriff. In Kooperation mit der Londoner National Gallery und dem Philadelphia Museum of Art organisierte die Réunion des Musées Nationaux – Grand Palais unter der wissenschaftlichen Leitung von Sylvie Patry eine Wanderausstellung von ca. 85 Werken, die entweder von der Galerie Durand-Ruels verkauft wurden oder in ihr ausgestellt waren. Sie zählen bis heute zu den Höhepunkten impressionistischer Bildkunst.
Frankreich/ Paris: Musée du Luxembourg
9.10.2014-8.2.2015
England/ London: The National Gallery of Art
4.3.-31.5.2015
USA/ Philadelphia: Philadelphia Museum of Art
24.6.-13.9.2015
Unter dem Titel „Le pari de l’impressionnisme“ („The gamble of the Impressionists“ / „Die Wette der Impressionisten“) stellen das Musée du Luxembourg, die National Gallery of Art und das Philadelphia Museum of Art erstmals das Lebenswerk des bedeutenden Kunsthändlers in einer internationalen Ausstellung vor. Paul Durand-Ruel hatte 1865 seinen Vater als Geschäftsführer eines Schreibwarenladens mit angeschlossener Kunstgalerie abgelöst und wurde zum ersten und wichtigsten Vertreter der Pariser Impressionistinnen und Impressionisten. Zeitgenossen erkannten in ihm bereits einen Pionier des modernen Kunsthandels, der Gemälde genauso wie Möbel, Fotografien (auch Reproduktionen nach berühmten Gemälden), Drucke und Skulpturen veräußerte. Er wurde emphatisch als Prophet, Apostel und Hohepriester der Impressionismus tituliert. Seine Arbeit zwischen persönlicher Begeisterung und kommerziellem Erfolg, seine Taktiken und sein Taktieren müssen als integraler Bestandteil der Geschichte des Impressionismus gesehen werden.1 Seinem Engagement verdanken die Vereinigten Staaten ihre reichen Bestände französischer Malerei des 19. Jahrhunderts, allen voran der Impressionistinnen und Impressionisten. Damit ist die Geschichte der Galerie Durand-Ruel untrennbar mit internationalen Beziehungen, der Schaffung eines kunsthistorischen Kanon und der Entwicklung der Industrialisierung verbunden.
Im vorliegenden Katalog gelingt es den Autorinnen un Autoren, ein schärferes Bild von den modernen Methoden und der Persönlichkeit Durand-Ruels zu zeichnen, als es bislang bekannt war. Darüber hinaus belegt eine ausführliche Biografie (siehe unten) den Aufbau von Kontakten und Netzwerken, Erstankäufe und Preise, wichtige Galerieausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen, Publikationen, Umzüge und Reisen. Durand-Ruels Galerie war nicht nur für den Primärmarkt, d. h. die Erstverkäufe von Werken, wichtig, sondern der Galerist betätigte sich auch im Sekundärmarkt, war als Kunstexperte wie Auktionator gefragt und tätigte selbst maßgebliche Ankäufe bei Auktionen und Nachlässen. Nicht verschwiegen wird, dass Durand-Ruel durch Erwerb ganzer Bildproduktionen die Preise zu drücken suchte. Er legte diese „Ware“ für spätere Verkäufe auf Lager und beschickte mit ihnen Ausstellungen. Von ihm gewährte Vorschüsse wurden von Künstlern mit Kunstwerken beglichen. Das Archiv der Firma, seit 1864 aufgebaut (sic!), diente dabei, ergänzt durch Zeitungsberichte und weitere Archive in Frankreich, England, Deutschland und den USA, als wichtigste Quelle.
Paul Durand-Ruel schätzte die Salonmaler des späten 19. Jahrhunderts wie Eugène Delacroix, Adolphe-William Bouguereau, Alexandre Cabanel, Jean Bonnat, Baudry und verkaufte ihre Werke für Tausende von Francs. Dabei machte er allerdings auch manchmal Verluste: Er kaufte Delacroix‘ „Tod des Sardanapal“ (1827) 1873 zum Höchstpreis von 96.000 Francs und verkaufte das Werk sechs Jahre später für nur mehr 50.000 Francs (S. 94). Normalerweise versuchte der Kunsthändler moderate Aufschläge von 20 bis 30 % zu erzielen. So erwarb er das berühmte Gemälde „L’Angélus [Das Angelusläuten]“ (heute: Paris, Musée d’Orsay) von Millet am 3.2.1872 für 30.000 Francs von Gavet und verkaufte es für 38.000 Francs an Gauchez für John Waterloo Wilson, wie der Händler in seinen Memoiren festhielt.[/note]Paul Durand-Ruel. Le pari de l’impressionnisme (Ausst.-Kat. Musée du Luxembourg, Paris 9.10.2014-8.2.2015, National Gallery, London 4.3.-31.5.2015, Philadelphia Museum of Art 24.6.-13.9.2015), S. 218, Fn 41: „Le Berger“ erworben für 32.000 Francs von Gavet im April 1872, verkauft für 40.000 Francs an Gibson am 9. Juli 1872; „La Mort et le bûcheron“, erworben von Brame im Februar 1872 für 16.000 Francs.[/note] Weniger bekannt ist, dass Durand-Ruel aber auch mit Alten Meistern handelte. So verkaufte er 1906 El Grecos „Himmelfahrt Mariae“ an das Art Institute of Chicago, mehrere Werke von Rembrandt und Goya folgten.
Seine Vorliebe galt anfangs den Werken von Camille Corot, Rousseau, Alexandre-Gabriel Decamps, Gustave Courbet, Eugène Boudin, Henri Fantin-Latour oder Puvis de Chavannes. Ab den frühen 1870er Jahren interessierten ihn aber auch die Gemälde von Edouard Manet, Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir, Edgar Degas, Camille Pissarro und Alfred Sisley. Vor allem sein Verhältnis zu Monet, Renoir, Pissarro, Sisley, Manet, Degas und Cassatt werden im 240 Seiten starken Ausstellungskatalog beleuchtet. Während die hochpreisigen Gemälde der Alten Meister, von Eugène Delacroix und den akzeptierten Akademieprofessoren für Jahrzehnte für den ausgeglichenen Haushalt der Galerie sorgten, wurden die Impressionistinnen und Impressionisten anfangs für wenige hundert Francs an den Galeristen veräußert. Ein Pissarro oder Monet in den frühen 1870er Jahren kostete nicht mehr als 100 oder 300 Francs. Vergleichsweise verdiente eine Verkäuferin ebenfalls etwa 100 Francs im Monat. Paul Durand-Ruel hingegen ließ sich 1874 18.000 Francs als Gehalt auszahlen! Um 1880 konnte Monet als Erster bereits bis zu 1.500 Francs pro Bild verlangen, und erneut zehn Jahre später alle von ihrer Malerei leben.
Als „Schule von 1830“ oder „Schule von Barbizon“ wurde eine Gruppe von Malern bekannt, die sich im Wald von Schloss Fontaintebleau zum Landschaftsmalen nach der Natur trafen. Jean-Baptiste Camille Corot, Jean-François Millet, Théodore Rousseau, Narcisse Virgilio Díaz de la Peña, Constant Troyon, Charles-François Daubigny (→ Charles-François Daubigny: Wegbereiter des Impressionismus) und Durand-Ruels „guter Freund“ Jules Dupré waren ab ca. 1835 die wichtigsten Mitglieder dieser losen Künstlerkolonie. Seit dem Jahr 1840 kannte Durand-Ruel Jean-François Millet, den er auch kontinuierlich vor der Kritik verteidigte. Er bot ihm 1866 einen Exklusivvertrag mit jährlichem Einkommen von 30.000 Francs an (S. 56) den der Künstler ausschlug. Dennoch kaufte Durand-Ruel weiterhin bei ihm Werke, darunter auch die späten Landschaften. Darüber hinaus erwarb er von Sammlern und Händlern die Hauptwerke des Künstlers wie „L’Angélus“ für 30.000 Francs (am 3.2.1872 erworben, heute: Paris, Musée d’Orsay), „Le Berger“ (heute: The Yamanashi Prefectural Museum of Art) und „La Mort et le bûcheron“ (heute: Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek) (S. 57). Ab 1860 handelte Durand-Ruel mit Werken von Jean-Baptiste Camille Corot und wurde zu dessen wichtigstem Geschäftspartner. Dadurch konnte der Händler das gesamte Œuvre des Künstlers präsentieren (S. 51).
Immer wieder lässt sich beobachten, wie Geschäftssinn und persönliche Bewunderung bei Durand-Ruel Hand in Hand gingen: Zwischen März und Juni 1867 kaufte er 81 Gemälde und Ölskizzen von Théodore Rousseau für eine Summe von 100.000 Francs. Dass er sich auch für die in der Natur entstandenen Ölskizzen interessierte, ist in dieser Zeit außergewöhnlich, machte sich jedoch einige Jahre später bezahlt (S. 52). Bereits im Dezember 1867, als Rousseau starb, erwarb der Händler eine signifikante Anzahl von Meisterwerken Rousseaus. Das bedeutende Frühwerk „L’Allée des châtaigniers“ (1837–1842, heute: Paris, Musée du Louvre) verkaufte er für 27.100 Francs an den türkischen Sammler Khalil Bey weiter (S. 54). Mit Hilfe seiner ab Januar 1869 herausgegebenen Zeitschrift Revue internationale de l’art et de la curiosité, die in Paris, London, Turin, Florenz, Wien und Frankfurt vertrieben wurde, und ergänzt durch eine Serie von öffentlichen Vorträgen ab 1870 lancierte er weiteres Interesse an „seinen“ Künstlern. Zur Weltausstellung von Paris 1878 stellte er die „Schule von Barbizon“ in einer imposanten Gruppenausstellung mit 382 Werken publikumswirksam zusammen. Damit bewies der Galerist eindrucksvoll seine Monopolstellung für den Handel mit moderner, französischer Malerei. Dass in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Kunstmarkt – parallel zur Entwicklung der Wirtschaft – nicht nur den spekulierenden Händler, sondern auch den spekulierenden Sammler hervorbrachte, und Durand-Ruel diesen auch half, ihre Werke mit großem Gewinn weiter zu veräußern, brachte ihm auch massive Kritik ein, die vor allem von Claude Monet am lautesten geäußert wurde.
Erst der Aufenthalt in London 1870/71 machte aus Paul Durand-Ruel den „Pionier des Impressionismus“, obwohl die Künstler in den 1860er-Jahren bereits mehr oder weniger erfolgreich, manchmal auch skandalumwittert am Pariser Salon ausstellten (z. B. Monet zeigte „Camille im grünen Kleid“ 1866). Durand-Ruel lernte im selbst gewählten Exil zuerst Camille Pissarro und dann Claude Monet kennen. Ab 1872 folgten Ausstellungen mit Manet, Degas, Sisley und Renoir. Die folgende wirtschaftliche Krise der Galerie verunmöglichte ihre Präsenz in den wichtigen Jahren des Impressionismus von 1874/75 bis 1880/81. In dieser Zeit zeigte Durand-Ruel nur fünf Einzel- bzw. Gruppenausstellungen mit Werken der Avantgarde. Stattdessen wollte er – wie bei den Malern der Schule von Barbizon – eine Monopolstellung erlangen. Durand-Ruel kaufte 1872 51 Gemälde von Édouard Manet für 35.000 Francs (S. 69) sowie 1875 18 Gemälde auf der ersten, desaströs verlaufenden Auktion von Renoir, Monet, Morisot und Sisley.
Für die zweite Impressionisten-Ausstellung 1876 vermietete er drei Räume seiner Galerie für 1.500 Francs an die Gruppe. Die Broschüre „La Nouvelle Peinture. À propos du groupe d’artistes qui expose dans les galeries Durand-Ruel“ mit Texten von Edmond Duranty verband die Impressionisten und ihre Ideen mit dem Galeristen. Ausstellungen wurden so zum wichtigsten Instrumentarium des Galeriebetriebs, gefolgt von Publikationen, Selbstäußerungen von Künstlerinnen und Künstlern sowie den Kontakten zu Kritikern wie Sammlern. Aber erst in den 1890er Jahren stellte sich kommerzieller Erfolg ein: Die Einzelausstellungen von Renoir, Pissarro und Monet in den Jahren 1891 und 1892 sind dafür sichtbarer Beweis. Als erste impressionistisches Gemälde wurde Renoirs „Jeunes filles au piano“ 1892 vom Französischen Staat für das Musée Luxembourg erworben und ausgestellt.
Diesem Erfolg ging jahrelange Überzeugungsarbeit in Deutschland, England, Nordamerika, Österreich, Belgien, Holland, Russland und Schweden voran. Paul Durand-Ruel lieh Werke für Ausstellungen in London, Wien und Chicago, stellte in Galerieräumen von Geschäftspartnern wie McLean, Gurlitt, Estman Chase und in Auktionshäusern in den USA sowie Deutschland aus. Wieder zurück in Paris stellten Pissarro und Monet ihre Freunde Degas, Sisley und Renoir vor. Vor allem nach dem plötzlichen Tod seiner Frau 1871 widmete sich der sechsfache Familienvater verstärkt dem Geschäft. Kurze Zeit nach seinem persönlichen Verlust erwarb er 1872 erstmals im Januar Gemälde von Degas („Le Foyer de la danse“, „L’Orchestre de l’Opéra“), Puvis de Chavannes im Februar („L’Espérance“), Renoir („Le Pont des Arts“) und Sisley im März („Chemin de l’église“), Boudin im Mai („Au rivage“, Salon de 1872), Berthe Morisot im Juli („La Jetée“).
Beim belgischen Maler Alfred Stevens entdeckte er zwei Werke von Edouard Manet („Le Saumon“, 1869, heute: Shelburne Musem; „Claire de lune sur le Port de Boulogne“, 1868, heute: Musée de Louvre), die er sofort kaufte. Einige Tage später besuchte er den Maler in dessen Atelier und erwarb auf einen Schlag 23 Leinwände, darunter „Le Combat du Kearsarge et de l’Alabama“ und „Le Lecteur“. Da Manet in diesen Jahren ein von Diskussionen und Skandalen begleiteter Künstler und dadurch kaum verkäuflich war, durfte Durand-Ruel auf die Preisentwicklung der kommenden Jahre spekuliert haben. Diesem ersten Großeinkauf folgten auch Jahre der finanziellen Schwierigkeiten, die sich parallel zu den von den Impressionisten selbst organisierten und teils heftig kritisierten Ausstellungen verstärkten.
Die Geschichte des Impressionismus lässt sich als Bewegung in mehreren Wellen beschreiben: Von der Ersten Impressionisten-Ausstellung 1874 bis zur Achten Impressionisten-Ausstellung 1886 vollzog sich der Wandel von völliger Ablehnung durch das Publikum über einen ersten wirtschaftlichen Erfolg 1879, den Salonbeteiligungen von Pierre-Auguste Renoir (1878, 1883) sowie Claude Monet (1880) und dem Ende des Impressionismus als Avantgarde. Die Tendenz zur Einzelausstellung lässt sich bereits für die Jahreswende 1879/80 feststellen, da sich Renoir im Juni 1879, Monet im Juni-Juli 1880, Sisley im November 1881 im Lokal der Zeitschrift La Vie moderne, gegründet von Georges Charpentier, so dem Publikum präsentieren konnten. Begleitet wurden diese Schauen von Katalogen, einem neuen Medium der Kunstvermittlung. 1883 entschied Durand-Ruel ebenfalls, die Künstlerinnen und Künstler einzeln zu vermarkten. Boudin, Monet, Renoir, Pissarro und Sisley erhielten in diesem Jahr jeder eine Einzelausstellung, die heute wohl als „mid-carrier-show“ bezeichnet werden würden und von der Presse auch so wahrgenommen wurden. Erfolg oder Misserfolg einer solchen Ausstellung konnte über eine Karriere entscheiden. Im gleichen Jahr beschickte Durand-Ruel Ausstellungen in den Vereinigten Staaten und Deutschland. Erst der Siegeszug des Impressionismus dort und die neuen Sammlerinnen und Sammler konnten die Finanzen des Galeristen und sukzessive auch der Malerinnen und Malern verbessern.
Doch erst mit den Aktivitäten in New York konnte die Galerie finanziell gesunden. Durand-Ruel stellte mit Hilfe von Mary Cassatt 1885 an der American Art Association 300 Gemälde aus. Ihr Kontakt zu Louisine und Henry Havemeyer, dem „Zuckerkönig“ der Ostküste, sollte von höchster Bedeutung sein. Neben Gemälden Alter Meister vor El Grecos „Ansicht von Toledo“ (heute: Metropolitan Museum New York) und die „Majas am Balkon“ von Goya erstand Louisine Havemeyer Werke von Edouard Manet, Edgar Degas und Claude Monet. Den ersten Kritiker- und Verkaufserfolgen folgte die Gründung einer New Yorker Niederlassung 1887.
Die Textbeiträge erschließen die kommerzielle Welt des Impressionismus und vor allem das Geschäft mit ihm auf beeindruckende Weise. Wie auch in den 111 Katalognummern, ergänzt durch 25 historische Fotografien, druckgrafische Reproduktionen bekannter Werke2 und Dokumente, und der ausführlichen Biografie geht es um Verkaufsdaten und Preisentwicklung, um Sammler_innen und Ausstellungsbeteiligungen – jedoch kaum um die Reaktionen der Künstlerinnen und Künstler. Vieles erinnert bereits an den modernen Kunstmarkt, und Paul Durand-Ruel vereinte die Rollen des Entrepreneurs, Monopolisten, Globetrotters, Salonièrs, Gastgebers, Ausstellungsmachers, Liebhabers der Kunst und Verteidiger der Künstlerinnen und Künstler offenbar auf neue Art. Während die Salonkünstler von Staat und Kirche mit Aufträgen unterstützt wurden, mussten sich die Impressionist_innen mit ihren Landschaften und Bildern des modernen Lebens an ein großbürgerliches Publikum wenden und dessen Verhaltensmustern unterwerfen. Durch Industrialisierung und Börsengeschäfte reich geworden, sahen einige von ihnen in der Kunst auch Spekulationspotential. Durand-Ruel unterstützte seine Klienten daher u. a. mit gewinnbringendem Weiterverkauf, während „seine“ Künstlerinnen und Künstler durch Ausstellungen und Publikationen gefördert wurden. Dass sich dabei so mancher, darunter Claude Monet, übervorteilt fühlte, überrascht nicht.
Im ausgezeichnet gearbeiteten Katalog stehen ganz- und halbseitige Abbildungen der Hauptwerke direkt bei den Beiträgen, die chronologisch die wichtigsten Phasen des Händlers aufarbeiten. Paul-Louis Durand-Ruel und Flavie Durand-Ruel waren als Nachkommen wichtige Kooperationspartner für das Projekt, da die Forschung das materialreiche Archiv der Firma als Grundlage braucht. Simon Kelly widmete sich den Beziehungen von Durand-Ruel zu den Mitgliedern der „Schule von Barbizon“, John Zarobell den wichtigen drei Jahren 1870–1873 in London und Durand-Ruels Schwenk zu den Impressionisten. Sylvie Patry zeigt auf, wie die monografischen Ausstellungen des Jahres 1883 zwar keine Erfindung Durand-Ruels waren, aber von ihm besonders spektakulär umgesetzt wurden. Die französischen Sammler werden von Anne Distel beleuchtet, während Jennifer A. Thompson die wichtigen Beziehungen von Durand-Ruel zu Amerika darlegt. Dorothee Hansen schließt mit der Rezeption in Deutschland an und Anne Robbins die Beziehung zu London nach 1900.
Im Katalogteil sind alle Werke alphabetisch aufgelistet und klein abgebildet. Es fällt deutlich auf, dass Claude Monet mit 30 Werken der am besten vertretene Künstler der Ausstellung ist, während Cassatt mit einem, Morisot und Cézanne mit zwei, Degas und Sisley mit sieben, Manet und Pissarro mit acht und Renoir mit 16 Werken gezeigt werden. Das „Zugpferd“ der heutigen Ausstellung hatte sich Zeit seines Lebens jedoch am lautesten gegen die Geschäftsauffassung von Durand-Ruel gewehrt und dessen Monopolstellung durch eine Zusammenarbeit mit Georges Petit auszuhebeln versucht.
Die traditionellen Künstler der Schau sind Antoine-Louis Barye (7) (Paris 1795–1875 Paris) und Eugène Delacroix (3) (Charenton-Saint-Maurice, Val-de-Marne 1798–1863 Paris).
Die Schule von Barbizon: Jean-Baptiste Camille Corot (1) (Paris 1796–1875 Paris), Gustave Courbet (2) (Ornans 1819–1877 La Tour-de-Peilz, CH), Jean-François Millet (1) (Gruchy 1814–1875 Barbizon), Théodore Rousseau (3) (Paris 1812–1867 Barbizon).
Von den Impressionistinnen und Impressionisten sind vertreten: Eugène Boudin (1) (Honfleur 1824–1898 Deauville), Mary Cassatt (1) (Allegheny City, Pennsylvania 1844–1926 Château de Beaufresne, près de Paris), Paul Cézanne (2) (Aix-en-Provence 1839–1906 Aix-en-Provence), Edgar Degas (7, darunter die wichtige „Mademoiselle Lala au cirque Fernando“, 1879, 117,2 x 77,5 cm, London, The National Gallery.) (Paris 1834–1917 Paris), Edouard Manet (8) (Paris 1832–1883 Paris), Claude Monet (30, darunter sechs Gemälde der Pappel-Serie, Ansichten von London und Argenteuil) (Paris 1840–1926 Giverny), Berthe Morisot (2) (Bourges 1841–1895 Paris), Camille Pissarro (8) (Saint-Thomas, Antilles danoises, 1830–1903 Paris), Pierre Auguste Renoir (16) (Limoges 1841–1919 Cagnes-sur-Mer), Auguste Rodin (1) (Paris 1840–1917 Meudon), Alfred Sisley (7) (Paris 1839–1899 Moret-sur-Loing).
Am 31. Oktober 1831 wurde Paul Marie Joseph Durand in Paris als Sohn von Jean Marie Fortuné Durand und dessen Frau Marie Ferdinande Ruel geboren. Die Eltern nannten sich seit 1838 Durand-Ruel.3
1839 Eröffnung eines Geschäfts in der Rue Neuvedes 193 in Petits-Champs. Durand-Ruel verkaufte Papier und Gemälde.
1843–1844 Eröffnung einer Galerie in der Rue Neuvedes 82.
1845 Publikation mit Werken von Dauzats, Decamp, de Dreux, Delacroix, Dupré, Johannot, Gavarni, Jadin, Marilhat, Robert-Fleury, Roqueplan, und anderen.
1851 Aus gesundheitlichen Gründen musste Durand-Ruel seine militärische Laufbahn abbrechen.
1855 Durand-Ruel bewunderte Delacroix auf der Weltausstellung in Paris. Diese Verehrung ist der Ursprung seiner Berufung als Händler.
um 1856 Reisen nach Lyon, Bordeaux, Belgien, Niederlande, England, Berlin, Hamburg
1857 Am 1. Juli mietete Durand-Ruel ein Lokal in der Rue de la Paix 1, an der Ecke zur Rue des Capucines.
1862 Am 4. Januar Heirat mit Jeanne Marie Eva Lafon aus dem Périgueux. Am 25. November Geburt des ersten Sohnes Joseph Marie Pierre.
1863 Am 30. März war Durand-Ruel zum ersten Mal als Experte für moderne Malerei
1865 Am 9. Januar Geburt von Charles Marie Paul, dem zweiten Sohn. Tod des Vaters Jean Marie Fortuné.
1866 Am 2. August Geburt von Georges Marie Jean Hugues.
1868 Am 31. August Geburt der ersten Tochter Marie-Thérèse.
1869 Am 15. Januar Erste Ausgabe der Monatsschrift Revue internationale de l’art et de la curiosité unter der Leitung von Ernest Feydeau, in der Durand-Ruel seine Künstler protegiert. Der Ausbruch des Kriegs verteilte das Projekt, so dass die letzte Ausgabe am 15. August 1870 erschien. Reise nach St. Petersburg zum Verkauf der Sammlung von Comtesse Gregoire Koucheleff und Besuch der Eremitage. Umzug der Galerie im Juli in die Rue de la Paix 1 (Marnyhac) und Rue Laffitte 16 / Rue Le Peletier 11.
1870 Verkauf der Sammlung des Geschäftsmanns Charles Edwards. Durand-Ruel erwarb selbst 14 Werke für eine Summe von 232.000 Francs. Geburt des fünften Kindes, Jeanne Maris Aimée Durand Ausstellung: Jules Dupré, Organisation von abendlichen Gesprächsrunden über Kunst mit Alfred Sensier und Philippe Burty als Redner.
Am 19. Juli Kriegsausbruch zwischen Frankreich und Preußen. Am 2. September kapitulierte Napoléon III bei Sedan. Am 4. September wurde die 3. Republik ausgerufen, dennoch belagerte die deutsche Armee Paris. Den Sommer schicke Durand-Ruel seiner Familie zu den Schwiegereltern im Périgord. Am 8. September Abreise nach London und Fortführung seiner Arbeit von England aus. Der Direktor der French Gallery, Henry Wallis, kümmerte sich um den Transport der Werke, die in der Galerie von Thomas McLean in Haymarket 7 zwischengelagert und von 29. Oktober bis Anfang Dezember ausgestellt wurden. Am 10. Dezember eröffnete die erste Ausstellung in der Society of French Artists in den Räumen der German Gallery in der New Bond Street 168, die Organisation war von Durand-Ruel gegründet worden. Seine Frau und vier der Kinder kamen nach London nach.
Im Dezember 1870 oder Januar 1871 stellte Daubigny Claude Monet dem Händler vor, der Monet versprach, dessen London-Bilder zu kaufen.
1871 Kauf von zwei Gemälden von Camille Pissarro für den Preis von 400 Francs. Im März erste Jahresausstellung der Society of French Artists mit 80 Werken, darunter ein Monet und zwei Pissarro. Arthur A. Hutton wurde zum Sekretär der Society. Aufgrund der revolutionären Stimmung in Paris – am 18. März wurde die Commune von Paris proklamiert und Ende Mai blutig niedergeschlagen – exportierte Durand-Ruel weitere Werke aus Frankreich (7 Gemälde von Dupré, 1 von Merle, 7 von Corot, 1 von Diaz usw.). Reisen nach London und Brüssel. Zweite Jahresausstellung im April mit der Beteiligung von Millet, Corot, Rousseau, Diaz.
Am 1. Mai Eröffnung der Weltausstellung in London, South Kensington. Durand-Ruel ist einer der Organisatoren der französischen Sektion und lieh 17 Gemälde von Corot, Cabanel, Courbet, Delacroix, Diaz, Merle, Rousseau usw. Monet und Pissarro sind auch beteiligt, erste Ankäufe durch Durand-Ruel. Am 27. November starb Durand-Ruels Ehefrau Eva Lafon an den Folgen einer Embolie.
1872 Durand-Ruel kaufte 37 Gemälde von Manet für einen Wert von 35.000 Francs, die er für ein Vielfaches weiterveräußert. Erste Ankäufe von Edgar Degas „Le Foyer de la danse (La Classe de danse)“ (heute: New York, Metropolitan Museum) und „L’Orchestre de l’Opéra, Robert le diable“ (heute: New York, Metropolitan Museum). Das „Angelusläuten“ von Millet ging für 30.000 Francs an Émile Gavet.
Die dritte Jahresausstellung der German Gallery in London präsentierte Werke von Manet, Fantin-Latour, Pissarro, Corot, Daubigny. Charles W. Deschamps, gefolgt von einer Ausstellung von Millet. Im März erfolgte ein erster Ankauf eines Gemäldes von Sisley, weitere Käufe folgten für 200 Francs pro Gemälde. Renoirs Bild „Le Pont des Arts“ (1867) kostete nur 200 Francs. Monet hatte seinen Freund mit dem Händler bekannt gemacht. Im Vergleich dazu kosteten 26 Werke von Gustave Courbet insgesamt 54.300 Francs. Ankauf der Sammlung von Alfred Sensier, insgesamt 133 Gemälde und 28 Zeichnungen von Rousseau, Millet, Diaz, Corot u. a. Im Juli erster Ankauf von Berthe Morisot. Durand-Ruel lieh 24 Werke an den Salon de Bruxelles, von denen einige zurückgewiesen wurden (Monet, Pissarro, Sisley) und mietete drei Jahre ein Geschäftslokal in Brüssel. Am Herbstsalon der Society of French Artists in der Londoner German Gallery wurde das erste impressionistische Gemälde verkauft: Degas‘ „Foyer de la danse“.
1873 Ausstellung von sieben Werken James Abbot Mc-Neill Whistler, darunter „Arrangement en gris et noir no 1“ und „La Mère de l’artiste“, die eine kommerzielle Katastrophe war. Whistler stellte daraufhin neun Jahre nicht mehr aus! In der Publikation Galerie Durand-Ruel. Recueil des estampes gravées à l’eau-forte, mit einem Vorwort von Armand Silvestre, sind Courbet, Delacroix, Millet und die Schule von 1830 gut vertreten, aber es finden sich auch Degas (2), Manet (7), Monet (3), Pissarro (5), Sisley (2). Von der offiziellen Sektion der Weltausstellung in Wien ausgeschlossen, bat Courbet Durand-Ruel elf Gemälde in die Hauptstadt des Habsburgerreiches zu schicken, damit diese im Österreichischen Kunstverein ausgestellt werden konnten. Unter den sechs gezeigten war „Das Atelier des Künstlers“. Auf der Weltausstellung waren 20 Gemälde aus dem Besitz der Galerie von Corot, Delacroix, Manet („Le Liseur“), Millet („Le Semeur“, Boston, Museum of Fine Arts).
Durand-Ruel kaufte 26 Leinwände von Courbet mit einem durchschnittlichen Betrag von 500 bis 4.000 Francs (40.000 Francs gesamt). Das Gemälde „Der Tod des Sardanapal“ von Delacoirx kostete 96.000 Francs und wurde auf der sechsten Exhibition of the Society of French Artists in London, German Gallery und im Wiener Kunstverein gezeigt. Im Frühling Miete eines Lokals in der Wiener Elisabethstraße, wo die Besucherinnen und Besucher Werke von Courbet, Monet, Pissarro, Boudin, Sisley, etc. sehen konnten. Die Wiener Börse kollabierte und eine Wirtschaftskrise erfasste Europa und die USA. Dadurch musste Durand-Ruel seine Aktivitäten verlangsamen.
1874 Vom 15 April bis zum 15. Mai lieh Durand-Ruel zwei Gemälde von Sisley an die erste Ausstellung der Impressionisten. Auf der „Eightth Exhibition of the Society of French Artists“, London wurden Corot, Courbet, Daubigny, Manet (1), Pissarro (4), Fantin (2), Monet (3), Sisley (3), Morisot (1) gezeigt. Am 11. Juli Gründung der Aktien- und Kommanditgesellschaft Durand-Ruel & Cie mit einer Ausschüttung von 1,500.000 Francs, 3.000 Aktien zu 500 Francs. Durand-Ruel erhielt 2.000 Aktien und ein Jahreseinkommen von 18.000 Francs. 1.000 Aktien wurden ausgegeben, darunter an Charles-Anatole Berlencourt (498) und Camondo & Cie (150).
1875 Im Hôtel Drouot Verkauf von Gemälden und Aquarellen von Monet, Morisot, Renoir und Sisley. Aus der Auktion erstand Durand-Ruel selbst 4 Monet, 2 Renoir und 12 Sisley für 170 Francs pro Gemälde. Die Finanzkrise zeigte erste Konsequenzen am Kunstmarkt.
1876 Auftrag an Renoir, die Tochter Jeanne zu malen. Am 30 März Eröffnung der „2e Exposition de peinture, Paris, Société anonyme des artistes peintres, sculpteurs, graveurs, etc.“, in der Rue Le Peletier 11, mit 250 Werken. Am 15. Mai vermietete Durand-Ruel seine Räume an die Exposition libre des oeuvres d’art refusées au Salon de 1876.
1877 Durand-Ruel vermietete seine Galerie für 30.000 Francs an die Firma Foyer-Davenne, tapissier.
1878 Eröffnung der Ausstellung „Daumier“ mit 244 Nummern im Katalog. Das Defizit belief sich auf 9.150 Francs. Parallel zur zehnten Weltausstellung gestaltete Durand-Ruel eine Hommage an die Maler der vergangenen Generation und organisierte eine „Exposition rétrospective de tableaux et dessins de maîtres modernes“ mit 382 Werken, darunter 88 Corot, 30 Courbet, 34 Delacroix („La Mort de Sardanapale“) und 61 Millet („L’Angélus“ aus der Sammlung Wilson).
1879 Verkaufte am 10. Mai „Der Tod des Sardanapal“ an James Duncan für die Summer von 52.500 Francs.
1880 Erwarb Gemälde von Boudin, Sisley. Bot am 20. Juli dem Metropolitan Museum in New York ein Gemälde von Georges Michel an. Beschickte eine Ausstellung in Trouville mit 92 Gemälde, darunter 3 Boudin und 2 Jongkind. Der „Exposition industrielle, des beaux-arts et scolaire“ stellte er Werke von Courbet, Boudin, Sisley, Monet, Pissarro, Eva Gonzales, Manet („Ballet espagnol“ und „Course aux taureaux“) zur Verfügung. Wiederaufnahme der Geschäftsbeziehung mit Claude Monet, von dem zwei Landschaftsdarstellungen für je 250 Francs erwarb. Am 17. Februar kaufte Durand-Ruel zu einem Preis von 4.500 Francs 15 Gemälde direkt von Monet. Von Sisley erwarb er 36 Gemälde, mit dem er einen Vertrag über die Abnahme der gesamten Produktion schloss.
1881 Renoir verkaufte über den Händler 49 Gemälde (zwischen 150 und 700 Francs das Stück). Das erlaubte ihm eine Reise nach Algier und Italien anzutreten. Im selben Jahr erwarb er Arbeiten von Degas zum Preis von 9.000 Francs und 14.650 Francs im Jahr 1882. Nach einem Atelierbesuch bei Boudin im Februar kaufte er dessen gesamte Produktion und ließ ihn für sich arbeiten. Als Experte organisiert er den Verkauf der Sammlung des Finanziers Charles Edwards (Manet „L’Enfant à l’épée“ für 9.100 Francs, Delacroix‘ „Les Convulsionnaires de Tanger“ (Minneapolis Institute of Arts) für 95.000 Francs). Am 16. März kaufte Durand-Ruel zum ersten Mal von Gauguin „Paysage, Église de village et Coin de jardin“ für 1.500 Francs. Gauguin kaufte dafür Werke für seine eigene Sammlung, darunter ein Marinestück von Manet. Am 9. April erwarb Mary Cassatt für ihren Bruder Alexander einen Monet und einen Degas. Durand-Ruel kaufte von ihr „Two Girls in a Loge“ (Privatsammlung).
1882 am 1. März Eröffnung der siebten „Exposition des artistes indépendants“ im Panoramasaal von Reichshoffen, Rue Saint-Honoré 259. Monet malte Blumen- und Fruchtstillleben für das Esszimmer von Durand-Ruel. Ausstellung in der Londoner White’s Gallery, 13 King Street, St. James’s, mit Werken von Cassatt, Degas, Monet, Renoir, Sisley, usw. Sommeraufenthalt in Dieppe mit der Familie, Renoir porträtierte sie. Einzelausstellungen von Boudin, Monet, Renoir, Pissarro und Sisley.
1883 Durand-Ruel sandte 82 Gemälde nach London in die Dowdeswell & Dowdeswell Gallery, 133 New Bond Street: „Paintings, Drawings and Pastels by Members of “La Société des Impressionnistes”“ (Cassatt, Degas, Manet, Monet, Pissarro, Sisley, Morisot, Renoir). Die Ausstellung errang das Interesse der britischen Presse. Mit Hilfe von Durand-Ruel waren Boudin, Courbet, Renoir, Monet, Manet, Pissarro und Sisley mit 80 Werken auf der „Exposition internationale“ in Boston vertreten. Im Oktober erste Impressionisten-Ausstellung in Deutschland bei Gurlitt in Berlin: Manet, Degas, Monet, Cassatt, Morisot, Pissarro, Sisley, Renoir und Boudin waren vertreten.
1884 Atelierverkauf von Manet.
1885 Im Juni Ausstellung von Degas, Renoir, Monet, Sisley et Pissarro „in seinem Schlafzimmer“ im Hôtel du Grand Miroir in Brüssel. Trotz großer Beachtung kein Verkauf! Verstärkte seine Aktivitäten in den Niederlanden und den Vereinigten Staaten. Seurat traf Pissarro bei Durand-Ruel. Rivalität zwischen Georges Petit und Durand-Ruel verschärfte sich um einen (vermeintlich) gefälschten Daubigny. Monet, Pissarro und Sisley verließen im Dezember Durand-Ruel, um bei Petit auszustellen. „LŒuvre“ von Zola erschien, in dem der Autor Durand-Ruel einige Zeilen widmete.
1886 Auf Empfehlung von Pissarro besuchte Durand-Ruel das Atelier von Paul Signac. Am 25. März kamen Durand-Ruel und sein Sohn Charles mit 43 Kisten voll Kunst und einem Wert von 81.799 Dollar in New York an. Eröffnung „Works in Oil and Pastel by the Impressionists of Paris“ in den American Art Galleries – von den 289 ausgestellten Werken wurden 49 Gemälde im Werkt von 40.000 Dollar verkauft. Bei der zweiten Lieferung von 300 Werken gab es Probleme mit dem amerikanischen Zoll. Zu Ehren der Einweihung der Freiheitsstatue veranstaltete der Union League Club eine Ausstellung französischer Kunst, darunter Gemälde von Monet und Manet von Durand-Ruel.
1887 Eröffnung einer Galerie in New York, 28 West 23rd Street.
1888 Monet überzeugte Rodin, nicht bei Durand-Ruel auszustellen, seine andere Freunde, Morisot, Renoir, Whistler, Boudin, Caillebotte, Pissarro, Sisley, Lépine und Brown, nahmen an der Mai-Ausstellung teil. Verfahren vor der ersten Kammer des Gerichts über den „Tod des Marat“ von David, da dessen Sohn, M. David-Chassagnolle, sich als Besitzer des Originals von Durand-Ruels Anspruch eine spätere Version als „Original“ ausgegeben zu haben, eine Richtigstellung forderte. Das Gericht entschied zugunsten von Durand-Ruel. Kaufte Bilder von Pissarro, der trotzdem einen Vertrag mit Theo Van Gogh einging. Van Gogh erwarb auch 10 Antibes-Gemälde von Monet.
1889 Weltausstellung in Paris: Durand-Ruel schickte 55 Gemälde in den Pavillon de la Presse, vis-à-vis des Palais des Beaux-Arts. Monet verlangte von ihm an der Spendenaktion zugunsten des Ankaufs von Manets „Olympia“ durch den Staat zu unterzeichnen. Durand-Ruel gab 200 Francs.
1890 Auftrag an Renoir für dekorative Paneele für die Türen seines Salons, zwei davon wurden realisiert. Am 29. Juli Tod von Vincent van Gogh; sein Bruder Theo bemühte sich vergeblich, eine Ausstellung bei Durand-Ruel zu organisieren. Am 22. November erschien die erste Nummer des neuen Kunstmagazins „L’Art dans les deux mondes“. Bis Juli 1891 wurden 34 Ausgaben herausgegeben.
1891 Ließ die Gemälde, die über seine Galerie gingen, fotografieren. Mary Cassatt vermittelte Miss Paget (Vernon Lee) die Sammlung von Degas zu bewundern. Sisley bracht seine Beziehung zu Durand-Ruel ab, da dieser ihm wie ein moderner Spekulant vorkam. Im Februar verkaufte Gauguin im Hôtel Drouot seine Werke, Durand-Ruel fungierte als Gutachter. Am 11. März Gründung der Société des peintres-graveurs bei Durand-Ruel. Großer Kritikererfolg für die Schau „Paintings by the Impressionists of Paris… from the Galleries Durand-Ruel“ in der Eastman Chase Gallery in Boston. Ausstellung und Verkauf der Sammlung japanischer und chinesischer Kunstgegenstände von Burty. Maurice Denis wurde Durand-Ruel vorgestellt. Berthe Morisot erhielt ihre erste Einzelausstellung. Dazu stellen Mary Cassatt und Pissarro aus, ihre Schau wurde vom Präsidenten, dem Minister für Öffentlichkeit und dem Direktor für Kunst besucht. Ankauf von Druckgrafiken durch den Staat. Ausstellung von aktuellen Werke Claude Monets, Renoirs und der amerikanischen Maler in Paris. Damit sich Monet das Haus in Giverny kaufen konnte, erbat er von Durand-Ruel einen Vorschuss von 20.000 bis 29.000 Francs für die zum Versand fertig gemachten Gemälde.
1892 Ausstellungen zu Pissarro (erwarb in diesem Jahr die meisten Gemälde von ihm), die Pappel von Monet (Verhältnis ist wieder hergestellt, Durand-Ruel wurde erneut zu einem Exklusivhändler), Le Salon de la Rose-Croix (11.000 Besucher_innen am ersten Tag!), Renoir, Landschaften und Pastelle von Degas. Publikation von Georges Lecomte „L’Art impressionniste d’après la collection privée de M. Durand-Ruel“. Pissarro erbat einen Vorschuss von 2.000/3.000 Francs für den Kauf seines Hauses in Éragny. Sein 27-jähriger Sohn Charles starb am 18. September an einer Bauchfellentzündung.
1893 Ausstellungen von Bronzen Baryes in New York, in Paris Druckgrafiken von Hiroshige und Utamaro (Besuch von Monet), Pissarro, Gauguin auf „Drängen“ von Degas, Mary Cassatt. Seine Töchter heirateten: Marie-Thérèse & Félix André Aude, Jeanne & Albert Édouard Louis Dureau. Am 8. September Gründung von „Durand-Ruel et fils“ mit Geschäften in der 16 Rue Laffitte in Paris und in New York an der 315 Fifth Avenue (später 389).
1894 Ausstellungen von Guillaumin, Redon, Pissarro, Manet (gesehen von Signac, der die „alten“ Gemälde bewunderte), Lithografien von Toulouse-Lautrec, Caillebotte (posthum), Landschaften von Degas, Puvis de Chavannes. Cassatt erbat von Durand-Ruel 5.000 Francs, um sich ein Anwesen an der Oise zu kaufen. Vertrat erstmals Albert André. Monet verlangte für seine Kathedralen-Serie eine Summe von 15.000 Francs. Die Händler Durand-Ruel, Valadon und Montaignac einigten sich, und Monet prangert sie als „Händlersyndikat“ an.
1895 Erste Retrospektive von Monet in New York und Boston, Mary Cassatt in New York. Ausstellungen von Orientalisten, des Photo-Club von Paris, Monet (darunter 20 Kathedralen). Für eine Ausstellung im Kunstverein Hamburg schickte er Alfred Lichtwark Gemälde von Boudin, Monet, Sisley, Courbet, Renoir und Pissarro. Half Berthe Morisot sich in Passy niederzulassen.
1896 Ausstellungen von Bonnard (erstmals), Maufra, Berthe Morisot (posthum), Pissarro, Renoir, Puvis de Chavannes (drei Gemälde für die Bibliothek von Boston: Philosophie, Chemie und Elektrizität), Degas und Manet. Erster Ankauf von Maurice Denis. Max Liebermann und Hugo von Tschudi, Direktor des Berliner Museums, besuchten die Galerie; Tschudi kaufte „Dans la serre“ von Manet. Das war der erste Direktkauf eines europäischen Museums bei Durand-Ruel. Er schickte im Oktober weitere 12 Gemälde an die Nationalgalerie: 7 Monet, 3 Degas, 1 Pissarro und 1 Liebermann. Sein Sohn Joseph heiratete Jenny Lefebure.
1897 Der Verkauf Vever ist ein Erfolg, Durand-Ruel kaufte selbst für 155.310 Francs. „Rétrospective Chassériau“ (Jan/Feb.), „Vues de Rouen de Pissarro“ in New York (März/April). Beschickte die Internationale Kunstausstellung in Dresden mit elf Gemälden. Hugo von Tschudi kaufte Gemälde von Pissarro und Cézanne für das Berliner Museum. Im Herbst Ausstellungen der Gillespie’s Gallery in Pittsburgh und im Brown’s Hotel in Denver.
1898 Aufenthalt in den USA. Ausstellung mit Arbeiten von Gustave Loiseau, der seit 1897 einen Vertrag mit Durand-Ruel hatte. Erste Ausstellung in New York der „The Ten“, bestehend aus Frank Benson (1862–1951), Joseph De Camp (1858–1923), Thomas Dewing (1851–1938), Willard Metcalf (1858–1925), Robert Reid (1862–1929), Edward Simmons (1852–1931), Edmund Tarbell (1862–1938), Childe Hassam (1859–1935), Julian Alden Weir (1852–1919) und John Henry Twachtman (1853–1902), die sich im Dezember 1897 zusammengeschlossen hatte. Ausstellungen von Guillaumin, die Signac besucht, neuen Arbeiten von Pissarro, Renoir, Monet, Sisley und Puvis. Am 12. August Begräbnis von Boudin in Paris. Für die „Ausstellung von Werken von Max Liebermann, H. G. E. Degas et Constantin Meunier“ der Galerie Cassirer schickte Durand-Ruel 27 Arbeiten von Degas nach Berlin. Erster Ankauf von Sergeï Chtchoukine „Pyramides de Port-Coton, Belle-Ile“ von Monet (heute: Moskau, Puschkin Museum); bis 1904 kaufte er 14 weitere Werke. Signac bewunderte „Camille à la robe verte“ von Monet bei Durand-Ruel.
1899 Durand-Ruel sandte 26 Monet, 4 Degas und 2 Manet an Cassirer, der 3 Monet und 2 Degas kaufte. Als erstes amerikanisches Museum kaufte das Carnegie Museum of Art in Pittsburgh „Saint-Mammès au bord du Loing“ von Sisley. Erste Ausstellung von Sisley in New York (Feb./März). In Paris erste Gruppenausstellung der Postimpressionisten mit 199 Werken von 28 Ausstellern, darunter Redon, die Nabis und einige Neo-Impressionisten (Luce, Cross, Signac, Van Rysselberghe), Charpentier und Minne. Verkauf des Ateliers von Boudin, Durand-Ruel ist einer der Experten. Verkauf des Ateliers von Sisley. Ausstellungen „Tableaux esquisses et dessins de Puvis de Chavannes“ mit 103 Nummern und Maximilien Luce (Okt.). Monet reservierte Durand-Ruel sieben „Bassins aux nymphéas“ (von 6.000 bis 7.000 Francs das Stück) und elf Mal die „Themse“ (à 6 000 Francs).
1900 Die „American Art Association of Paris“ stellte bei Durand-Ruel aus. Moreau-Nélaton erwarb für 55.000 Francs „Le Déjeuner sur l’herbe“ von Manet. Am 1. Mai Eröffnung der „Exposition centennale de l’art français“ im Grand Palais des Champs-Elysées. Die Impressionisten sind in einem Saal vertreten. Ausstellungen von Redon und Monets ersten Seerosenbildern.
1901 Renoir bat Durand-Ruel „Femme à la guitare“ ans Musée de Lyon zu schicken. Der Kauf wurde am 7. September vom Gemeinderat beschlossen. Durand-Ruel lieh elf Gemälde an die Sezession in Berlin. Am 23. März wurde Durand-Ruel Opfer eines Bilderdiebstahls. Pissarro wechselte zu Bernheim Jeune. Für die neueröffnete Filiale von Cassirer in Hamburg schickte Durand-Ruel 30 Gemälde.
1902 Monet-Ausstellung in New York, Sisley in London, Paris und Baltimore, Toulouse-Lautrec., Renoir. Das Musée de Lyon erwarb „Printemps“ und „Mer agitée“ von Monet.
1903 Auf der 16. Ausstellung der Wiener Secession, die dem französischen Impressionismus gewidmet war, war Durand-Ruel mit einer Vielzahl von Leihgaben vertreten. „Père Paul“ wurde von der Österreichischen Galerie (heute: Belvedere) erworben. Pissarro-Ausstellung in New York. Bot am 16. Dezember „Les Coteaux de Morgat“ von Maufra (Montpellier, Musée Fabre) dem Staat zum Kauf an.
1904 Für die Schau „Exposition des peintres impressionnistes“, organisiert von La Libre Esthétique in Brüssel, lieh Durand-Ruel 17 Gemälde: 8 Monet, 3 Sisley, 1 Pissarro, 5 Renoir. Posthume Retrospektive von Pissarro mit 178 Werken. Mirbeau schrieb das Vorwort des Katalogs. 9. Mai – 7. Juni: Ausstellung „Monet: Vues de la Tamise à Londres“. Erneut Vorwort von Mirbeau, großer Erfolg, Proust besuchte sie. Für 24 Gemälde erhielt Monet 252.000 Francs. Mit „Décollation de Saint Jean-Baptiste“ von Puvis de Chavannes erster Ankauf durch Hugh Lane (heute: London, National Gallery). Am 14. Oktober trafen sich Monet und dessen Familie mit Durand-Ruel in Madrid. Sie besichtigten gemeinsam Museen, Kirchen und Akademien.
1905 „Selection of Pictures by Boudin, Cézanne, Degas, Manet, Monet, Morisot, Pissarro, Renoir, Sisley“ in den Grafton Galleries in Londres, die wichtigste Ausstellung mit 315 Werken der Impressionisten, die Durand-Ruel mit 196 Werken aus seiner privaten Sammlung organisierte. „Loan Collection of Paintings by Claude Monet and Eleven Sculptures by Auguste Rodin“ in der Copley Society in Boston. Durand-Ruel lieh elf Werke und machte sich für weitere Leihgaben stark.
Um 1910 Durand-Ruel begann mit der Redaktion seiner Memoiren, die 1939 teilweise publiziert wurden.
1911 Zu Ehren des Galeristen erschien im November ein Artikel im Pan von Arsène Alexandre.
1913 Rückzug aus der Galerie am 30. Juni. Joseph und Georges gründeten eine neue Firma.
1918 Georges heiratete Margaret Tierney in Brantôme/Dordogne.
1920 Félix Fénéon publizierte ein Interview mit Durand-Ruel in Le Bulletin de la vie artistique. Am 20. Juli wurde Durand-Ruel zum Ritter der Ehrenlegion.
Am 5. Februar 1922 starb Durand-Ruel in der Rue de Rome 35.
1924 Die Galerie zog in die Avenue de Friedland 38 um, nachdem „Déjeuner des canotiers“ von Renoir für eine Rekordsumme verkauft worden war.
1950 Die Galerie in New York schloss im Januar.
1974 Schließung der Galerie in Paris mit der Ausstellung „1874-1974. Hommage à Paul Durand-Ruel. Cent ans d’impressionnisme“.
Réunion des musées nationaux — Grand Palais (Hrsg.)
mit Beiträgen von: Paul-Louis Durand-Ruel, Flavie Durand-Ruel, S. Kelly, J. Zarobell, S. Patry, A. Distel, J.A. Thompson, D. Hansen, A. Robbins, J. J. Rishel
240 Seiten, Hardback
ISBN 978-2-7118-6191-0
Paul-Louis Durand-Ruel et Flavie Durand-Ruel, Paul Durand-Ruel (1831–1922), un portrait, S. 28–45
Simon Kelly, Paul Durand-Ruel et «la Belle École de 1830», S. 46–59
John Zarobell, Paul Durand-Ruel et le marché de l’art moderne (1870–1873), S. 60–75
Sylvie Patry, Paul Durand-Ruel et le s expositions particulières en 1883, S. 76–93
Anne Distel, Paul Durand-Ruel et le s collectionneurs d’impressionnisme en France, S. 94–105
Jennifer A. Thompson, Paul Durand-Ruel et l’Amérique, S. 106–119
Dorothee Hansen, Paul Durand-Ruel et l’Allemagne, S. 120–133
Anne Robbins, à la conquête de Londres, S. 134–149
Joseph J. Rishel, La fortune critique de Paul Durand-Ruel, S. 150–159