Raffinierte Spiegelungen, räumliche Verschachtelungen und magische Beleuchtungen standen im Zentrum des Interesses des Malers und Wissenschaftlers Johann Erdmann Hummel (1769–1852). Sein künstlerisches Werk zeichnet sich durch nüchterne Sachlichkeit einerseits und durch eine eigensinnige, geistreiche, ins Transzendente gehende Detailfreudigkeit andererseits aus. Neben dem bedeutenden Architekturmaler Eduard Gaertner zählt der „Perspektiv-Hummel“ zu den bedeutendsten Künstlern Berlin in der Romantik.
Deutschland | Berlin: Museumsinsel Berlin, Alte Nationalgalerie
22.10.2021 – 20.2.2022
1800 kam der in Kassel geborene Künstler nach Berlin. Dort erhielt er 1809 die neu geschaffene Professur für Optik, Perspektive und Architektur an der Berliner Akademie der Künste. Seine Lehrtätigkeit, seine Forschungen und Publikationen zu den Gesetzen der visuellen Wahrnehmung waren richtungsweisend und beeinflussten nachfolgende Generationen. Hummels kunstvoll konstruierte, mitunter rätselhaft und überrealistisch erscheinende Kompositionen sind durch zeichnerische Klarheit und einen fein empfundenen Kolorismus geprägt. Sie weisen auf die Moderne voraus, etwa die Neue Sachlichkeit, die mit ausgewählten Werken vertreten sein wird. Nach 100 Jahren erstmals wieder wird Johann Erdmann Hummel eine Ausstellung gewidmet.
Zu den berühmtesten Darstellungen von Johann Erdmann Hummel gehört die „Große Granitschale im Lustgarten“ vor dem Alten Museum im Berliner Lustgarten. Das Granit-Objekt maß 6,91 Meter im Durchmesser und wog 75 Tonnen. König Friedrich III. bestellte die Granitschale für die Rotunde des Museums von Karl Friedrich Schinkel. Hummel gab das „Biedermeierweltwunder“ so präzise wieder, dass die Spiegelungen der Betrachter*innen auf deren Unterseite deutlich werden. Doch dokumentierte der Maler nicht nur den Aufstellungsort und die Wirkung des Werks, sondern auch das Schleifen. Heute gilt die Vedute als seltener Moment der aktiven Teilnahme am öffentlichen Leben und der Selbstidentifikation mit der neuen Größe festgehalten.
Eine Sonderausstellung der Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin