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Frankfurt | Städel Museum: Italienische Barockzeichnungen des Städel Zeichnen von Carracci bis Bernini | 2024

Guercino, Christus zu Emmaus, um 1619, 185 x 262 mm, Feder in Braun, Griffelspuren, auf Büttenpapier, ganzflächig auf festen Karton mit Goldrahmung und Einfassungslinien in Schwarz aufgezogen (Städel Museum, Frankfurt am Main)

Guercino, Christus zu Emmaus, um 1619, 185 x 262 mm, Feder in Braun, Griffelspuren, auf Büttenpapier, ganzflächig auf festen Karton mit Goldrahmung und Einfassungslinien in Schwarz aufgezogen (Städel Museum, Frankfurt am Main)

Für die großen Meister des italienischen Barock war das Zeichnen zentraler Bestandteil ihrer künstlerischen Arbeit. Die Brüder Agostino und Annibale Carracci, Guercino, Stefano della Bella oder Gian Lorenzo Bernini legten mit ihren Zeichnungen nicht nur die Grundlage für ihre Gemälde, Skulpturen oder Druckgrafiken, sondern bewiesen auch die Eigenständigkeit des Mediums. Bei den mit Feder und Pinsel, schwarzer Kreide oder Rötelstift ausgeführten Blättern handelt es sich um Skizzen, Studien oder präzise ausgeführte Einzelwerke, die durch ihre schwungvolle Linienführung, ihr dramatisches Licht-Schatten-Spiel und ihre große Ausdruckskraft überzeugen.

Die Zeichnungen entstanden in einer Zeit der Gegensätze, die geprägt war von der Suche nach einer neuen Formensprache. Die Künstler studierten Einzelmotive und Figurengruppen, Haltungen, Draperien und Bewegungsabläufe, entwickelten komplexe Bilderzählungen und Landschaftskompositionen oder definierten Entwürfe. Dabei reicht die emotionale Bandbreite der Motive von zarten Empfindungen bis zu ekstatisch bewegt, expressiv und grausam. Die Faszination der Zeichnungen liegt in der Vielfalt ihrer Funktionen und der Breite ihres künstlerischen wie stilistischen Spektrums. Die in der Ausstellung präsentierten Werke spiegeln die Denk- und Arbeitsprozesse der Künstler eindrücklich wider. Sie führen in ihre individuelle Vorstellungswelt ein und verweisen zugleich auf den Austausch mit Mäzenen und Sammlern.

Barockzeichnungen im Städtel

Das Städel Museum zeigt im Herbst 2024 90 seiner bemerkenswerten italienischen Barockzeichnungen – allesamt aus der eigenen Sammlung – in einer Ausstellung. Frankfurt lädt ein zu einer intimen Begegnung mit den künstlerischen Handschriften einer vergangenen Zeit. Ein großer Teil der italienischen Barockzeichnungen des Städel Museums geht zurück auf die Zeichnungssammlung des Stifters Johann Friedrich Städel (1728–1816), die später durch weitere Schenkungen und gezielte Erwerbungen ergänzt wurde.

Im Rahmen eines von der Stiftung Gabriele Busch-Hauck unterstützten Forschungsvorhabens wurde aus dem heute mehr als 700 Blätter umfassenden Bestand eine Auswahl getroffen und diese erstmals wissenschaftlich bearbeitet. Dabei wurden die bisherigen Zuschreibungen auf den Prüfstand gestellt und konnten zahlreiche neue Erkenntnisse zu einzelnen Künstlern und ihrer Arbeitsweise, zu den dargestellten Themen und verwendeten Techniken sowie zeitgenössischen und späteren Sammlern gewonnen werden. Im Auswahlbestandskatalog werden diese Ergebnisse von Stefania Girometti mit weiteren Beiträgen von Sonja Brink und Carel van Tuyll van Serooskerken veröffentlicht.

Kuratiert von Dr. Astrid Reuter, Leiterin Graphische Sammlung bis 1800, Städel Museum.

Bilder

  • Annibale Carracci, Ruhende Venus, um 1602, 278 x 378 mm, Feder und Pinsel in Braun über schwarzer Kreide, mit weißer Kreide gehöht, auf blauem Büttenpapier, ganzflächig auf festes Papier aufgezogen (Städel Museum, Frankfurt am Main)
  • Guercino, Christus zu Emmaus, um 1619, 185 x 262 mm, Feder in Braun, Griffelspuren, auf Büttenpapier, ganzflächig auf festen Karton mit Goldrahmung und Einfassungslinien in Schwarz aufgezogen (Städel Museum, Frankfurt am Main)

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