Für 2021 kündigt die Schirn Kunsthalle Frankfurt Ausstellungen zu Gilbert & George (ab 12.2.), der kanadischen Moderne (ab 5.2.) und Paula Modersohn-Becker (ab 8.10.) an.
→ Frankfurt | Schirn: Moderne Malerei in Kanada
Uralte Wälder in entlegenen Regionen, majestätische Ansichten der Arktis, die Magie der Nordlichter: Die Malerei der kanadischen Moderne entwirft ein mythisches Kanada. Voller bildnerischer Experimentierfreude reisten Anfang des 20. Jahrhunderts Künstlerinnen und Künstler wie Franklin Carmichael, Emily Carr, J. E. H. MacDonald, Lawren S. Harris, Edwin Holgate, Arthur Lismer, Tom Thomson oder F. H. Varley aus den Städten tief hinein in die Natur, auf der Suche nach einem neuen malerischen Vokabular für die kulturelle Identität der jungen Nation. In einer verführerischen visuellen Sprache verkörpern diese Gemälde und Skizzen den Traum einer „neuen“ Welt und zeichnen ein Idyll der überwältigenden Landschaft jenseits der Realität der indigenen Bevölkerung und des modernen Stadtlebens sowie der expandierenden industriellen Nutzung der Natur.
Anlässlich des Ehrengastauftritts Kanadas auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert die Schirn Kunsthalle Frankfurt die Malerei der kanadischen Moderne aus aktueller Perspektive. Eine Ausstellung der Schirn Kunsthalle Frankfurt in Kooperation mit der Art Gallery of Ontario, Toronto,und der National Gallery of Canada, Ottawa
Kuratiert von Dr. Martina Weinhart, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Georgiana Uhlyarik, Art Gallery of Ontario, Toronto, und Katerina Atanassova, National Gallery of Canada, Ottawa
Der Atlantik verbindet für die Künstlerin Caroline Monnet (* 1985) beide Seiten ihrer Identität, die von ihren Algonquin-Vorfahren in Kanada und ihren französischen in Europa geprägt ist. Die SCHIRN präsentiert in der öffentlich zugänglichen Rotunde Monnets immersive Videoarbeit Transatlantic (2018, 15 Min.), welche die 22-tägige Reise der Künstlerin auf einem Frachtschiff von Europa nach Kanada dokumentiert. In einer filmischen Montage entfalten die Bilder der Überfahrt, an der Mittelachse gespiegelt und unterlegt von einer tranceartigen Tonspur aus Radiofrequenzen und Morsezeichen, eine eindringliche Sogwirkung. Diese steht im Kontrast zur Statik der drei Betonkugeln PROXIMAL I, II, III (2018/2020), mit denen Monnet ihre Videoarbeit in der SCHIRN zu einer eindringlichen Installation vereint. Die sphärischen Skulpturen verweisen u. a. auf Mondzyklen, welche in der Algonquin-Tradition eine zentrale Rolle spielen. Die Installation beleuchtet auch Auswirkungen der kolonialen Geschichte zwischen Europa und Nordamerika, von Handel und Migration wie auch den traumatischen Erfahrungen der Indigenen Menschen. Das Thema der Repräsentation Indigener Völker und Kulturen in der heutigen Gesellschaft zieht sich durch Monnets gesamtes Werk.
→ Frankfurt | Schirn: Gilbert & George
Die SCHIRN widmet dem bildgewaltigen Universum des exzentrischen Londoner Künstlerduos eine umfangreiche Retrospektive. Als Living Sculptures verkörpern sie ihre Kunst und sind Thema und Gegenstand ihrer großformatigen Collagen.
Ugo Rondinone (* 1964) verleiht alltäglichen Dingen oder Phänomenen eine poetische Dimension. Ein Baum, eine Uhr, die Sonne oder ein Regenbogen – mittels Wiederholung, Isolation oder Reduktion setzt er sie in seinen charakteristischen, stets minimalistisch bespielten Räumen in einen neuen Kontext und schafft atmosphärische Stimmungsbilder. Die SCHIRN widmet Rondinone eine große Überblicksausstellung und präsentiert zentrale Gemälde, Skulpturen und Videoarbeiten des renommierten Schweizer Künstlers. Eigens für die SCHIRN konzipiert er eine neue Installation, die sich über die gesamte Länge der Galerie und in die Rotunde erstreckt.
Die Ausstellung „Life Time“ verbindet wesentliche Themen, die das Schaffen des Konzept- und Installationskünstlers seit 30 Jahren prägen: Zeit und Vergänglichkeit, Tag und Nacht, Realität und Fiktion, Natur und Kultur. Immer wieder greift Rondinone in seinen Arbeiten auf die Ikonografie der Romantik zurück oder zitiert aus der Literatur und Popkultur. Der Ausgangspunkt seines multimedialen Œuvres ist die Transformation der Außenwelt in eine subjektive, emotionale Innenwelt. Er entwirft Erfahrungsräume, in denen das Publikum selbst Teil der Installationen und ihrer immersiven Anlage wird.
→ Frankfurt | Schirn: Paula Modersohn-Becker
Die umfassende Retrospektive der SCHIRN widmet sich dem Gesamtwerk von Paula Modersohn-Becker und zeigt, wie sie zentrale Tendenzen der Moderne vorwegnahm. Neben prägnanten Serien und Bildmotiven stehen insbesondere auch Modersohn-Beckers außergewöhnlicher Malduktus sowie die früh einsetzende und anhaltende Rezeption ihres Werks im Zentrum der Präsentation.
Kara Walker (* 1969) zählt zu den profiliertesten US-amerikanischen Künstlerinnen der Gegenwart. Für Furore sorgten ihre wandfüllenden Scherenschnitte und raumgreifenden Skulpturen, die provokativ und eindrücklich Rassismus, Sexualität, Unterdrückung und Gewalt in den Fokus nehmen. Für die Ausstellung „A Black Hole Is Everything a Star Longs to Be“ öffnet die Künstlerin erstmals ihr umfassendes zeichnerisches Archiv und zeigt in der SCHIRN über 650 Arbeiten sowie eine Auswahl ihrer Filme.
Dass Walker auf Papier arbeitet, ist zentral. Virtuos bedient sie sich verschiedenster Stile, Techniken und Referenzen. Ihre intimen Skizzen und Notizen sind Austragungsort graphischer Denkprozesse und zugleich Mittel der Satire und Karikatur, der Imagination und Subversion. Unerbittlich rüttelt Walker an Geschichtsbildern, befragt in radikaler Offenheit und drastischer Bildsprache Rassismus und sexuelle Gewalt. Sie bezieht sich dabei immer wieder auf historische wie aktuelle Ereignisse und Themen – von der Sklaverei bis zur Präsidentschaft von Barack Obama. Die Künstlerin macht bis heute anhaltende Konflikte und Traumata sichtbar und verhandelt schonungslos die Entstehung der kollektiven sowie der eigenen Identität.
Für Herbst 2022 kündigt die Schirn Kunsthalle Frankfurt eine Ausstellung zu Marc Chagall an. Unter dem Titel „Welt in Aufruhr“ zeigt sie, wie Nationalsozialismus, Antisemitismus und der Zweite Weltkrieg auf das Werk des für seine poetischen Bilder berühmten Malers einwirkten. Die farbenfrohen Kompositionen wichen einer dunklen Farbigkeit; 1941 emigrierte der russischstämmige Künstler in die USA.
→ Frankfurt a. M. | Schirn: Marc Chagall
Marc Chagall gilt als Poet unter den Künstlern der Moderne. In einer großen Ausstellung beleuchtet die SCHIRN eine bislang wenig bekannte Seite seines Schaffens: Chagalls Werke der 1930er und 1940er Jahre, in denen sich seine farbenfrohe Palette verdunkelt. Das Werk und Leben des jüdischen Malers wurde maßgeblich durch die Kunstpolitik der Nationalsozialisten und den Holocaust geprägt. Bereits in den frühen 1930er Jahren thematisierte Chagall in seiner Kunst den immer aggressiver werdenden Antisemitismus und emigrierte 1941 schließlich in die USA. Sein künstlerisches Schaffen in diesen Jahren berührt zentrale Themen wie Identität, Heimat und Exil.
Quelle: Schirn, Frankfurt a. M.