Die Freundschaft zwischen Pablo Picasso und Gertrude Stein kristallisierte sich um ihr jeweiliges Werk: seinem Begründen des Kubismus, den konstituierenden Elementen ihrer literarischen und bildnerischen Praxis heraus. Gemeinsam erforschten sie die analytische Zerlegung der einfachen Elemente des Alltags, in Sprache und Malerei, in Serialität. Damit entwickelten Picasso und Gertrude Stein viele der grundlegenden Formmerkmale der bildnerischen und literarischen Avantgarden des 20. Jahrhunderts.
Frankreich | Paris: Musée du Luxembourg
13.9.2023 – 28.1.2024
„Ein Schriftsteller sollte mit seinen Augen schreiben und ein Maler mit seinen Ohren malen.“ (Gertrud Stein)
Gertrude Stein war eine jüdisch-amerikanische Einwanderin, homosexuell. Sie ließ sich 1903 in Paris, Rue de Fleurus, nieder. Picasso war bereits im Jahr 1901 gekommen, ein Spanier und Maler, der bei der Polizei als Anarchist aktenkundig war. Ihre Position als Ausländer:innen, die der französischen Sprache annähernd gewachsen waren, ihre damalige Bedeutungslosigkeit kompensierten sie durch ihre Zugehörigkeit zur Pariser Bohème und deren künstlerischen Freiheiten.
Die Ausstellung bietet mit Hilfe von Dokumenten eine Annäherung an das Leben von Gertrude Stein, die einen Steinwurf vom Musée du Luxembourg entfernt lebte, das sie regelmäßig besuchte. Steins Freundschaft mit Picasso und ihre Verbindungen zur Pariser Kunstszene bildet den Kern der Schau. Die anlässlich der Picasso-Feier 1973-2023 programmierte Ausstellung vereint 28 Werke Picassos aus der Sammlung des Musée national Picasso-Paris, die sich im Wesentlichen auf die heroischen Jahre der „Demoiselles d'Avignon“ und den Kubismus konzentrieren; sowie eine bemerkenswerte Reihe von Archivfunden. In Beziehung gesetzt zu Texten von Gertrude Stein bilden sie das Herzstück der Ausstellung.
Indem Picasso und Getrude Stein im Musée du Luxembourg die Komplizenschaft der beiden Kunstschaffenden untersucht, ermöglicht sie deren Erfindungsreichtum nachzuzeichnen. So wird eine Reise durch konzeptionelle und performative Zugänge zu Kunst, Poesie, Musik und Theater anhand großer Persönlichkeiten skizziert: Beginnend mit Pablo Picasso und Gertrude Stein, Henri Matisse, Juan Gris, Francis Picabia (→ Francis Picabia: Unser Kopf ist rund), Marcel Duchamp, Ed Ruscha, Jasper Johns, Robert Rauschenberg, Andy Warhol, Bruce Nauman, Carl Andre, Roni Horn, Hanne Darboven, Glenn Ligon, Anne Teresa De Keersmaecker, John Cage, Steve Reich, Bob Wilson, Philip Glass – um nur einige zu nennen.
Die Nachwelt dieses Dialogs, insbesondere die amerikanische, bildet die zweite Hälfte der Ausstellung. Denn: Picassos und Steins „Nachkommenschaft“ ist immens! So erwartet das Publikum einige emblematische Werke von Robert Rauschenberg, der Fluxus-Bewegung, von Bruce Naumann, Roni Horn, Glenn Ligon. Eine Reihe von Porträts und Hommagen, wie das berühmte Polyptychon von Andy Warhol oder eine Installation von Hanne Darboven belegen die Bedeutung der ikonische Figur Gertrude Steins für die Kunst des 20. Jahrhunderts.
Organisiert von der Réunion des Musées national - Grand Palais mit der außergewöhnlichen Unterstützung des Nationalmuseums Picasso-Paris.