Vija Celmins
Wer ist Vija Celmins?
Vija Celmins (* 25.10.1938 in Riga, Lettland) ist eine US-amerikanische Zeichnerin, Malerin und Grafikerin lettischer Abstammung der Gegenwart (→ Zeitgenössische Kunst). Celmins gilt neben Audrey Flack als bedeutendstes weibliches Mitglied des Hyperrealismus und als eine der wichtigsten lebenden nordamerikanischen Künstlerinnen überhaupt: Im Jahr 2023 gewann Vija Celmins den japanischen Kunstpreis Praemium Imperiale in der Kategorie Malerei.
Vija Celmins lebt und arbeitet größtenteils in New York City.
„Ich habe mich schon immer für völlig unmögliche Bilder interessiert. Dinge, die explodieren, Dinge, die in einem Atemzug verschwinden. Dinge wie der Himmel, der eigentlich nicht existiert. Ein Ding wie den Himmel gibt es nicht. Er ist wie ein völlig […] wer weiss, was es ist.“ (Vija Celmins)
Kindheit und Flucht
Vija Celmins, lettisch Vija Celmiņa, wurde am 25. Oktober 1938 in Riga, Lettland, geboren. Sie war die jüngere von zwei Schwestern.
Ihre Kindheit ist vom zweiten Weltkrieg geprägt: Mit dem deutschen Überfall auf Polen begann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg. Das United States Army Air Corps erhielt in diesem Jahr die ersten Maschinen aus der Serie Boeing B-17 Flying Fortress. Diese Flugzeuge wurden zu den bekanntesten Bombern der US-Luftstreitkräfte im Zweiten Weltkrieg; im Werk von Vija Celmins ist der B-17 ein wichtiges Motiv. Die UdSSR zwang Lettland den Sowjetisch-lettischen Beistandsvertrag auf: Die Letten musste auf seinem Gebiet sowjetische Militärstützpunkte und Truppen akzeptieren (5.10.1939). In den Folgejahren wurde Lettland in die Sowjetunion eingegliedert (Besetzung 17.6.1940). Am 10. Juli wurde Lettland von der deutschen Wehrmacht besetzt und unter deutsche Zivilverwaltung gestellt. Lettische Freiwillige, aber auch zwangsrekrutierte Soldaten kämpften auf deutscher Seite gegen die Sowjetunion.
Vija flüchtete mit ihren Eltern und ihrer Schwester Inta 1944 aus dem besetzten Lettland nach Deutschland. Vom Tag ihrer Flucht an bis zum Kriegsende hatte die Familie Celmins in Deutschland keinen festen Wohnsitz. Zum Zeitpunkt der deutschen Kapitulation hatten sie Heidelberg erreicht, in der Hoffnung auf Hilfe durch die aus dem Westen eintreffenden amerikanischen Truppen.1 Sie gelangen über Danzig nach Berlin und später nach Leipzig.2
Die UNRRA (Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen) fand 1946 eine Übergangswohnung für die Familie in Esslingen, wo viele lettische Geflüchtete einquartiert waren. Vija ging zum ersten Mal zur Schule. Sie blühte auf und hatte große Freude am Lesen.
Eine christliche Organisation finanzierte vielen Geflüchteten, darunter auch der Familie Celmins, 1948 die Reise in die USA. Nach einigen Monaten in New York wurde der Familie Indianapolis, Indiana, als Wohnort zugewiesen. Hier ließ sie sich dauerhaft nieder und wurde von einer lutherischen Kirche finanziell unterstützt, die den Eltern half, Arbeit zu finden. Der Vater begann, als Zimmermann zu arbeiten, die Mutter war in einer Krankenhauswäscherei tätig.
Ausbildung
Ab 1953 besuchte Vija Celmins die Highschool in Indianapolis. In dieser Zeit lernte sie Werke von berühmten Künstlern wie Vincent van Gogh, Pablo Picasso und Paul Cézanne kennen, die sie beeindruckten. Noch während ihrer Schulzeit begann sie selbst zu malen.
Celmins wurde 1957 an der Kunstschule des John Herron Art Institute (heute: Herron School of Art and Design) in Indianapolis angenommen und erlernte in den folgenden Jahren verschiedene künstlerische Techniken. Sie kam mit zeitgenössischer Kunst in Berührung und war vom Abstrakten Expressionismus (→ Abstrakter Expressionismus | Informel) beeindruckt, vor allem von den Gemälden Willem de Koonings. Gegen Ende ihres Studiums begegnete Celmins auch den Stillleben von Giorgio Morandi, die sie inspirierten. Celmins erhielt ein Stipendium für die Yale Summer School of Art and Music (1961/62). Sie schloss Freundschaften mit Künstler:innen, darunter Brice Marden und Chuck Close. In ihrer künstlerischen Arbeit versuchte sie sich an abstrakten Gemälden, hauptsächlich angeregt von Willem de Kooning und Hans Hofmann. Sie schloss mit einem BFA 1962 ab.
Der Wolcott Award for travel in Europe ermöglichte Celmins nach ihrem Abschluss mit ihrem Freund, einem Maler, nach Europa zu reisen. Dort entwickelte sie eine Vorliebe für die italienische und spanische Malkunst. In Italien begeisterte sie sich zuerst für Giotto di Bondone, dann für Piero della Francesca, Paolo Uccello und Andrea Mantegna; etwas später ließ sie sich in Spanien von Francisco de Goya und Diego Velázquez inspirieren.
Vija Celmins zog nach Los Angeles und besuchte mit einem Stipendium die University of California, Los Angeles (UCLA, 1962–1965). Von 1962 bis 1980 lebte Vija Celmins in Venice, Kalifornien. Celmins schloss viele Freundschaften, unter anderem mit den Bildhauer:innen und Installationskünstler:innen Robert Irwin, Tony Berlant, Doug Wheeler, James Turrell und Maria Nordman; mit Maler:innen wie Ed Moses und Sam Francis; später auch mit Kenneth Price, der sich vor allem mit Keramik befasste und Celmins in vielerlei Hinsicht inspirierte.
Die Künstlerin bezog 1963 ein erstes eigenes, großzügiges Atelier am Pazifik und begann, das Meer zu fotografieren. Diese Fotos dienten der Künstler als Vorlagen für zahlreiche Zeichnungen und Gemälde. Im gleichen Jahr entstand ihr realistisches Gemälde „Gun with hand“.
Nach einigen Jahren mit Versuchen in abstrakter und halbabstrakter Malerei wandte sich Celmins 1964 wieder der Gegenständlichkeit zu. Sie malte all die Objekte in ihrem Atelier und auch ihre Mahlzeiten: ihre Schuhe, ihre Katze, einen Fernseher, eine Lampe, ein Heizgerät und eine Elektropfanne, auf der Suche nach etwas, das sie noch nicht genau benennen konnte.
„Ich habe es ziemlich ausdruckslos gemacht, ohne eigentlich zu komponieren. Ich wollte zu etwas zurückkehren, das mir an der Tätigkeit des Malens wirklich gefiel, ohne das ganze Planen, Entwickeln und ohne eine Form gegen die andere zu setzen, eine Linie gegen die andere. Ich wollte der Kontrolliertheit entkommen, von der ich anfing zu denken, dass sie mich zum Narren hielt.“3
Im selben Jahr zeigte Vija Celmins ihre Arbeiten erstmals in einer Gruppenausstellung, die von den David Stuart Galleries in Los Angeles organisiert wurde.
1965 schloss Vija Celmins ihr Studium an der University of California, Los Angeles mit einem Master (MFA) ab. Danach unterrichtete sie für einige Monate Kunst, unter anderem am California State College (heute: California State University), Los Angeles.
Werke
Vija Celmins gilt neben Audrey Flack als bedeutendstes weibliches Mitglied des Hyperrealismus (→ Hyper Real) und als eine der wichtigsten lebenden nordamerikanischen Künstlerinnen überhaupt. Im Gegensatz zu jener Kollegin ist ihre Farbpalette so gut wie ausschließlich schwarz-grau-weiß, worin sie es im Laufe der Jahrzehnte zur höchsten Meisterschaft im Bereich der Nuancen von Licht und Schatten gebracht hat. Auch werden ihre Werke durch eine gewisse baltische Wehmut, sogar Tragik geprägt. In ihrer Nostalgie und ihrem Bewusstsein des Exils ist Vija Celmins gewissermaßen „die“ Jonas Mekas ihres Fachs.
Nachdem Vija Celmins während ihrer Studienzeit die Abstraktion aufgegeben und zur Figuration zurückgekehrt war, gingen ihr 1965/66 die Gegenstände aus, die sie in ihren Gemälden als Motive verwenden wollte. Deshalb wandte sie sich Fotografien aus Zeitschriften und Büchern zu. Auf deren Grundlage entstanden Werke wie „Burning Plane“ oder „Time Magazine Cover“. Sie schuf erste Skulpturen, bei denen sie sich auf die Bemalung der Oberfläche konzentrierte. Diese Objekte bezeichnete die Künstlerin als „dreidimensionale Malereien“. Mitte der 60er Jahre sammelte Celmins auch Fotografien und Zeitungsausschnitte über den Krieg, die aber erst drei Jahre später als Vorlagen für ihre Zeichnungen dienten.
„Damals hatte ich auch das Gefühl, ganz alleine da draußen zu sein, und ging in meine eigene Vergangenheit zurück. Ich fing an, mich mit einigen Bildern aus meiner Kindheit zu beschäftigen. […] Ich hatte Zeitungsausschnitte gesammelt. Ich streifte durch die Stadt, kannte niemanden, und beschaffte mir kleine Bücher über den Krieg, weil das irgendwie nostalgisch war.“4
Im Jahr 1967 hatte Vija Celmins ihre erste Einzelausstellung in den David Stuart Galleries, in der auch erste Werke verkauft wurden. Das Werk „Burning Man“ (1968) sollte Celmins’ letztes farbiges Gemälde sein. Sie wandte nicht nur der Farbe, sondern auch der Ölmalerei den Rücken zu. In den nächsten 15 Jahren würde sie keine Bilder mehr malen, sondern sich hauptsächlich der Bleistiftzeichnung widmen.
„Ich kam zu dem Schluss, dass Farbe wirklich widerwärtig war, sie war zu räumlich, zu brutal, zu sehr Ausdruck ihrer selbst.“5
Bleistiftzeichnungen
Vija Celmins fing 1968 an, auf Spaziergängen mit ihrem Hund Lācīte am Strand von Venice den Ozean zu fotografieren. Es waren die ersten eigenen Fotografien, die ihr als Vorlagen für Zeichnungen dienten – ein Wendepunkt in ihrem Œuvre. Es waren Celmins erste Arbeiten, bei denen eine Oberfläche die gesamte Bildfläche füllte, ohne dass Anfang oder Ende zu erkennen waren. So verfuhr die Zeichnerin auch mit weiteren Motiven, darunter dem Nachthimmel. Die entstandenen Bilder werden als „impossible images [unmögliche Bilder]“ bezeichnen. Celmins beschreibt das Bildmotiv und zugleich die flache Bildebene. Dafür erhielt sie den Cassandra Foundation Award.
Vija Celmins wurde ab 1969 von der Mizuno Gallery in Los Angeles vertreten. Diese verkaufte alle Werke aus ihrer ersten Ausstellung. Die Galerie Riko Mizuno wurde für die Künstlerin sehr wichtig, da sie Celmins die japanische Kultur, allen voran die Literatur, nahebrachte. Der semi-autobiografische Roman „Bekenntnisse einer Maske“ von Yukio Mishima war das erste japanische Buch, das sie las.
Im selben Jahr entstanden Zeichnungen der Mondoberfläche, für die Celmins Fotografien der NASA-Mondsonden als Vorlage benutzt. Auch hier war sie besonders die an der Oberfläche interessiert.
„Sobald ich die Oberfläche in meine Arbeit einbezogen hatte, fand ich sie überall: Meeresoberflächen, Wüstenoberflächen, die verstreuten Sterne usw.; sie dazu zu bringen, in einem anderen physischen Raum an ihrem Platz und real zu bleiben, war der Part der Kunst, der emotionale Part.“6
Nach weiteren Erfolgen erhielt Celmins 1971 ihr erstes Kunststipendium vom National Endowment for the Arts (NEA). In den folgenden Jahren nahm sie an mehreren Gruppenausstellungen teil und das Museum of Modern Art in New York erwarb 1972 zum ersten Mal ein Werk von Celmins – die Zeichnung „Untitled (Ocean)“ von 1970.
Im Jahr 1973 unternahm Celmins Ausflüge in die Wüste; das Death Valley in der kalifornischen Mojave-Wüste wurde ihr bevorzugtes Ziel. In der kleinen Stadt Arroyo Seco, New Mexico, mietete Celmins für ein paar Monate ein Haus. Sie zeichnete viel, unter anderem die Oberfläche des Wüstenbodens, den sie bei ihren Ausflügen fotografierte. Dort entstanden auch die ersten Zeichnungen des Nachthimmels nach Satellitenaufnahmen.
„Natürlich gibt es in New Mexico großartige Nachthimmel. Außergewöhnliche. Doch war es für mich zu aufregend, direkt vom Himmel auszugehen: Mir gefiel die Tatsache, dass er auf einem gefundenen Foto schon flach war.“7
Das Whitney Museum of American Art in New York widmete Vija Celmins die erste Einzelausstellung mit zwölf ihrer Ozean-Zeichnungen (4.10.–4.11.1973).
Celmins zog 1975 mit ihrem Partner nach Big Sur, Kalifornien. Sie lernte den tibetischen buddhistischen Mönch Chögyam Trungpa Rinpoche kennen, der ihr die Meditation näherbrachte. „Zen Mind, Beginner’s Mind [Zen-Gewar – Anfänger-Gewar]“ von Shunryu Suzuki war ein wichtiges Buch für Celmins, allerdings wurde sie nie praktizierende Buddhistin.8
Nach dem Ende einer Beziehung zog sich Celmins zurück und besuchte regelmäßig die Wüste von New Mexico (1977–1980). Sie kaufte ein Stück Land in Ranchos de Taos, wo sie viel Zeit verbrachte.
To Fix the Image in Memory
Die Künstlerin begann an der Skulptur „To Fix the Image in Memory“ zu arbeiten, für die sie Bronzegüsse von in der Wüste gesammelten Steinen anfertigte und diese nach den Originalen bemalte. Nach vielen Jahren arbeitete sie wieder in Öl.
„Bei diesem Stück ging es um das Verbrauchen [von Zeit], es dauerte vielleicht fünf Jahre, das Werk fertigzustellen. Doch war es nicht so, dass ich die ganze Zeit gearbeitet hätte. Ich konnte die Arbeit daran nicht ertragen. Doch als ich sie wieder aufnahm, war es, als würde ich wirklich die Natur beobachten, für eine lange, lange Zeit, eine Art Meditation. Und auch eine Art Test, zu sehen, was meine Augen sehen konnten; ein, wie ich meine, Test der Vorstellungskraft, den du sehen kannst und dir auf einer anderen Oberfläche wieder vorstellst.“9
Das Newport Harbor Art Museum (heute: Orange County Museum of Art) in Newport Beach, Kalifornien, organisierte 1979 die erste Retrospektive der Künstlerin mit rund 60 Werken.10 David McKee, der die Ausstellung in Newport gesehen hatte, konnte Celmins für die McKee Gallery in New York gewinnen. Vorerst lebte die Künstlerin aber noch in Los Angeles.
New York
Celmins unterrichtete im Sommer 1981 an der Skowhegan School of Painting and Sculpture in Madison, Maine. Sie entschloss sich, nach New York zu ziehen, und tauschte ihr Atelier mit der Künstlerin Barbara Kruger, die in Los Angeles eine Professur angenommen hatte. 1989/90 erwarb Celmins ein Loft in New York.
Ab 1982 lebte Vija Celmins in New York, kehrte aber regelmäßig nach Los Angeles zurück, um in der renommierten Druckwerkstatt Gemini G.E.L. Grafiken drucken zu lassen.11 Dort arbeitete sie hauptsächlich mit Doris Simmelink und Chris Sukimoto zusammen, die ihr bei ihren Experimenten in vielen unterschiedlichen Drucktechniken halfen.
Über einen Freund von Riko Mizuno erhielt sie eine Hündin aus Japan. Celmins nannte sie Zīlīte, lettisch für „Eichel“.
Mit „Star Field III“ (1983) endeten die langen Jahre, in denen Celmins nur zeichnete. Sie meinte, alle Möglichkeiten des Grafits und der Kohle ausgeschöpft zu haben.
„Die Arbeit an ‚Star Field III‘ dauerte etwa ein Jahr. Es war eine fantastische Zeichnung, allerdings dachte ich, dass ich bei einer weiteren verrückt wurden würde. Tatsächlich habe ich drei gemacht, dann habe ich ganz mit dem Zeichnen aufgehört.“12
In einer von der McKee Gallery in New York ausgerichteten Einzelausstellung zeigte Vija Celmins Skulpturen, Gemälde und Zeichnungen des Nachthimmels.
Nachthimmel
Im Jahr 1985 begann Celmins ihr erstes großes Gemälde nach ihrer langen Malpause: „Barrier“ leitete eine Serie von Darstellungen des Nachthimmels ein, der eines der wichtigsten Motive in ihrem Werk wurde. Die Abstraktheit des Sujets faszinierte die Künstlerin.
„Es [„Barrier“] kann vielleicht Staub ähneln, der herabfällt, oder fallendem Schnee. Bei den Bildern von Nachthimmeln war es auch sogar so, dass das Bild etwas mehr abstrakt und etwas weniger spezifisch wurde.“13
Von nun an konzentriert sie sich wieder auf die Malerei:
„Ich meine, dass ich mich auf eine Dichte hinbewegte, die der Grafit nicht mehr bewerkstelligen konnte. Und mit der Malerei war es, wie ich denke, natürlich so, dass sie viel geschmeidiger war. […] Die Farbe war also auf eine völlig andere Weise flüssig und lebendig.“14
Die McKee Gallery organisierte 1988 Celmins’ erste Ausstellung mit Malerei seit den 1960er Jahren.
Spinnennetze und der Nachthimmel in Weiß
Im Jahr 1992 malte Vija Celmins eine Serie von Bildern, für die ihre Alltagsgegenstände als Vorlage dienten. So malte sie unter anderem die Oberfläche eines Holzstücks detailliert und aus nächster Nähe ab. Diese Werke stellte sie in einer Ausstellung in der McKee Gallery aus, zusammen mit dem Gemälde eines Spinnennetzes.
„Im Museum für Naturkunde fand ich einige wissenschaftliche Darstellungen von Spinnennetzen. Sehr aufregend. Ich dachte, dass diese Netze den Raum beschrieben, den ich schon immer beschreiben wollte – eine Oberfläche mit kleinen Facetten, die exakt jede Schnittstelle erfassen und dokumentieren; eine Oberfläche, die bewohnt war.“15
Nach einer zehnjährigen Pause vom Zeichnen begann Celmins 1994 wieder mit Kohle zu arbeiten. Das Material ist formbarer als Grafit und erinnerte sie an Farbe.
Als die Künstlerin 1997 wurde mit dem MacArthur Fellowship ausgezeichnet und konnte sich Celmins ein kleines Haus in Sag Harbor auf Long Island, New York, kaufen. Neben Arbeiten vom Nachthimmel schuf sie nun eine kleine Gruppe von Werken, die auf Bildern von Spinnennetzen basieren (1998).
Vija Celmins begann, mit farblichen Umkehrungen ihrer Nachthimmel zu experimentieren. In den seit 2000 entstehenden Arbeiten zeigte sie eine erste Abkehr vom Schwarz als dominante Farbe.
Blackboard Tableaus
Die Künstlerin mietete 2007 eine Scheune in der Nähe ihres Hauses auf Long Island, die sie als Atelier nutzte. Von nun an verbrachte sie mehr Zeit in Sag Harbor als in New York. Celmins begann mit der Arbeit an den „Blackboard Tableaus“.
Im Jahr 2016 adoptierte Celmins einen Kater namens Raymond.
Bridgehampton
Celmins zog endgültig in ihr Haus in Bridgehampton, New York, und begann in ihrem gerade renovierten Atelier zu arbeiten (2019–2022).
Celmins’ neueste Werken sind u. a. großformatige Gemälde von fallendem Schnee.
Fellowships, Mitgliedschaften, Preise und Auszeichnungen
- 1961: Fellowship der Yale University
- 1968: Cassandra Foundation Award
- 1971 und 1976: Artist’s Fellowship der National Endowment for the Arts
- 1996 Mitglied der American Academy of Arts and Letters
- 1997: MacArthur Fellow.
- 1998: Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
- 2004: Wahl zum Mitglied (NA) der National Academy of Design, New York
- 2009: Roswitha Haftmann Prize
- 2023: Praemium Imperiale
Ausstellungen
- 1973: Whitney Museum of American Art, New York
- 1980: Guggenheim Fellowship
- 1992: Institute of Contemporary Art, Philadelphia
- 1994: Institute of Contemporary Art, London
- 1997: Vija Celmins Retrospektive im Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main
- 2002: Metropolitan Museum of Art, New York; Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main
- 2006: Los Angeles County Museum of Art; Centre Pompidou, Paris
- 2011: „Vija Celmins: Wüste, Meer und Sterne“, Museum Ludwig, Köln
- 2015/16: Secession, Wien
- 2017: Teilnahme an der documenta 14, Kassel
- 2019: „Vija Celmins: To Fix the Image in Memory“ (Retrospektive), Met Breuer, New York
- 2023: „Vija Celmins / Gerhard Richter: Double vision“, Hamburger Kunsthalle
- 2024/25: „Vija Celmins“, Fondation Beyeler, Riehen b. Basel
Literatur zu Vija Celmins
- Vija Celmins, hg. v. Theodora Vischer und James Lingwood für die Fondation Beyeler (Ausst.-Kat. Fondation Beyeler, Riehen / Basel, 15.6.–21.9.2025), Berlin 2025.
- Vija Celmins | Gerhard Richter. Double Vision, hrsg. von Brigitte Kölle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, Köln 2023.
- Vija Celmins. To Fix the Image in Memory, hrsg. von Gary Garrels, Ausst.-Kat. San Francisco Museum of Modern Art; Art Gallery of Ontario, Toronto; Met Breuer (The Metropolitan Museum of Art), New York, New Haven und London 2018.
- Vija Celmins, Ausst.-Kat. Matthew Marks Gallery, New York, New York 2017.
- Vija Celmins. A Work of Imagination, Ausst.-Kat. Secession, Wien, Berlin 2015.
- Vija Celmiņa. Dubultā realitāte / Vija Celmins. Double Reality, Ausst.-Kat. Lettisches Nationales Kunstmuseum, Riga, Riga 2014.
- Eva Reifert, Die »Night Sky«-Gemälde von Vija Celmins. Malerei zwischen Repräsentationskritik und Sichtbarkeitsereignis, Bielefeld 2011.
- Vija Celmins. Wüste, Meer & Sterne / Desert, Sea & Stars, hrsg. von Julia Friedrich, Ausst.-Kat. Museum Ludwig, Köln; Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk, Köln 2011.
- Vija Celmins. New Paintings, Objects, and Prints, Ausst.-Kat. McKee Gallery, New York, New York 2010.
- Vija Celmins. Television and Disaster, 1964–1966, hrsg. Von Franklin Sirmans und Michelle White, Ausst.-Kat. The Menil Collection, Houston; Los Angeles County Museum of Art, New Haven und London 2010.
- Vija Celmins. Dessins / Drawings, Ausst.-Kat. Centre Pompidou, Paris; The Hammer Museum, Los Angeles, Paris 2006.
- Vija Celmins und Eliot Weinberger, The Stars, hrsg. Von The Museum of Modern Art, New York, New York 2005.
- Vija Celmins, London und New York 2004.
- Samantha Rippner, The Prints of Vija Celmins, Ausst.-Kat. The Metropolitan Museum of Art, New York, New Haven und London 2002.
- Vija Celmins. Works from the Edward R. Broida Collection, Ausst.-Kat. Museum of Fine Arts, Houston, Houston 2002.
- Vija Celmins, Ausst.-Kat. McKee Gallery, New York, New York 2001.
- Vija Celmins. Drawings of the Night Sky, hrsg. von Anthony d’Offay, London 2001.
- Vija Celmins. Drawing as Thinking: Extracts from Conversations and Notebooks, Ausst.-Kat. Anthony d’Offay Gallery, London, London 1999.
- Vija Celmins. Werke 1964–96, hrsg. von James Lingwood, Ausst.-Kat. Institute of Contemporary Arts, London; Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid; Kunstmuseum Winterthur; Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main, Köln 1997.
- Vija Celmins, Ausst.-Kat. Fondation Cartier pour l’art contemporain, Paris, Paris 1995.
- Vija Celmins, hrsg. von Judith Tannenbaum, Ausst.-Kat. Institute of Contemporary Art, University of Pennsylvania, Philadelphia; Henry Art Gallery, University of Washington, Seattle; Walker Art Center, Minneapolis; Whitney Museum of American Art, New York; Museum of Contemporary Art, Los Angeles, Philadelphia 1992.
- William S. Bartman (Hrsg.), Vija Celmins Interviewed by Chuck Close, New York 1992.
- Vija Celmins. A Survey Exhibition, hrsg. von Betty Turnbull, Ausst.-Kat. Newport Harbor Art Museum, Newport Beach; The Arts Club of Chicago; The Hudson River Museum, Yonkers; The Corcoran Gallery of Art, Washington, D. C., Los Angeles 1979.
- Vija Celmins. Matrix 19, Ausst.-Kat. Wadsworth Atheneum, Hartford 1976.
- Vija Celmins. Drawings, Ausst.-Broschüre Whitney Museum of American Art, New York, New York 1973.
Alle Beiträge zu Vija Celmins
- David Wootton, The Invention of Science. A New History of the Scientific Revolution, London 2015, Kapitel 7, s.v. Facts, S. 251–309.
- Vija Celmins in conversation with Anne Seymour, in: Vija Celmins. Drawings of the Night Sky, hg. von Anthony d’Offay, London 2001, S. 53–59, hier S. 54.
- Susan Larsen, A conversation with Vija Celmins, in: Journal. The Los Angeles Institute of Contemporary Art, Nr. 20 (Oktober/November 1978), S. 36–39, hier S. 37.
- Susan Larsen, A Conversation with Vija Celmins, in: Journal. The Los Angeles Institute of Contemporary Art, Nr. 20 (Oktober/November 1978), S. 36–39, hier S. 37.
- Susan Larsen, A conversation with Vija Celmins, in: Journal. The Los Angeles Institute of Contemporary Art, Nr. 20 (Oktober/November 1978), S. 36–39, hier S. 37.
- Vija Celmins (Ausst.-Kat. Riga 2014), S. 67.
- Vija Celmins in conversation with Anne Seymour, in: Vija Celmins. Drawings of the Night Sky, hg. von Anthony d’Offay, London 2001, S. 53–59, hier S. 54 f.
- Chronologie, in: Vija Celmins / Gerhard Richter. Double Vision, hg. von Brigitte Kölle (Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle), Köln 2023, S. 219–226, hier S. 221.
- Betsy Sussler, Interview with Vija Celmins, The Museum of Modern Art Oral History Program, New York, 18. Oktober 2011, S. 30 f. (letzter Aufruf: 13.9.2025).
- Jonas Storsve, Going from One Place to Another, in: Vija Celmins. Dessins / Drawings (Ausst.-Kat. Centre Pompidou, Paris; The Hammer Museum, Los Angeles), Paris 2006, S. 17–25, hier S. 23.
- Sieh: Chronologie, in: Vija Celmins / Gerhard Richter. Double Vision, hg. von Brigitte Kölle (Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle), Köln 2023, S. 219–226, hier S. 222.
- Vija Celmins und Simon Grant, Thinking Drawing, in: Tate, etc., Nr. 9 (Frühjahr 2007), S. 88–95, hier S. 94.
- Vija Celmins, in: Vija Celmins in conversation with Anne Seymour, in: Vija Celmins. Drawings of the Night Sky, hg. von Anthony d’Offay, London 2001, S. 53–59, hier S. 54.
- Vija Celmins in dem Film Vija Celmins. To Fix the Image in Memory, 2023, Min. 19:31–20:00.
- Vija Celmins, in: Vija Celmins und Simon Grant, Thinking Drawing, in: Tate, etc., Nr. 9 (Frühjahr 2007), S. 88–95, hier S. 94.




